My Eurovision: Workaway in Europa - Step 13: Den selvforsynende by


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March 18th 2017
Published: March 18th 2017
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Odense - so eine hübsche Stadt
Tag 198 – Auf H.C. Andersenes Spuren in Odense

Am Samstag hatte ich mir einen freien Tag ergattert. Ich wollte nämlich gern einen Ausflug nach Odense machen. So radelte ich erst (bei Wind und leichtem Nieselregen) acht Kilometer bis nach Stenstrup, von wo ich den Zug nahm.
Viertel vor elf war ich dann in Odense. Ich hatte auf visitodense.dk eine Menge historischer Gebäude und Orte gesehen, die ich mir gerne ansehen wollte. Als erstes lief ich vom Bahnhof ein kleines Stück weiter, um einen Blick auf das alte Bahnhofsgebäude zu werfen. Dann machte ich mich auf den Weg in die Innenstadt. Das Zentrum schien irgendwie eine einzige Baustelle zu sein…
Auf dem Weg schaute ich in einem netten kleinen Buchladen und kaufte gleich meine obligatorische Postkarte. Da musste die Verkäuferin aber erst mal ein bisschen im Lager kramen, bis sie welche fand, aber das war ich ja mittlerweile gewöhnt. 😉

Als nächstes ging ich Richtung Konzerthaus und kam dabei gleich am Sortebrødre Torv vorbei. Hier war gerade Markt. Etwas weiter blieb ich stehen und schaute auf einen Aufsteller, der zum Tag der offenen Tür des Vegetarierclubs einlud. Eine Frau sprach mich an, um mir etwas
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Oluf Bagers Gaard
darüber zu erzählen, und sie erklärte mir dann auch gleich, wo ich hinmusste. Perfekt, meine Mittagspause war geplant. 😊
Nun folgte ich dem Schild zum H.C. Andersen-Haus. Auf dem Weg ging ich in einen Souvenirladen (sah von außen sehr nett aus aber war dann doch sehr touristisch) und kaufte mir doch tatsächlich ein kleines Päckchen Tannenbaumanhänger in der Weihnachtsabteilung! Ich meinte beim Bezahlen auch zu der Verkäuferin, dass es ja eigentlich dumm war, sowas jetzt zu kaufen. Doch sie erwiderte dann ganz richtig, dass ich ja nicht wisse, ob ich es finden würde, wenn dann Weihnachten war. Also bin ich entschuldigt. ^^

Am Ende der Straße befand sich eine Galerie mit Grafik-Kunst; die machten auch Drucktechnik und so, und da schaute ich auch mal kurz rein.
Das H.C. Andersen-Haus war ein recht großes Museum, und da wollte ich mir bei dem mittlerweile schönen Wetter keine Zeit für nehmen. Da würde ich mir lieber später noch sein Kindheitshaus ansehen.
Nun ging ich an der Armenschule Fattigskole vorbei, die H.C. Andersen als Kind auch besucht hatte, und gelangte runter an den Fluss.
Hier lag Vaskepladsen, der alte Waschplatz. Auch
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So nette Gassen!
H.C. Andersens Mutter hatte hier als Waschfrau gearbeitet. Ich lief ein kurzes Stück am Ufer entlang, ging dann hinter dem Adelige Jomfrukloster hoch und schaute mir die Sct. Albani Kirke an (die war doch tatsächlich offen!). Danach ging ich auch noch zum Rathausplatz, wo neben dem Rådhus auch die Sct. Knuds Kirke lag.
Jetzt wollte ich aber auch noch herausfinden, was sich hinter dem Mysterium „Den røde boks“ verbarg. Es stellte sich heraus, dass es ein Infomuseum über die Bauprojekte in Odense war. Es waren Modelle von der Stadt sowie archäologische Funde und ein Film über die Zukunftsversion und die geplante Baufortschritte bis 2020. Interessant, was da alles in die Stadtmitte gebaut werden sollte. Mich hätte ja mal interessiert, wie es da früher ausgesehen hatte, so in real. Der Rest der Altstadt war nämlich echt total schön.

So, nun war aber Zeit fürs Frokost. Ich fand Kærnehuset gleich, die Frau hatte es mir gut beschrieben. Heute hatte der Vegetarierclub 40-jähriges Jubiläum. Er war während der Hippie-Bewegung gegründet worden und all die Jahre bestehen geblieben. Fast jeden Abend konnte man hier als Mitglied für wenig Geld gesundes
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Vaskepladsen
vegetarisches Essen bekommen. Wer wollte, konnte sich auch für die Kochgruppen melden und bekam dann einen Nachlass. 25 Leute aßen im Augenblick regelmäßig hier; der Club hatte aber wohl über hundert Mitglieder.
Als ich die Treppe hochkam, herrschte ein recht großes Gedränge. Eine Menge Leute schienen das Angebot genutzt zu haben und die meisten Tische waren besetzt. Ich bekam aber auch noch einen Platz.
Auf dem Flyer hatte nur was von Kaffee und Kuchen gestanden, und ich freute mich, dass es wie gehofft auch noch andere Snacks gab. So bekam ich frischgebackenes Brot mit Butter und Bärlauch (stimmt, die Zeit ging ja jetzt los, njam), kleine Maispfannkuchen mit Chilidip sowie gerösteten Grünkohl. Das war vielleicht lecker! Wär ich ja so nie drauf gekommen, aber man musste, wie ich später erfragte, einfach Grünkohlblättchen mit Öl besprenkeln und salzen und dann im Ofen backen, wie Gemüsechips also – echt gut. :p
Ein Mann setzte sich zu mir, der schon lange Mitglied im Verein war. Wir unterhielten uns ein bisschen und als er fragte, wo ich wohnen würde, weil ich meinte, dass ich nicht aus Odense war (hatte er nämlich angenommen gehabt) antwortete ich, dass ich aus Den Selvforsynende By
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Sct. Albani Kirke
kam. Das fand er spannend, denn er wollte dort schon immer mal hin und wollte nun wissen, ob man als Besucher kommen konnte. Ich erzählte ihm, dass wir abends immer gemeinsames Abendessen hatten und da auch oft Bobler mitaßen. Das waren Leute, die überlegten, ins Dorf zu ziehen. Da sollte er doch einfach mal anrufen und dann konnte er bestimmt auch kommen. Hoffe, ich hatte da jetzt nichts Falsches erzählt, aber das passt schon so. ^^

Etwas weiter die Straße entlang lag Kramboden – ein absolutes Paradies! In einem Gebäude war aller möglicher verstaubter Antikkram, sogar altes Spielzeug. Und dann gab es noch einen richtig urigen Laden, schon die Türglocke brachte einen in die richtige Stimmung. Am Tresen war eine originale, hübsch verzierte Kasse zum Drehen, ich hörte sie sogar einmal „pling“ machen, und daneben standen eine Menge Gläser mit Zuckerstangen, Bonbons, Salmiakpastillen und Süßholz. Dann war da ein Verschlag mit verschnürten Teepäckchen, handgenähte Fähnchengirlanden und unzählige antike Sachen…
Alles war total authentisch, ich hörte in einem Gespräch, dass der Laden eventuell in ein Museum verwandelt werden sollte. Ich habe noch nie einen so originalen alten Laden gesehen, echt richtig faszinierend! 😊

Nun ging ich wieder zurück zum Fluss und von dort aus zu H.C. Andersens Eventyrhaven. Hört sich jetzt erst mal spannend an, war dann aber nur ein kleiner Park mit einer Statue, allerdings lag er als Insel mitten im Fluss.
Ich schaute in ein Antiquariat und ging dann am Zuchthaus Tugthus vorbei zu H.C. Andersens Barndomshjem.
Sein Kindheitshaus war natürlich auch in ein kleines Museum verwandelt worden. Wirklich lohnen taten sich die 30 DKK Eintritt nicht - es gab nur ein paar Texte und Bilder und dann den kleinen Raum zu sehen, in dem er gewohnt hatte – aber noch weniger konnte man ja nun auch nicht nehmen, und es gehörte ja schon irgendwie dazu, das mal gesehen zu haben.
Ich nahm mir auch die Zeit, alle Texte durchzulesen. H.C. Andersen hatte sie selbst verfasst, und ich fand es auch ganz interessant zu sehen, wie das Dänische im 19. Jahrhundert ausgesehen hatte.
Unterschiede waren eigentlich hauptsächlich die Großschreibung von Substantiven und die Verwendung von aa anstelle von å. Diese Merkmale bestanden bis zur Rechtschreibreform 1948. Dort hatte man nämlich die Großschreibung abgeschafft, um sich nach den Geschehnissen im zweiten Weltkrieg mehr von den
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Originale Kasse und Bonbon-Gläser
Deutschen zu differenzieren, und außerdem das Schwedische å eingeführt. Heutzutage kehrt man übrigens immer mehr zu aa-Schreibung zurück, vor allem in alten Städtenamen. Die Dänen mögen das å nicht so gerne, weil es ja eigentlich schwedisch ist. Das habe ich in einem Gespräch mit Kurt herausgehört.
Nun, jedenfalls erzählte H. C. Andersens in den Texten unter anderem über seine Beziehung zu den alten Gebäuden und Orten, von denen ich schon einige gesehen hatte. Und von seinem Leben und dem Entschluss, nach Kopenhagen zu gehen, um im Theater berühmt zu werden.
Eine alte Frau aus dem Krankenhaus soll wohl gesagt haben „Hendes Søn bliver en stor mand! Til Ære for ham skal engang Odense By blive illuminieret“ (also: „Ihr Sohn wird ein großer Mann. Zu seiner Ehre soll die Stadt Odense eines Tages illuminiert werden.” Tja, wie Recht sie damit hatte…

Nun holte ich mir erst mal ein Eis, das ich auf dem Rådhusplasen in der Sonne genoss. Daraufhin schaute ich mir noch das Gråbrødre Hospitalet, Odense Teater, Brandts Museum und Odense Slot von außen an. Alles tolle Bauwerke – jedenfalls bis auf das Schloss. Das war eigentlich
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H.C. Anderses Barndomshjem
bloß ein weißes Haus. ^^
Aber hier hatte wohl einst König Christian VIII. (damals allerdings noch als Prinz) gelebt, weshalb Odense auch „den lille København“, das kleine Kopenhagen, genannt wurde. H.C. Andersens Mutter hatte hier als Waschfrau gearbeitet, und ihren Sohn mitgenommen. So hatte es sich wohl zugetragen, dass der kleine Hans Christian mit dem kleinen Frederik VII. zusammen gespielt hatte – und damals gehörte er der absoluten Unterschicht an. Sowas gab es sicher auch nur in Dänemark…
Später wurden übrigens beide zum Ehrenbürger Odenses gekürt.

Ich ging dann noch ein bisschen die Gågade entlang und musste mich auch kurz darauf schon auf dem Rückweg zum Bahnhof machen.
Im Zug ging ich auf die Toilette und legte mein Handy neben das Waschbecken (das machte ich jetzt immer öfter, da das neue einfach so groß war und dauernd aus der Hosentasche fiel).
Als ich wieder auf meinem Platz saß, kam ein älterer Mann den Gang entlang. Wir hatten gerade gehalten und ich vermutete, dass er neu zugestiegen war. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie er die Hand ausstreckte und zu den Leuten hinhielt, jedenfalls zu mir, und nahm an, es sei ein Bettler. Schaute
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Gråbrødre Hospital
also dezent weg, antrainiertes Verhaltensmuster aus Paris. Also in den Tagen, wo ich nicht extra mit Kleingeld in der Tasche herumgelaufen war.
Er blieb stehen und so blickte ich dann doch auf. Er hielt mir mein Handy hin! Oh Gott, ich hatte es auf der Toilette liegen lassen! Dabei hatte ich extra noch daran gedacht, dass ich unbedingt dran denken musste. Hatte aber anscheinend nichts gebracht. Ich war so froh, als er es mir wieder gab, dabei hatte ich noch nicht mal gewusst, dass es weg war. Da hatte ich aber echt ziemliches Glück gehabt, dass er gleich nach mir gegangen war und mich gefunden hatte. Ich musste nämlich auch bald aussteigen.
Er setzte sich zu mir und nachdem ich mich bedankt hatte, beachteten wir uns erst mal nicht weiter. Dann sagte er etwas zu mir. Ich sah auf. Was hatte er gesagt? Er nuschelte mit großer Anstrengung etwas und hielt mir dann auch einen Zettel hin. Kærnehuset. Nein, ich wusste leider nicht, wo das war. Er hielt mir den Zettel noch mal hin und deutete auf Nedegade. Ach ja, das war ja der Vegetarierclub. Der war in Odense. Da musste er aber in die andere Richtung. Ich erzählte ihm, dass ich da heute gewesen war. Irgendwie schien er nicht wirklich sprechen zu können, aber ich vermutete dann, dass er eventuell auch da gewesen und mich dort gesehen hatte.
Naja, ich musste jetzt jedenfalls aussteigen. Schräger Typ. Er war auch sehr ungewöhnlich angezogen, kein Wunder, dass ich ihn erst für einen Bettler gehalten hatte. Aber wie auch immer, ich war ihm ja so dankbar, dass er mir mein Handy gebracht hatte!

Mit viel Wind, aber dafür strahlendem Sonnenschein, radelte ich zurück. So war ich rechtzeitig zum Abendessen da. Halb sechs, mir gefiel die Zeit nicht. Zum einen, weil man deswegen so früh zuhause sein musste; ich hatte ja schon um 16.15 Uhr den Zug nehmen müssen. Aber vor allem, weil man da ja spätestens um halb elf wieder Hunger bekam! Äußerst ungünstig, ich war ja kein Fan von Abendessen um halb zehn, aber ein bisschen später durfte es ja schon sein…


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Sortebrødre Torv
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Viele Märchenskulpturen überall in der Stadt
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Grüße von den Weihnachtswichteln
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Souvenirladen
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Grafik-Design
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Adelige Jomfrukloster
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Sct. Albani Kirke
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Da geht's rein zum Kærnehus
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