Nordsee

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Obwohl ich schon fast drei Monate in China unterwegs bin, fuhr ich an jenem Tag zum ersten Mal in der billigsten, der Hardseat-Klasse, weniger weil ich dafür zu bequem wäre (die alten Reisebusse in Sichuan waren wesentlich unbequemer), als vielmehr weil ich bisher meist in Nachtzügen unterwegs war und ich mich dann doch lieber in der Horizontalen befinde, um wenigstens etwas Schlaf abzubekommen. Die Fahrt nach Beihai dauerte aber nur zweieinhalb Stunden, so dass das kein Problem darstellte.

Beihai bedeutet wörtlich Nordsee, wobei in diesem Falle eher "nördlich der See" gemeint ist. Beihai liegt im Süden der Provinz Guangxi und ist unter Chinesen ein beliebtes Reiseziel für den Sommer. Jetzt im Winter ist hier tote Hose, obwohl es immer noch Temperaturen hat, die an der deutschen Nordsee auch als sommerlich durchgehen würden.

Die Nebensaison hatte den Nebeneffekt, dass sich die zahlreichen Fahrrad-Rickscha-Fahrer regelrecht auf uns stürzten, als sie uns zu Gesicht bekamen. Da hier in der Regel keine ausländischen Touristen herkommen und die meisten Einheimischen auf Englisch lediglich "Hello" und "Bye bye" können, war es diesmal Cloud, die sämtliche Anfragen mit "Bu yao, bu yao, xie xie!" ablehnen musste, während ich i.d.R. keines Blickes gewürdigt wurde. Dazu war schon eine ganze Menge Geduld nötig, da die Herrschaften (die übrigens alle schummeln, die Fahrräder haben einen Elektromotor!) uns oft mehrere Blocks lang folgten mit immer niedrigeren Angeboten, die Cloud aber alle erfolgreich abschlug.

Wer mich nämlich bisher immer für einen Pfennigfuchser hielt (gell, Helmut? ;-) ), dem muss ich sagen, dass ich mich gegen Cloud wie ein Krösus verhalte. Wir teilen uns hier ein Zweibettzimmern in einem Businesshotel für 80 RMB (also pro Person etwa 4 €), was ihr eigentlich noch zu teuer war, den Preis für einen Stadtplan handelte sie von 6 RMB auf 5 RMB runter (mir als Laowai werden meist 10 RMB als Ausgangspreis vorgeschlagen), Essen (meist eine durchaus köstliche und nahrhafte Nudelsuppe) kostet normalerweise nicht mehr als 5 RMB, maximal 10. Als Chinesin hat sie viel mehr Möglichkeiten, die günstigsten Preise herauszufinden. Sie hat mir verschiedene Schilder gezeigt, die auf günstige Gasthäuser mit Zimmern ab lediglich 20 RMB hinwiesen. Natürlich wirkt sich das auch auf meine Ausgaben aus.

Trotzdem habe ich darauf bestanden, in dem Hotel zu bleiben. Wir haben hier genügend Platz, einen Fernseher und ein richtiges Badezimmer. Mein Dorm-Bed im Hostel in Nanning war teurer. Frühtück gab es allerdings nur chinesisch. Es bestand aus Reisbrei (besteht im Prinzip aus Reis im lauwarmen Wasser und schmeckt auch so), verschiedenen Baozi (chinesische Teigtaschen in der Größe von kleinen Brötchen, gefüllt mit Hackfleisch oder in süßer Variante mit Kokosnussfleisch), salzig eingelegtem Gemüse und warmer mit deutlich viel Zucker gesüßter Milch. Ich mag chinesisches Essen, aber zu meinen Favoriten gehört diese Auswahl nicht unbedingt.

Nach dem Frühstück spazierten wir durch die fast menschenleere Altstadt. Selten habe ich in China in einer Stadt so wenig Menschen gesehen. Auch wenn außerhalb der Altstadt weiterhin das chinesische Leben wuselte, hatte man wirklich das Gefühl, sich in einem verschlafenen Hafenstädtchen zu befinden. Überall roch es nach frischen Meeresfrüchten, das Meer war gerade eine Straße weiter. Positiv zu bemerken ist auch, dass in Beihais Altstadt nicht der sonst in von chinesischen Touristen hoch frequentierten Zonen häufig gemachte Fehler der Überrestaurierung gemacht wurde. Die Häuser sind alle noch authentisch. Später ging es noch an den nach seinem hellen Sand benannten Silver-Beach. Auch dieser war weitgehend menschenleer. Zum Baden war es allerdings auch etwas zu kalt.

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Photos

Chinesisches Frühstück
Reisbrei, verschiedene Baozi, eingelegtes Gemüse

Comments

[Labi]

Chinesisch ist einfach
>>Beihai bedeutet wörtlich Nordsee, wobei in diesem Falle eher nördlich der See" gemeint ist. Und Shanghai bedeutet sowas wie "hohes Meer" Merkst du dir das so? :D Schöner Bericht und Fotos wieder!