It's the dry season in northern Vietnam (deutsche Uebersetzung)


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November 2nd 2008
Published: November 2nd 2008
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Es regnet, in Stroemen, unaufhoerlich, und wenn du denkst, jetzt geht's aber nicht mehr schlimmer, legt der Regen noch mal einen Zahn zu. Das beruehmte Wasserpuppentheater von Hanoi? Hier, direkt auf der Strasse - und ich spiele mit. Also Hosen hochkrempeln, Plastikschuhe an, mein 5 Euro-Plastik-Regencape uebergestuelpt, und los. Meine Fuesse sehen jetzt schon so aus, als ob ich 4 Stunden in der Badewanne gesessen haette.
Dies waren meine ersten Notizen an meinem ersten Morgen in Vietnam. Aber nun von Anfang an.

Immer noch sehr traurig ueber den ploetzlichen Tod eines sehr lieben Kollegen (ich denke an dich, Ruediger), kam ich am spaeten Abend von Halloween in Hanoi an. Halloween, wie passend. Es regnete heftig und hatte es wohl schon seit einigen Tagen getan. In dem Hotel, in dem ich eigentlich unterkommen sollte, wurde renoviert, die Alternative hatte mein Zimmer schon anderweitig vergeben, da es so spaet geworden war. Einer der Gruende dafuer war, dass mein sehr junger Fahrer nicht so genau wusste, wo das Hotel eigentlich lag, oder aber auch nur nicht, wie man dort hinkommen konnte, da viele Strassen unter Wasser standen. Schliesslich musste ich das letzte Stueck zu Fuss gehen und dann ueber Stufen und Regnewasserrinnen balancieren, um ins Foyer zu gelangen, da das Wasser schon die oberste Stufe des Eingangs erreicht hatte. Es war inzwischen 2 Uhr frueh nach australischer Zeit und dementsprechend muede war ich auch. Und da mein Zimmer ja nicht mehr zur Verfuegung stand, musste ich noch mal los, gottseidank nur etwa 100 Meter weiter. Aber es regnete immer noch. Und am naechsten Morgen, als ich aufwachte, auch.

Mein erster Morgen in Vietnam. Ich muss sagen, ich fand mich sehr mutig. An dem Morgen aus dem Haus zu gehen, war glaube ich das Mutigste, was ich auf meiner Reise bisher getan habe. Irgendwie war die Tendenz da, einfach im Zimmer zu bleiben, den amerikanischen Moviesender HBO im Fernsehen einzustellen, zu lesen, und vielleicht ab und zu mal aus dem Fenster zu schauen. Aber dann war alles, wie immer, halb so schlimm.

Statt der vietnamesischen Nudelsuppe, die hier normalerweise schon zum Fruehstueck gegeseen wird, habe ich erst mal vorsichtig Brot und Marmelade bestellt. Das wurde mir dann fertig geschmiert und getoastet - ja, in der Reihenfolge - serviert. Dazu frisches Obst und, gottseidank, wirklich guten Kaffee. Die Leute hier im Hanoi Street Hotel, eine Mutter mit ihren Toechtern (und Soehnen??) sind sehr nett und hilfsbereit, und ich bin wirklich froh, hier gelandet zu sein. Es macht einen wesentlich besseren Eindruck als das andere Hotel.

Und dann gings los. Ich schlenderte langsam durch das Labyrinth von Strassen und Gassen des Old Quarters, guckte staunend hierhin und dahin, immer versuchend, nicht von einem der zig Motorraeder umgemaeht zu werden. Das Ueberqueren von Strassen? Funktioniert genauso, wie in allen Reisefuehrern beschrieben: einfach losgehen, stetig, uerschrocken, alles irgendwie im Blick behalten aber bloss nicht stehenbleiben. Ein grosser Spass.

Mein naechstes Abenteuer war das Feilschen um einen Schirm, der mir extra Schutz bieten sollte, gerade auch beim Fotografieren. Mein Verkaeufer war ein gerade mal zehnjaehriger Junge! Er holte eine Kladde raus, ich meinen Notizblock, er schrieb seinen Preis auf, ich meine Vorstellung, er sein Gegenangebot, ich meins usw. usw. bis wir uns einig waren. Ich wars zufrieden, denn ich hatte ihn auf die Haelfte des urspruenglichen Preises runtergehandelt und er hat sich wahrscheinlich hinter meinem Ruecken totgelacht. Aber der Schirm ist bunt und gross und stabil, und er hat mich gerade mal 110.000 Dong gekostet, umgerechnet etwa 5 Euro.

Das mit dem Geld ist wieder einmal so eine Sache. 22.000 Dong sind ein Euro. Am Nachmittag habe ich wahrscheinlich eine Obstverkaeuferin auf dem Markt damit beleidigt, dass ich versucht habe, drei kleine Bananen fuer 2000 Dong zu erstehen. Oder war es doch keine Beleidigung? Sie hat sie mir schliesslich gegeben, schien aber nicht sehr gluecklich zu sein. War ich im Unrecht? Oder war das alles nur Schau fuer die Touristin? Wahrscheinlich wird es noch einige Zeit dauern, bis ich die Verhaeltnisse durchschaut habe.
Als ich, noch am Flughafen, das erste mal den Geldautomaten benutzt habe, habe ich 500.000 Dong gezogen. Was natuerlich gar nichts ist. Gestern habe ich dann eine Million (!) abgehoben, den hoechstmoeglichen Betrag, immer noch nur etwa 40 Euro.

Heute morgen bin ich sage und schreibe bei Sonnenschein aufgewacht, und zu dem Gehaemmer und Geklopfe der Baustelle gegenueber, die mir bis dahin durch Regenschleier verborgen geblieben war. Das mit der Sonne hat gerade mal zwei Stunden angedauert und dann war's das auch. Also wieder eingehuellt ins Regencape und ausgeruestet mit meinem neuen Schirm bin ich losgezogen, um mir noch etwas mehr dieses Viertels zu erlaufen. Das eigentliche Sightseeing startet dann morgen, wenn meine Schwester eingetroffen ist.

Noch eine mutige Sache gab es jedoch fuer mich auszuprobieren: die beruehmte Nudelsuppe zu kosten, und zwar auf der Strasse. Eigentlich wollte ich ja wieder zu dem netten kleinen Cafe gehen, das ich gestern entdeckt habe: sehr sauber, sehr international, sehr sicher. Aber dann kam ich zufaellig durch eine ganze Gasse mit Garkuechen und es roch gut und es sah gut aus und da dachte ich, was soll's, wenn es mir nicht bekommt, habe ich noch drei Tage hier in Hanoi Zeit, mich in einem ordentlichen Hotelzimmer auszukurieren.
Ich hielt an einem Stand an, wo viel los war (ein Zeichen dafuer, dass das Essen gut ist?), und wie ich noch so unentschlossen rumstand und zuguckte, rueckten zwei Maedchen, die auf ihr Essen warteten, auf der schmalen Bank zusammen und deuteten mir an, dass ich mich doch setzten sollte. Also tat ich es. Ich zahlte den gleichen Preis wie alle, 20.000 Dong (90 Cent?) fuer eine grosse Schale Glasnudeln und Sprossen in einer wuerzigen Bruehe. Obendrauf Scheiben irgendeines Fleisches - sah aus wie Ente -, gehackte irgendwelche Nuesse, Kraeuter, und mindestens noch zwei weitere Zutaten. Eins der Maedchen reichte mir dann zwei Holzstaebchen aus einem Gefaess auf dem Tisch (oh mein Gott, ich missachte hier alle Regeln der Reisehygiene), zeigte mir dann, wie man alle Zutaten vermengt, bzw. erledigte das fuer mich, da ich weder wusste, dass man das so macht, noch geschickt genug dafuer war, und dann legte ich los. Meine Tischmanieren waren sicher nicht die besten - es ist immerhin schon einige Zeit her, dass ich mit Staebchen gegessen habe - aber ich habe alles aufgegessen und es war koestlich. Ich bedankte mich bei meiner Koechin mit einem der beiden Woerter Vietnamesisch, die ich bis jetzt gelernt habe: cam 'on, danke.

Und da es inzwischen angefangen hatte, noch etwas staerker zu regnen (falls moeglich), beschloss ich, langsam wieder zurueck zum Hotel zu wandern. Und da bin ich dann geblieben, denn das Wetter wurde nicht besser, und die Wettervorhersage ist auch schlecht, aber so ist es nun mal.

(Fotos, wie beim letzten Mal, im englischen Eintrag.)

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