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Der erste Teil der Fahrt war noch ganz nett. Bergig, kurvig. Dann kam die Stadt Bello Tarnovo und damit der Zivilisationsschock. Was seit Tagen vergessen war nämlich McDonald, Praktiker, Bauhaus und Co erhob plötzlich seine schrecklichen Fratzen und alles war, wie daheim. Immerhin die alten Straßen und die an den Fels geklebten Häuser waren sehr pittoresk. Und die Touristen, die pflichtgemäß diese Schönheiten abwanderten, staunten über ein deutsches Motorrad das diese Gässlein entlang schlich.
Am Praktiker Parkplatz, ich brauchte Kleber, sprach mich ein Mann an. Zuerst das Übliche, woher, wohin, allein, Frau, Alter... und das alles ohne gemeinsame Sprache. Aber dann kam er schnell zur Sache und wollte mir unbedingt eine brandneue Stihl Kettensäge verkaufen, die er dezent in einem schwarzen Plastikbeutel herumschleppte. Er wollte einfach nicht verstehen, dass ich keinen Bedarf an Motorsägen habe, jedenfalls momentan nicht.
Abstecher zu einem Kloster. Fotos drin verboten. Aber die Souvenirs durfte ich. Echte gemalte Bilder mit Rahmen für 3 €, die großen 10 €. Dass sie scheußlich sind sei jetzt mal dahingestellt. Aber für das Geld kaufe ich nicht einmal das Material.
Sozialistische Skulpturen. Der mit der hochgereckten Faust schreit „Mami, er hat überhaupt nicht gebohrt". Und die Bildunterschrift zu den zwei Gestaltet
lautet wahrscheinlich : Sozialismus = gemeinsam auf den Bus warten.
Die E 85 wurde dann zur Harley Strecke- breit, ziemlich gerade und langweilig. Also gut befahrbar für……
Es war nicht nur die Straße langweilig sondern auch die Landschaft. Riesige Ackerflächen, buchstäblich bis zum Horizont. Keine Bäume. Radarende Polizei in jedem Dorf.
In Ruse habe ich mein Hotel nach den gleichen Kriterien, wie immer gewählt: Privater Parkplatz und Frühstück. Im Lauf meiner Buchungen in den letzten Tagen habe ich interessante Sachen gefunden. Dem einen war wichtig, dass es Filme für Erwachsene gibt ( ja hat denn der kein Internet, der Saubär?), ein anderer hat gelobt, dass am Fenster Goisengitter waren. Das ist österreichisch und bedeutet Fliegengitter.
Ruse ist wie daheim. Erdinger Weißbier und die Donau. Außerdem der gleiche Baustil, wie in den anderen Donaustädten.
Ich saß lange an der Donau und mir fielen meine Eltern ein. Sie sind mit einem Faltboot vom obersten Teil der Donau ( da war so wenig Wasser, dass man das Boot stellenweise ziehen musste) bis zum Schwarzen Meer gefahren. Und dann mit dem Zug heim. Ein Faltboot hat ein Skelett aus Holz, das man zusammenbauen muss. Aussen herum kommt dann die Haut. Sie war von
Klepper und mehr oder weniger wasserdicht. Zu Lande wurde das gute Stück in einem riesigen Rucksack transportiert und ich erinnere mich gut, dass ich aus dem Fenster geschaut habe und die beiden davon gegangen sind, gebeugt unter der Last. Und ich war völlig verzweifelt und habe aus Wut vor der Oma in der Nase gebohrt. Wurde erwartungsgemäß geschimpft und jetzt hatte ich noch mehr Grund grantig zu sein. Übernachtet wurde im Zelt und um dieses sammelte sich die Bevölkerung. Manchmal brachten sie ihnen was zum Essen, oft schauten sie nur verwundert zu was sich da tat... Meine Familie hat lange Übung im Erregen von Aufsehen.
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Barbara
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Herrlich!
Die Überschrift mit dem Colgate Slogan.... und ich mochte die Geschichte über deine Eltern. Ja, der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum....!