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Published: October 24th 2010
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Mein zweiter Besuch auf Penang fand fast vier Monate nach meinem ersten Besuch statt. Ich wollte meinen damaligen Host Rick besuchen, einige andere Couchsurfer treffen und natürlich das dortige Essen genießen. (Penang gilt zu Recht als die Essenshauptstadt Malaysias). Die Anreise erfolgte mit dem Zug über Butterworth und dann mit der Fähre auf die Insel. Die Fahrt im Zug unterschied sich deutlich von meiner letzten Zugfahrt in Indien. Es war ein Tageszug mit zwei Sitzklassen, vergleichbar einem Intercity in Deutschland. Der Großraumwagen war nur halb besetzt und es lief nicht alle 10 Minuten der Teeverkäufer mit seinem markanten Ruf "Chai! Chai, chai! Chai!" durch den Zug (letzteres war eher bedauerlich). Der Zug kam überpünktlich in Butterworth an, was mir ausreichend Zeit gab, nach einer Unterkunft zu suchen. Diesmal wollte ich bewusst nicht couchsurfen und begab mich zu hiesigen Traveller-Ghetto, der Chulia-Street. Leider machte ich den Fehler, mich zu sehr auf den Lonely Planet zu verlassen und wählte ein dort empfohlenes Gästehaus. Die Einzelzimmer für 18 RM (ca. 4,50 Euro) waren kleine, stickige und laute Kabinen ohne Badezimmer. Wenigstens gab es keine Wanzen, aber am nächsten Morgen zog ich gleich in ein Gästehaus in einer ruhigen Seitenstraße. Die chinesischen Besitzer waren überfreundlich
(ich wurde immer mit meinem Namen begrüßt und es gab Kaffee umsonst), das Haus war sauber und obwohl ich im Schlafsaal schlief (für 13 RM, also etwas mehr als 3 Euro) war das doch angenehmer, da es erstens dort mehr Platz gab und zweitens eine Klimaanlage!
Abends fand dann ein CS-Event statt. Auf Penang war dies der letzte Abend des chinesischen Vegetarierfests. Dieses Fest wird in vielen chinesischen Tempeln gleichzeitig gefeiert und es gibt Löwentaenze, Prozessionen, Opernaufführungen und Feuerwerk. Viele gläubige Chinesen essen 9 Tage lang kein Fleisch. Eine Gruppe von Couchsurfern traf sich am Hainantempel, wo Ang Huah, ein sehr aktiver CSer aus Penang, arbeitet. Von dort aus gingen wir zu Fuß zu einem weiteren Tempel, an dem besonders viel gefeiert wurde. Das Tempelgelände war voller Menschen. Viele hatten Räucherstäbchen dabei und beteten. Jungen in traditionellen Kostümen standen mit riesigen Trommeln bereit und in einem hinteren Bereich warteten die Löwentaenzer auf ihren Auftritt. Noch weiter im Hintergrund war eine Bühne aufgebaut. Dies war keine Touristenveranstaltung und so war die Anwesenheit von Ausländern und nicht-chinesischen Malaysiern schon etwas ungewöhnlich. Es waren aber alle freundlich zu uns und hießen uns willkommen.
Auf einmal standen mehrere Fotografen um uns herum.
Es stellte sich heraus, dass diese für verschiedene chinesischsprachige Zeitungen arbeiteten. Sie wollten uns für die Montagsausgabe fotografieren. Wir sollten uns betend vor eine der Gottheiten hinstellten und mit den Trommelstaeben posieren. Eigentlich wollten sie uns danach noch alle interviewen, aber als sie herausfanden, dass eine der Ausländerinnen mit einem Malaien verheiratet ist und schon seit Jahren in Kuala Lumpur lebt, konzentrierten sie sich auf sie und ließen uns andere links liegen, was uns aber immerhin die Gelegenheit zu einem kleinen Abendessen gab. Anschließend waren die Festivitäten voll im Gange. Die Jungen trommelten so laut sie konnten. Danach sprangen die Löwentaenzer, die übrigens von Ang Huah trainiert wurden, hervor und zeigten ihren beeindruckenden Tanz. Anschließend verteilten sie Orangen an die Kinder und ein Feuerwerk wurde gezündet.
Auf der Bühne im Hintergrund wurde gleichzeitig eine chinesische Oper aufgeführt. Zwar habe ich kein Wort verstanden (ich weiß nicht einmal, ob es auf Mandarin, Kantonesisch oder Hokkien war), aber es muss ein sehr trauriges Stueck gewesen sein, da die Sängerin sehr, man verzeihe den Ausdruck, jaulte. Dank Ang Huahs Verbindungen durften wir sogar kurz hinter die Bühne und mit den Schauspielern sprechen. Ich habe an diesem Abend mehr von chinesischer Kultur gesehen
als in drei Monaten China.
Nur zwei Tage später geriet ich übrigens zufällig in eine indische Prozession. In Little India hatte sich eine große Gruppe Hindus vor dem dortigen Tempel versammelt. Auch hier war die Luft voller Räucherstäbchengeruch. Im Mittelpunkt des Geschehens stand ein bunte geschmückter, erleuchteter Wagen, der von zwei ebenso bunt geschmückten Rindern gezogen wurde. Auf dem Wagen standen drei Tempeldiener, die den Gläubigen ihren Segen erteilten. Die Gläubigen standen um den Wagen herum, berührten die Kühe und zeigten mit über dem Kopf gefalteten Händen ihre Ehrerbietung. Auch ein paar Chinesen waren dabei und zeigten ebenfalls ihre Ehrerbietung. Chinesen sind in religiösen Sachen sehr pragmatisch und beten sicherheitshalber überall mal mit. Kann ja nichts schaden. Ich weiß leider nicht genau, welches Fest es war.
Am nächsten Tag traf ich mich mit Rick und seinen beiden Gästen, Orlando und Nigel, ein schwules Pärchen, das in Bangkok lebt. Wir besuchten den Schlangentempel. Es handelt sich hierbei um einen typischen chinesischen Tempel, wie es auf der Insel dutzende gibt. Allerdings haben es sich in diesem hier diverse giftige Grubenottern heimisch gemacht. Angeblich ist noch nie jemand gebissen worden, obwohl die Tiere frei herum
laufenkriechen. Es heißt, durch die ständige Beweihräucherung
mit Duftstäbchen, werden die Tiere betäubt.
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