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Nach einem relativ anstengenden Bordercrossing per Boot, Pkw, Fähre und Bus von den wirklich wahnsinng idyllischen (und ruhigen!) 4.000 Islands in Laos sind wir nun also in Kambodscha.
Siem Reap lautet unsere nächste Anlaufstation. Kaum auf kambodschanischen Grund und Boden, sind wir um die erste Abzocke auf der Reise reicher, um 25 US$ pro Kopf ärmer und vor allem zwei Dinge: völlig entnervt und hungrig! Sprich, wir reagieren entsprechend aufgeschlossen, verständnisvoll und freundlich auf die veränderte Situation, die sich am Busbahnhof von Sieam Reap ergibt. Wir verlassen den Bus, um unser Gepäck aus der Ladeluke zu fischen als plötzlich ungelogen 20 Tuk-Tuk-Driver gleichzeitig an unseren Armen zerren. Alle wollen sie uns die preiswerteste Fahrt unsere Lebens in ihrem Tuk-Tuk andrehen - zu einem der besten Hotel selbstverständlich. Noch dazu alle zu dem besten Preis, den wir je für diesen unvergleichlichen Komfort gezahlt haben werden. Ich mache keinen einzigen Schritt selbst, sondern werde hin und her gezogen. Meine Arme kann ich nicht bewegen, weil ich mit beiden Händen meine Wertsachen festhalte.
Ich gucke mich nach
Chuck um und lese in seinem Gesicht nur: okay - gleich erledigt die lebendige "One-Man-Army" ihre zweite Mission: nach der ersten, eher verdeckt geführten Mission, die
man wohl als geheimen Aufklärungseinsatz am kambodschanischen Ufer des Mekong bezeichnen kann, folgt hier und jetzt am Busbahnhof von Siem Reap gleich die Steigerung. Und zwar ohne Tarnung, Anschleichen oder Geheimniskrämerei - dafür mit vollem Feindkontakt! Auch ich habe nicht schlecht Lust, den penetranten Tuk-Tuk-Drivern ordentlich eins zwischen die Augen zu geben. Mann, hier in Kambodscha weht echt ein anderer Wind...
Unsere Erlösung erscheint in Form eines "
Troyen Begleiters". Ein Tuk-Tuk-Driver spricht mich an und ich muss sagen, mich wundert es kein Stück, dass er gerade mich und nicht Chuck anspricht. Denn
Chuck sieht einfach gerade nicht danach aus, als wäre er irgendwie der Typ für eine Unterhaltung. Jedenfalls fragt mich der Tuk-Tuk-Driver: "Are you Michael Rörig"? Ich bin total perplex. Und gucke auch so. Er lacht mich an und erklärt in passablem Englisch, dass die Busbetreiber ihn bestellt haben, weil er kostenlos unsere Fahrt ins Hotel durchführt. So lernen wir "Troy"kennen, mit dem wir die extrem amüsanten nächsten zwei Tage verbringen werden.
20 Sekunden nach dem Kennenlernen sitzen wir entspannt in seinem Tuk-Tuk und geniessen die Fahrt ins Hotel.
Chuck wirft noch einen grimmigen Blick zu seinen Beinahe-Sparring-Partnern zurück, die uns wehmutsvoll hinterher schauen. Zufrieden sagt er:"Next time
Im Dunkeln von Angkor Wat....
...hätte ich Angelina Jolie - alias Lara Croft - auch gerne die letzten Regieanweisungen für "Tomb Raider" gegeben. I really gonna take these assholes to school"!
Troy bringt uns in ein passables Hotel und macht am nächsten Tag die Tempel-Tour nach
Angkor Wat mit uns. Angkor Wat ist die Attraktion schlechthin! Die Tempelanlagen von Angkor Wat stammen aus der Khmerzeit und sind zum Teil mehr als 1.200 Jahre alt. Insgesamt erstrecken sich die Tempel über eine Fläche von Sage und Schreibe 300 km² (!). Sie wurden nach wechselvoller Geschichte erst von dem einen König errichtet, gerieten dann unter einem anderen König für circa 140 Jahre völlig in Vergessenheit und wurden schliesslich erst von einem wieder anderen König erneut entdeckt. So richtig ins ins Bewusstsein der globalen Öffentlichkeit rückten sie aber erst 1864, alsder französiche Forscher
Henri Mouhot die Tempelanlagen in seinen postum veröffentlichten Tagebücher erwähnte. Schliesslich erklärte auch die UNESCO Angkor Wat zum Weltkulturerbe und stellte die Anlage damit unter einen besonderen Schutz. So richtig bekannt wurde Angkor Wat allerdings erst durch unsere amerikansichen Freunde. Kulturinteressiert und der Pfleger der Kulturgüter verbunden wie sie nunmal so sind, haben sie Angkor Wat als Drehort für die anspruchsvolle Verfilmung des nicht weniger anspruchsvollen Play Station Spiels
Tomb Raider ausgewählt. Bevor also
Angelina Jolie Seite an Seite mit Ihrem werten
Moped-Dreier:
nur zu dritt wirklich typisch in Kambodscha! Gatten
Brad Pitt in "Mr. & Mrs. Smith"rumgeballert hat, durfte sie hier schon mal das Ballern üben.
In der Gluthitze tapern wir also durch Teile der 300 km² grossen Anlage, die von allen Touristen dieser Welt verlassen sind. Wir treffen niemanden. In den extrem verlassenen Tempeln steht es im Kampf von Unkraut gegen die UNESCO- Kulturgüter zur Halbzeit ungefähr 4:0 für das Unkraut. In den grossen, berümten und dadurch auch mehr frequentierten Tempeln des Areals findet zur gleichen Zeit allerdings ein weiteres, und viel spannenderes Spiel statt. Hier ist die endgültige Entscheidung nämlich noch nicht gefallen. Zur Halbzeitkonferenz geben wir also ab ans Touristenzentrum. Hier tobt der Wetstreit in dem es um das zahlenmässige Verhältnis der japanischen Touristen im Vergleich zu den Touristen aus allen anderen Nationen der Welt geht. Die japanische Mannschat hat sich heute für die Spielkleidung im klassischen weiss entschieden. Ach nein, Korrektur von der Reportertribühne: die weisse Spielkleidung ist ja gar keine weisse Spielkleidung. Das ist die nackte Haut, die unter den weissen T-Shirts und den weissen Hosen hervorragt. Aber darüber entdeckt der aufmerksame Fan das typisch japnische Auswärtstrikot: digitalen Spiegelreflexkameras nicht unter 1.000 US$ pro Stück, Sonnenschirme, Sonnenhüte und Sonnenbrillen. Die Grösse der letzten
uanbdinglichen japanischen Minimalausrüstung entspricht ungefähr der Grösse der japanischen Gesichter. Kurz vor der Pause steht es hier 4:4 Noch ist also alles offen. Aber: die Japaner können das Spiel noch zu ihren Gunsten entscheiden. Ein Blick auf den rammelvollen Busparkplatz lässt es erahnen: ja, heute ist der Tag der Japaner!
Wir verlassen den Ort der Entscheidung frühzeitig und suchen den Treffpunkt mit Troy auf. An einem der zahlreichen Futterbuden sind wir mit ihm verabredet. Als wir ankommen, schläft er tief und fest in einer Hängematte. Wir nehmen erst mal einen kleinen Imbiss, der aufgrund der Megahitze aber bescheiden ausfällt. Dann nehmen wir den Vorschlag des mittlerweile wieder erwachten Troy an und tun es ihm gleich: wir legen uns erstmal bequem in eine der vielen Hängematten. Zwei Stunden später wachen wir auf. Ach ja, jetzt geht's langsam wieder mit der grossen Mittagshitze. Kein Wunder, wird ja schliesslich auch bald dunkel.
In der Abendsonne fährt Troy uns zurück ins Hotel. Nachdem wir uns den Schweiss unserer anstrengenden Betätigung abgeduscht haben, schlägt er vor, heute abend mal so richtig 'ne Sause mit ihm zu machen. Er empfiehlt zu unserem Verzücken ein Restaurant, in das sich keine Touries verirren. Typische kambodschanische Kost
verspricht er - und Folklore. Also das Essen ist wirklich eine Wucht! Troy bereitet es selbst auf einem kleinen Gaskocher zu, den man auf unseren Tisch stellt. Es gibt Rindfleisch mit jeder Menge leckerem Salat und Reis. Nebenbei schenkt eine spärlich bekleidete Serviererin unaufgefordert immer wieder Bier nach - das man hier übrigens mit Eis trinkt, weil es keine Kühlmöglichkeiten gibt. Für uns schmeckt es dadurch wie Wasser - und so trinken wir es auch. Vielleicht etwas zu viel?
Als uns der eigene Pegel bewusst wird, kommt die "Folkore" ins Spiel: mir kam eh keiner der Serviererinnen ganz koscher vor. Dass Troy die Damen alle kennt, sie sich als "die Folklore" entpuppen und sie noch mehr lächeln als sie im Laufe des Abends Bier nachgeschenkt haben, lässt uns ziemlich schnell nüchtern werden. Wir sind in einer ungewohnten Situation - und entkommen mit einem geschickten Kniff: wir wollen ja unbedingt heute abend noch die Tickets für den Bus kaufen, der uns morgen in die Hauptstadt
Phnom Penh bringen soll. Bis wieviel Uhr muss das denn geschehen, Troy? Er peilt, dass es mit seiner Vermittlertätigkeit nix wird und er die Kommision für Damen abschreiben kann. Dafür wittert er aber die Chance,
dass er durch die Vermittlung des Bustickets noch ein paar Prozente beim Reisebüro herausschlagen kann. Wir steigen auf Troys Moped (zu dritt natürlich), Troy fährt (trotz Pegel wie eine Eins) und buchen das Ticket für den nächsten Tag.
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