Bacalar und die Riviera Maya : ein kleines Stück vom Paradies


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February 10th 2020
Published: February 13th 2020
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Bacalar
Bacalar, einem kleines Fischerdorf, etwa 30 Minuten nördlich der Grenze zu Belize, wurde vor rund zwei Jahren, als ich zum ersten Mal über Reisen nach Mexiko recherchiert hatte, noch in keinem Reiseblog und keiner Reisewebsite großartig Platz eingeräumt. Dabei war es bestimmt schon immer wunderschön hier an dieser riesigen türkisfarbenen Lagune . Jetzt ist es aber auch hip hier, gibt es kleine Boutique Hotels, trendige Cafés und jede Menge Tripsdvisor Einträge. Dementsprechend sind auch die Übernachtungspreise gestiegen aber wir haben mit etwas Geduld und Glück ein richtiges Juwel gefunden. Ginny, eine ältere alleinstehende Amerikanerin, die vor 21 Jahren hierhin ausgewandert isst, hat auf einem großen Grundstück etwas außerhalb des Ortes aber direkt an der Lagune ein kleines Gartenparadies geschaffen, in dem drei kleine „Villen“ stehen, die sie für vergleichsweise wenig Geld vermietet. Jede Menge Privatsphäre, ein eigener Badesteg mit Hängematten direkt über dem Wasser und frei verfügbaren Kayaks und unsere kleine fast voll verglaste Villa mit schattiger Veranda, Liegestühlen mit Blick auf das türkise Wasser und einer Hängematte quer durch den Wohnraum gespannt, soll uns die nächsten Tage sehr glücklich machen. In Bacalar kann man jede Menge Wassersport machen oder einfach am Wasser entspannen, wobei man jedoch sagen muss, dass es nur wenig öffentliche Zugänge (insgesamt glaube ich nur zwei nicht private Badestege) zur Lagune gibt, und die wenigen Hotels mit „Seelage“ inzwischen auch sehr viel Geld nehmen. Wir nutzen die Stadt also nur für Einkäufe, Restaurantbesuche und um ein wenig zu Flanieren sowie um die insgesamt fünf Spielplätze an der Plaza zu nutzen. Neben den sich immer mehr entwickelnden Szenelokalen gibt es hier auch immer noch köstliches und vergleichsweise billiges Streetfood und da wir eine kleine Küche haben kaufen wir auch ab und zu für unser eigenes Mexikanisches Abendessen auf der heimischen Veranda frische Tortillas, die es hier an jeder Ecke gibt. Leider kommt das Angebot an Ausflügen und Wassersport für uns wegen der Kinder nicht in Frage aber wir nutzen täglich unseren ganz privaten Zugang zur Lagune zum schwimmen oder Kayak fahren im herrlich klaren und erstaunlich warmen Wasser. Auf Grund einer botanischen Besonderheit, der so genannten Stromatolithen, „lebender Steine“, die mehrere zehntausend Jahre alt und sehr fragil sind, darf man hier übrigens nur über diese Badestege ins Wasser gehen und nirgends vom Ufer aus schwimmen. Die Stromatolithen sind eine der ältesten Lebensformen der Erdgeschichte, binden sehr viel CO2 und sind ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems in dieser Lagune, die die gesamte Gegend bis ins 200 km entfernte Tulum mit Trinkwasser versorgt. Deswegen wird hier auch überall darauf hingewiesen, vor dem Baden nicht mal biologisch abbaubaren Sonnenschutz und Insektenmittel zu benutzen. Lasst uns hoffen, dass auf diese Weise dieses Paradies weiterhin bestehen bleibt auch wenn der Tourismus hier rasant wächst. Laut Ginny haben sich die Immobilienpreise in Bacalar in den letzten Jahren verachtfacht! Was leider nicht ausbleibt, ist unser Krankenhausbesuch Nummer 4 (und 5). Nachdem das Fieber bei Mats bilderbuchmäßig gesunken war und er auch sonst keine Symptome zeigte, schnellte es plötzlich eines nachts nochmal auf 39,4 Grad hoch, was uns – auch nach Rücksprache mit Janina- nicht geheuer war und so finden wir uns mangels naheliegender Alternativen am nächsten Morgen mal wieder im öffentlichen Hospital von Bacalar wieder. Hier scheint heute „bring dein Kind zum Arzt-Tag“ zu sein, denn es springen dutzende Kinder herum und die Ambulanz ist gerammelt voll. Als wir nach zwei Stunden Wartezeit genau zwei Nummern hochgerutscht sind, von Platz 14 auf Platz 12 und dann noch erfahren müssen, dass gar kein Kinderarzt im Haus ist sondern lediglich ein Allgemeinmediziner unseren Säugling untersuchen wird, gehen wir wieder. Ginny hatte uns als Alternative die übliche Privatklinik in Chetumal, etwa 40 Minuten entfernt empfohlen. Dort soll es definitiv einen Kinderarzt geben, denn auch nach einigem Herumtelefonieren ihrerseits mit Bekannten und Freunden, die selbst Kinder haben, ist in ganz Bacalar kein Pädiater zu finden. Ginny ist so lieb und bietet an, mich und Mats nach Chetumal zu fahren, sie muss dort eh etwas erledigen, könnte für mich etwas dolmetschen wenn nötig und Dennis und Marlene könnten sich so lange einen schönen Mittag am Wasser machen und müssten mich nicht begleiten. Das Angebot nehme ich gerne an. Und während Mats die gesamte Fahrt verschläft erzählt mir Ginny ein paar Anekdoten über ihr Leben in Mexiko. In der wie bereits bekannt überklimatisierten und mega modernen Privatklinik wird Mats auch wieder so mittelmäßig gründlich untersucht und mir dann mitgeteilt, dass er immernoch die gleiche Virusinfektion habe. Meine Bedenken, er könnte sich bei Marlene angesteckt haben und die Tatsache dass das eigentlich bereits vollständig abgeklungene Fieber wieder aufgeflammt war, werden hier nicht so ernst genommen und am Ende bin ich nicht wirklich befriedigt und denke mir, dass wir uns diese Fahrt hätten sparen können. Zumal wir nur wieder eine neue Packung pinkfarbener Paracetamol-Tropfen verschrieben bekommen und gegen seinen Husten ein Mittel von dem sich zurück in Bacalar dank google rausstellt, dass es ein Mittel gegen Heuschnupfen ist und auch nicht bei Kindern unter sechs Jahren angewendet werden soll. Na super. Das wandert direkt in die Mülltonne. Immerhin bekommen wir diesmal eine Quittung über diesen wenig glorreichen Arztbesuch. Zum Glück normalisiert sich der Zustand von Mats von alleine bald wieder und wir haben noch ein paar sorglose Sommertage in Bacalar. Nach vier Tagen geht es weiter zu unserer letzten Station mitten ins touristische Herz der Riviera Maya, nach Akumal. Nur 25 Kilometer von Tulum entfernt soll es hier eine seichte kleinkindgeeignete Badebucht geben und hier wollen wir die letzten vier Tage unserer Reise verbringen.Da sich hier 100 Kilometer lang ein schickes Resort an das andere reiht, haben wir wieder eine kleine günstige „Dschungelunterkunft“ etwa 6 km von Akumal entfernt gebucht. Die hat allerdings nichts mit der in Chunhuhub gemeinsam, es handelt sich um ein kleines schickes, voll klimatisisertes Loft mit eigener Terrasse und Outdoor-Whirlpool, die zwar auch mitten im „Dschungel“ am Ende einer privaten Schotterpiste auf dem Gelände einer Ranch liegt, aber alle Annehmlichkeiten der Zivilisation inklusive Wlan, Waschmaschine und Netflix bietet. Und außerdem noch zur hellen Freude einer jungen Dame, eine eigene Schaukel an einem alten Baum im Garten. Hier fühlen wir uns pudelwohl, kochen abends gemeinsam und verbringen den Abend sobald die Kinder schlafen mit einem Glas Wein im Whirlpool. Nur ein weiteres Ferienapartment ist in Rufnähe und so hört man hier fast nichts außer dem Konzert der Natur und sieht nichts außer den Sternen. Wir vebringen hier noch zwei volle Strandtage, die unterschiedlicher nicht sein könnten. An Dennis‘ Geburtstag sind wir in der schicken, puderweißen Akumal Bay, essen dort in einem stylishen Restaurant zu Mittag und faulenzen dann in der kleinen seichten halbmondförmigen Bucht unter einer Palme. Der Strand ist nicht sehr groß und stark kommerzialisiert, Beachclubs reihen sich an Restaurants und Läden, Massage-Studios und Tourenanbieter. Für Liegen, Duschen und Toiletten zahlt man stattliche Preise, überall starten Bootstouren zum Schnorcheln, es gibt Eis, Cocktails to go und Strandverkäufer. Dennoch ist es hier sehr schön, wir teilen uns den Schatten einer Palme mit einer mexikanischen Familie und Marlene schwimmt zum ersten Mal in ihrem Leben im wirklich glasklaren Meer und springt stundenlang begeistert durch den weichen Sand. Allerdings ist es auch sehr voll hier und man kann sie kaum aus den Augen lassen, was das Ganze jetzt nicht gerade zu einem entspannten Strandnachmittag werden lässt. Am nächsten Strandtag fahren deshalb zum Soliman Beach, den uns unsere Gastgeberin Lorena empfohlen hat. Hier, etwa auf halber Strecke zwischen Akumal und Tulum kommt man nur mit dem Auto hin und es gibt auch weit und breit keine großen Resorts sondern lediglich ein paar kleine, bestimmt unfassbar teure, Boutique-Hotels und Ferienvillen. Dennoch ist der Strandabschnitt hier alles andere als abgehoben. Im Gegenteil, es ist wunderbar relaxed und wahnsinnig schön hier. In einem lichten Palmenhain, der fast bis vor ans türkise Wasser reicht, stehen ein dutzend Tische mit Plastikstühlen im Sand, eine Hängematte gehört zu jeder Tischgruppe. In kleinen offenen Garküchen brutzelt frischer Fisch auf dem Grill und aus einem schweren gusseisernen Topf holt ein Mann gerade eine Schöpfkelle frisch frittierter Nachos heraus. Das Wasser ist auch hier türkis blau, es gibt einen kleinen Spielplatz und ein paar Kayaks hier und ansonsten nur puderweißen Sand, ziemlich viele Vögel und ein paar Leguane. Wir schnappen uns eine Sitzgruppe, bestellen Getränke und später auch ein paar Quesadillas und frische Shrimps, entspannen in der Hängematte und baden im karibischen Meer. Mats ist hier viel entspannter da es nicht so rummelig ist wie in der Akumal Bay und auf Marlene müssen wir auch nicht die ganze Zeit aufpassen, da sie im Schatten der Palmen die meiste Zeit für sich spielt und der Strand breit genug ist, dass sie auch mal herumtoben kann ohne dem (ohnehin sehr ruhigen) Meer zu nahe zu kommen. Man kann hier auch Schnorchel ausleihen und in dem seichten Wasser, man kann bestimmt 100 m hinaus laufen ohne dass das Wasser einem über den Bauchnabel schwappt, soll man sogar Schildkröten sehen können. Aber irgendwie sind wir dazu heute zu faul, denn es ist tatsächlich der erste Tag, an dem wir trotz zweier Kleinkinder mal richtig entspannen. Die Kellner sind hier so langsam wie die Gäste geduldig sind und das frische Seafood schmeckt fantastisch. So haben wir uns den perfekten Urlaubstag vorgestellt. Einen Tag unternehmen wir dann aber doch noch etwas. Zwischen unseren beiden Strandtagen besichtigen wir – früh morgens auf Grund etlicher Empfehlungen- die berühmten Ruinen von Tulum, die direkt auf einem Felsen an einer Steilküste gelegene Anlage ist wirklich sehenswert und wenn man um 08:01 Uhr auf den Parkplatz fährt ist man noch fast alleine. Als wir allerdings gegen halb 10 zurücklaufen kommen uns die Busladungen an lärmenden Touristen schon entgegen und wir sind heilfroh, uns morgens aus dem Bett gequält zu haben. Die Ausgrabungsstätte ist nicht sehr groß, liegt wirklich spektakulär schön und auch wenn es keine großen Pyramiden zu sehen gibt, punktet die Anlage mit ihrer wunderschönen tropischen Vegetation – und ein paar sehr niedlichen Nasenbären (?), die auf dem Gelände frei herum laufen. Außerdem bezahlt man hier nur 80 Pesos (4 Euro) Eintritt während wir in Uxmal und Chichen Itza schon sehr heftige 20 Euro pro Person bezahlt haben. Dafür gab es dann nicht mal ein paar Erklärungen oder Hinweisschilder, wenn man mehr über die Tempel wissen wollte, musste man sich einen Guide mieten und das haben wir natürlich nicht gemacht, denn damit wäre Marlene vermutlich der Spaß am „große Burgen angucken“ vergangen. So findet sie es auch beim dritten Mal wieder toll und schaut begeistert mit uns alte Steine an, klettert schiefe Treppen hoch und wartet geduldig bis Mama die auch noch fotografiert hat. Natürlich sind aber eigentlich die Nasenbären das Highlight. Zwischendurch kommt noch ein Regenschauer auf und sorgt für ein bisschen gern angenommene Abkühlung, denn obwohl es hier am Meer immer ein wenig windig ist machen die Luftfeuchtigkeit und die Hitze uns schon etwas zu schaffen, zumindest dem, der noch das Baby in der Trage hat… Den Kindern scheint es erstaunlich wenig auszumachen. Nachdem wir uns nach der Besichtigung unseren Weg durch die zwischenzeitlich auch erwachte Souvenirshop- und Restaurantmeile gebahnt haben gehen wir noch ein bisschen nach Tulum zum bummeln und Mittag essen, da es nicht so richtiges Strandwetter ist. Insgesamt war es hier ein wunderbarer entspannter Ausklang eines mitunter doch etwas turbulenten Urlaubes. Ich hätte gerne noch das eine oder andere Cenote besucht aber da die meistens nicht ganz so kleinkindgeeignet sind und Dennis sich auch nicht allzu viel daraus macht, haben wir das auf das nächste Mal verschoben und jetzt zum Ende hin lieber ein bisschen weniger Programm gemacht.

Mexiko-Besserwisser-Wissen Letzter Teil:

Man wird es kaum glauben aber das am schwersten aufzufindende Objekt im ganzen Urlaub war ein Briefkasten. Ganz offensichtlich ist Post verschicken kein üblicher Kommunikationsweg in diesem Land. Schon seit Campeche schleppen wir ein paar Postkarten mit uns herum und allein dort fragten wir bestimmt 10 Leute nach einer Post oder einem Briefkasten. Niemand, absolut niemand wusste wo die Post ist (auch wenn uns einige vage und gut gemeint in irgendeine Richtung schickten), auch nicht der Portier in unserem Hotel. In Bacalar zog sich das ganze weiter, hier konnten wir aber wenigstens ein paar Briefmarken erstehen. In Akumal schließlich gab unsere Gastgeberin zu, dass es in der ganzen Stadt keinen einzigen Briefkasten gäbe und man dazu ins 35 Kilometer entfernte Playa del Carmen fahren müsste. Wir fragen uns bis heute noch ob das Finanzamt, die Polizei und die Gerichte wohl per whatsapp mit ihren Landsleuten kommunizieren.



PS: In Cancun am Flughafen gibt es zwei Briefkästen, die bis oben hin vollgestopft mit Postkarten sind, man darf also gespannt sein, ob der auch mal geleert wird und unsere Karten ankommen…


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Akumal Bay


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