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Published: August 16th 2006
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So, bin nun angekommen an der UIBE und es hat alles reibungsloser geklappt, als zunaechst ausgemalt. Oder besser gesagt, es hat alles so geklappt, wie es geplant war. Mit dem Taxi zur Uni, mit der Einladung zum Wohnheim.
Na gut, ganz so reibungslos, war es dann doch nicht verlaufen.
1.: Ich hab erstmal nach meiner Landung in Beijing mein Gepaeck gesucht. Es gibt da ja diese schoenen Laufbaender auf welchen alles geordnet abzulaufen scheint, und die haben auch wunderbar funktioniert, nur eben die Anzeigen, welches Gepaeck von welchem Flieger auf welchem Laufband zu finden ist stimmte nicht. Und ich, der ja immer auf elektronische Anzeigen vertraut, habe da gewartet und gewartet und mich immer auch an den anderen Wartenden orientiert, die auch aus meinem Flieger kamen. Nachdem ich dann kurz Geldwechseln gewesen bin, hatte sich das Feld der Anwesenden gelichtet und die Halle war fast Menschenleer. Mein einziger Begleiter war die leise summende Anzeigetafel, die immer noch treu Gepaeck aus Toronto, Seatle, Paris und Wanhui anzeigte. Irgendwie aber summte mein Freund schon in einem anderen Ton, welcher mir dann doch verriet, was angesichts des Mangels an Mitstreitern offensichtlich zu akzeptieren war: Ich war hereingelegt worden! Und das von einem Kabelgesteuerten breitgesichtigen, von der Decke haengenden Betrueger.
Nach einer eiligen Suche durch die Halle, konnte ich dann feststellen, dass mein Gepaeck anscheinend mal kurz einen Ausflug nach Toronto unternommen hatte, ohne mir Bescheid zu sagen. Tja, mein Vertrauen in Elektronik ist nun damit reichlich geschwaecht.
2.: Mein chinesisch ist schon nicht schlecht. Was ich sage wird verstanden, nur ueberrennt mich die darauf folgende Antwort mit einer Geschwindigkeit, dass ich ersteinmal tief Luft hole, dann den einstudierten -mein Chinesisch ist nicht so gut- Spruch aufsage (auf Chinesisch) und laechle. Damit kommt man dann doch irgendwie durch und erreicht auch meist sein Ziel. Vielleicht das Equivalent zu Martinowitschs boesem Blick in Russland. Und Formulare mit maechtig wichtig aussehenden Stempeln tun dann ihr uebriges...
Kurzum, ich muss mich dann wohl erst einmal WIEDER (denn ich hab natuerlich nix in meinen Wochen vor dem Abflug gelernt) in meine Vokabeln einlesen und dann auch viel rumlaufen und anwenden. Dann wird das schon irgendwie.
Die UIBE ist eigentlich eher eine kleinere Uni. Mit dem ueblichen Sportplatz, den ueblichen Gebaeuden, den ueblichen Wachen vor den Toren, den ueblichen Studenten. Wer mit mir dann in meinem Zimmer gemeinsam wohnen wird ist noch nicht klar, aber das wird schon nett werden. Cool ist auch das, fuer alles extra Zahlen System im Wohnheim. Es gibt eine Grundpauschale und Aufpreise fuer saemtliche Dinge des taeglichen Gebrauchs. Aber was macht das schon... Die Preise sind in Ordnung und nach einer WG wollte ich jetzt fuer ein halbes Jahr eh nicht suchen.
Was einige vielleicht nicht so toll an der UIBE finden, ist fuer mich irgendwie einer ihrer grossen Vorteile: ihr Gelaende ist (fuer eine chinesiche Uni) relativ klein. Und man gelangt sehr schnell in das wirkliche Beijing. Bisher habe ich auch das Gefuehl, dass sie in einer Gegend liegt, in der die Gegensaetze stark aufeinander prallen. Aber vielleicht ist das ja auch in gesamt- Beijing so. Diese sind besonders gut an den oeffentlichen Toiletten zu beschreiben. Es gibt Gegenden, da sind sie aus Glas, dann gibt es welche, dort sind sie gefliesst und es gibt Putzfrauen, und dann gibt es auch die Variante -Bauruine-. An diesen Varianten bin ich heute vorbeigelaufen und auch in den dazugehoerigen Gegenden. Es erinnert mich etwas an Guayaquil in Ecuador. Man laeuft die Hauptstrasse lang, alles normal, und biegt in die Seitenstrasse und ist irgendwie in einer anderen Stadt. So bin ich auch in den Armengegenden, zumindest an deren Rand (ich hatte, fuer mein Gefuehl, noch zuviele Wertsachen mit, um direkt reinzugehen).
Ich mag das. Es gibt auch viele einzelne Geschichten und Schicksale hier. Erinnert mich irgendwie an einen Song von Tomte: Hinter alle diesen Fenstern. Ist auch mein Song des Tages.
Zu den Geschichten dann, wenn ich auch mal Bilder hochladen kann, die da ja auch mit dazu gehoeren. Vielleicht eine kleine:
Vor einem Tor zu einem Park in der Innenstadt, hat ein kleiner Junge sich seines Notbeduerfnisses erleichtert, und der Wachmann am Eingang, wurde sich seiner Rolle als Ordnungshueter bewusst und hat ihn verwarnt und war im Beginn hinzurennen. Bis sich dann sein Blick irgendwie gewandelt hat. Vielleicht hat er sich auch seine Umgebung angesehen, den Staub, den Muell, und dagegen den Jungen, der vor dem zu schuetzenden Eingang einer Sache nachging, die eh nicht mehr aufzuhalten war. Auf jeden Fall hielt er inne in seinem Run, laechelte, ging einfach zurueck und belies es einfach so wie es war.
Apropo Polizei: nettes Detail am Rande: Hier kann man in jedem Viertel Plakate sehen, wo entweder der Kopf des Obersten Polizeibeamten des Viertels zu sehen ist, oder und das ist ja das nette, schoen geschrieben steht, das saemtliche Verbrechen hart und umgehends zu verfolgen und zu bestrafen sind und daneben ist die Zeichnung eines netten Polizei- Maskottchens mit laechelndem, dicklichen Gesicht zu finden. Also ein Mix aus harter Strafe und Puuh der freundliche Baer. Interessante Mischung
Ist aber alles, egal was man so hoert, wirklich sehr sicher hier, auch in den Armenvierteln. Ich habe nirgens das Gefuehl gehabt, dass ich nicht sicher sein koennte. (und dieses Gefuehl hab ich mir auf meinen Reisen bisher zugelegt)
Was man verpassen sollte, oder einfach nur drueber Lachen: schlecht gemachte Fantasy Eposse, meist ueber vier Stunden, in denen sich Dragonball aehnlich (nur halt mich realen Darstellern) in Kampfkunstmanie jeder Kampf geliefert wird den es nur gibt, gepaart mit Witzen und lockeren Einlagen, dass man sich schon irgendwie an eine Mischung aus alten DDR Sketchen und Krieg der Sterne, mit der Handcam gedreht und Streichholzschachteln als Todessterne, die an Stricken haengend durch die Luft segeln, erinnert fuehlt.
Auf jeden Fall: das Gute siegt am Schluss
Und mit diesem Schlussatz, will ich dann nun auch mal Schluss machen fuer heute. Bis denn dann demnaechst.
Danke fuer die bisherigen Nachrichten. Bedeutet mir was... denn manchmal ist es schon ein wenig einsam, gerade auch jetzt, wo halt noch kein Mitbewohner mit auf meinem Zimmer ist. Aber das wird sich ergeben. Wie sich ja alles irgendwann ergibt.
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Wilfried Geisler
non-member comment
TExt von der anderen Seite
Hallo Thomas! Haben eben Deinen Bericht gelesen und mußten ganz schön schmunzeln! Es ist eben interessant zu erleben, wie es in der Welt zugeht. Weiter so! Tschüss! Vati.