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Published: December 10th 2009
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Der Dschungel brennt. Darüber fliegen Hubschrauber, in denen US-Soldaten mit dem Gewehr in der Hand darauf warten, zu ihrem Einsatzort gebracht zu werden. Im Hintergrund ertönt "Paint it Black" von den Rolling Stones. In der grünen Hölle darunter kämpfen milchgesichtige US-Boys gegen Hitze, Malaria und einen unsichtbaren Feind. Irgendwo im Dschungel an einem der unzähligen Arme des Mekong hat sich Marlon Brando sein eigenes Dschungelreich geschaffen... Kein Land Südostasiens weckt bei der bloßen Erwähnung des Namens so viele negative Assoziationen wie Vietnam, nicht einmal Kambodscha, das im 20. Jh. eine ähnlich blutige Geschichte hinter sich gebracht hat. Im heutigen Vietnam sind ca. 65%!d(MISSING)er Bevölkerung unter 30 und kennt somit den Amerikanischen Krieg, wie er hier genannt wird, lediglich aus den Filmen der ehemaligen Gegner.
Im wohl hektischsten Land Südostasiens machen Horden von Motorrollern in den Städten das Überqueren der Straße immer wieder zu einem Abenteuer. Unerträglicher Motorenlärm erfüllt die Luft von Hanoi. Die Elektrobikes, die in Chinas Städten mittlerweile einen nicht geringen Teil des Zweiradverkehrs ausmachen, haben hier allem Anschein nach noch nicht Einzug gehalten. Die Anzahl an PKW ist allerdings gegenüber vor zwei Jahren sichtbar gestiegen.
Morgens um halb acht verließen Cloud, ich und ungefähr die
Hälfte aller anderen Gäste im kleinen Nanninger Hostel die Hauptstadt der Provinz Guangxi in einem Reisebus mit Ziel Vietnam. Die Fahrt ging wieder einmal an den zahlreichen Karstfelsen vorbei, die mich bereits seit Guilin begleiteten. Der Bus war einer der moderneren uauf der Reise und zum ersten Mal verkündete die Busbegleiterin die Informationen auch auf Englisch. Mit uns im Bus waren noch einige Chinesen, sowie eine Gruppe Vietnamesen. Bei den Toiletten- und Essenspausen merkte man bereits die Nähe zum Nachbarn im Süden. Neben chinesischer und englischer Beschriftung war auch eine vietnamesische vorhanden.
Der Grenzformalitäten dauerten etwa eine Stunde. Zunächst mussten wir mit unserem Gepäck aus dem Bus, wurden dann in einem offenen Minibus zum chinesischen Grenzaustritt transportiert, wo das Austrittsvisum und der Pass überprüft, sowie das Gepäck durchleuchtet wurde. Danach stiegen wir wieder in den Minibus und fuhren zum vietnamesischen Gebäude. Im Gegensatz zum chinesischen herrschte dort ein großes Gedränge. Alle legten ihre Pässe mit dem ausgefüllten Eintrittsformularen an dem einzigen Schalter ab, an dem diese von einem Beamten überprüft und von einem anderen abgestempelt wurden. Anschließend musste man damit zu einem anderen Schalter, an dem der freundlichste Grenzbeamte aller Zeiten 2000 Dong oder ein Vielfaches davon in US-Dollar
für eine gesundheitliche Untersuchung verlangte, die ausschließlich darin bestand, dass man in einem Formular ankreuzte, ob man an Grippesymptomen litt. Danach mussten wir noch die Zollerklärung abgeben und schon wurden wir wieder in einen Reisebus verfrachtet, diesmal einen vietnamesischen.
Kaum hatten wir die Grenze überquert, machte ich eine freudige Feststellung: Ich konnte wieder lesen! Ich hatte zwar keine Ahnung, was die Worte bedeuteten, aber ich konnte sie wenigstens lesen. Vietnamesisch ist nämlich die einzige Sprache in der Region, die ein westliches Alphabet verwendet. Auch sonst gab es einige Unterschiede zu China, die einem spätestens bei Erreichen der Hauptstadt ins Gesicht fielen.
Zunächst einmal das Wetter. Ich hatte erwartet, dass es ähnlich wie in Nanning sei, jedoch war es deutlich wärmer und schwüler. Nachdem ich schon seit einiger Zeit eher einem Spätsommer bzw. Frühherbst hinterher gereist war, war es nun auf einmal wieder richtiger Hochsommer mit Temperaturen, die tagsüber deutlich die 25°C überschreiten sollten.
In Hanoi befand sich außerdem ein wesentlich höherer Anteil an westlichen Ausländern, als das in den meisten chinesischen Städten der Fall gewesen war, mit Ausnahme vielleicht von Yangshuo. Als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal nach Vietnam gekommen war, hatte ich noch Thailand
im Hinterkopf und freute mich über die geringe Ausländerzahl. Nach China allerdings stellte ich fest, dass wirklich an jeder Ecke westliche Ausländer unterwegs waren, und zwar nicht nur in kleinen Mengen. Die Vietnamesen hingegen, selbst die Straßenverkäufer und Cyclofahrer sprachen perfektes Englisch, wie ich es in China nie erlebt habe.
Ich weiß noch nicht genau, wie lange ich in Hanoi bleiben werde. Da ich vor zwei Jahren schon fast alles gesehen habe, gibt es nicht all zu viel, was mich hier interessiert. Auch Cloud möchte nicht so viel im Norden sehen, da sie der Meinung ist, Nordvietnam würde China zu sehr ähneln. Ich erwarte allerdings noch eine Postsendung aus Deutschland. Vorausgesetzt, diese kommt rechtzeitig an, werden wir etwa in drei Tagen nach Hue weiterreisen.
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