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Published: March 30th 2011
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Juchu – mein Frauenherz schlägt höher. San Cristobal bedeutet Stadtbummel, auf den Markt gehen, nette Fotomotive entdecken… und vieles mehr.
Die Grenzformalitäten an der Grenze Guatemala/Mexico sind schnell erledigt. Unser Autopermit bei den Zollbehörden Guatemalas abgeben und den Pass zwecks Ausreise abstempeln lassen. Die Mexikaner wollen gar nichts von uns. Unser Touristenvisa ist ja noch bis Juni gültig (halbes Jahr) und gleichfalls die Erlaubnis, das Auto mitzuführen. Also Gott sei Dank keine doppelte Abzocke, wie wir an der Grenze zu Belize befürchtet hatten.
Nach einer Zwischenübernachtung bei einer PEMEX-Tankstelle fahren wir am Samstag, 19.3., San Cristobal de las Casas (ca. 2.100 m hoch) an.
Schon unterwegs fallen uns die besonderen Indigena-Trachten auf. Wie in der Steinzeit bei Familie Feuerstein! Schwarze zottige Röcke (Mann, müssen die heiß sein) und bunt bestickte Blusen werden von den Frauen mit Stolz getragen. Manche Männer, meistens die älteren (die Jungen schwören schon auf Jeans), haben zottige lange Jacken, die übergezogen werden. Eine andere Welt!
Wir stellen unser Auto beim Supermarkt Chedraui ab und begeben uns auf den langen Weg zum Markt. Es gibt nicht nur d e n Markt. Einmal gibt es den Artesianas-Markt nahe der hübschen Kirche Santo Domingo. Geht man weiter, kommt
man auf den großen Mercado Municipal, wo die Indigena-Volksgruppen ihre landwirtschaftlichen Produkte anbieten.
Doch noch befinden wir uns auf der Insurgentes-Hauptstraße, wo wir eine echt französische Boulangerie entdecken. Ich musste einfach hinein und mir einige Leckerli besorgen! Ein bunt gemischtes Publikum bot sich auf den Straßen. Neben den gewohnten Touristen gab es viele Indigenas in unterschiedlichsten (Stammes-)Trachten. Trotz des lebhaften Straßenbilds herrschte doch eine seltsame Ruhe. Keine laute Musik – keine Rufe der Markthändler – nur gelegentliches Betteln von Indigena-Frauen, die jedoch dann auch wieder davon abließen.
Wir steuerten zuerst den Souvenir-Markt an. Welch Farbenpracht – Tischläufer in leuchtend bunten Farben, Schmuck, kleine Wolltiere, Taschen. Manchmal trat bei mir der Verdacht auf, dass vieles fabrikgefertigt oder gar importiert ist. Ich freute mich, wenn ich hin und wieder eine Indigena mit Webrahmen oder beim Sticken antraf. Bei Hans staute sich immer mehr eine „Ich-mag-keine-Märkte-Laune“ auf (Wieso geht er mit mir überhaupt nach San Cristobal??). Als wir dann noch zum rummeligen Gemüsemarkt trotteten, war die Stimmung dann auf dem Siedepunkt. Wir zogen uns daher auf einen einsamen Kirchvorplatz zurück, machten erst mal Verschnaufpause mit Essen und suchten uns einen ruhigen Weg zurück zum Auto.
Ja, und dann fielen
mir die Postkarten vom Subcomandante Marcos (in Gesichtsmaske und mit Pfeife) auf. Immer noch ein Volksidol in Chiapas. Nach etwas Recherche erhielt ich dann die Antwort. Marcos (spanischer Abstammung und Universitätsdozent) war Anführer der kleinen zapatistischen Armee, die am 1. Januar 1994 in Überraschungsangriffen die Rathäuser von San Cristobal und anderen Dörfern überfielen. Sie nannten sich Zapatisten nach ihrem Vorbild, dem Bauernführer in der mexikanischen Revolution von 1910 – 20, Emiliano Zapata. Die Zapatisten besetzten die Orte um auf die Diskriminierung und Armutsprobleme der Indigenas in Chiapas aufmerksam zu machen. Die mexikanische Armee schlug brutal zurück. Dörfer wurden bombardiert und Erschießungen wurden durchgeführt. Bis heute liegt ein Autonomiegesetz auf Eis, was den Minderheiten im armen Süden Mexikos mehr Rechte bringen soll. Jetzt ist mir auch klar, weshalb wir unterwegs immer wieder auf Militärkontrollen stießen. Nicht nur zur Unterbindung des Drogenschmuggels sondern vermutlich auch um Waffenhandel zu unterbinden, werden Busse, LKWs und Autos untersucht. Uns ließ man gnädig passieren.
Die Weiterfahrt führte uns über die Großstadt Tuxtla Guterrez hinaus. Eine Unterkunft fanden wir auf dem Gelände von Hogar Infantil, einem Kinderheim bei Ocozocoautla (ca. 30 km von Tuxtla entfernt im Westen). Interessiert bestaunten einige Jungs unseren Bus und die Mountainbikes,
zogen sich aber dann höflich zurück, als wir das Abendessen im Bus zubereiteten.
Am darauffolgenden Tag fuhren wir wieder in die tropische Welt Richtung Pazifik. Lange bewegten wir uns im Staat Chiapas und dann in Oaxaca auf dem Niveau von 250 m bei feuchtschwüler Hitze. Das Thermometer meiner Uhr zeigte 33 Grad im Bus an und wich nicht mehr davon ab. Ab La Ventosa ging es über Matias Romero nach Tuxtepec weiter. Wir fuhren durch Hügelland, das manchmal herrlich grün anmutete. Es gab viele Schlaglöcher zu umfahren und Hans musste höllisch aufpassen - und das bei der immensen Saunaschwüle, worunter dann auch die Konzentration litt.
Wir wollten wieder an einer PEMEX-Tankstelle übernachten, daher vermied es Hans, in der zuletzt durchfahrenen Stadt Tuxtepec aufzutanken. Dies planten wir für unsere Übernachtungstankstelle ein. Nun wurde es aber leider sehr ländlich, als wir gen Westen auf der Straße 182 fuhren. Schon zeigte die Reserveleuchte rotes Licht. Ich versuchte, mit kläglichem Spanisch, zu erfragen, wann denn die nächste PEMEX auf der Strecke kommen würde. 4 – 5 Kilometer lautete die Auskunft. Nach besagter Distanz: Fehlanzeige. Klar. Jedes Örtchen hat seine kleine Benzinversorgung (meist bei Privatleuten). Doch Diesel zu bekommen, ist nicht so einfach.
Zudem wollen wir Markendiesel und nicht vielleicht ein mit Wasser gepanschter Treibstoff. Nächste Aussage auf erneute Frage lautete auf 2-3 Meilen bis zur Tankstelle. Doch diese sollten sich irgendwie anders errechnen. Denn es waren noch mehr wie 10 km nach San Lucas, wo wir letztendlich u n s e r e n Diesel fanden. Ich ging schon nervlich auf dem Zahnfleisch, Hans hatte zuletzt den Wagen nur noch im Leerlauf rollen lassen, wo es eben ging. In meinem Kopf spielte sich schon das Notszenario von - Fahrrad losmachen, Kanister schnappen und ab zur nächsten Tankstelle (nur wo??) - ab. Und das dann alles im Dunkeln!
Entnervt habe ich dann abends mein Bett im „Obergeschoss“ ausgefahren und klapperte meinen aufgestauten Frust auf der Tastatur weg.
Geschlafen habe ich trotz allem nicht schlecht. Hans meinte, dass bis 2 Uhr nachts draußen aber noch geräuschvoll gearbeitet wurde. Ich hab das dann irgendwie in meine Träume eingebaut. Morgens sahen wir dann das Ergebnis. Ein langer LKW ist in der Nacht zu einem Hochzeitsgefährt umdekoriert worden…
Heute, es ist bereits Montag, 22.3., ging es wieder in die Berge. Zuerst auf romantischer Landstraße immer den Berghängen entlang. Schon bewegten wir uns auf über 2.000 m Höhe.
Es war Feiertag für die Mexikaner. Sie feierten den Geburtstag eines früheren Präsidenten – daher waren Märsche angesagt. Und so hatten wir dann auch mal Stau, um die Prozession in einem Ort vorbeimarschieren zu lassen. Mit dem Sonnenuntergang erreichten wir unser schon bekanntes Feriendomizil unterhalb des Vulkans Malinche auf gut
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