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Published: January 2nd 2008
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Die Moyes Factory
... in Botany - so unscheinbar sieht sie aus, dabei werden da ja die Drachen der Toppiloten hergestellt! Den Nachmittag des 27. Dezember verbrachte ich recht relaxt. Dave musste arbeiten, unternahm aber dann einen kleinen Trip in die Stadt mit Michi (Friesenbichler, amtierender Europameister, hier nennen ihn alle „Micki“) und mir. Wir hatten Hunger, fuhren also zuerst einmal zum Fishmarket. Dort gibt es Fisch und Meeresfrüchte in allen Variationen, wunderschön ausgestellt. Gigantische Prawns bekam ich zu sehen! Wir holten uns etwas zu essen und setzten uns vor den Fishmarket ans Wasser, wo man sich wirklich vor den Möwen in Acht nehmen muss - die sind sehr frech und schnappen einem schnell einmal das Essen weg, wenn man nicht aufpasst.
Anschließend fuhren wir mit dem Auto ein wenig durch die Stadt. Es gibt sehr schöne Strände (beispielsweise Bondi Beach oder Bronte Beach), Grünflächen und Aussichtspunkte. Und natürlich sehr viel Wasser. Aber alles, was nicht direkt im Zentrum oder in der Nähe des Wassers ist, finde ich nicht so hübsch - es ist einfach eine große, nicht unbedingt gepflegte und wie ich finde auch etwas chaotische Stadt.
Dann begann der Kampf mit der Technik: Ich kaufte mir eine Prepaid Karte für mein Handy. Mit der Registrierung online funktionierte alles, nur konnte ich leider meine Kreditkarte zum Aufladen meines Kontos
Moyes Factory Türschild
Dass man vor der Moyes Factory steht, erkennt man erst, wenn man das Türschild anschaut. nicht registrieren und bekam eine ziemlich sinnfreie Fehlermeldung. Die Hotline war natürlich - wie konnte es auch anders sein - chronisch besetzt. Das Problem löste sich erst am nächsten Vormittag, als ich endlich bei der Hotline durchkam und sich herausstellte, dass das System keine nicht-australischen Kreditkarten akzeptiert. Von wegen Globalisierung! Also kaufte ich mir an einer Tankstelle gegen Cash einen Voucher, und, juchuuu, es funktionierte. Bis wir dann Sydney verließen und ich keinen Empfang mehr hatte. Grmpf.
Nach der kleinen Spritztour durch Sydney fuhren wir zurück zu Moyes, Dave musste noch arbeiten, und Michi bastelte ein wenig an seinem neuen Drachen herum. Ich unternahm noch einen kleinen Spaziergang und ließ mich anschließend ein wenig von einer DVD über Bill Moyes, den Gründer der Firma, berieseln. Dabei fielen mir dann die Augen zu, und ich schlief wie ein Murmeltier bis Sonnenaufgang.
Am nächsten Tag holte Dave morgens einen Piloten aus Kanada, Rob, ab. Außerdem traf noch Rob aus Holland ein. Mit Dave, Michi, Rob-Kanada und Rob-Holland startete ich gegen Mittag gen Blue Mountains. Unser Ziel war das 250 Kilometer entfernte Rylstone, wo es einen UL-Schlepp-Platz gibt. Für diese Strecke brauchten wir - inklusive einer kleinen Mittagspause - gut vier
In der Moyes Factory
Sooo viele Drachen, es ist das reinste Abenteuerland! Stunden. In Australien kommt man bei weitem nicht so schnell voran wie bei uns, weil viele Highways nur einspurig sind und durch Orte führen, so dass man nur schwerlich einen Schnitt von über 70 km/h schaffen kann.
Aber um 16 Uhr hatten wir unser Ziel erreicht. Und dann der große Moment: Ich schüttelte Bill Moyes die Hand. Ich weiß nicht, wie alt er ist, aber er ist nicht mehr der Jüngste. Jedoch ist er wohl das, was man einen Tausendsassa nennen würde: immer aktiv, und er kann es nicht ausstehen, wenn jemand herumsteht und nichts zu tun hat. Hat es auch nur den Anschein, als würde man sich langweilen, kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass er einem sofort einen Job aufs Auge drückt. Nun hatte ich ihn also persönlich kennen gelernt, einen der Wegbereiter der modernen Drachenfliegerei! Mehr über ihn findet man übrigens unter
www.moyes.com.au.
Michi, Dave und die beiden Robs bauten direkt ihre Drachen auf und ließen sich hochschleppen. Ich kam dann völlig unerwartet auch noch auf meine Kosten: Steve nahm mich mit auf einen kleinen Rundflug mit dem Dragonfly, einem Ultraleichtflugzeug. Die Runde war wunderschön, wir hatten eine traumhafte Aussicht. Und einmal flog sogar Michi
Auf dem Sydney Fish Market
Riesen Krebse, Garnelen und alles, was das Herz begehrt. mit seinem Drachen ganz knapp ans uns vorbei. Leider hatte ich die Kamera nicht schnell genug im Anschlag. Bei einem zweiten, kurzen Flug machte Steve mit mir noch ein paar Wingovers - wow, das hat gefetzt!!! Und spätestens jetzt war ich angespitzt, auch selbst wieder in die Luft zu kommen.
Abends gingen wir alle gemeinsam zum Chinesen essen, wo wir zwar superlange auf unser Essen warten mussten („just two minutes“, jaja, dehnbare Minuten), wo es aber wirklich lecker war. Als wir auf den Flugplatz zurückkamen, war Lukas gerade angekommen. Er war am späten Vormittag zu einem Streckenflug gestartet und hatte sich von seinem Landeplatz abholen lassen. Es gab noch ein Bier, und anschließend legten wir uns im Hangar schlafen. Ich glaube, ich habe nur wenige Minuten gebraucht, bis ich eingeschlafen bin.
Am nächsten Morgen gingen wir alle gemeinsam frühstücken und machten uns anschließend auf den Weg nach Canungra. Da Leroy mit dem Dragonfly hinfliegen wollte, sollte ich sein Auto fahren. Das erste Mal Autofahren in Australien, auf der linken Seite! Zum Glück hat der Wagen eine Automatik-Schaltung, so dass ich mich nicht auch noch auf das Schalten mit der linken Hand konzentieren musste. Aber das Fahren ging super,
Auf der Reise nach Rylstone
Kleinstadtidylle in Blackheath zumal es ja auch kaum Verkehr hat.
Nach eineinhalb Stunden trafen wir im 80 Kilometer entfernten Canungra ein. Nun lernte ich noch viele andere Piloten der Weltspitze kennen: Attila Bertok, Gerolf Heinrichs, Davis Straub - um nur einige zu nennen. Heute sollte ein Trainingstag sein. Also bauten alle zügig ihre Drachen auf, und anschließend gab es ein Briefing, bei dem die zu fliegende Strecke mit ihren Besonderheiten erklärt wird. Dann ging es los mit dem Schleppen, Pilot um Pilot wurde in die Thermik geschleppt, was sich unter den rumpeligen Bedingungen allerdings als gar nicht so einfach erwies. Aber schließlich waren alle in der Luft und machten sich auf den Weg.
Ich verbrachte meine Zeit mit meinen Fotos und dem Bericht und gammelte ein wenig herum. Abends ging es zum Dinner in die etwa 10 Minuten Autofahrt vom Airstrip entfernte Stadt Gulgong - es wurde ein sehr feuchtfröhlicher Abend 😉.
Der nächste Tag war für mich ein kompletter Gammeltag. Morgens gab es ein Briefing für die Piloten, bei dem Lukas eingangs noch einmal den genauen Ablauf eines UL-Schlepps erklärte (also wie man mit dem Drachen hinter einem Ultraleichtflieger schleppt). Das war eine gute Zusammenfassung, da ich voraussichtlich in
Daves Auto mit Gepäck
Lauter Geraffel für 5 Personen: Drachen, Gurtzeug, Gepäck... Forbes selbst wieder schleppen werde. Falls es der Zeitplan zulässt. Anschließend hatte ich nichts weiter zu tun, ich sah den Piloten beim Schleppen zu.
Einen Lock out wie aus dem Lehrbuch gab es zu sehen. Der Drachen driftete kurz nach dem Abheben nach rechts ab. Dem Piloten gelang es nicht, sich mit einer Hand auszuklinken, also musste er die Basis loslassen, um mit beiden Händen die Klinke zu betätigen. Dabei riss es ihm die Basis nach oben, und der Drachen schmierte über den rechten Flügel ab, nahm die Nase senkrecht nach unten. Ich sah ihn schon im Boden einschlagen. Aber der Pilot behielt die Nerven, gab Gas und fing den Drachen über dem Boden sauber ab. Uff!!! Offenbar hatten ihm schon im Vorfeld mehrere Piloten gesagt, sein Klinksystem sei gefährlich. Nun endlich wollte er sich ein neues besorgen.
Für mich gab es noch ein weiteres Highlight, ich lernte Bobby Bailey kennen. er baut zusammen mit Bill Moyes das Dragonfly und ist so etwas wie ein Schlepp-Gott. Er ist ein kleines, dünnes, runzeliges Männchen, aber super nett. Man sagt ihm nach, er könne wirklich jeden hochschleppen. Und wenn er ohne Drachen im Schlepp fliegt, ist er ein echter „Daredevil“.
Dave Seib & Bill Moyes
... vor dem Schlepp in Rylstone Der nächste Tag begann für mich wieder mit etwas Neuem: Ich ging zusammen mit Dave und Michi das erste Mal in meinem Leben Golf spielen. In Flip Flops. Dave hat eine komplette Ausrüstung und erklärte mir, wie das funktioniert. Ich glaube, ich habe mich gar nicht mal allzu doof angestellt. Jedenfalls hat es Spaß gemacht.
Als wir zurückkamen, brach die große Hektik aus. Schnell zusammenpacken, und dann Startvorbereitungen treffen. Die Piloten wollten nämlich von Gulgong aus ins etwa 300 Kilometer entfernte Forbes fliegen. Ich sollte Daves Auto fahren, mache mich noch mit GPS und Funk vertraut, und die Jungs begannen mit dem Schleppen. Allerdings waren die Bedingungen so ruppig, dass es im Endeffekt nur drei Piloten schafften, sich halbwegs auf Höhe schleppen zu lassen und dann auch noch wegzufliegen. Bei allen anderen mussten wir mit anpacken, die Drachen bei dem starken Wind wieder von der Startwiese zu tragen und in den Hangar zu bringen.
Unter den Wegfliegern war Michi. Dave und ich holten ihn etwa 40 Kilometer entfernt an einer Straße ab und fuhren dann gemeinsam nach Forbes. Die Klimaanlage war ausgefallen, und es wurde verdammt heiß im Auto. Dave heizte die kurvigen Straßen entlang wie ein
Dave beim Start in Rylstone
Sieht ganz einfach aus, war aber ganz schön rumpelig! Wahnsinniger. 130 km/h mit Hänger hinten dran sowie zwei Drachen und einem Fahrrad auf dem Dach. Und vor Kurven wurde kaum gebremst. So hin und wieder dann noch ein Blick auf die Karte oder auf das GPS in voller Fahrt... Schluck... Ich bin bestimmt nicht ängstlich, aber in der einen oder anderen Kurve habe ich uns dann doch im Straßengraben gesehen.
Aber es ging alles gut, wir kamen in Forbes an und trafen uns in einem Pub erstmal auf ein kühles Bier. Vicki Cain (Tochter von Bill Moyes) und ihr Mann waren schon da, und auch viele andere Piloten. Lukas nahm mich von der Kneipe aus mit zum Campingplatz, auf dem er auch wohnte. Wir bauten ganz schnell mein Zelt auf und fuhren dann verschwitzt und ungeduscht zurück in die Stadt, wo wir uns mit der gesamten Mannschaft zum Abendessen verabredet hatten. So ging ich also verschwitzt und dreckig ins neue Jahr 😉.
Euch allen wünsche ich einen guten Start ins Jahr 2008 - möge es glücklich, gesund und erfolgreich sein und so laufen, wie Ihr Euch das vorstellt. Und ich hoffe, Ihr habt Euch nicht zu viele gute Vorsätze ausgedacht!
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Klaus
non-member comment
Geil!!!
Hi Katha, das hört sich ja nun wirklich geil an. Ich wünsch Dir ein gutes neues Jahr und viele schöne Flüge. (habe die Antwort nicht als private message rausbekommen....) Wir hatten heute den letzten Tag Urlaub in Zell am See und da Schlitters so schön auf dem Weg nach Hause liegt ;-))) sind wir noch kurz ins Zillertal gefahren. Ich hatte vor zwei Wochen in Neumagen einen Steuerbügel verbogen (nach dem Flug: http://www.abschweb.de/abschweb.html?blanko/index.html) und wollte mal nen Spyder zur Probe fliegen. Leider war Föhn und jetzt habe ich einen Spyder in der Garage um den bei entsprechendem Wetter mal hier zu testen und dann, na schaun wir mal.... Viel Spaß und gute Flüge Klaus