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Published: December 30th 2007
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unweit des hostels findet sich die studihütte, die vermieterin ist nett und die küche sitzt voll mit freundlichen studentinnen aus aller herren länder. die schönste frau der welt ist leider vermißt gemeldet, eine mitbewohnerin vermutet sie bei ihrem freund. da das der grund ist warum ich dringend zum mariachisingen und flirten da bin hält sich meine überraschung in grenzen und ich hinterlasse blümchen und die adresse des hostels an der tür.
im hostel hat sich auch noch niemand zum bier und nachricht abholen gefunden, dafür ist die hütte voll mit semesterende feiernden jungstudenten. ich begeb' mich zur metro und fahr nach indios verdes, von wo ein bus nach acolman in der letzten reihe des gewirres abfährt. jouan und pedro wollen auch zum konzert, sie zeigen mir wo wir hin müssen und sind sehr fasziniert über deutsche, die ihre lieblingsband kennen. sie laden mich für nächstes wochenende zum konzert ihrer eigenen band ein, während das dorf uns korrekt mir feuerwerk begrüßt, die dorfschönheiten kommen zu unserem gruppenfoto herübergeeilt, irgendwie sind auf dem ganzen platz 3 blonde leute und die anderen beiden sind gefärbt, ich gehöre eindeutig zu den sehenswürdigkeiten des abends. acolman hat 18000 einwohner, über die hälfte von denen scheint auf
dem dorffest zu sein, die eingeborenen können eindeutig feiern. die ortstanzgruppe tritt auf, wie daheim, und dj archie aus cancun versucht mit kirmestechno die party ans rollen zu bekommen. als er zu acdc und metallica wechselt tauen die acolmaner langsam auf, die leute sind mir sympathisch. dann kommen endlich pantheon rococo auf die bühne, kenn ich bisher nur von platte, die herren haben definitiv das kraftwerk gepachtet, 10 mann mit gebläse und percussionisten und druck ohne ende, ska mit gelegentlichen klassenkampfansagen, auf der stadtfestbühne vor der gemeindeverwaltung, und da die bis zum 2. stock aus basalt gemauert ist mit einem irre fetten sound und weihnachtsdeko vor der bühne, eine mischung die man in deutschland selten finden wird und das bei 18 grad an einem dezemberabend. das publikum ist gnadenlos, 2/3 der 10000köpfigen meute tanzen pogo und die kleinen indianerkinder auf den schultern der eltern können die texte der kampflieder auswendig. stadtfeste im süden haben irgendwie mehr temprament wie im westerwald. nach mitternacht sind die zugaben gegeben und die busse weg, ich kaufe noch pommes, musik und souvenirs und eine praktische ukulele für unterwegs. der percussionist am cd-verkauf staunt nicht schlecht als ich sage, daß ich seine band das letzte mal
april im ruhrpott knapp verpasst hab' (punkrock pünktlich, wer kann den mit sowas rechnen?) und verabschiedet mich mit fast akzentfreiem "tschüß". mangels nachtbus und da ich die taxifahrerei in der hauptstadt nicht schon am zweiten abend riskieren will beschließe ich mich zu den 15km entfernten pyramiden von teotihuacan durchzufragen, weil was will man nachts von 1 bis 5 in kleinstädten wenn die schönste frau der welt zum pogotanzen fehlt. ausserdem war ich schon seit dem jean-michael-jarre-konzert in gizeh sylvester 2000 auf keiner pyramide mehr sterne gucken, die idee gefällt mir.
ich unternehme eine lange wanderung durch erst betrunkene, dann verschlafene dörfer, je näher ich dem ziel komme desto mehr freilaufende hunde begleiten mich, um teotihuacan (dem platz wo sich die götter treffen, oder so, auf aztekisch, traditionsbewußte gegend halt) werden es ziemlich viele, aber mit einer roten ukulele bewaffnet ist auch das kein unlösbares problem. die viecher sehen das ein.
um 3h30 schrecke ich den nachtwächter der pyramiden aus dem dienstschlaf, durchs geschlossene haupttor erkärt er mir, daß der archäologiepark erst um 7 öffnet. der hintereingang hat auch ein tor, mit viel platz drunter, so daß ich im mondlicht einen spaziergang zur mondpyramide machen kann, die ist aber noch in
erforschung und aufstieg daher verboten, außerdem ist nachts auf fremden grabmälern klettern ja auch irgendwie unhöflich. ich umrunde den park und lande bei der sonnenpyramide, weder vom busparkplatz noch von den anderen seiten ist eine vernünftige treppe zu sehen, aufstieg also schwer, verlege mich daher auf's sternschnuppen zählen, bei der sechsten hab' ich alle wichtigen wünsche durch und bin mit dem abend soweit zufrieden, der ausgang nebenan sieht allerdings dem mit dem wächter verdächtig ähnlich und ich will ihn beim zweiten mal wecken nicht unbedingt auf der innenseite seines zaunes begegnen. ich gehe weiter am zaun entlang, nach noch einer halben stunde sehe ich nur noch eine pyramide und der park scheint mir doch entschieden größer als vermutet. manchmal muß ich vor 2 meter tiefen ausgrabungen im mondlich von trampelpfad zu trampelpfad ausweichen, und gebüsche stehen doof im weg 'rum, neben dem kunstwerk auf dem ich vorhin die kamera zur ersten nachtaufnahme abgestellt hatte finde ich schließlich den ausgang mit dem wächter, hell erleuchtet. mit umwegen hinter den postkartenkiosken langschleichen scheitert an den zäunen dazwischen, nach ein paar versuchen schleiche ich vor dem wärterhäuschen entlang, der dienstschlaf des wachhabenden ist zum glück tief. vermutlich nicht mehr so lange vor öffnung
des parks finde ich meinen ausgang wieder, gehe über die straße, höre ein motorengeräusch hinter mir und keine minute nach verlassen des geländes kommt ein bus mit ciudad de mexico, centro, auf der anzeige um die kurve vor dem seiteneingang. ich steige begeistert ein, es ist zum glück erst 5h35, und der fahrer erklärt sich notfalls bereit 3 dollar aus meiner bestechungsreserve zu akzeptieren, nachdem ich glaubwürdig versichert habe kein us-amerikaner zu sein.
bewaffnet mit meiner ukulele reise ich zurück in die grosse böse stadt, beim aufwachen passieren wir indios verdes und landen schließlich verschlafen am terminal des autobuses del norte, das ist zu breit für ein beweisfoto, und einfach nur gigantisch, und müde um die tageszeit erfeut es mich ungefähr so wie dantes inferno. ich zeieh mich in die vergleichsweise echt ruhige metro zurück, und mit pochenden füßen lande ich um 8h morgens in meinem hostelbett. hab' bestimmt 35km durch unicampus, stadt, moshpit, nachtspaziergang und pyramidenpark zurückgelegt, es ist schon hell und über mir liegt was pelziges.
15.12.
nachmittags kann ich langsam wieder laufen, schleppe mich aus dem haus, an der ecke begegnen mir zwei der studentinnen, sie berichten daß die schönste frau der welt den blumen vor
der tür nach zu urteilen immer noch gassi zu sein scheint, ich meine wär ja doof wenn sie mit ihrem neuen verehrer übers wochenende in baja california wär, die beiden meinen, sie hätte mal sowas gesagt, für drei tage oder so...
schleppe mich etwas planlos zur u-bahnstation, ein langhaarieger bluesman der dead flowes mitsingen kann lädt mich zum jammen und für sein nächstes konzert ein, die strassenkinder an der u-bahnstation sind von unserem ständchen begeistert. die kompetente mitarbeiterin am kartenschalter erklärt mir, daß der nächste geldautomat eine station weiter ist, da überrascht mich das ansonsten schön chaotische städtchen mit einem walmart, den irgendein bescheuerter städteplaner so in spanien in containern verladen und hierhin verschifft haben muß. die neuzeit wirkt an diesem ort völlig unglaubwürdig, 35 kassen und 2 geldautomaten und leute wie aus der werbung, muß aus einem loch im raum-zeit-kontinuum gefallen sein. der automat klappt wenigstens, vor der tür kaufe ich mir einen unwiederstehlichen salmonellentempel mit maiskolben in der mitte, dann dick ungekühlte majo drum, dann geriebener feta, dann chili, und dann limone drübergeträufelt. mit frühstück geht alles besser, das indiomädel auf dem parkplatz sieht nach kurzem überlegen doch davon ab mir einen fächer zu verkaufen und ich fahre reich zurück nach copilco, wo es neben der pizzeria prima capuccino gibt. dann schleppe ich mich zurück zu meinen lieblingsstudentinnen, die aber immer noch nichts von der schönsten frau der welt gehört haben. jemand schreibt mir nochmal die telefonnummer auf bei der sich schon seit gestern keiner meldet, und ich suche mir am fenster ein buntes garagentor gegenüber als orientierungshilfe zum mariachisingen aus. dann schleppe ich mich zurück ins hostel, keine mail angekommen, aber ein computer frei zum anekdoten aufschreiben, prima, kann man im sitzen machen. will abends noch auf die plaza garibaldi, wo die profimariachis singen, als selbststudium sozusagen, komme aber nicht mehr über die rezeption hinaus, da sich das pelzige aus dem bett über mir als überaus freundliches mitglied der luzerner antifa entpuppt. der genosse heißt tobias und wir erzählen hausbesetzergeschichten aus allen wichtigen lieblingsstädten europas bis um halb2. da das die zeit ist wo die männer mit den schwarzen anzügen & hüten und den gitarren unangemeldet unter dem balkon singen kommen, schaue ich nochmal bei den nachbarinnen nach licht, da ist aber immernoch alles dunkel, also beschließe ich daß die stadt morgen bestimmt auch noch da ist und lege mich zurück im hostel ab.
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