Josef, Maria und die Nase des Indio


Advertisement
Published: March 26th 2006
Edit Blog Post

Die erste Woche Sprachschule ist vorbei! Am Montag um 8:00 gings los, und um 12:00 war ich total erschoepft und halb betauebt vor lauter geistigem Input. Meine Lehrerin ist eine 22jaehrige Indigena namens Lucy (eigentlich Lucia). Es ist ziemlich grossartig mit ihr, und gerade am Anfang hatten wir einigen Spass auf meine Kosten, weil ich staendig Woerter verwechselt habe und meine Aussagen dadurch etwas ins Groteske gerieten... (z.B. "Tische"- mesas statt "Monate"- meses macht nicht so viel Sinn, ein anderes Mal habe ich wohl statt "Vogel" zu sagen ein uebles Schimpfwort benutzt....ich schreibs jetzt besser nicht auf fuer den Fall dass ich es wieder verwechsle).

Aber ich mache auf jeden Fall Fortschritte! Und naechste Woche gibts noch mal clases, diesmal en la tarde (am Nachmittag). Und danach werd ich dann wohl fliessend sein 😊.

Die Nase des Indio


A propos fliessend, gestern waren wir auf der Nase des Maya! ( La Nariz de Indio). Die Nasenspitze liegt so ca. 2800 m hoch, wir sind hier auf 1500 m. Es war also ein ganz schoen langer Weg, und wir waren glaube ich so gegen Mittag oben. Es ist gar nicht so unanstrengend, 1300 Hoehenmeter in 25-30 Grad und Sonne zu ueberwinden, und wir haben uns schon auf ein bisschen Ruhe und Schatten obendrauf gefreut. Aber als wir oben ankamen hoerten wir schon irgendeinen Singsang, und dann sass dort unter einer (der einzigen) Baumgruppe eine Indigena-Familie und hat eine Zeremonie begangen (wohl in Vorbereitung auf die "Semana Santa", die Osterwoche und auch noch wegen des Fruehlingsanfangs, wie wir spaeter erfahren haben). Auf jeden Fall haben sie (meiner Einschaetzung nach) erst Klage- und spaeter Lobgesaenge dargebracht und unzaehlige Lieder zu Gott gesungen (ohne Pause und Gesangbuch!). Die Lieder waren alle auf spanisch, die "Anrufungen" nur zum Teil, denn die Indigenas hier in San Pedro sprechen als Erstsprache Tzutuhijil. Hoert sich lustig an, viele "tsch" und "tz" und "pt", aber auch schon Vokale... es ist ein bisschen als ob man jemandem auf Deutsch zuhoert und sich ganz schnell hintereinander die Ohren zuhaelt und wieder loslaesst...

Zum Glueck konnten wir uns noch unter einen anderen Strauch in den Schatten setzen, das war dann doch recht entspannt.

Am Tag davor (Chronologie ist doof) hatten wir schon eine kleinere Wanderung gemacht, eigentlich wollten wir nur ins Nachbardorf, San Juan, sind aber dann noch weiter durch San Pablo nach San Marcos. San Juan liegt als einziges der Doerfer nicht direkt am See, und deshalb gibt es da schon (obwohl gerade mal 3 km von den anderen Orten entfernt) praktisch keinen Tourismus, und Philipp und ich waren total die Attraktion fuer die Dorfkinder, die uns immer ein freundliches "Hola!" hinterhergerufen haben und vor allem immer unglaublich nett und neugierig angelaechelt haben.

Maria und Josef


So, zurueck nach San Pedro: Denn wir sind ja seit Montag nicht nur in einer Sprachschule, sondern auch in einer Familie. Unsere Gastgeber sind Jose und Maria, als Josef und Maria. Sie haben auch erst ein Kind (was hier total ungewoehnlich ist) namens Felix- und als wir Montag dort einzogen, war der noch keine Woche alt.

Es ist vom Sprachlichen auf jeden Fall gut, auch in den Familien auf Spanisch kommunizieren zu muessen, obwohl ich nach dem Unterricht teilweise nicht mal mehr Deutsch sprechen konnte. Und wir haben die ganze Woche grossartiges, typisches Essen bekommen (obwohl glaub ich eher alltagsuntypisch; gestern z.B. so Mini-Fische in besonderer Tomatensauce, die als Fuellung in riiiiiesige Blaetter gewickelt und wie ein Geschenk verpackt sind. Dazu gab es auch statt normaler Tortillas kleine Maisteigpakete. Sehr lecker!

Allerdings war es sonst nicht ganz ideal, denn zum einen hat das Baby nachts die ganze Zeit geschrien, und unser Zimmer war nur durch einen Vorhang vom Flur und vom Schlafzimmer der Familie direkt gegenueber (Luftlinie von Bett zu Bett ca. 7-8 m) getrennt. Ausserdem hat Jose irgendwie einen leichten Spleen gehabt und immer, wenn Philipp ihm eine Frage gestellt hat, mir geantwortet... auch nicht so toll auf Dauer. Deshalb werden wir heute in eine neue Familie umziehen- Tueren sind hier zwar eh Mangelware, aber ich bin schon zufrieden wenn ich nicht das Baby weinen oder wahlweise seinen Vater schnarchen hoeren muss.

Ansonsten ist aber alles weiterhin gut- schon nette Leute getroffen und erste Plaene fuer die Zeit nach San Pedro geschmiedet- es wird wahrscheinlich Xela werden, denn ein bisschen Kultur muss ich mir ja auf jeden Fall auch geben.


Additional photos below
Photos: 5, Displayed: 5


Advertisement



Tot: 0.131s; Tpl: 0.012s; cc: 15; qc: 61; dbt: 0.0626s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.2mb