Boston and Chicago


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Canada's flag
North America » Canada » Ontario » Waterloo
August 25th 2015
Published: September 6th 2015
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Einen Tag später ging es dann mit frischgewaschener Wäsche und großem Rucksack weiter in die USA. Mit Isa und Cati zusammen habe ich abends den Greyhound von Kitchener nach Chicago genommen: 13 Stunden Fahrt, zweimal umsteigen, eine Landesgrenze überqueren und irgendwie durch den Zoll kommen. Für alle, die noch nie in „das beste Land der Welt“ eingereist sind, lasst euch sagen es ist gar nicht so einfach. Denkt an alle Vorurteile und Geschichten, die ihr schon über die USA und die Einreise gehört habt… genauso ist es und noch viel schlimmer: Überall hängen Flaggen und Porträts von Obama, vier oder fünf betont gelangweilte und arrogante Grenzpolizisten. Part I: Zunächst mussten wir einen riesigen Fragebogen ausfüllen, fun fact, es gibt einen extra Fragebogen für Leute aus Deutschland, der enthält eine extra Nazifrage (natürlich…) Bitte kreuzen Sie an, waren Sie an dem Völkermord in Deutschland zwischen 1935 und 1945 beteiligt? Ja; nein. Nachdem wir also diesen unglaublich sinnfreien Fragebogen brav ausgefüllt hatten und schnell noch unser restliches Essen verspeist hatten, damit sie uns nichts abnehmen können (die Tomaten schenken wir ihnen nicht!). Part II: das Verhör. Reist ihr zusammen? Warum? Woher kennt ihr euch? Was wollt ihr hier? Wohin reist ihr? Wo übernachtet ihr? Wann reist ihr wieder aus? Etc. etc. Gut, Part II überstanden, nicht so wie eine Frau vor uns, die eine Viertelstunde lang mit dem Grenzbeamten über ihre Reisepläne diskutieren musste und ihn davon überzeugen musste, dass ihre Pläne Sinn machen und dass sie nun mal diese Reiseroute gewählt hat. Part III: Fingerabdrücke (von allen zehn Fingern), Foto, Sicherheitsscan. Willkommen in den Vereinigten Staaten von Amerika (nicht, dass das jemand zu uns gesagt hätte).

Irgendwann um fünf Uhr morgens waren wir dann endlich in Chicago. Total übermüdet und mit schwerem Gepäck beladen, sind wir dann in die nächste U-Bahn Station gestolpert, wo uns dann ein kompetenter Mitarbeiter des öffentlichen Verkehrssystems an die Hand genommen hat und uns unter Aufsicht und mit detaillierten Anweisungen, denen wir um diese Uhrzeit leider nicht ganz folgen konnten, ein Ticket für die nächsten Tage besorgt hat und uns mit hilfreichen Überlebenstipps in der Großstadt versorgt hat: Sprecht mit niemanden, der nicht eine solche offizielle gelbe Weste trägt, fahrt nirgendwohin, was nicht auf dieser offiziellen Karte eingezeichnet ist, lauft nicht mit einer Karte in der Hand rum, dann seht ihr wie Opfer aus. Wir kamen also nicht umhin uns zu fragen, ob Chicago vielleicht eventuell unter Umständen gefährlich ist?! Und auf den zweiten Blick kommen einem dann auch durchaus Assoziationen wie Mafia oder Al Capone in den Sinn. Irgendwie haben wir es dann zu unserem Hostel geschafft, was etwas außerhalb von Downtown lag, in einem ziemlich schönen Stadtteil von Chicago mit vielen Backsteinhäusern und wie wir später rausfinden sollten, vielen Bars und Pubs. Da wir leider noch nicht einchecken konnten, haben wir also unser Gepäck abgestellt und sind wieder in Richtung Downtown gefahren, wo wir dann den Rest des Tages wie Untote auf der permanenten Suche nach Koffein durch Chicago gewandelt sind. Einige Sachen haben wir an diesem Tag dank Tim Horton’s und Starbucks dann aber doch unternommen: Chicago Pier, Lake Michigan und den Strand, Lunch in der Cheesecake Factory (yes!) und eine Hop on Hop off Bustour, bei der wir sehr viel über Chicago’s einmalige Architektur hätten lernen können (wir haben den Hop off Teil mal übersprungen).

Am nächsten Tag sind wir dann um einiges wacher zurück nach Downtown gefahren und waren bei der Cloud Gate, eine riesige Skulptur im Millenium Park, die jeder wegen ihrer Form einfach nur The Bean nennt und in der sich die ganze Stadt spiegelt. Anschließend waren wir länger am Strand am Michigan Lake, haben die Parks von Chicago erkundet, waren an der Buckingham Fountain und sind noch ein bisschen durch die Stadt gelaufen. Begleitet war dies alles von betrunkenen Menschenmassen in Rot; denn was wir vorher nicht wussten, es war Stanley Cup Parade, weil die Chicago Blackhawks die begehrteste Eishockey Trophäe der Nordamerikanischen Liga gewonnen haben. Am Abend haben wir dann mit dem Hostel eine Kneipentour durch einige von Chicagos coolsten Blues und Jazz Bars gemacht, in denen auch live gespielt wurde. Reaktion unserer amerikanischen Begleiter auf die Tatsache, dass wir in Kanada studieren: Wieso? Die sind schon ein bisschen merkwürdig da oben. Die reden komisch. Gibt es da noch was außer Schnee? Witzig, da die Kanadier fast das Gleiche über die Amerikaner sagen :-D Kurzum wir waren gegen fünf Uhr morgens wieder im Hostel und am nächsten Morgen ziemlich verkatert. Da wir das Frühstück im Hostel natürlich verpasst hatten mussten wir uns nach einem alternativen Frühstücksort umsehen. In der Lobby trafen wir dann auf einige Leute, die wir beim Kneipenbummel kennengelernt hatten und einer begleitete uns dann auch zum Frühstück. Das schweigsamste Frühstück der Welt. Ab einem gewissen Katergrad funktionieren die Kommunikations- und Social skills einfach nicht mehr so wirklich gut. Der Ärmste saß also mit uns drei verkaterten und stummen Mädels durch das gesamte Frühstück. Nachdem Frühstück und einigen Aspirin sind wir dann gemeinsam zum Willis Tower gefahren, das höchste Gebäude der Stadt von dem aus man einen Blick über ganz Chicago hat. Ein Teil des Willis Towers ist aus Glasboden, wo man dann im wahrsten Sinne des Wortes über der Stadt steht. Abends haben wir dann noch einen Spaziergang durch Chicago bei Nacht gemacht, einmalig schön!

Am nächsten Tag haben wir dann den Flug nach Boston angetreten. Amerikanischer Flughafen, ähnlich wie die Grenzkontrolle: Wir mussten alle unsere Schuhe ausziehen, Sprengstofftest, durch einen merkwürdigen röntgengerätähnlichen Ganzkörperscanner und das Aufgebot an Security war enorm. Am Abend waren wir dann Boston und nachdem wir in unserem Hostel (ich bin immer noch davon überzeugt, dass es u.a. ein illegales Altenheim ist) eingecheckt hatten, waren wir in der Gegend noch etwas essen und ein paar Cocktails trinken. Ich kann euch versichern meine Anti-Flugangstpillen vertragen sich nicht so gut mit Alkohol :-D Zum Glück hatte ich zwei gute Freunde dabei, die größere Katastrophen verhindert haben.

Der nächste Tag war leider sehr verregnet. Wir sind morgens losgezogen um in einem American Diner zu frühstücken. Der Weg dorthin war ziemlich lang und als wir angekommen waren, mussten wir eine Stunde auf einen Tisch warten, die Schlange ging bis vor die Tür. Für die, die mich etwas besser kennen, ich war gelinde gesagt not amused. Isa meinte jedoch wir haben die full experience bekommen: Stunden auf einen Tisch warten, währenddessen man anderen Leuten schlechtgelaunt auf das Essen starrt und darüber schimpft, dass sie noch nicht fertig sind, anschließend einen Tischen bekommen, schnell und etwas unfreundlich bedient werden und sobald man den letzten Bissen im Mund hat, die Rechnung auf den Tisch geschmissen bekommen. Aber es hat sich gelohnt und war köstlichst! Anschließend haben Cati und ich den Nachmittag im Kunstmuseum verbracht und uns später mit Isa am Hafen getroffen, bis dahin hatte es zum Glück aufgehört zu regnen. Danach waren wir noch bei einem sehr guten Mexikaner in Little Italy essen, klingt komisch, ist aber so.

Der nächste Tag hat uns dafür dann aber mit viel Sonnenschein und blauem Himmel belohnt und wir konnten den kompletten Freedom Trail laufen. Der Freedom Trail ist ein vier kilometerlanger Pfad der durch ganz Boston und vorbei an den historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt führt. Man folgt einfach einer roten Linie auf dem Boden durch die Stadt. Klingt einfacher als es ist! Wie einer meiner Professoren in Kanada schon zu mir sagte, es sind immer Deutsche die von den Wegen abkommen…vielleicht hatte er ein bisschen Recht :-D

Anschließend sind wir noch in den Stadtteil Cambridge gefahren um die berühmt berüchtigte Harvard University zu besichtigen. Wir waren gelinde gesagt etwas enttäuscht… der Campus ist recht klein mit roten Backsteingebäuden (wie die Unikasselversität), nichts besonderes, lediglich die Bibliothek war beeindruckend. Aber vielleicht ist das auch nur mein Eindruck, nachdem ich Cambridge und Oxford in der UK besucht habe. Am Abend haben wir noch unseren eigenen kleinen Kneipenbummel gemacht und haben uns tatsächlich verlaufen, da Boston eher eine europäische Straßenführung hat und die Straßen demnach nicht alle parallel zueinander verlaufen. Das war nach sieben Monaten Kanada zu viel für uns :-D Doch da die Straßennamen zum Glück denen in Viernheim ähneln oder zumindest der gleichen Logik zu folgen scheinen, konnte Cati uns zum Ziel führen, denn wo Wasser ist, muss auch Stein sein oder so ähnlich :-D

Am nächsten Tag waren wir dann nur noch etwas Shoppen und schon ging es wieder nach Hause. Mit einer winzigen Propellermaschine sind wir zu dem kleinen Inselflughafen vor Toronto geflogen. Der Zoll und die Grenzkontrolle in Toronto: Welcome home.


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