Kerala (Wwoofing Stay)

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3.5 -13.5

Von Goa den Nachtzug nach Kerala zu meinem Wwoofing Host. (klimatisiert, der reinste Luxus). Fuer jeden der nicht weiss was wwoofing ist. Man arbeitet auf einer Farm und bekommt Essen und Unterkunft.

Als ich ankam holt mich Sidhiquee persoenlich vom Bahnhof ab. Sehr nett. Mein Zimmer ist super. Die Familie ist nett. Ich realisiere, dass ich hier wohl sehr wenig arbeiten muss. Alles ist so gastfreundlich wie man es sich als Europaer fast nicht vorstellen kann. Am naechsten Tag nimmt er mich mit in ein Teakmuseum und in eine historische Teakplantage. Es ist ganz nett aber sein staendiges nachhaken ob es auch super war nervt ein wenig.

Am naechsten Tag hab ich die Gelegenheit ich bei einer Hochzeit vorbeizuschauen. Die Zeremonie verpasse ich leider und wir bleiben auch nicht sehr lange. Aber dafuer werde ich auf eines der Hochzeitsbilder des Brautpaares gezerrt und kann noch am Essen teilnehmen. Allgemein sind hunderte Leute in deren Art von Gemeindehalle. Dekoriert ist eigentlich nur der kleine Bereich des Brautpaares. Das Essen ist entsprechend der Masse an Leuten eine Massenabfertigung. Es gibt eine Papierunterlage und auf diese werden von verschiedensten vorbeikommenden Leuten kleine Mengen unterschiedlicher Speisen aus grossen Poetten geworfen. Insgesamt hat man dann den fuer eine typisch indische Mahlzeit sehr reichhaltigen Teller(Papierunterlage) mit verschiedenstem Zeug. Schon ganz lecker alles.

Einen Tag spaeter kann ich mit dem Bruder von Sidhiquee (Humar) auf eine kleine lokale Ausstellung und Kirmes gehen. Uebermaesig spektakulaer ist es jetzt nicht aber es macht Spass und am Ende gibt es noch Darbietungen von Schuelern aus der Stadt. Hauptsaechlich Gesang und Tanz. Mal besser mal schlechter aber spannend anzusehen und eine hervorragende Michael Jackson Immitation ist dabei.

Wieder einen Tag spaeter fahr ich mit Sidhiquee nach Calicut. Die naechste groessere Stadt. Er hat was geschaeftliches zu erledigen und ich kauf mir am Bahnhof mein Bahnticket von Bangalore nach Jaipur. Wirklich Bemerkenswert waren hier die Busfahrten. Ich bin inzwischen die indische Fahrweise durchaus gewohnt aber das geht an meine Grenzen. Manchmal fehlen gefuehlt nur Zentimeter zum Zusammenstoss. Sidhiquee nervt mit seinem Witz:"too much formula one drivers in India" oder "every Indian like Michael Schumacher". Einmal lachen okay. 2 oder 3 mal gequaelt lachen auch okay. Aber er bringt diesen Witz im Bus etwa 10mal und die Tage danach bestimmt noch 20mal. Naja.

Ich bin insgesamt 10 Tage bei der Familie. Viel spannendes passiert leider nicht mehr. Klar ist es toll das Familienleben mitzubekommen aber ohne mein Buch(Shantaram) waers mir sehr langweilig gewesen. Grundsaetzlich ist deren Lebensphilosophie ganz spannend. Er hat irgendwas IT maesiges mit programmieren gelernt und auch 4 Jahre in Japan gearbeitet. Hat damit sein Haus gebaut aber will jetzt weniger machen und sein Leben geniesen. Grundsaetzlich halte ich das ja fuer eine recht vernuenftige Einstellung zum Leben. Speziell wenn man Humar den Bruder anschaut. Er wirkt gesund und will eben immer wieder eine andere Arbeit machen um Abwechslung zu haben. Er wirkt frisch und dynamisch. Aber Sidhiquee ist meiner Meinung nach in erster Linie ein fauler Hund der viel zu gerne isst und rumliegt. Unter anderem moechte er gerne wissen wie in Deutschland Muellmanagment laeuft. Ich erzaehl im, dass wir ihn in Deutschland hauptsaechlich verbrennen und Strom daraus machen. Er findet das toll und wir recherchieren zusammen im Internet. Aber er ist unfaehig auch nur einen Text zum Thema zu lesen. Er sucht nur nach Videos und als ich vorschlage mal einen Allgemeinbildenden Text zum Thema zu lesen, entschuldigt er sich und sagt er sei schlaefrig. Er versucht mit moeglichst wenig Arbeit durchzukommen und bisher scheint es zu funktionieren, auch wenn mir voellig schleiherhaft ist wie.

Auch die Gespraeche sind auf Dauer nicht auf einem hohen Niveau. Ueber indische und pakistanische Politik etwas zu lernen ist ganz spannend und auch ich freue mich meine Ansichten zu erlaeutern. Grundsaetzlich habe ich aber nicht immer das Gefuehl das er mir zuhoeren will, sondern dass er vielmehr seine Punkte nochmal wiederholt damit ich sie auch wirklich verstehe. Allgemein betreibt er die ganze Zeit "fishing for compliments" wie toll er als Host ist wie toll die Erfahrungen sind die ich hier dank ihm gemacht habe... . Ich glaube er war mit dem Japaner (bislang einziger Wwoofer vor mir) gluecklicher. Der hat wohl jede Krume gluecklich aufgenommen von jeder aufgelesen Kokosnuss ein Extrafoto gemacht.

Insgesamt bin ich sehr froh, als ich nach 10 Tagen gehe. Es war schon eine gute Zeit in der ich spannende Sachen erlebt habe. Es ist ja auch nicht selbstverstaendlich so im Alltag einer indischen Familie zu sein. Aber 5 Tage haettens auch getan und ich glaube alle sind auch ganz froh, dass ich dann gehe. Sicherlich war es auch nicht billig mich zu versorgen und ich konnte nicht viel arbeiten, bis auf die wenigen Stunden im Garten helfen (kokosnuesse auflesen palmwedel zerhacken ...). Aber warum sich diese Familie Wwoofer ins Haus holt verstehe ich beim besten Willen nicht. Speziell weil sie sich auch als Homestay fuer 5400 Rupien pro Woche anbieten (was aber wohl bislang niemand in Anspruch nimmt).

Noch ein kleiner Exkurs zu Familie Familie und dem Staat Kerala. Kerala ist wohl einer der reichsten und gebildesten Staaten Indiens. Die einfacehn und schlecht bezahlten Jobs machen vor allem Wanderarbeiter aus anderen Staaten. Wenn man die bluehende Natur anschaut ist der Reichtum leicht erklaerbar.

Auch die Spannungen zwischen den Religionen sind hier wohl wesentlich gerninger als im Norden. Sidhiquee ist Moslem, praktitiert seinen Glauben aber wohl nicht gross. Er geht zwar einmal die Woche in die Moschee und beschreibt deren abendliche Gebte ueber die Lautsprecher als "Soundpoisoning".

Christen, Hindus und Moslems leben hier scheinbar wirklich friedlich zusammen.

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