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Published: June 18th 2018
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So schön das Reisen auch ist, manchmal komm ich mir am anderen Ende der Welt ziemlich abgeschottet vor - vor allem an Regentagen wie diesen. Die häufigste aller Fragen die ich gestellt bekomme, ist wie ich meine Destinationen auswähle. Meine Antwort: Nach dem Wetter. Und nach dem Gesichtspunkt war diese Woche im Yucatán leider ein Griff ins Klo. Die Vorteile der Reiserei liegen auf der Hand: Ich sehe viel, habe tolle Erlebnisse, lerne rasend schnell eine neue Sprache, treffe spannende Leute, bekomme tagtäglich neue Impulse... aber es gibt auch Nachteile. Vor allem jetzt wo es seit sechs Tagen in Strömen regnet fühlte ich mich am dritten Tag Zuhause etwas eingesperrt in diesem idyllischen Dorf. Natürlich konnte ich mich trotzdem frei bewegen, ich drehte auch tagtäglich meine Runden durch den Ort, aber bei diesem Unwetter gibt es hier wirklich nichts zu tun. Abwarten und Tee trinken ist zwar ein schönes Prinzip das mir meistens sehr leicht fällt, aber nach vielen Stunden lesen, sinnieren und schreiben hätte ich dann doch gerne wieder Auslauf und etwas Sonnenschein... Genug gejammert.
Was also macht Bea an solchen trüben Regentagen?
Zuallererst nutze ich natürlich die Zeit um viel abzuarbeiten und wenn möglich auch
Ein Mexikaner im Regen...
...mit Plastiksack über den Schultern und Plasticksackerl über dem Hut vorzubereiten für die Tage an denen ich wieder mehr unterwegs sein werde. Der Nachteil:
Wer in den Wald hineinruft... (mehr Arbeit resultiert in noch mehr Arbeit)
Ich treffe auf meinen Erkundungstouren immer wieder ein paar Einheimische in den Straßen (die sich wundern warum diese hartnäckige Touristin bei dem Wetter allein draußen unterwegs ist) die freundlich lächeln und grüßen. Ich erfreue mich an klatschnassen Straßenhunden die mich anwedeln, wenn ich ihnen Hundefutter gebe. Ich erkundschafte kleine Cafés und Läden (hier gibt es hauptsächlich Silberschmuck, traditionelle Maya-Blusen und Lederwaren neben den Dingen des alltäglichen Bedarfs). Ich hab mich auch auf den Weg zum ortseigenen Cenoten gemacht (Cenote Zaci), dort im Restaurant mit Ausblick in die Höhle hat es mich dann ordentlich eingeregnet.
Ich nutze die Zeit um mir ganz oldschool Informationen einzuholen. Das heißt: raus in den Regen, zum Busbahnhof gehen und nach Fahrtzeiten und Routen fragen, zu den privaten Express-Bussen gehen (die heißen hier
vans) und auch dort anfragen. Und dann verbringe ich noch viel Zeit in der Küche, bereite meine Gerichte nach PALEO-Prinzipien zu und versuche mich an neuen Zutaten aus dem Garten oder vom Markt. Unter anderem stand da schon auf meinem Speiseplan: Bananenbratlinge mit Chia und
frischer Mango und Ananas (die kleinen Bananen sind aus dem Garten und schmecken sehr frisch, ein bisschen nach Apfel) gebraten in Kokos-Mandel-Butter; fangfrischer Oktopus gebraten in Olivenöl, Knoblauch und Chili angerichtet mit Zucchini, Tomate und Koriander; in Olivenöl gebratene Garnelen mit Chaya, Knoblauch, Espirulina-Algen und Halloumi-ähnlichem Käse, Avocado mit pochiertem Ei, Gemüsebratlinge mit Chaya, Karotte, Zucchini und Ayote...
Das ultimative Highlight meiner Regenaktivitäten war der Besuch einer Solegrotte im nahegelegenen Boutique Hotel Zentik Project. Hier kann man (die meiste Zeit ganz allein) hervorragend entspannen, bei 23°C Wassertemperatur plantschen und auch den Garten und Outdoor-Pool genießen. Definitiv ein geeignetes Schlechtwetterprogramm. Am nächsten Morgen um 07:30 fand auf der überdachten Dschungelterrasse eine Yoga-Klasse statt, auch die habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen - auch wenn mich der Spaziergang dort hin eine halbe Stunde durch den strömenden Regen führte und ich trotz Regenschirm klatschnass angekommen bin.
Nicht unbedingt regengeeignet aber ich wollte es trotzdem sehen: die Ausgrabungsstätte Ek Balam und der Cenote X'Canche. Mt einem
collectivo Taxi fährt man gute 30 Minuten für umgerechnet günstige 2,50€ dort hin - allerdings muss man warten bis das Taxi voll besetzt ist oder die restlichen Plätze aufzahlen. Ich hatte Glück, mein Taxi war
binnen 10 Minuten voll. In Ek Balam angekommen, geht man am Haupteingang (und Kassenhäuschen) vorbei und zahlt erst bei der allerletzten Kontrolle. Dort kostet das Ticket nämlich nur 150 Pesos statt 230. Ek Balam ist eine sehr gut erhaltene Maya-Ausgrabungsstätte und etwas nahbarer als beispielsweise Chichén Itzá da man hier die Ruinen auch begehen darf. Außerdem hat man vom höchsten Gebäude, dem Tempel
el trono, einen tollen Ausblick über den Dschungel, an klaren Tagen anscheinend auch bis Chichén Itzá und Cobá, einer weiteren Ausgrabungsstätte. Im Cenote X'Canche, der eine gute 30-Minuten-Wanderung von der Ausgrabungsstätte entfernt liegt, verbrachte ich eine Stunde in kompletter Ruhe, eins mit der Natur, den Vögeln und den Fischen. Es war unbeschreiblich.
Cenoten zählen in der Maya-Kultur als „Geschenk der Götter“. Es wird vermutet, dass es auf der Yucatán-Halbinsel rund 10.000 Cenoten gibt, einige der bekanntesten hier rund um Valladolid. Ich war die erste Besucherin des Tages, an einem Regentag wie diesem hat sich sonst wohl niemand so früh hier her getraut. Etwas später fanden sich dann doch noch vereinzelt ein paar Mutige dort ein - und ich hatte schon eine dunkle Vorahnung, dass mein
collectivo zurück nicht sofort abfahren würde. Tatsächlich sagte mir der Fahrer,
dass wir noch nicht abfahren könnten, denn ich wäre die erste Person die wieder aus dem Gelände heraus kommt. Also war tatsächlich erstmal Warten angesagt. 20 Minuten später hatte ich das Glück, dass zwei Niederländer aus der Ruine kamen, die mich in ihrem Mietwagen wieder mit nach Valladolid nahmen. Auf das Taxi hätte ich wohl noch lange warten können…
Seit Tagen versuche ich außerdem eine Free-Walking-Tour und eine Cenote-Fahrradtour durch den Ort zu machen, der Dauerregen hat das allerdings leider nicht zugelassen. Des weiteren stand auf meinem Wunschzettel die Video-Mapping Lichtershow im
Convento de San Bernardino, eine der wichtigsten Franziskaner-Kirchen weltweit aus der Zeit der Christianisierung der Maya im 16. Jhdt. Als ich zum ersten Mal den Versuch gestartet hatte, bin ich bei einer (sehr gut besuchten!!) Prozession gelandet. Die Menschen waren sehr erfreut über meinen Besuch, man bat mir Essen und Gesellschaft an... dabei wollte ich doch eigentlich - ganz Touri - nur die Lightshow sehen. Am nächsten Abend ist der Versuch dann geglückt und ich gönnte mir eine Geschichtsstunde über die Stadt Valladolid bunt projiziert auf das Convent, das war auf jeden Fall eine gute Unterhaltung.
Vor meiner Abreise morgen früh habe ich noch alles Überlebensnotwendige
gepackt: Neem, Muicle, Nemax und Moringa aus dem Garten (
siehe mein letzter Blog zum Verständnis); Zimt, Chia, Rohkaokao, Leinsamen und Mandeln von der
graneria - einem kleinen Geschäft, mein Wunderland, das Trockenwaren wie Getreide, Körner, Samen, Bohnen, Gewürze etc. nach Füllmenge verkauft.
Andere Mexico-Touristen füllen ihre Koffer mit bunten Souvenirs, ich fülle meine mit Superfoods. Ihr könnt mir jetzt schon Glück wünschen beim Zoll
Morgen geht es aber erstmal ab auf die Insel. Ich sehne mich nach Sonne. Noch ein paar Tage Strand vor meiner letzten Etappe: Toronto!
>> Weitere Fotos gibt es wie immer weiter unten.
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