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Published: April 21st 2011
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Schon vierzehn Tage sind wir nun an der südlichen Golfküste der USA von Corpus Christi/Texas bis in die Everglades nach Südflorida unterwegs.
Erster kleiner Höhepunkt unserer kilometerschweren Reise war das Space Center in Houston. Das Besucherzentrum war eher etwas zu us-amerikanisch aufgemacht und ein Lobgesang auf die Erfolge der amerikanischen Raumfahrtgeschichte mit Kinofilmen, Schaltung zur Kommandozentrale in Houston etc. Spannend aber war die Tour in das „richtige“ Johnson Space Center mit einem Gang durch die Mock-up-Halle. Mock-ups sind 1:1 Modelle der echten Space Shuttles oder Teilen der Internationalen Raumstation ISS und dienen den Astronauten zu Trainingszwecken. Das war schon prickelnd, die Einrichtungen, wenn auch hinter Glas, zu bestaunen. Leider lief mir kein braungebrannter, durchtrainierter Astronautenboy über den Weg…
In einer weiteren Halle war eine Saturn-Mondrakete in Echtgröße ausgestellt. Die Saturn-Raketen dienten dem Apollo-Raumfahrtprogramm der NASA. Die Dimensionen der Raketenantriebe sind schon enorm. Kerosin und flüssiger Sauerstoff sind der Treibstoff. Die fünf Raketentriebwerke benötigen 13 Tonnen Treibstoff pro Sekunde, die nach zweieinhalb Minuten dann auch schon verbrannt sind. Dann beträgt die Geschwindigkeit knapp 10000 Kilometer pro Stunde! Gigantisch.
Weiter ging es die Küste entlang bis in den Staat Louisiana. Wir wählten immer kleine Landstraßen oder auch Küstenverbindungen über Inseln
und Fähren. Nachdem wir am Straßenrand einen toten Alligator entdeckt hatten, richteten wir unsere Augen gezielt auf die kleinen Teiche und Tümpel neben der Straße. Und wirklich - an die dreißig Alligatoren haben wir bei langsamer Fahrt entdeckt. Beweis in der Bildanlage. Alligatoren haben im Vergleich zu dem amerikanischen Krokodil eine eher rundere Schnauzenform und bei geschlossenem Maul sieht man keinen Zahn des Oberkiefers herauslugen. Der Oberkiefer der Krokodile beißt zwischen den Unterkiefer und daher sind bei geschlossenem Maul auch obere Zähne sichtbar. Zudem ist ihre Hautfarbe brauner und die Schnauze eher spitz zulaufend. Wir sahen die Alligator-Echsen aber eher mit geöffnetem Maul. Vermute, dass ihnen die Hitze auch ganz schön zusetzt. Die kleinen Graszonen zwischen dem Schilf waren regelmäßig von den gepanzerten Echsen besetzt. Schon ein ganz anderes Gefühl, diese Tiere in Freiheit zu sehen und nicht hinter Zoogittern.
Die nächsten beiden Tage fuhren wir immer dem Mississippi entlang und entdeckten einige alte Herrenhäuser der früheren Plantagenbesitzer, die inmitten großzügigen Gartenanlagen trohnten. Alte knorrige Eichen reckten ihre Äste über die Straße und spanisches Moos ragte als langes Gehänge von den Bäumen. Mir kamen Passagen aus dem Buch „Onkel Toms Hütte“ wieder in den Sinn. Zuckerrohr würde überall angepflanzt,
aber wo war nur die Baumwolle? Bis jetzt habe ich keine Anpflanzung gesehen. Die Bevölkerung in Louisiana ist mindestens zur Hälfte dunkelhäutig. Es bietet sich ein ganz anderes Straßenbild wie in Texas.
Und dann waren wir in New Orleans. Nein, erst einmal in Marrero auf der anderen Mississippi-Seite. Und wo? Na klar, auf einem Walmart-Parkplatz. Am nächsten Morgen starteten wir schon früh und fuhren auf die andere Flußseite. Zu Fuß machten wir uns auf in die Stadt. Im French Quarter lernten wir ein bisschen etwas über die frühe Besiedlung New Orleans. Wie der Name French Quarter auch sagt (Französisches Viertel), gehen tatsächlich einige Einflüsse auf Frankreich, French-Canada oder auch französisch sprechende Einwanderer aus der Karibik zurück. Obwohl die Ur-Besiedlung des Mississippi-Deltas natürlich aus Indianerstämmen, wie z. B. den Cheyenne, bestand. Im Jean-Lafitte-Nationalpark lernten wir nicht nur etwas über die frühen Besiedler, sondern auch über die typischen Bauformen. Gußeiserne vorgesetzte Balkone fielen mir schon in das (Photo-)Auge. Außerdem wurde das sogenannte „Shotgun-Haus“ vorgestellt. Eine simple Hauskonstruktion. Eine Eingangstür und daneben ein oder mehrere Fenster bildeten die Hausfront des einfachen Bungalows. Dann zog sich das schmale Haus nach hinten in das Grundstück und bot so mehreren nacheinander angeordneten Räumen Platz. Charakteristisch
dazu eine hintere Tür in den Garten, parallel zur Eingangstür, was den Namen Shotgun besagte. Eine durch die vordere Tür abgeschossene Kugel würde prompt wieder ihren Austritt auf der Rückseite des Hauses finden…
New Orleans – die Stadt des Jazz
Nicht nur in New Orleans fand der Jazz einen guten Nährboden. Aber so um die Jahrhundertwende war New Orleans die größte Stadt im Süden mit etwa 300 000 Einwohnern und ein bedeutender Welthafen dazu. Da gab es die Einflüsse der Franzosen mit ihren engen Verbindungen zu Zentralamerika, was der Musik einen lockeren Touch verlieh. Dann der karibische Einfluss mit dem lebensfröhlichen Hang zu Fest und Tanz. Dazu die religiösen Elemente des Gospels. Marching brass bands (Blasmusik-Bands, die durch die Straßen marschierten) hatten eine lange Tradition und nahmen mehr und mehr neue Formen wie Ragtime in ihr Repertoire auf. Bekannte New Orleans-„Kinder“ waren neben vielen Anderen George Lewis und Louis Armstrong.
Wir waren wieder einmal zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort: Ob Blues, Swing, Ragtime, Jazz oder Rock – verteilt über das French Quarter konnten wir auf verschiedenen Bühnen einen musikalischen Querschnitt auf dem French Quarter Festival erfahren. Noch mehr Spaß machte es zu erleben, wie die Zuhörer die
Musik in sich aufnahmen und im Tanz interpretierten. Lebensfreude pur.
Ein Jahr nach der Ölkatastrophe auf der Deepwater Horizon
780 Millionen Liter Rohöl sollen schätzungsweise in den Golf von Mexiko geflossen sein, nachdem die Bohrinsel Deepwater Horizon vor etwa einem Jahr explodierte. Davon war hauptsächlich die Küste von Louisiana betroffen. Elf Mitarbeiter sind bei US-Amerikas größter Ölkatastrophe ums Leben gekommen. Was ist im vergangenen Jahr geschehen? Wie ist Umwelt, Wirtschaft und die Bevölkerung davon noch betroffen?
Wir haben einige Küstenteile bei unseren Joggings am Strand ganz genau unter die Lupe genommen. Doch wir konnten keine Spuren der Ölverseuchung mehr entdecken. Zeitungsberichte schildern, dass die Auswirkungen auch geringer als befürchtet sein sollen. Dennoch traf es die Fischfangindustrie hart und man kann sich die sozialen Probleme vorstellen, wenn arbeitslose Väter lange Zeit ohne Aussicht auf Job zu Hause sind… Die Ölpest wurde mit Chemikalien bekämpft, die den zusammenhängenden Ölteppich abspalten sollten, damit Mikroben besser die Restteile verarbeiten können – sagt man. Die Strände sind längst gereinigt und tote Tiere beseitigt. Ein Teil der Ölpest wurde natürlich an Land gespült und hat sich dann auch im Uferzonenbereich abgesetzt bzw. sickerte in tiefere Schichten. Es bleibt abzuwarten, inwiefern sich hier zukünftig Probleme
für Flora und Fauna ergeben. Teilweise gräbt man diese Schichten zur Sanierung ab. Experten warnen davor, dass die nächste Ölkatastrophe nicht fern ist…
Tatsächlich hat man noch nicht an einer Verbesserung der Absperrventile gearbeitet. Auch wurden andere Sicherheitssysteme bis jetzt nur an Land getestet. Den US-Amerikanern ist der Benzinpreis aber wichtiger als alle ökologischen Bedenken um die Erdölförderung. Mittlerweile kletterte der Benzinpreis schon über die 4 Dollar-Marke für 1 Gallon (3,8 l). Das entspricht einem Literpreis von ca. 0,73 Euro.
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