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Gleich nachdem wir in Vientiane das Visum für Kambodsch in der Tasche hatten, began unser Weg nach "Si-Phan-Don", dem südlichsten Zipfel von Laos. Unmitelbar vor der kambodschanischen Grenze erreicht hier der Mekong seine grösste Ausdehnung: zwischen den beiden Ufern ist er an einigen Stellenbis zu 30 Kilometer breit. Da gerade in der Trockenzeit relativ wenig Wasser dieses breite Flussbett durchfliesst, treten viele Inseln zutage, die der Region schliesslich ihren Namen geben: auf laotisch wird diese Region Si-Phan-Don genannt, oder auch "
4.000 Islands".
Die überfahrt vom "Festland" bietet eine gigantische Aussicht: ein weiter, blauer Horizont an deren Ende immer ein paar der 4.000 Islands mit kräftiger grüner Vegeatation zu sehen sind. Das Wasser selbst fliesst mal extrem flach über die rund gewaschenen Steine hinweg, mal schiesst das Miniboot, das uns auf die Insel bringt in den so entstandenen Stromschnellen mit einem Affenzahn dahin - und wackelt beträchtlich. Aus dem Wasser des Mekon selbst ragen tausende von Grasbüscheln heraus, die selbst wie kleine Inslen wirken. Oftmals steht auf einer Insel nur ein einziger Baum. Der Mensch fällt in dieser weiten Landschaft kaum weiter auf. Nur vereinzelte werfen kleine Fischerbote ihr Netze aus - und wundern den städtischen Wessi, weil die Fischer es
schaffen im Stehen einen Balanceakt im teilweise schnell fliessenden Wasser zu vollführen.
Die Rundtour auf
Don Kong, der grössten der 4.000 Inseln überrascht mirch: Kanada-Michael und ich sind neben geschätzten 20 weiteren Touristen die einzigen Fremdlinge hier. Da offensichtlich Nebensaisonist, zeigt sich die Insel denn auch ziemlich entspannt und ursprünglich. Weil es unertäglich heiss ist und uns der Fahrtwind der "Honda Dream" gerade mal nicht mehr kühlt, bleibt uns nichts anderes übrig als unter der Aufsicht einer entspannt im Schlamm vor sich hin dösenden Herde Wasserbüffel ein Bad im Mekong zu nehmen. Der Fluss fliesst hier ausgesprochen langsam und wir malen uns nicht aus, das er in seinem bisherigen Lauf nicht nur den Fischern als Jagdgebiet gedient hat, sondern wohl auch in der ein oder anderen Grosstadt die Kanalisation ersetzt haben dürfte...
Auf der kleinsten bewohnten Insel im Mekong,
Don Det, stellt sich die Szenerie als Gegensatz zur grössten Insel Don Kong dar. Alle Touries, die sich für die Abgeschiedenheit entschieden haben, suchen eben diese Abeschiedenheit gleichzeitig auf Don Det. Warum aber sollte gerade die Ruhe dort zu erwarten sein, wo sich die Traveller-Meute versammelt?
Die Antwort ergibt sich nach einem der schönsten Sonnenuntergänge, in dem die Fischer
auf Ihren Booten die Treibnetze einholen: weil es hier auf der kleinsten Insel keinen Strom gibt. Es ist mit Sonnenuntergang stockfinster und tatsächlich ist damit die Insel komplett ruhig und nicht gerade touristisch. Ich bin zudem happy, dass ich von der Höhlentour noch meine Taschenlampe habe, die ich mir im besten Bergmannstil mit einem Band an der Stirn festmachen kann.
Bei aller Tourie-Konzentration auf Don Det: es sind maximal 75 Leute, die sich in den drei zentralen Kneipen tummeln. Das ist relativ übersichtlich und tagsüber ist wegen der grossen Hitze eh niemand in der Stimmung das vorzügliche Beerlao zu trinken. Tagsüber gehört die Insel also durchaus den Locals. Abends natürlich erst recht, nur dass sich die Traveller dann freiwillig in die Kneipen verziehen.
Eine der intereassantestens Begegnungen habe ich, als ich mit einem Iren, einem Israeli und einer Deutschen eine Radtour mache. Auf dem Rückweg von einem der Mekong-Wasserfällen winkt uns ein kleiner Junge aus seinem Haus zu. Wir halten an und Caro, die Deutsche, benutzt Hände und Füsse, um eine Unterhaltung mit den Eltern anzufangen. Es ist erstaunlich, wieviel Kommunikation auch ohne Sprache stattfinden kann. Mit Hilfe laotischer Phrasen aus meinem Reiseführer können wir eine sehr basic
gehaltene Unterhaltung führen, in der uns das Elternpaar erklärt, dass er 59 und 47 Jahre alt sind und beide fünf Kinder haben, von denen die jüngsten 1 und 2 Jahre alt sind (siehe Foto). Die Herzlichkeit und die Offenheit dieser Leute sind sehr einnehmend. Sie wohnen in den einfachsten Verhältnissen, teilen sich ein auf Pfählen errichtetes Haus und beölen sich köstlich als wir ihnen die die Fotos zeigen, die wir mit unseren Digicams von ihnen gemacht haben. Das viele Lachen macht Reden eigentlich unnötig!
Die Eltern bieten uns Betel-Nüsse an, die ich zwar widerlich finde, aber der Höflichkeit halber probiere. Man sieht hier übrignes viele schauderhaft ausseehnde, fast zahnlose ältere Frauen, die Betel-Nüse kauen und einen aus den fast zahnlosen Mündern anlachen. Das schauderhafte daran ist, dass der ganze Mund sowie das Gesicht von den Nüssen (eigentlich sind es Beeren) automatisch so rot werden, dass diese Leute aussehen, als hätten sie gerade ganz frisch einen Wasserbüffel gerissen.
Wir passieren noch eine alte Lokomotive, die einfach
so da steht, mitten in der Landschaft auf circa 10 Metern Gleis - ansonsten ohne jeden Anschluss. Diese Eisenbahn erinnert mich skurilerweise an Berlin-Neuköln. In der Nähe der Neukölner Wederstrasse gab es jahrelang
eine Brücke, die bei den Stadtplanern des Bezirkes den Titel
So-da-Brücke trug. Weil sie nämlich einfach so da stand. Der Reiseführer klärt auf, dass die Lok nicht einfach so da steht. Sondern dass sie ein Relikt aus der Kolonialzeit ist. Die Franzosen hatten das Ziel verfolgt, Indochina mit einem ziemlich weiten Eisenbahnnetz zu überziehen und dabei selbst die Miniaturinsel Don Det nicht vergessen. Letztlich scheiterten die Franzosen daran, dass die vielen Wasserfälle nicht zu überbrücken waren.
Keine Ahnung, was aus der Brücke in Berlin-Neuköln geworden ist. Ich hoffe nur, sie ist sinnvollerweise in den östlichen Stadtring der Berliner Autobahn eingeliedert worden. Das wäre dann ja doch noch eine Erfolgsstory - für die So-da-Brücke und für Berlin!
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