Die Ebene der Tonkruege


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Asia » Laos » East » Phonsavan
April 15th 2006
Published: April 17th 2006
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Dem vielen Wasser in Luang Prabang entfliehe ich in Richtung Osten. Nahe der vietnamesischen Grenze befinden sich die “Field of Jars”. Die deutsche Uebersetzung “Ebene der Tonkruege” ist irrefuehrend, weil die Kruege gar nicht aus Ton sind, sondern aus Stein. In der Gegend um die Phonsavan wurden die per Hand behauenen Steinkruege inklusive “Deckel” auf mehrere Huegel transportiert und dazu benutzt die Asche von Toten beizusetzen. Wie der Transport der bis zu 15 Tonnen schweren Kruege abgelaufen ist, welches Brauchtum dazugehoerte und welche Kultur hier ueberhaupt ansaessig war, das ist ziemlich wenig erforscht. Fuer die Laoten steht jedoch fest: die Kruege sind Becher aus denen der Riese “Kha” Reiswein gebechert hat. Mann, muss “Kha” voll gewesen sein - bei insgesamt 300 Kruegen…

Die vielen Wisschenschaftler, die sich eben nicht mit der Erforschung der historischen Hintergruende beschaeftigt haben, hatten auch beste Gruende fuer ihre Zurueckhaltung. Denn jhrzentelang war die “Ebene der Tonkruege” eines der Gebiete mit den meisten nicht explodierten Sprengkoerpern. Die Erforschung waere also recht gefaehrlich gewesen. Fuer die Touristen, die nun langsam in die idyllische Landschaft kommen wurden allerdings drei spezielle Besichtigungsstellen von der Munition geraeumt.

Mir war bisher ueberhaupt nicht klar, dass die zurueckhaltenden Herren Amerikaner neben ihren Aktivitaeten im Vietnamkrieg auch in Laos ihr Unwesen getrieben haben. Diverse Bombenkrater (siehe auch Foto “1”) und der verrostete amerikanische Panzer zeugen noch von der juengeren amerikanschen Vergangenheit.
Hintergrund fuer den Krieg der Amis in Laos war ein Machtvakuum, das nach dem Ersten Indochinakrieg entstanden war. Dazu war es gekommen, weil die Franzosen 1954 nicht nur mit ansehen mussten, wie erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg eine deutsche Fussballmannschaft die WM in Bern gewinnt. Nein, vielmehr musste Frankreich 1954 auch Laos in die Unabaengigkeit entlassen und den (Ersten) Indochinakrieg als verloren akzeptieren - alles in Allem also eher kein so gutes Jahr fuer die Fanzosen.

Mit der Unabhaengigkeit von Laos kam aber auch die Teilung des Landes: der Sueden wurde von den Koeniglichen beherrscht - der Norden von den Kommunisten. Die vornehmen Franzosen unterstuetzten natuerlich die vornehmen Koeniglichen - zusammen mit den Amis, weil ja immerhin ja das Gespenst des Kommunismus drohte, sich ganz Asien einzuverleiben!
Die amerikanische Unterstuetzung der Koeniglichen erfolgt erst unauffaellig: man finanziert die Koeniglich-Laotische Armee und bildet diese heimlich, still und leise aus. Als dann aus Sicht der amis ein paar Uebergriffen gegen die “Rote Gefahr” erforderlich wurden, erhielten die Kommunisten im laotischen Norden Unterstuetzung der Genossen aus China und Vietnam. Die Amis gingen dann 1964 zum offenen Krieg ueber und bombardierten in Laos alles, was irgendwie kommunistisch war. Vor allem die Ebene der Tonkruege, wohin sich Laos’ Kommi-Kaempfer zurueckgezogen hatten. Es dauert zwar bis 1970 bis die USA den Krieg in Laos offiziell zugaben - aber die Augen der Weltoeffentlichkeit waren ja eh ganz woanders: in Vietnam. Da wunderte es wohl keinen mehr, dass die Amiss zusaetzlich zum Bombenkrieg gegen Vietnam auch noch ein paar anderen Roten Schlitzaugen was aufs Dach gaben.

Bis 1975 verballerten die Amis in Laos also schlappe 2 Mio. Tonnen Sprengstoff - was 200.000 Tote forderte.

Trotz schwerer Vergangenheit ist die Ebene der Tonkruege ein unvergesslicher Eindruck. Gerade die Schoenheit der Natur in ihrer Weite und Stille machen die Geschichte schnell vergessen. Zur Stille der Natur passt die Stille der wenigen dort ansaessigen Menschen. Die aus Suedchina eingewanderten Bergvoelker laecheln bestaendig und wirken sympathisch. Von der Regierung werden sie in mehreren Developmentprogrammen - gerade in puncto Gesundheit/ Hygiene - unterstuetzt, wie das Plakat zur Malariapraevention zeigt. Die lokale Bevoelkerung ist zwar offensichtlich arm, aber immerhin gibt es auf dem Markt alles zu kaufen. Besonders originell ist die "Transportverpackung" fuer die Schweine...


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