Ich bin ein Tourist! Holt mich hier raus!!!


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Indonesia's flag
Asia » Indonesia » Java » Jakarta
December 2nd 2009
Published: March 31st 2010
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Nach einem angenehmen Flug von Singapur nach Jakarte, standen wir am Nachmittag des 02. Dezembers auf indonesischem Grund und Boden und wurden direkt Statisten in einer indonesischen Daily-Soap, die gerade am Flughafen von Jakarta gedreht wurde. Vielleicht klingt das jetzt ein wenig zu spektakulaer, fuer den Fakt, dass wir eigentlich nur einmal mit dem Rucksack durch das Bild gelaufen sind, aber eine witzige Begruessung in einem neuen Land war es allemal.

Leider ging es dann nicht ganz so amuesant weiter, denn die Innenstadt Jakartas hat in meinen Augen nur wenig Schoenes zu bieten. Riesige Wolkenkratzer reihen sich an erbaermliche Slums, und Gehwege bestehen aus mehr Schlagloechern als Asphalt. Kurzum: mein erster Eindruck von Jakarta war enttaeuschend. Ich hatte mir unter der Hauptstadt etwas viel Spannenderes vorgestellt und da ich so viele Reisenden getroffen hatte, die von Indonesien nur so schwaermten, waren meine Erwartungen wohl zu hoch. Dass wir gleich am ersten Abend einen Journalisten kennen gelernt haben, der 2009 bei den Bombenanschlaegen auf Hotels in Jakarata direkt vor Ort war, hat die Stimmung natuerlich nicht sonderlich gehoben. Leider hatten wir auch eine eher erbaermliche Unterkunft, sodass ich mich in der Stadt von Anfang an unwohl gefuehlt habe. Ausserdem ist Jakarta fuer die Geschaeftigkeit der Menschen bekannt, was fuer einen Touristen bedeutet, dass man an jeder Ecke heftigst uebers Ohr gehauen wird, wenn man nicht hoellisch aufpasst.

Nachdem der erste Tag in dieser haesslichen Stadt so vor sich hin gezogen war, musste ich mir leider auch eingestehen, dass mein „Asien-Akku“ so langsam immer leerer wurde. Nach dem Aufatmen in Singapur waren wir nun wieder mitten drin im lauten und dreckigen Treiben, woran ich mich erst mal wieder gewoehnen musste. Ueber ein halbes Jahr in Asien, immer auf Achse mit nem Rucksack auf dem Ruecken und in direkter Schusslinie fuer Strassenhaendler und Touranbieter... das zehrt an einem - egal wie toll und spannend all meine Abenteuer sind und waren (ich moechte nichts davon missen!!!). Ja, ich musste mir spaetestens in Jakarta eingestehen, dass ich ab und zu doch ein wenig Heimweh oder besser gesagt Sehnsucht nach Europa hatte! Aber ich hatte mir fest vorgenommen, auch Indonesien so zu geniessen, wie all die anderen Laender zuvor.

Um also meinem kleinen Tief zu entkommen, habe ich mir nach einem eher lustlosen Stadtrundgang das wohl kitschigste Erlebnis meiner gesamten Reise gegoennt... einen Kinobesuch zu „New Moon“ 😊! Und ob ihr es glaubt oder nicht, der Film hat mich derartig in eine heile Welt verfrachtet, dass alles gleich wieder viel besser war und ich sogar eine gute Erinnerung an Jakarte habe! Hahaha...

Zum Glueck hat mich dieser Kinobesuch so entspannt gestimmt, denn schon am kommenden Tag brauchte ich all diese Ruhe auch. Auf dem Tagesplan stand naemlich das Ergattern des Zugtickets um weiter nach Yogjakarta zu reisen. Der Zug sollte planmaessig 20Uhr fahren, was unter normalen Umstaenden bedeutet haette, dass man fruehestens 19Uhr am Bahnhof sein muss. Leider ist das Wort „normal“ nicht passend fuer den Bahnhof in Jakarta. Hier muss man sich naemlich spaetestens gegen Mittag in einer Schlange anstellen, in der ab 15Uhr geschubst und gedraengelt wird, weil ab 17:30Uhr begrenzte 50 Tickets verkauft werden, auf die es etwa 300 Leute abgesehen habe. Chaos pur! Wenigstens gestaltete sich all die Wartezeit durch das Gedraengel jedoch recht aufregend, weil man staendig damit beschaeftigt ist, aufzupassen, dass einem nicht die Wertsachen aus dem Rucksack geklaut werden. Und hey... das Warten hat sich gelohnt, denn ab Abend sassen wir erschoepft im Zug um der Hauptstadt zu entkommen.

Nach einer langen Zugfahrt standen wir am Morgen gegen 4 Uhr am Bahnhof in Yogjakarta und konnten an nichts anderes denken, als eine warme Dusche und ein Bett. Gluecklicherweise sind wir direkt am Bahnhof auf eine Touristeninfo gestossen, die sogar so frueh am Morgen besetzt war. Und recht untypisch fuer Asien wollte man uns hier auch wirklich helfen, anstatt wie ueblich das Geld aus der Tasche zu locken. So hatten wir wenig spaeter ein tolles Hotel (sogar mit Swimmingpool) und mussten nicht mal den Rest der Nacht bezahlen, sondern erst den Folgetag. So langsam begann ich zu verstehen, warum die Leute Indonesien so loben!

Nach einer ausgiebigen Portion Schlaf haben wir uns auf den Weg gemacht und die Stadt ein wenig erkundet. Yogjakarta ist um einiges ruhiger und relaxter als Jakarta und meine Laune stieg stuendlich! In den kommenden Tagen haben wir saemtliche Attraktionen der Stadt ausfindig gemacht und versucht, so viel Java-Kultur wie moeglich zu erleben. Der Sultanpalast, das Wasserschloss und die gesamte Region um die Malioboro Strasse herum sind zwar eher unbeeindruckend, dafuer ueberzeugen die Borobodur und Prambangan Tempelanlagen! Aehnlich wie im Angkor Wat in Malaysia, handelt es sich hier um riesige buddistische und hinduistische Anlagen, in denen man gut und gerne einen halben Tag verbringen kann. Zwar sind wir nicht besonders erfolgreich darin gewesen, die in Stein gehauenen Skulpturen und Gottesbilder zu verstehen, aber es war trotzdem sehr beeindruckend und gewaltig anzuschauen.

In Yogjas Innenstadt kann man tolle Restaurants finden, aber wahrscheinlich haben wir genau das Falsche ausgewaehlt, denn an einem der Abende habe ich mir zum ersten Mal waehrend meiner Reise so richtig den Magen verdorben. Da ich wenige Stunden spaeter dann sogar hohes Fieber bekommen haben, nehme ich an, dass es eine ordentliche Lebensmittelvergiftung war, die sich ueber Reis und Nudeln in meinen Koerper geschlichen hat. Die naechsten zwei Tage waren dann insoweit aufregend, dass es jedes Mal wieder eine neue Herausforderung war, den Weg vom Bett bis zur Toilette zu managen, ohne die Haelfte unterwegs zu verlieren. Aber so etwas geht gluecklicherweise auch wieder vorbei und mein Eisenmagen hat sich Gott sei Dank recht schnell wieder erholt, sodass wir am 09.12. unsere Tour gen Westjava antreten konnten.

Direkt nach dem Fruehstueck standen wir wie oft mit gepackten Rucksaecken vor dem Hotel und haben auf den Minibus gewartet, der uns zu dem Vulkan Bromo bringen sollte. Bei der Tourbuchung wurde uns ein Minibus mit Klimaanlage versprochen und gegen 9:30 Uhr rollte dieser Minibus auch direkt vor unsere Fuesse. Schon 9:32 Uhr mussten wir jedoch feststellen, dass der Bus zwar eine Klimaanlage hatte, diese aber nicht funktionierte. Am Morgen ist das noch nicht wirklich ein Problem, aber spaetestens gegen 1 Uhr nachmittags aergert man sich dann gewaltig ueber die „Scheiß-egal-Einstellung“ der Indonesier. Dazu kam, dass dieser kleine Minibus natuerlich auch mal wieder bis oben hin mit Touristen beladen wurde, sodass wir alle schoen eng am Schweißarm unseres Nachbarn klebten. Aber ich wollte mich ja nicht beschweren, sondern stattdessen Indonesien die verdiente Chance geben ;-)!

Nach einem langen, heißen Tag im Bus wurden wir am Abend in dem Hotel abgeladen, in dem wir die Nacht verbrachten. Da sich dass Hotel um einige Hundert Meter ueber dem Meeresspiegel befand und es mittlerweile auch schon 8 Uhr abends war, hatte unser Schwitzen ein recht abruptes Ende und wir wurden mit Temperaturen um die Null grad ueberrascht. Die nicht vorhandene Heizung und undichte Fenster (auf das kalte Wasser in der Dusche muss ich gar nicht erst eingehen) bescherten uns eine Nacht in saemtlichen Hosen und Pullovern, die wir besaßen. Aber wir haben trotzdem geschlafen wie Babys, zumindest bis 3:45 Uhr am Morgen. Denn dann hiess es aufstehen und schnell richtung Vulkan, um puenktlich zum Sonnenaufgang ueber den Krater zu schauen. Ich kann nur von Glueck reden, dass einige geschaeftstuechtige Locals herumgelaufen sind und dicke Winterjacken fuer umgerechnet 1 Euro vermietet haben, sonst waere ich an diesem Morgen wohl gnadenlos erfrohren. Aber das fruehe Aufstehen und Frieren wurden mit maerchenhafter Aussicht belohnt. Der Sonnenaufgang ueber Bromo und den anderen inaktiven Vulkanen war gigantisch. Immer wieder stiegen dicke Rauchschwaden aus Bromo und die blutrote Sonne stieg langsam auf und erhellte den riesigen Krater.

Nach etwa 1,5 Stunden hatten wir wohl um die 150 Fotos geschossen. Im Nachhinein sehen alle recht aehnlich aus, aber im wandelnden Licht der aufgehenden Sonne hat man das Gefuehl, jede einzelne Sekunde einfangen zu wollen 😊. Mit dem Jeep ging es im Anschluss hinunter in den Vulkankrater, wo wir nur unweit von Bromo abgesetzt wurden. (Damit es zu keiner Verwirrung kommt: es handelt sich um einen riesigen Krater, in dem sich mehrere kleinere Vulkane befinden.) Und wie sagt man so schoen: „Das Glueck dieser Erde, liegt auf dem Ruecken der Pferde“... oder so aehnlich. Auf jeden Fall ging es nach der kurzen Jeeptour auf Pferden weiter. Durch die staubige Vulkanerde sind wir bis zum Fusse von Bromo galoppiert. Naja... das hoert sich jetzt wohl etwas zu romantisch an. Ganz so war es in Realitaet nicht ;-). Wir sassen auf Pferden, die von ihreren Besitzern an der Leine gefuerht wurden. Und da sie neben den Pferden durch die sandige Landschaft laufen mussten, war es auch eher ein sehr langsamer Trab, als wirklich filmreifer Galopp. Aber dennoch ein guter Morgenritt!

Wenig spaeter trennten uns nur noch wenige Stufen zur Spitze des Vulkans. Schon auf dem Weg nach oben konnte man die schwefelhaltigen Daempfe riechen. Habt ihr schon man in einen Vulkan hinein geschaut? Eigentlich ein recht gefaehrliches Spektakel, wenn man bedenkt, dass so ein Vulkan ja auch hin und wieder ausbricht und tonnenweise heisse Lava und gluehenden Felsbrocken in den Himmel spuckt. Gluecklicherweise war Bromo allerdings and diesem Morgen gut gesonnen und so konnten wir am Rande des Kraters liegen und direkt in die Schwefelglut schauen!

Puenklich zum Fruehstueck waren wir wieder zurueck im Hotel und uns wurde erst dort bewusst, dass wir direkten Ausblick auf die Vulkane hatten. Das war uns am Abend zuvor aufgrund der Dunkelheit voellig entgangen. Umso mehr konnten wir aber das Fruehstueck nach dem ereignisreichen Morgen geniessen, bis der Bus vor der Tuer hupte und es leider schon weiter ging. Vielleicht fragt ihr euch, warum ich „leider“ sage? Nun... die Erklaerung hierfuer ist einfach! Denn der Tag, welcher so genial angefangen hatten, wandelte sich recht schnell in einen der beschissensten Tage meiner Reise. Urspruenglich hatten wir eine 3-taegige Tour gebucht, das heisst, es waere fuer uns an diesem Morgen weiter zu Mount Ijen gegangen. Als uns der Minibus jedoch vor dem Reisebuero absetzte, wartete dort kein weiterer Bus auf uns, sondern nur ein Mitarbeiter, der uns mitteilte, dass Ijen ueber Nacht aktiv geworden war und auszubrechen drohte. Es waere deshalb zu gefaehrlich gewesen, dorthin zu fahren. Stattdessen bot man uns an, die Tour auf eine Zweitagestour zu verkuerzen, aber da es sich hier um „hoehere Gewalt“ handelt, konnte man uns nur einen Bruchteil von dem Geld zurueck geben, was wir im Vorab bezahlt hatten. Vielen Dank Mount Ijen! Du hast uns um ca. 50 Euro aermer gemacht! Aber so ist das nun mal mit der Natur! Zwar hatten wir versucht, uns zu beschweren um die Rueckerstattung noch ein wenig zu erhoehen, aber man bot uns stattdessen an, dass wir ja auch in das Hotel vor Mt. Ijen fahren koennten um dort den Tag zu verbringen. Ohne Ijen zu besteigen, versteht sich! Na danke... soviel also dazu!

Uns blieb als nichts anderes uebrig, als wenige Minuten spaeter in einen Bus zu steigen, der uns nach Bali bringen wuerde. Und hier ging dann das eigentliche Uebel los. Schon oefter habe ich ausfuehrlicher ueber die Transportmittel der Asiaten berichtet, aber diese Reise entpuppte sich zu einer wahren Grenzerfahrung. Dass die Sitzbaenke klein und viel zu eng waren, ist ja kaum noch erwaehnenswert, denn das ist Standard. Dieser Bus jedoch hatte weder Klimaanlage, noch Ventilatoren, noch Fenster, die sich weiter als 10cm oeffnen liessen. Als die Sonne gegen Mittag so langsam gen Zenit wanderte, begannen wir im Bus zu kochen. Eine gute Methode, diese langen Busfahrten zu ueberstehen, ist einfach die Augen zu schliessen und hoffen, moeglichst schnell einzuschlafen. Daran war allerdings nicht zu denken, denn schon nach etwa 20 Minuten hatten wir einen Platten, der zur Unterhaltung des gesamten Dorfes beitrug. Alle kamen herbeigestroehmt und fachsimpelten, wie man den Platten wohl am schnellsten reparieren konnte, da kein Ersatzrad zur Hand war. Nach einer Stunde in der Sonne rollten wir aber weiter. Keine Ahnung, ob sie letztendlich Kaugummi auf Loch geklebt hatten... auf jeden Fall schien nun alles in Ordnung zu sein. Und dann begann der spannende Teil des Tages... man glaubt, bei einer Fahrt von etwa 12 Stunden handele es sich um einen Langstreckentransport? Haha... dass ich nicht lache! Ungelogen aller 10 Minuten hielt der Bus an, liess Leute aus und einsteigen und gewaehrte leider auch fliegenden Haendlern Zutritt fuer ein paar Minuten. Schlafen war also ausgeschlossen, denn diese Verkaeufer sangen lauthals ihre Produkte hoch und runter: „Wasser, feuchte Handtuecher, Reis, Nudeln, Wasser, feuchte Handtuecher, Reis, Nudeln!“ (Die Meldodie koennt ihr euch uebrigens selbst ausdenken. Ich bin mir sicher, dass ich jedes einzelne Lied, welches euch in den Sinn kommt, auf dieser Tour gehoert habe!) Nachdem die Haendler sich im Minutentakt abwechselten, war es Zeit fuer einen Wechsel im Unterhaltungsprogramm. Zwischenzeitlich hatten wir mal einen Gitarrenspieler, eine bettelnde Mutter mit Baby und irgendwann mal eine gesamte Band an Board. Ich haette fast vergessen zu erwaehnen, dass sich die Indonesier in ihren Bussen ja auch wie zu Hause fuehlen. Das heisst, jeder macht, was er will. Die Kindern klettern und springen ueber alle Sitze, die Maenner rauchen Kette (ich erinnere, dass wir 35 Grad hatten und die Fenster nur einen Spalt oeffneten) und die Frauen spucken ihre Nuss- und Obstschalen auf den Boden, wo es ihnen gerade am besten passt. Und obwohl man alle Zeit der Welt zu haben schien, gab es keine 5 Minuten fuer eine Pipi-Pause! Der Horror! So harrten wir also von Morgens 9 Uhr bis ca. 18 Uhr im Bus aus, bis wir dann endlich auf eine Faehre fuhren. Hier konnten wir endlich ein Klo aufsuchen und unsere zu platzen drohenden Blasen entleeren. Nach 1,5 Stunden auf der Faehre wechselten wir in Bali gluecklicherweise in einen anderen Bus, der mal wieder von einem Rennfahrer gelenkt wurde. Aber ich war ihm dankbar! Denn so dauerte es nur noch 3 Stunden bis wir endlich in Denpasar ankamen. Dusche und ein sauberes Bett waren alles, woran wir noch denken konnten! Viel mehr haetten wir an diesem Tag wohl auch nicht mehr zustande bekommen!




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