HAPPY HOLI UDAIPUR!!!


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March 9th 2012
Published: March 9th 2012
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Udaipur wurde uns von vielen Travellern, die wir auf dem Weg getroffen haben als schönste Stadt ihrer Tour angepriesen, entsprechend hoch sind die Erwartungen als wir nach 6 Stunden Fahrt im- hatte ich es schon erwähnt immernoch unklimatisierten- Auto dort gegen 20 Uhr ankommen.
Nach der Erfahrung in Pushkar, dort hatten wir unser Zimmer mit allerlei Getier (Riesenspinnen, Riesen-Schaben, Eidechsen und am unangenehmsten: etwas kleines springendes- ein Floh???) geteilt, hatten wir beschlossen wieder in ein etwas teuereres Hotel zu investieren. Also checken wir im Pichola Haveli direkt in der Altstadt am wunderschönen Pichola See und dem Gantaur Ghat ein. Hier haben wir ein riesen Zimmer, ein Dachterrassenrestaurant und super Service sowie zum ersten Mal in Indien: Frühstück inklusive. Rundum happy. Das Abendessen auf der Dachterrasse unseres Haveli verspricht schon einiges, denn die Aussicht auf die teils beleuchteten Palasthotels der Umgebung und den riesigen Stadtpalast des Maharadschas von Udaipur sind atemberaubend. Wir können sogar das berühmte Lake Palace Hotel aus dem James Bond Film "Octopussy" sehen, es liegt auf einer Insel mitten im See und gehört zu den "Leading Hotels of the World" , die Nacht beginnt bei 400 US Dollar.

An unserem ersten Tag in Udaipur besichtigen wir morgens de Stadtpalast, der wirklich riesig ist, zum Teil Museum, zum Teil Luxushotel, zum Teil Veranstaltungsgelände und zum Teil wirklich noch Wohnsitz der Maharadscha-Familie. Das Museum ist interessant, es sind viele Bilder aus der kriegerischen Geschichte der Stadt Udaipur ausgestelt, zum Teil in Miniaturmalerei, für die die Stadt Udaipur weit über die Grenzen Indiens bekannt ist.
Außerdem Rüstungsgegenstände, Wandmalereien, und noch komplett möblierte Gemächer aus der Ära der einstigen Herrscherfamilien.
Immer wieder kommt man auch in kleine Pavillons und Innenhöfe und in einem spielen drei alte Männer, der Kleidung nach Sikhs, wunderschön traurige Lieder auf ihren altmodischen Zupfinstrumenten und singen dazu. Hier bleiben wir eine Weile sitzen und beobachten die hereinströmenden Touristengruppen, wobei wir folgende Feststellungen machen:
1.
Die indischen Touristen und vorallem die Guides sind immer sehr schick angezogen, mit gebügelten Hemden, Lederschuhen, Stoffhosen während die ausländischen Touristen, egal woher sie kommen wirklich schlimm aussehen.
und 2.
Das Französisch der Inder ist viel besser zu verstehen als das Englisch, in dem sie doch fast alle einen sehr starken Akzent haben und manchmal auch einfach nur Wörter aneinanderreihen ("Jaipur Metro also" erklärt uns Harish zum Beispiel einmal. aha.). Das französisch der Guides hingegen klingt sehr authentisch und außerdem fließend, hätte ich nicht gedacht.

Im Anschluss an die Besichtigung machen wir noch eine Bootsfahrt auf dem Pichola See, was sich jedoch als nicht so romantisch herausstellt wie es sich anhörte, denn man sitzt in riesigen Motorbooten mit 20 Personen und tuckert zu einer Insel auf der es ein überteuertes Restaurant gibt und von der man den Palast sehen kann, der von außen wirklich einfach nur trutzig und hässlich ist. Dann muss man dort eine Viertelstunde bleiben und fährt wieder zurück.

Den nachmittag verbringen wir mit Lesen und Schlafen und auf der Dachterrasse sitzen.
Für Mittwoch haben wir einen Kochkurs gebucht. Er ist praktischerweise direkt in unserer Straße und um 11 Uhr finden wir uns mit 2 weiteren Paaren aus England und Australien bei Shashi zuhause zum Kochen ein.
Shashi hat eine sehr schwere Zeit hinter sich, sie wurde jung verheiratet und ebenso jung Witwe, mit nur 32 Jahren und zwei kleinen Söhnen von 7 und 9 Jahren. Da sie der Kaste der Brahmanen angehört galt für die junge Witwe, dass sie ein Jahr lang nicht aus dem Haus gehen durfte und jeden Tag Trauerbesuch empfang. Von der Familie ihres verstorbenen Mannes kümmerte sich niemand um sie und ihre beiden kleinen Söhne
Ghantaur Ghat UdaipurGhantaur Ghat UdaipurGhantaur Ghat Udaipur

direkt neben unserem Hotel
mussten ihr heimlich Arbeit besorgen, so wusch sie nachts die Kleider anderer Leute die ihre Söhne tagsüber einsammelten, denn arbeiten ist der Witwe in der Trauerzeit auch verboten.
Nach dieser Zeit wusch sie dann offiziell die Wäsche für einige Hotels und fing dort auch an zu putzen. Ein Gast in ihrem Haus, der von ihren Kochkünsten beeindruckt war, hatte schließlich die Idee mit den Kochkursen und so lernte Shashi mühsam englisch und fing schließlich vor einigen Jahren an, bei sich zuhause Kochkurse zu geben. Die englischen Manuskripte, mit den Rezepten haben ihr Gäste erstellt, da sie selbst nicht englisch schreiben kann, ebenso die Website und irgendwann kam heimlich der Lonely Planet vorbei und testete ihren Kochkurs. Seitdem geht es Shashi sehr gut und sie gibt jeden Tag zwei Kochkurse von je 4-5 Stunden.
Ihre Söhne gehen zur Universität und Shashi hat jetzt selbst jemand, der ihre Wäsche wäscht weil sie dazu keine Zeit mehr hat.
Eine echte Traumgeschichte und Shashi ist eine sehr sympatische und beeindruckende Frau.
Neben dem Geschichtenerzählen wird auch gekocht. Wir machen Mango- und Korianderchutney, das wir mit Pakora, in Kichererbsenmehl frittierten Zwiebel- und Kartoffelscheiben, essen, backen 4 verschiedene Arten Brote (süße, gefüllte und ganz einfache), bereiten ein Tomaten-Auberginen-Curry und einen Gewürzkäse zu, einen Gemüsereis und natürlich homemade Chai Masala (Tee). Es dauert fast 4 Stunden bis wir alles zubereitet haben und dann wird genüsslich gegessen.

Am Nachmittag holt uns Harish für eine Tour zum Monsoonpalast ab, einem alten zerfallenen Palast, der hoch über Udaipur auf einem Berg thront und tolle Ausblicke ins bergige Umland ermöglicht. leider ist es sehr diesig. Dann schauen wir uns noch eine Schule für Miniaturmalerei an und machen ein paar EInkäufe.
Gegen 19 Uhr starten die Feierlichkeiten zum morgigen Holi-Fest auf einem Platz an einem Tempel ganz in der Nähe unseres Hotels. Zunächst gibt es einige traditionelle Tanzvorstellungen, die jedoch alle von Männern in Frauenkleidern getanzt werden, dann auch einige moderne Tänze, unter anderem ein Michael Jackson Imitator und eine minderwertige "Boygroup" sowie ein kleiner Junge, der HipHop tanzt. Auffällig ist, dass an der gesamten Produktion, mit DJ, Technikern, zig "Moderatoren" und Anheizern und noch mehr anderen Leuten, die nach jedem Act ein heilloses Durcheinander auf der Bühne veranstalten, keine einzige Frau beteiligt ist und auch das feiernde Publikum besteht ausschließlich aus Männern. Die Frauen sitzen ruhig beinahe teilnahmslos auf den Treppenstufen vor dem Tempel, während die Männer tanzen, schreien, singen und den Transvestiten-Tänzern Geldscheine zustecken.
Dann irgendwann gegen 21 Uhr- wir haben uns auch in der Zwischenzeit einen Sitzplatz auf der Tempeltreppe ergattert- wird die Bühne und sämtliche Technik weggeräumt
und um die etwa 10 Meter hohe Strohpuppe, die vor dem Tempel aufgestellt ist wird ein riesiger Kreis aus Böllern gelegt.
Auf der Strohstatue und um sie herum sind außerdem Raketen und Böller in Massen gestapelt. Junge Männer mit Bambusstöcken treiben die feiernde Menge zurück und dann plötzlich beginnt es aus einer Seitenstraße ohrenbetäubend zu knallen und eine riesige Feuerwand aus Böllern kriecht näher, entzündet den Kreis an Böllern um die Strohstatue herum und entfacht schließlich diese. Ein riesen Feuer entsteht, parallel dazu knallt es und Raketen schießen in die Höhe, es wird schrekclich warm und die Leute auf den unteren Treppenstufen stürzen weiter nach oben. Ich hoffe nur, dass die Verantwortlichen hier wissen was sie tun und nicht der obere Teil der Strohpuppe brennend herunter kippt aber nichts dergleichen passiert. Es ist einfach nur ein riesiges verrücktes Spektakel, was uns in zweierlei Sinn den Atem raubt.
Dafür haben sie wahrscheinlich mit ihrem ganzen Feuerwerk in den letzten Tagen geübt 😊
Morgen folgt dann der zweite Teil des Holi-Festes, für den wir extra alte Kleider eingepackt haben denn das Holi-Fest wird nicht umsonst auch das Fest der Farben genannt...
Gegen 05 Uhr weckt uns ohrenbetäubendes Geschrei aber wir beschließen, dass es noch etwa 5 Stunden zu früh für uns ist und schlafen noch ein paar Oropax-gesegnete Stunden. Als wir gegen 10 Uhr dann auf die Straße gehen müssen wir nur etwa 2 Meter aus unserem Hotel heraus bis uns die erste "Happy-Holi"-schreiende Menschenmasse mit Farbenpulver bewirft und beschmiert und natürlich wollen alle jungen Männer eine Happy Holi Umarmung von mir.
So geht es weiter und als wir am Tempel ankommen sind wir bereits in 50 verschiedene Farben gesprenkelt. Eine riesige Masse fröhlicher, bunter Menschen, Touristen und Einheimischer (wieder nur Männer und Jungs jedoch), ziehen tanzend und jubelnd durch die Straßen und irgendwann habe ich selbst eine Tüte grünes kreideähnliches Pulver in der Hand und schmiere es der Happy Holi-Menge ins Gesicht, in die Haare und überall sonst hin.
Ab und zu bekommt man von oben auch einen Eimer Wasser übergeschüttet und besonders von kleinen Kindern auch mal einen Schwall aus der Wasserpistole ins Gesicht. Alles in Allem ist das Fest (trotz sichtbar erhöhter Polizeipräsenz, mit langen Bambusstöcken bewaffnet) sehr fröhlich und friedlich und bis auf zwei Vorfälle, bei denen aus einer Umarmung eher eine Begrabschung wird machen wir nur tolle Erfahrungen. Wir treffen auch Graham und Charlotte aus unserem Kochkurs wieder und machen eine Menge neuer bunter Bekanntschaften.
Nach 3 Stunden auf der Straße ebbt das Fest langsam ab und gegen 15 Uhr ist es offiziell beendet. Wir springen unter die Dusche und versuchen 20 Minuten lang unser Bestes um wieder halbwegs normal auf der Dachterrasse mit unseren neuen Freunden Nick und Louis aus New York ein paar Drinks zu nehmen zu können.
Leider hilft weder Peeling noch Nagellackentferner gegen die ganz hartnäckigen Flecken aber mit der Zeit wird sich das geben.
Den Nachmittag, das ist inzwischen zur Regel geworden verfaulenzen wir wieder und treffen dann um 17.30 Uhr Harish der uns zum Sunset auf eine kleine Anhöhe bringt.
Nach einem köstlichen vegetarischen Abendmahl und einem Absacker mit Nick und Louis vor dem Hotel endet unser letzter und bisher aufregendster Tag in Udaipur.
Morgen geht es früh morgens weiter nach Mount Abu, einem kleinen Ort in den Bergen, wo wir ein bisschen Wandern wollen.

Happy Holi everyone!!!


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HOLI in UdaipurHOLI in Udaipur
HOLI in Udaipur

...achja ich wurde auch noch vom fernsehen interviewt :-)


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