Gilli Trawangan, das letzte Paradies?


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August 27th 2012
Published: August 27th 2012
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03.12.2011 bis 06.12.2011 Samstag bis Dienstag, Lombok



Wir müssen zeitig raus. Um sieben Uhr Morgens werden wir von einem Van vom Hotel abgeholt und zum Fährhafen gebracht von wo aus uns eine Fähre in etwa fünf Stunden nach Lombok bringen soll. Alles verläuft ungewohnt reibungslos. Am Hafen können wir die Wartezeit mit den anderen Touristen in einem kleinen Café verbringen wo sich schnell herum spricht, das jeder beim Buchen des Trips übers Ohr gehauen wurde. Ein Pärchen aus England, mit denen wir die meiste Zeit auf dem Schiff verbringen, hat pro Person mehr bezahlt als wir beide zusammen. Aber das soll der Stimmung keinen Abbruch tun. Die Sonne scheint. Der Fahrtwind ist angenehm kühl und es gibt viel Platz auf der komfortablen Fähre. Sogar eine Art Liegewiese mit Kissen und Decken ist vorhanden. Gelassen schauen wir nach vorn, wo eine schroffe durch und durch grüne Gebirgskette, gekrönt von dem alles überragende “Gunung Rinjani“ Vulkan im Norden Lomboks, von dunklen Wolken verhangen immer näher auf uns zu kommt. Fünf Stunden bei sanftem Wellengang und monotonem Dröhnen der Motoren macht müde und schläfrig.

Erst ein lautes Pfeifen reißt mich aus dem Schlaf. Mein Genick schmerzt und ich kann die rechte Seite meines Gesichts nicht mehr spüren. Einen kurzen Moment nur war ich eingeschlafen, dachte ich, doch ein Blick aus dem Fenster verrät mir das die Insel nur wenige Minuten entfernt ist. Etwas orientierungslos schwanke ich auf dem Schiff herum und finde Carmen, immer noch fest schlafend, mit dem Kopf auf ihrem Rucksack. Genervt, etwas wortkarg und hungrig verlassen wir das Schiff. Am Hafen erwarten uns gleich wieder Schwärme von Händlern mit Obst, Getränken und in Bananenblättern eingepackten Reis mit Gemüse. Ehe wir uns auch nur etwas umgesehen haben, sitzen wir auch schon wieder eingepfercht mit neuen Fremden in einem Minibus. Wir wissen nicht so recht wo wir jetzt hin gebracht werden. Irgendwie ist das auch egal. Stumpfsinnig ergeben wir uns dem Dirigieren der Fahrer die wild gestikulierend, mit Fahrscheinen herumwirbelnd, Namen von Ortschaften rufend ihre Leute in die Busse zu bekommen versuchen. Alles erinnert stark an die Vorgehensweise in Thailand. Die Ware „Tourist“ wird verladen und versendet. Stunde um Stunde zieht sich die endlose Fahrt im Minibus. Gespräche verlaufen meist nur oberflächlich und kurz. Jeder verliert sich in seinen eigenen Gedanken und Träumen. Kein Radio, keine Ablenkung von der Monotonie des Fahrens. Ausgedörrte Maisfelder säumen den Weg auf dem neuen Highway entlang der Küste Lomboks. Vorbei an über-proportionierten heroischen Denkmäler von schwer arbeitenden indonesischen Bauern.

Kurz vor unserem Ziel, einer Küstenstadt im Norden, fängt es aus nicht ganz heiterem Himmel unwetterartig an zu regnen. Bin in kürzester Zeit wird die Straße überflutet. Es ist unmöglich für den Fahrer etwas zu sehen, zumal der Scheibenwischer seinen Geist aufgibt. Doch anstatt an zu halten, lehnt sich der Beifahrer mit dem Kopf aus dem Fester und dirigiert. Als wir schließlich am Büro der Reisegesellschaft ankommen steht das Wasser uns bis über die Knöchel. Es regnet noch immer, sodass wir gezwungen sind in dem kleinen Büro mit zwei andern Reisenden, dem Fahrer und Beifahrer des Vans und drei Angestellten des Büros, die nicht müde werden unsere missliche Lage dafür zu nutzen uns überteuerte Unterkünfte an zu bieten, zu denen sie uns natürlich gern fahren würden, bei dem Wetter. Wir versuchen zu handeln, aber dennoch versichert man uns das wir unmöglich etwas günstigeres um diese Jahreszeit an diesem Ort bekommen könnten. Wir versuchen locker zu bleiben und als das Wetter sich bessert, mache ich mich auf den Weg und finde nach etwa fünfhundert Metern die Straße entlang ein Schild auf dem „Homestay“ steht. Durch einen dunklen Durchgang gelange in in eine Art Hinterhof. Mehrere Bewohner grüßen freundlich und nicken verständnisvoll als ich nach dem Homestay frage. Ein sympathischer Mann mittleren Alters begrüßt mich in passablem Englisch. Er führt mich zu einem neuen Haus, eine Art Bungalow hinter der kleinen Siedlung am Rand des Grundstücks. Zwei großzügige Zimmer mit eigenem Bad und Terrasse gibt es hier. Etwas muffig, aber ansonsten Sauber. Für die nächsten drei Nächte wird dies unsere neue Unterkunft.

Als ich zurück zum Büro komme ist Carmen bereits sichtlich genervt. Die Jungs in dem Büro haben ihr dutzende Prospekte von Unterkünften vorgelegt und Angebote vorgerechnet. Schnell schnappen wir unsere Sachen und machen das wir weg kommen.

In den nächsten Tagen erleben wir so hautnah den Alltag der Einheimischen. In der kleinen Siedlung die sich kreisförmig vor unserem Bungalow ausbreitet wohnen überwiegend Hotelangestellte und die Familie unseres Gastwirtes. Dieser erzählt uns das er als Dachdecker in Malaysia gearbeitet hat und dort genug Geld verdienen konnte um hier ein paar Häuser auf sein Grundstück zu bauen und zu vermieten. Den Mittelpunkt der Siedlung bildet ein großzügiger Platz mit schattenspendenden Bäumen. Hühner, Enten und die Kinder der Familien laufen herum und spielen miteinander. Eine friedliche, fast idyllische Atmosphäre zwischen zum trocknen auf-gehangener Wäsche und den Gerüchen der offenen Küchen.

In dem kleinen Ort gibt es nicht viel zu sehen. Einige Garküchen reihen sich an der einzigen Straße aneinander. Am steinigen Strand finden wir ein stylisches Restaurant welches irgendwie verloren und fehl am Platz wirkt. Etwas über das Ziel hinaus geschossen ist auch das Buffet mit Bühne am Strand, mit weißen Tischdeckchen und Silberbesteck welches leider im nächsten flut- artigen Regenschauer komplett baden geht.

Wir mieten uns einen Roller und erkunden ein Stück des Inselinneren hinter der vorgelagerten Gebirgskette welche die Küste abtrennt. Eine gut ausgebaute Straße schlängelt sich in Serpentinen auf den Kamm hinauf. Wir fahren bei strömendem Regen durch den tropischen Wald sodass wir in kurzer Zeit bald triefend Nass sind. An einem kleinen Verkaufsstand an der Straße halten wir um uns unter zu stellen und wenigstens das schlimmste aus zu sitzen. Hinter dem Stand, was eigentlich nur ein überdachter Tisch zusammengeschustert aus Bambusrohren ist, steht ein kleines Haus. Die Tür steht offen so sehen wir das im Inneren ein älteres Ehepaar sich den Raum mit allerlei Federvieh teilt. Der Mann liegt am Boden auf einer Decke und schaut Fern, während er mit einer Hand eine dunkle Masse, aus vermutlich Reis mit irgendeiner Soße, in sich hinein schaufelt. Als die Frau uns erblickt kommt sie samt einer Schar Hühner auf uns zu gelaufen. Sie Verkauft verschiedenste Sorten von Früchten und da wir gerade nichts anderes vor haben und wir schon immer mal die „Stinkfrucht“ Durian probieren wollten, naschen wir uns durch ihren Obststand. Die Durian Frucht erweist sich dabei als eher widerlich. Irgendwo zwischen Hühnchenfleisch und einem alten paar nasser Socken. Dafür schmecken die verschiedenen Beeren die sie uns anbietet köstlich. Ganz besonders hat es uns die „Snake- Fruit“ angetan. Eine Art Litschii in einer Schale die aussieht wie Schlangenhaut. Man knackt die Schale mit den Fingern auf und im Inneren ist ein milchiger, etwas zäher Kern der einen angenehm süßen Geschmack hat. Als der Regen nahezu vorüber zu sein scheint, bedanken wir uns bei der alten Frau, die höchstwahrscheinlich mit uns genug verdient hat um in dieser Woche keine Früchte mehr verkaufen zu müssen und setzen die Fahrt fort. Als wir über den Bergkamm kommen eröffnet sich vor uns ein herrlicher Blick in ein dampfendes Tal. Dichte grüne Wälder reichen bis an den Rand des Meeres am Horizont. Die tiefhängenden Regenwolken verziehen sich schleierhaft zu beiden Seiten und geben die Sonnenstrahlen frei. Von hier sehen wir die drei kleinen vorgelagerten Inseln, die „Gili Islands“, die wie Farbkleckse im unendlichen Blau des Ozeans wirken. Die letzte und größte dieser Inseln wird unsere nächste Station sein. Auf dem Weg ins Tal in Richtung Küste wird die Straße plötzlich von einem umgestürzten Baum blockiert. Ein Urwaldriese ist komplett entwurzelt und liegt nun quer über die einzige Straße. Als immer mehr Mopeds, teilweise ganze Familien ankommen, fangen einige Männer damit an die Mopeds, sowie kleine Kinder und deren Großeltern, über den Baum zu tragen. Gegen eine Gebühr, versteht sich, wird auch unser Roller auf die andere Seite der Straße befördert. Der Rückweg führt uns an der zerklüfteten Küstenlinie entlang, die immer wieder von spektakulären Felsvorsprüngen, Abschnitten von Steilküste und versteckten Buchten unterbrochen wird. Entlang der Straße weiden Kühe auf saftigen grünen Wiesen. Immer wieder passieren wir kleine Dörfer die Oft aus nicht mehr als einer Moschee und ein paar Holzhütten bestehen und hin und wieder dezent in die Landschaft integrierte Luxushotelanlagen. Lombok hat sich noch nicht verkauft. Noch nicht.

An unserem letzten Abend bereitet die Familie des Homestays ein typisches Abendessen für uns. Gegessen wir traditionell mit den Händen und am Boden sitzend und ohne die Frau und die Tochter des Vermieters. Frauen und Männer essen getrennt auch das aus Tradition oder Religion und weil es schon immer so war.



06.12.2011 bis 17.12.2012 10 Tage auf den Gilli Islands



Das Reisen nicht immer nur lässig und unkompliziert ist haben wir mehr als genug am eigenen Leib erfahren können. Diese Tage an denen man die Welt um einen herum nur schwer ertragen kann. An denen man sich eine gewohnte Umgebung, ein zu Hause wünscht. Zu surreal, zu fremd fühlt es sich an. Der ständige Wechsel von Unterkünften, Orten, Landschaften und Ländern. Die fremden Kulturen die auf einen einprallen, sich aufdrängen mit grellen Farben und lautem Geschrei, vollen Straßen und überall Menschen die Aufmerksamkeit wollen, gar fordern. Das Klima, die Hitze, die Gerüche, die faszinierende, schier unendliche Vielfalt an Essbarem. Südostasien, das ist wie einkaufen an Heilig Abend kurz vor Ladenschluss.

Doch jetzt sind es nur noch etwa zwei Wochen die uns in diesem faszinierenden Teil der Welt bleiben. Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem es auf die mittlerweile fast schon gewohnte Art und Weise nicht mehr weiter geht. Nicht mehr weiter gehen kann.

Wehmütig schaue ich zurück. Das dröhnen der Motoren erstickt das Gerede rings um mich herum. Schaukelnd setzt sich der kleine, langgezogene Kahn in Bewegung. Das in die Jahre gekommene Boot ist bis auf den letzten Platz besetzt. In der Mitte stapeln sich die Rucksäcke. Das Hab und Gut das jeder einzelne Rucksacktourist mit sich herum trägt. Kleidung, Kosmetikartikel, Kamera, Spiele für zwischendurch, Laptop, dutzende Kabel, Ladegeräte, Bettlacken, Kekse, Flaschenweise Wasser, Versicherungspapiere und Flugtickets, ein paar „richtige“ Schuhe falls es mal nötig wird diese an zu ziehen, dünne Baumwollschlafsäcke um sich vor modrigen Matratzen zu schützen, allerlei Kleinkram vom Taschenmesser über die Reiseapotheke bis zur Wäscheleine. Es gab Zeiten da hab ich fünf Bücher mit mir herum getragen. Zwei Reiseführer, einen für das aktuelle Land und einen zum eintauschen, ein Buch das ich noch lesen wollte, eines welches ich gerade lese und eines das schon gelesen wurde und ebenfalls zum eintauschen dient, denn seltsamer Weise findet sich in jedem noch so entlegensten Winkel, auf jeder noch so kleinen Insel zwischen dem alten Siam und Papua Neuguinea irgendwo am Strand ein Bretterverschlag mit Stapeln von zurückgebliebenen Büchern aus der ganzen Welt. Oft ist ein „zwei zu eins“ Tausch möglich. Man gibt zwei seiner Bücher und bekommt ein anderes dafür. Manchmal muss man noch etwas drauf zahlen, manchmal tauscht man einfach ein Buch gegen ein anderes. Viele Reisenden hinterlassen Nachrichten in den Büchern wann und wo diese gelesen wurden. So kann es durchaus passieren das einige Exemplare mehrfach um die Welt reisen. Wir verbringen teilweise Stunden in solchen „Bücherläden“.

Was wäre, wenn das Boot jetzt untergehen würde? Einfach Leckschlagen oder von einer Welle umgekippt werden würde? Wir würden sicher lebend davon kommen, nur der Rucksackhaufen wäre verloren. Der gesamte momentane Besitz sozusagen. Ich bemerke ein Schmunzeln in meinem Gesicht, irgendwie gefällt mir der Gedanke. Einfach nichts mehr zu besitzen und mit mir herum zu tragen. Einfach nur, die pure Freiheit?!

Doch bevor es dazu kommt erreichen wir das rettende Ufer von Gili Trawanang. Diese Insel wird zur Endstation unserer Südostasienreise. In dem kleinen Hafen der Insel herrscht ein reges Treiben. Einheimische und Touristen welche gerade ankommen oder sich auf dem Rückweg befinden vermischen sich. Alte Frauen verkaufen Nudelsuppe am Strand. Es dampft und brodelt aus ihren Kochtöpfen. Der erste Eindruck den wir bekommen ist wesentlich angenehmer als der unserer vergangenen Landungen an neuen Zielen. Wir haben bereits von Anderen gehört das es auf der Insel eine Spur ruhiger und entspannter zugeht. Gili Trawanang ist gerade einmal so groß das man in einer Stunde gemütlich herum spaziert ist. Der Einzige Ort ist eine lose Ansammlung von Fischerhütten die sich nach und nach zu Fremdenunterkünften, Bungalowanlagen und sogar richtige Luxushotelanlagen entwickelt haben. Das Zentrum des Ortes bildet ein viereckiger Platz auf dem am Abend Essensstände aufgebaut werden. Dort stehen wir nun und wissen nicht so recht wohin. Also laufen wir einfach mal los. Und weil die Welt ein Dorf ist und Südostasien die einzige Straße in diesem Dorf zu sein scheint, treffen wir hier genau den Typen wieder, welcher uns das erste mal in den Cameron Highlands in Malaysia begegnet uns unsympathisch geworden ist. Genau der mit dem wir im Flugzeug von Borneo nach Yakarta saßen. Und der selbe, der in einem der kleinen Restaurants in den Gassen Yogjakartas neben uns am Tisch saß. Eben dieser verfilzte, immer noch kreideweiße und etwas verloren drein blickende „Europäer“ kommt uns hier auf der ausgefahrenen Dreckstraße entgegen. Es scheint also schon ein Ritual geworden zu sein, dennoch können wir eine Gewisse Überraschung ihn hier schon wieder zu treffen nicht verbergen. Wir nutzen die Situation schamlos aus und lassen uns Tipps zu den Preisen der Unterkünfte geben. Eine gute Basis für spätere Verhandlungen. In einem entspannten Strandlokal schlagen wir erst einmal unser Lager auf und während ich einen übertrieben leckeren Shake aus Erdbeeren, Minze und Honig genieße, stürzt sich diesmal Carmen in die unendlichen Weiten der angebotenen Unterkünfte.

Erst nach etwa zwei Stunden kommt sie freudestrahlend wieder. Wenn sie in Indonesien etwas gelernt hat, dann ist es erbarmungslos und unnachgiebig zu Verhandeln. Nun haben wir die Auswahl zwischen zwei schicken Bungalows in einem gepflegten Garten oder sogar einem ganzen Ferienhaus mit mehren Zimmern. Wir entscheiden uns des Geldes wegen dann für eines der Bungalows im Hinterhof eines kleinen Bauernhofes.

Wer auf Gili Trawanang landet, der lässt den Schwung des Reisens bereits am Hafen hinter sich. Eine seltsame Mischung aus Gestrandeten, Verlorenen und solchen die es werden wollen bestimmt das multikulturelle Gewirr das sich hier zwischen Fressständen, Bar´s und den Pools der Hotelanlagen hin und her bewegt. Zeit, das ist etwas für Angeber.

Im Nachbarbungalow wohnt Graig, ein sympathischer Australier der mittlerweile vergessen hat wann er auf der Insel angekommen ist. Es ergibt sich das wir beinah jeden Abend gemeinsam Essen bevor er sich auf seine allabendliche Pubtour die Promenade hoch und runter begibt.

In den nächsten Tagen erliegen wir einem seltsamen Trott. Vielleicht sogar in Ansätzen so etwas wie Alltag. Auch bekommen wir das Gefühl komplett herunter zu fahren. Plötzlich haben wir Zeit die Eindrücke zu verarbeiten, Pläne zu schmieden und Gedanken zu ordnen. Die Strapazen der letzten Monate fallen nach und nach von uns ab. Vielleicht ist das der Grund, oder aber auch einer der zahllosen Mückenstiche, der uns beide plötzlich Krank werden lässt.

Abwechselnd werden wir mit Fieber und Schwächeanfälle ans Bett gefesselt. Die Tropen setzen uns nun scheinbar doch zu. Nichts desto trotz nutzen wir diese Tage. Morgens, also bei Sonnenaufgang startet Carmen mit einer Runde um die Insel. Zum Frühstück bekommen wir frische Pfannkuchen und Kaffee auf unsere Terrasse serviert. Bis zum Mittag trödeln wir herum mit lesen und schreiben, liegen am Strand oder spazieren im Ort herum. Mittags essen wir in einem typischen Warung, so heißen die traditionellen Gasthäuser in Indonesien. Und weil warmes Essen bei 35° ziemlich anstrengend sein kann legen wir uns nach dem Essen erst mal etwas zur Ruhe. Am späten Nachmittag spazieren wir zum westlichen Zipfel der Insel und schauen uns bei entspannter Musik und einem Bier den täglich etwas anderen Sonnenuntergang über der Silhouette der Nachbarinsel Bali an. Zum Abendessen gehen wir auf den Platz im Zentrum wo die Auswahl an frischem Fisch und Fleischgerichten, frischen Frucht- Shakes, Reis, gebraten, gekocht, mit Ei oder ohne, Nudeln, Suppen, Pfannkuchen und Meeresfrüchten unendlich zu sein scheint. Man kann sich für gegrillt oder frittiert, gekocht oder gebacken entscheiden. Überall raucht und dampft es aus kleinen Holzständen oder Wägen überdacht mit Plastikplanen oder einfach unter dem überwältigendem Sternenzelt der südlichen Hemisphäre.

Gili Trawanang schafft den Spagat zwischen glatt poliertem Babypopo und heruntergekommener Urlaubskloake. Zwischen Massentourismus und Hippifeeling unter Palmen. Hier kann man sich mit den Einheimischen anfreunden, auch über das normale Verkaufsgespräch hinaus. Es gibt keine Mopeds, keine Autos und mit dem Sonnenauf- und dem Sonnenuntergang endet auch die Zeitrechnung zwischen dem Frühstück und dem Abendbrot. Nur das fünfmalige singen der jungen Muezzine, das sich schon mal jeweils bis zu einer dreiviertel Stunde hin ziehen kann, erinnert einen daran das nicht alles nur Sonne, Strand und blaues Meer sein kann.

Als wir nach zehn Tagen diese Insel zurück in Richtung Bali verlassen, sind wir uns nicht sicher, ob es das war, nach dem wir gesucht hatten. Aber wir sind uns sicher das uns das gerade auch völlig egal ist.



„Not everybody who wander around get lost“



Südostasien, das ist keine andere Welt. Nur etwas anders. Es gibt eben Dinge die sollte man einfach auf sich beruhen lassen. So regnet es eben ab und zu mal und genau so scheint auch die Sonne wieder. So vergeht ein Tag wie der Andere ohne das auch nur irgendetwas passiert. Was auch nicht schlimm ist. Asiatische Gelassenheit, die Kunst die Dinge auf sich beruhen zu lassen. Dem Sinn oder Unsinn keine Bedeutung zu geben. Leben ist und Leben kommt und Leben geht. Durch und Durch. Man darf es nur nicht so eng sehen. Dem Kleinsten keine übergroße Rolle zuordnen. Und Respekt zollen, dem Großen. Es gibt eben Dinge die sind wie sie sind. Nur nicht verzweifeln deswegen.

Es stört niemanden wenn ganze Familien, inklusive Haustiere auf einem Moped durch den Verkehrssmog verstopfter Straßen fahren. Wenn ein Erwachsener Mann auf einem rosa Kinderfahrrad durchs Dorf fährt und das komplett in Pink gekleidet. Oder wenn ein Verkehrsstau gleich mal eine Woche andauert. Die Uhren sowie die Menschen ticken anders. Und wir erkennen einmal mehr in welchem Tempo wir es gewohnt sind zu leben, Probleme zu bewältigen und Lösungen zu finden. Wissen, so scheint es, ist der Schlüssel zu einer unruhigen und exzessiven Welt in der Statussymbole wichtiger sind als Sympathie und menschliches Miteinander.

Wir sind über schlüpfrige Dschungelpfade gewandert um entlegene Dörfer zu entdecken, haben dem Lärm und Gestank der Metropolen getrotzt und sind mit Tuck Tuck´s durch zwielichtige Gassen gerast. Haben Hühnerfußsuppe am Straßenrand probiert und durften unglaubliche Szenen auf dem „Vegetarian Festival“ erleben. Wir sind in kristallklarem Wasser zwischen Korallen getaucht und haben hunderte, abgedrehte, mit fluoreszierenden Farben beschmierte Europäer im Dschungel tanzen sehen. Wir saßen Stunden um Stunden in Bussen, Van´s, Fähren und Zügen, auf Polstern mit Plastik überzogen, Holzbänken und dreckigen Fußböden, zwischen stinkenden und im Schlaf schmatzenden Chinesen die allein auf einer bequemen Bank für vier Personen liegen, während Familien mit kleinen Kindern sich den Fußboden mit Ungeziefer teilen müssen. Wir wurden angestarrt, fotografiert, eingeladen und abgezockt, haben Freunde gefunden und Bekannte getroffen. Wir haben für 3€ in Hütten am Strand geschlafen und wurden nachts um 2 Uhr von einem Wasserschaden im Hotel überrascht. Wir sahen Straßen voller Ladyboys und Guesthäuser voller alter Männer. Manche müssen eben fliehen und andere stehen noch vor Sonnenaufgang auf um Blumen in den Vororten von malaysischen Großstädten zu fotografieren. Wir aßen wie Könige und feilschten wie Bettler.

Wir haben gesehen und erlebt, was schon viele tausende vor uns gesehen und erlebt haben. Trotzdem fühlen wir uns einmalig, berauscht, irgendwie einzigartig. Reisen, das ist wie wenn jeden Tag Sonntag wäre. Reisen in Südostasien, das bedeutet zu dem Sonntag kommt noch ein heftiger Kater hinzu. Man fühlt sich irgendwie unwohl und kämpft hin und wieder mit Brechreiz, doch mit dem erleichternden Gefühl einen tollen Abend hinter sich und einen freien Tag zum entspannen vor sich zu haben.



So langsam lässt der Druck nach, in den Ohren und unter uns verschwindet die Inselwelt Indonesiens in Schleierwolken und dem tiefen Blau des Ozeans. Hinter uns liegen vier Monate und neun Tage in dem feucht-heißen Schmelztiegel Südostasiens. Und nur einen Katzensprung vor uns, die rote, staubige Erde einer neuen Welt, Australien, wir kommen!



by Patrick Bauer



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