Tibet - The roof of the world. Von mystischen Steinhaufen und Yakbutter


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China's flag
Asia » China » Tibet
November 7th 2009
Published: November 8th 2009
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Bis vor weniger als hundert Jahren war dieses, durch den Himalaya vom Rest der Welt abgeschnittene, buddhistische Hochland für Jedermann Tabu. In der Hauptstadt Lhasa fühlt sich das Treppensteigen ausserdem an als hätte ich die letzten 20 Jahre mit 4 Päckli Zigis pro Tag verbracht. Und dass soll erst der Anfang sein.

Zuhause sehen wir sie überall. Die rot-blau-gelben FREE TIBET Sticker auf den Autos und die Bilder des XIV Dalai Lamas. Zwei kleine Bilder, welcher Besitz hier in Tibet eine sofortige Verhaftung und lange Gefängniszeiten in einem chinesischen Loch (Wenn du Glück hast ohne Folter) zur Folge hätten. Dies ist nur die Spitze des Eisbergs der Unterdrückung welche die roten Teufel hier oben an den Tag legen.

Wandert man zu Fuss durch Lhasa fühlt man sich wie zu Zeiten der Wende in Ost-Berlin. JEDE Stassenkreuzung ist mit MPs, Schlagstock und Gummischrot-Shotguns bewaffneten chinesischen Aarmeekids vollgestopft. Jederzeit bereit um eine Ansammlung von Menschen, welche auch nur annähernd nach Demo ausschaut, blutig niederzustrecken. Eine Situation welche gar nicht so selten vorkommt, wie wir unter vorgehaltener Hand erfahren. Dass die internationale Presse jemals davon Wind bekommen würde ist etwa so wahrscheinlich, wie dass der Dalai Lama in nächster Zeit mal wider sein Heimatland betreten darf.

Als der gute alte Mao hier oben einfiel und die Regierung nach Indien fliehen liess, wurden temporär im Zuge der Kulturrevolution sogar die meisten der Buddha Statuen mit Mao Konterfeis ersetzt. Weitere Infos der chinesischen Terrorherrschaft unter www.freetibet.org

Nun aber von Anfang an. Luke, Ross, Kat und ich decken uns heftig mit Spielsachen, Nahrung und Getränken ein, bevor es auf die 48h Zugfahrt im brandneuen Sauerstoffzug geht. Unter Anderem finden sich ein Basketballkorb mit Miniball und ein Plastik-Bowling-Set in unseren Einkaufstaschen. Zusammen mit unzähligen Nudelsuppen und natürlich Jasmintee.

Die geschätzten 24 Militär- und Bullen Checkpoints in Chengdu passieren wir mit Glück und schaffen es tatsächlich bis in den topmodernen Zug. Die höchste Eisenbahn der Welt wurde nämlich erst 2006 in Betrieb genommen. Die meisten Zugfahrer verbringen ihre Zeit mit warten, lesen und Kartenspielen.
Wir nicht.
Wir organisieren ein Bowlingtournier im Gang und laden gleich alle Leute im Wagon ein mitzumachen. Sogar der Zugchef spielt mit. Von unserem netten chinesischen Nachbarn bekommen wir leckere Entenfüsse und Himbeerlikör geschenkt, weil er so Spass am Bowling spielen hat. Weiter geht‘s mit einem eleganten Basketballturnier in unserem Abteil. Auch die Zugbegleiterinnen haben Ihren Spass an unserem Basketballkorb.

Die Aussicht welche wir aus dem Fenster geniessen erinnert stark an die Gobi, nur dass wir hier oben in der schneebedeckten Landschaft bereits auf Pässe von über 5000m hoch klettern. Der Sonnenaufgang lässt meinen Kiefer auf Höhe Bachnabel fallen.

Guide Tenzin und Fahrer Nima, welche wir auf Verlangen der Chinesen mieten mussten, warten schon auf uns am Bahnhof von Lhasa. Ebenso der in die Jahre gekommene Toyota Landcruiser. Das Erste was wir sehen von unserem Hosteldach aus, sind drei Sniper auf dem Nachbarsdach. Ohne wenig Liebe geben sie uns zu verstehen doch lieber keine Bilder von ihnen zu machen. (…) Das Zweite was wir sehen ist die über der Stadt stolz und mächtig stehende Potala: Der einfache und doch prächtige Palast des Dalai Lamas. Welche Aussicht er wohl von da oben über die Stadt hat. Ach ja, gar keine, er ist ja ins Exil verdammt.
Die Treppenstufen auf die Spitze der Potala lassen mich fühlen als wäre ich 200 Kilo schwer und hiesse Winston Marlboro, wohnhaft in Kent. Sauerstoff ist echt Mangelware hier oben. Dafür haben wir (einmal mehr) extremes Wetterglück und die Sonne brennt auf uns nieder. Faktor 50 ist angesagt.

Das Kloster ausserhalb der Hauptstadt ist die erste von vielen Tempelanlagen, welche wir in den nächsten Tagen besuchen werden. Man merkt den Tibetischen Pilgern an, dass hier oben die Langnasen erst seit kurzem zu sehen sind. Wir werden nicht nur angestarrt, sondern von den Blicken regelrecht ausgezogen. Vor allem die blonde Kat, welche mittlerweile den liebevollen Spitznamen Noodlehead bekommen hat -aus welchen Gründen auch immer…

Die Kloster und Tempel sind wunderschön und faszinieren mich zutiefst. Hunderte von goldenen Buddhas, Räucherstäbchen Gerüche, Kerzen, farbenfrohe Gebetsräume, die Stupas und die Chörten gepaart mit dem Mantra brummelnden Mönchs-Gesang geben eine tiefgehende mystische Aura ab. Es fällt mir schwer Worte zu finden um die Stimmung hier oben zu beschreiben.
Aber was ist dieser nach Stall riechende Buttergeschmack überall um die Kerzenschalen herum? Und was zur Hölle giessen die Tibeter als Opfergabe aus ihren Thermosflaschen in diese Schalen? Ein Geruch welcher uns die nächsten zwei Wochen begleiten wird: Yakbutter.

Was bei uns Huhn, Schwein und Rind ist, wird bei den Tibetern in einem Tier vereint: Das Yak. Yak ist allgegenwärtig (welches Viech sonst kann man schon auf über 3500m züchten?). Yakbutter Tee, Yak-Suppe, Yak-Milch, Yak-Steak, Yak-Felljacken, Yak-Schmuck, Yak, Yak, Yak. Eine tibetische Speisekarte in einem Lokalen Restaurant (sofern es eine hat) findet meistens auf einer halben A5 Seite Platz. Yak-Momos, Yak mit Kartoffeln und Yak-Nudelsuppe. Fertig.

Zu unserer Freude erzählt Tenzin viel über Tibet und dessen Buddhismus. Immer bedacht wer sonst noch alles mithört. So lerne ich einiges aus erster Hand über dieses faszinierende Land. Ross und Luke sind wahre Tibet-Fetischisten. Für beide ist es das Highlight ihrer Reise. Die zwei Südengländer sind echt super. Unkompliziert und urbritisch komisch.

Und Tenzin lässt mich und Kat sogar auf seinem Chopper durch Lhasa cruisen. Endlich wieder einmal ein Motorrad unter meinen Eiern. Mann, fühlt sich das gut an.
Wie schon in Chengdu und im Zug nach Lhasa treffen wir das dynamische Ami-Kanadier-Duo Keith und Tom wieder. Zwei Partykanonen mit Vollbart - und ihren an weirdness kaum zu übertreffenden Mitreisenden Kyrill aus Bulgarien. Kyrill schleppt einen Rucksack der Grösse Einfamilienhaus mit sich rum und sieht mit seinen Kleidungsstiel ein bisschen aus wie Walter - ein Original.

Mit dem Landcruiser, Tenzin und Nima im Gepäck geht‘s nach vier Tagen Lhasa und Umgebung weiter zum höchsten See der Welt: dem Nam-Tso. Der erste Militärcheckpoint wird sogleich zur Zwangspause, da unsere Wagenpapiere irgendwie nicht in Ordnung sind. Eine stündige Diskussion mit den Armees und etwa 15 Stutz „Busse“ lösen das Problemchen jedoch gekonnt.

Der See ist: WOW! WOW! WOW! Das Blau des Himmels scheint mit dem Türkis des Sees konkurrenzieren zu wollen, und die Tausenden von farbenfrohen, im Winde flatternden Gebetsfahnen runden das Bild noch ab. Augorgasmus…

Auf dem Rückweg hat Nima das Bedürfnis in einem Wasserloch neben der Strasse seine Bremsscheiben zu kühlen. Und wenn man schon im Tümpel ist dann kann man das Auto wohl auch noch mit waschen, muss er gedacht haben. Was er nicht so genau bedacht hat ist, wenn der Auspuff unter der Wasseroberfläche zu liegen kommt und man den Motor für ein Weilchen ausser Betrieb lässt, dann kann das unter Umständen zu Problemen beim wieder Anlassen führen. Kann…

Auf dem Weg zum nächsten See bietet uns ein Bauer an, auf seinem Yak zu reiten. Da können Luke und ich nur sehr schwer nein sagen. Lustig war‘s allemal. Hier oben am Lamdrock See habe ich eine alte Passion wieder ausgegraben: Mandalas bauen. Sprich: Stein auf Stein auf Stein auf Stein, so viel wies die Balance zulässt, natürlich ohne jegliche Befestigungen. Ich könnte das stundenlang machen.

Wir cruisen weiter auf dem Friendship Highway durch karge aber wunderschöne Landschaften nach Ghianzeh und Shighaze. Die Tempel und die allesamt in Trachten gehüllten Tibeter faszinieren mich noch immer - nur der Yakbutter Geschmack geht mir langsam aber sicher auf die Eier. Wenn es nur die Kerzen wären, könnte ich ja damit leben. Aber hier stinken die Strassen, die Restaurants, mein Kaffee und sogar die Menschen selber nach Yakbutter. Ich glaube die baden darin. Oder reiben sich jeden Morgen damit ein.

In Shigaze mieten wir spontan das Motorbike des Hostelmanagers. Leider entpuppt sich seine Maschine als beschissenes Schlotterteil, welches nach wenigen Stunden einen schleichenden Platten einfängt. Treppen steigen in Tibet ist anstrengen. Aber im Vergleich zum schieben eines Motorrads in der prallen Sonne ein Kindergeburtstag. Als Kat und ich endlich einen Mechaniker gefunden haben staunen wir jedoch nicht schlecht. Diagnose, Hinterrad-Demontage, Reifenwechsel, Schlauchwechsel, Reifen drauf, Hinterrad-Montage mit EINEM Schraubenzieher und EINER Zange in 15 Minuten. Für 5 Stutz.

Unsere Akklimatisation dürfte nun nach eineinhalb Wochen soweit vorangeschritten sein dass wir nun bereit sind um in grössere Höhen vorzustossen. Die Höhenkrankheit ist eine Sache welche meine Mitreisenden arg beschäftigt. Ich bin nicht sicher wie fest hier die Paranoia am Start ist oder ob ich mir wohl zu wenig Sorgen mache. Angeblich sterben pro Jahr mehrere junge fitte Leute hier oben an den Folgen der Höhenkrankheit. Ich entscheide mich für mein Glück und die Statistik und rauche und trinke weiter… Dafür gönne ich mir mittlerweile gute 3 Liter Jasmintee pro Tag

Heute Morgen ist es so weit: Aus der Ferne, über einen Pass kommend, sehe ich etwas, was von dutzenden Sagen umwogen, und auf tausenden von Bildern überall auf der Welt zu sehen ist. Ein Ort wo mehrere hundert Menschen den Tod fanden, ein Berg der Superlative: Mt. Qomolangma. Besser bekannt unter dem westlichen Namen: Everest.

Aus der Ferne ist er beeindruckend weil er selbst aus dem hohen Himalaya hervorsticht. Wolken bilden sich an seinem Gipfel, so wie jeden Tag. Offenbar gibt es weniger als 10 Tage im Jahr an denen er komplett wolkenlos ist. Und unser Glück will es so, an genau einem jener Tage am EBC (Everest Base Camp) ankommen. Von der Ferne ist er beeindruckend, aber von Nah ist er schlicht atemberaubend. Vor uns sticht er 3600m senkrecht in die Höhe - und dabei sind wir schon auf über 5200m.

8848m hoher Fels: brutal.

Die Aussicht gefällt uns so gut dass wir gleich über Nacht bleiben. In den Zimmern des Rhongpu Klosters (das Höchste seiner Art) finden wir direkt am Fusse des Mt. Everest Unterschlupf.
Die Luft ist so dünn hier oben dass schlafen ein Ding der Unmöglichkeit wird. Zumindest für meine kopfwehgeplagten, rauch- und alkoholfreien englischen mittreisenden. Sie saugen an den Sauerstofflaschen und schlucken noch zwei, drei Höhenkrankheitstabletten während ich naiv mit den Sherpas Kartenspiele, Bierchen trinke, rauche wie ein Schlot und danach in meinem Schlafsack schlafe wie ein Baby. Lucky Bastard me is…

Der Sonnenauf- und Untergang bei -20grad war alles andere als gemütlich für den Körper, fürs Auge jedoch unbeschreiblich. Alpenglühen in gross. Wunderschön.

Während wir im Landcruiser über ausgetrocknete Gletscher Richtung Nepalesische Grenze holpern, ziehen sich Tom und Keith aus und posieren halbnackt vor dem Mt. Everest mit einem Free Tibet Plakat. Weltklasse.

Leben kehrt zurück in die Welt, als wir nach über zwei Wochen kargen, von Stein, Moos, Flechten und verf§$%§em Yakbutter dominierenden Hochplateaus wieder in subtropische Tiefen gelangen. Selten habe ich die Farbe Grün so intensiv wahrgenommen. Wir sind in der Grenzstadt angekommen und verabschieden Tibet mit einer Party welche das Land noch selten gesehen hat. Morgen geht‘s weiter nach Katmandu, Nepal…

Chengdu - Lhasa - Zhangmou 4800km
Total 19‘2700km

Fazit China:
Charme: ***; Landschaft: ****; Food: ***; Leute: ***; Party: *;Regierung: -



Additional photos below
Photos: 24, Displayed: 24


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16th November 2009

Nice n1c3
Endli widermal es update.... Tönt ja Hammer alte, erinnerdmi gad wider a mini Ziit im Himalaya, eifach uf de andere Siite (Pakistan)... Keep on rockin... Greetz
17th November 2009

Stupid Couple
You stupid couple should be punished by Jesus Christ.
17th November 2009

You should go to hell.
Fuck you. I come to read some travel blog but just saw your fucking political shit. Disgusting. If you do not like China, please fuck off.
18th November 2009

Thank's for your lovely comments guys!
Appreciate your honest and lovely formulated comment. What you reached is a confirmation of my "fucking political shit" in your very own way - congratulations. You prove nothing more than your ignorance to understand what's REALLY written down in my blog. Have a happy life in your poor world fellows...

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