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Published: January 19th 2008
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Unser Campingplatz in Mount Beauty
Ich wohne ganz rechts, im Zelt daneben Roland und im Wohnwagen Lukas. Das, was Euch vielleicht am meisten interessiert, direkt vorneweg: Zwischenzeitlich bin ich auch selbst endlich Drachen geflogen. So, aber ich fange mal vorne an, sprich da, wo ich das letzte Mal aufgehört habe.
Die Nacht nach der Siegerehrung in Forbes war kurz, was aber nicht schlimm war - den folgenden Tag verbrachten wir nämlich im Auto. Es ging zusammen mit Lukas, Roland und Theo von Forbes nach Mount Beauty (das ist überraschenderweise ein Ort, kein Berg!), etwa 500 Kilometer entfernt.
Am nächsten Tag ging direkt der Bogong Cup los, oder vielmer: Er sollte losgehen. Ich hatte ein neues Team, komfortablerweise nur aus zwei - dazu noch sehr netten - Piloten bestehend, Alex aus Brasilien und Jack aus den USA. Beide kommen zudem eigentlich immer im Ziel an. „Easy going“ für mich also. Nur machte uns direkt an den ersten beiden Tagen das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Sonnenschein, blauer Himmel, angenehm kühle 30 Grad (hey, in Forbes hatten wir 42 gehabt!), nur leider in der Höhe viel zu viel Wind. Daher wurden die ersten beiden Tage komplett abgeblasen, und wir waren zum Nichtstun verurteilt. Was aber auch nicht weiter schlimm war. Unser Campingplatz liegt direkt an einem schönen,
Unser Badefluss
Fließt direkt am Campingplatz entlang, man muss nur reinspringen. kühlen und sauberen Fluss, so dass wir die Tage mit Schwimmen und Faulenzen verbringen konnten. An einem der beiden Tage fuhren wir ins 30 Kilometer entfernte Falls Creek, hoch auf einem Berg gelegen, und überzeugten uns bei unserer Wanderung davon, dass der Wind WIRKLICH stark war. Unfliegbar sogar für die Profis vor Ort.
Am dritten Tag ging es dann endlich los: hinauf auf dem Mount Emu. Und den kann ich jetzt schon nicht leiden, obwohl ich noch nicht mal von ihm heruntergeflogen bin. Es ist eine ewig lange Auffahrt über eine extrem unebene Piste. Man ist fast 45 Minuten unterwegs. Oben angekommen, ist es brütend heiß, weil der Startplatz von Bäumen abgeschirmt wird. Dazu kommen unendlich viele Insekten, die nichts Besseres zu tun haben, als einen zu bekrabbeln, zu stechen oder zu beißen. Ich war froh, als ich wieder unten war. Das Fahren war denn auch keine schwierige Aufgabe, das Goal befand sich nur wenige Kilometer entfernt am Airstrip von Mount Beauty. Nicht dass die Piloten nur wenige Kilometer zu fliegen gehabt hätten, das nicht. Aber es war ein 115-Kilometer-Dreieck über Gundowring, Ovens und Running Creek, das meine beiden Jungs natürlich schafften!
Am nächsten Tag kam ich endlich
In Falls Creek
Da oben war es ganz ordentlich kühl und windig. Eigentlich wollten wir in dem See baden, aber das war bei den Temperaturen keine so gute Idee. mal dazu, den Drachen Probe zu fliegen, den ich mir kaufen wollte. Es ist ein Sting von Airborne, noch ziemlich neu und in wirklich gutem Zustand. Wir fuhren nach Mystic, wo auch den heutige Wettkampftag beginnen sollte. Jack und Alex fuhren mich früh auf den Berg, ich baute auf und startete. Jippiiieee!!! Endlich in der Luft!!! Der Flug war kurz, der Startplatz liegt nur 300 Meter über dem Landeplatz. So gut Start und Flug geklappt hatten, so schlecht war meine Landung. Im Endanflug machte ich mal wieder meinem Spitznamen „Turbostern“ alle Ehre, kachelte mit richtig viel Speed herein. Weil der Drachen für mich ungewohnt leichtgängig ist (ich flog blöderweise auch noch ohne VG, wurde mir geraten, mache ich aber bestimmt nie wieder), schaukelte ich mich richtig auf. Dazu kam noch die nicht gerade ruhige Luft, es war immerhin schon Mittag. Ich bekam den Drachen aber in den Griff und machte eine sichere Radlandung.
Auf die Räder hatte ich bestanden, und schon hatten sie sich bewährt. Von den ganzen Superprofis hier fliegt natürlich praktisch niemand mit Rädern. Natürlich hatte auch Rohan, der mir den Drachen verkaufen wollte, keine dafür. Und leihen konnte ich mir auch keine. So bastelte mir Rohan
Blümchen in Falls Creek
Kein Kommentar, einfach nur schön! Holzräder. Was mir direkt den Spitznamen „Miss Flintstone“ einbrachte 😊.
Ach so, und natürlich haben nur zwei Personen meinen Bilderbuchstart gesehen, mindestens 20 aber meine miese Landung. Und so was spricht sich ja rum wie ein Lauffeuer. Na egal, ich werde denen schon noch zeigen, dass ich auch landen kann. An dem Tag war ich aber tatsächlich die Einzige, die geflogen war. Der Höhenwind (der mich am Start ja nicht betroffen hatte, sonst wäre ich auch nicht geflogen) war schon wieder so stark, dass der Tag kurzerhand abgesagt wurde und uns nichts übrig blieb, als den Tag mit Baden, Faulenzen und Schlafen zu verbringen.
Am nächsten Tag ging es wieder einmal auf meinen Lieblings-Mount-Emu. Geflogen wurden 108 Kilometer über Gundowring North, Gundowring Upper und nochmals Gundowring North nach Bullioh, nordöstlich von Mount Beauty gelegen. Ich flog an dem Tag nicht, die Bedingungen waren einfach zu hakelig. Der Start und der Flug wären wahrscheinlich noch irgendwie zu machen gewesen, spätestens mit der Landung wäre ich aber wahrscheinlich überfordert gewesen. Also fuhr ich meinen Jungs hinterher. Jack musste ich auf halber Strecke einsammeln, weil die Akkus seines Varios plötzlich leer waren. Er hatte noch 45 Minuten ohne gekämpft, dann aber
Hier ist der Beweis
Sooo windig war es, also an Fliegen war nicht mal im Traum zu denken! aufgegeben. Alex holten wir im Ziel ab, wo der Wind so stark blies, dass einige Piloten bei der Landung geradezu in der Luft standen.
Ein echtes Highlight war der Folgetag. Es ging auf den Mount Buffalo. Das ist ein riesiger Felsbrocken. Man baut auf den Steinen zwischen Bäumen und Büschen auf, was wirklich anstrengend ist und außerdem das Material ganz schön beansprucht. Also, ich war jedenfalls schon nach den Aufbauen ganz schön fertig. Zumal ich noch feststellte, dass mein VG-Seil im Steuerbügel verschwunden war. Dave half mir aber, es wieder herauszufrickeln. Und dann konnte es losgehen. Der Startplatz ist einfach grandios. Eine Rampe auf einer Klippe, die 300 Meter weit senkrecht abfällt. Der absolute Wahnsinn! Ich hatte einen schönen Wind von vorn und startete. Jihaaa!!! Es ging nach einer Weile ganz gut hoch - allerdings drehte ich nicht auf, sondern flog geradeaus zum Landeplatz. Zum einen hatte ich nicht viel Zeit, zum anderen war ich auch etwas aufgeregt, weil meine letzte Landung ganz schön wild gewesen war. Als ich - noch ziemlich hoch - über dem Landeplatz, einer Airstrip, ankam, war es 13 Uhr. Und ganz schön ruppig. Entsprechend hatte ich bei der Landung zu kämpfen, hatte auf der
Wenn's nicht fliegbar ist...
... kommt man schon mal auf den einen oder anderen dummen Gedanken ;-) Position Steigen und bekam im Endanflug zwei Mal ganz ordentlich einen verbraten. Die Landung ging dann sicher auf meine Holzräder, die sich ja schon bewährt hatten.
Adrien, der Fahrer des französischen Teams, sammelte mich ein. Als ich oben ankam, waren praktisch schon alle gestartet. Der Task ging über 166 Kilometer, über Boorhaman und Glenrowan nach Milawa. Alex sammelte ich unterwegs ein, die Bedingungen waren so schwach gewesen, dass er schlichtweg aufgegeben hatte. Zweimal hatte er 30 Minuten für 1.000 Meter Höhengewinn gebraucht. Jack war noch in der Luft, also gingen Alex und ich im nahegelegenen Wangaratta einen Kaffee trinken. Und Jack kämpfte. Nach sage und schreibe SIEBEN Stunden in der Luft landete er um halb acht abends im Goal. Und sagte augenzwinkernd, nun bekäme er mit Sicherheit den „Wheel Chair Award“.
Gestern bin ich nochmals in Mystic geflogen, diesmal, nachdem das ganze Feld den Startbereich verlassen hatte. Es zogen immer mehr Wolken auf, die Thermik wurde schwächer. Ich fand aber tatsächlich noch einen Bart und kreiste ein. Kurz darauf folgten alle Gleitschirmflieger, die am Berg unterwegs waren. Ich habe ihnen den Bart gezeigt und sie die ganze Zeit von oben gesehen, juchuuu! Der Flug währte allerdings nicht allzu
Akrobatik
Piloten können nicht nur fliegen, sondern auch Pyramiden bauen! lange, ich fand keine Thermik mehr und ging zur Landung. Und mir wurde einmal mehr klar, dass der Landeplatz nicht so ohne ist. Recht lang, aber nicht mehr als 30 Meter breit. Rechts und links hat es Baumreihen und Zäune. Man kann im Grunde genommen auch keinen Queranflug machen, sondern muss aus dem Gegenanflug über den Bäumen direkt in den Endanflug gehen. Und wenn der Wind quer zur Bahn weht, hat man keine Chance, gegen den Wind zu landen, das Feld wird dann einfach zu kurz. Ich war nur losgeflogen, weil ein Pilot von unten hochkam und mir berichtete, dass der Wind genau auf der Bahn stand. Die Landeeinteilung passte, allerdings hatte ich keine Zeit mehr, mich aufzurichten. Wieder mal eine Radlandung. Die ist hier allerdings wirklich nicht zu empfehlen, denn der Boden ist superhart und mit Steinen übersät. Diesmal habe ich mir ein blaues Knie geholt. Also nächstes Mal entweder auf die Haxen kommen oder Knieschützer anziehen!
Jack hatte sich nicht halten können und landete kurz nach mir. Zusammen machten wir uns auf den Weg, um Alex zu folgen. Er landete etwa 30 Kilometer entfernt bei einer Farm. Als wir ihn aufsammelten, begann es gerade zu regnen. An
Mein Drachen
Ein Sting von Airborne. Man achte auf die Flintstone-Holzräder! diesem Tag hatte es kein einziger Pilot ins Ziel geschafft. Wir wurden von den Farmern noch auf ein Bier eingeladen, dann ging es zurück nach Mount Beauty. Abends aßen wir mit dem französischen Team. Und ich finde es immer wieder faszinierend, wie international das hier alles ist. Gestern Abend wurde Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch gesprochen. Und das Bindeglied zwischen all diesen Menschen ist das Drachenfliegen. Irgendwie ist es eine eigene kleine Welt!
Was ich hier beim Bogong Cup übrigens wirklich nett finde, ist, dass jeden Morgen im Briefing verschiedenste „Sieger“ geehrt werden. Natürlich die ersten drei im Ziel vom Vortag. Aber auch Geburtstagskinder, Piloten, die eine besondere Landung hingelegt haben (beispielsweise auf einer Weide voller Stiere), oder Piloten, die es das erste Mal ins Ziel geschafft haben, oder, oder, oder. Es gibt dann jeweils kleine Gutscheine (beispielsweise für ein Essen) oder kleine Geschenke. Außerdem ist immer für Abendprogramm gesorgt. Es gab schon ein gemeinsames Barbie (also Barbecue) und eine Pool Party. Wenn kein Programm vorgesehen ist, verbringe ich den Abend meist mit meinem Team oder mit einer größeren Gruppe aus verschiedenen Teams.
Heute regnet es „cats and dogs“. Also ist kein Fliegen angesagt. Noch ein rest
Taskboard
Auf der Karte wird mit Hilfe eines Wollfadens die zu fliegende Strecke markiert. Die Piloten programmieren jeweils die GPS-Koordinaten in ihr GPS ein. day, und dann mal sehen, was in der nächsten Woche passiert. Übrigens: Meine Wenigkeit findet sogar auf
Corinnas Blog Erwähnung!
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Klaus
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Gratulation
Hi Du Nachwuchspilotin ;-)))), sogar im DHV Report wirst Du namentlich als Vorfliegerin erwähnt!!! Freue mich riesig für Dich!!! Das mit den Radlandungen scheint eine Neuentwicklung des Neuen Jahres zu sein, wobei ich das bei meinem Spyder Probeflug in Serrig in einer ca. 10-20 cm tiefen Wasserpfütze zelebriert habe ;-(((( Und das nur, weil ich die Kiste unbedingt über die Pfütze bringen wollte. Und dann ist sauber die Strömung abgerissen und ich hatte die Beine schön hinten.....Hat aber keiner gesehen, weil ich der erste am Landeplatz war und schnell zum Geburtstag meines Neffen musste. Zum Glück hatte ich Wechselplamotten dabei.... Die Kombination aus Thermikfliegen im Januar und unfreiwilliger Kneip-Kur mit geflutetem Helm ist allerdings nicht nachahmenswert ;-)) Wünsche Dir und den glücklichen Überwinterern weiter eine super Zeit und viele schöne Flüge mit sauberen Landungen. LG Klaus