Uwemba


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Tanzania's flag
Africa » Tanzania » Centre » Njombe
August 30th 2019
Published: September 3rd 2019
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Seit Montag bin ich jetzt wieder in Uwemba, wo meine Sachen geblieben waren, während ich in Peromiho war. Paul steht im Innenhof bei den fathers, den Männern und er sabbert weiterhin etwas Öl. Er schaut aus, wie etwas, das Livingstone im 19.Jh. hier zurückgelassen hatte, auf einer seiner Forschungsreisen zu den Quellen des Nils, weil er sich damit geniert hat. Es ist unglaublich staubig, selbst fernab von den Straßen, denn die Erde ist staubtrocken und der Wind sorgt dann für eine großzügige Verteilung. Aber ein staubiger Paul ist kein Problem, die nächste Staubstraße ist direkt vor dem Haus.
Seit ich da bin, bin ich sehr gefragt. Zuerst war ich in Hagafilo, habe diesmal Mr Benedikt getroffen. Es ist immer ein großer Umstand, wenn Paul irgendwo steht, im Nu sind viele Leute bis hin zu Menschenmassen um ihn versammelt. Und wenn ich dann dazu komme, dann nehmen die Fragen kein Ende. Die Frage nach dem Preis ist immer etwas heikel, finde ich, Paul hat 12.000 Euro gekostet, gebraucht, so viel Geld werden die meisten Zuschauer in der Summe in ihrem Leben nicht zusammenbringen. Aber da man in Tansania in Millionen rechnet, erstaunt das niemanden sehr, denn keiner hat eine vage Vorstellung, was ein Euro ist und wieviel 12.000 davon in Shilling sind. Wenn ich vom Geldautomaten komme, habe ich immer so etwas wie einen kleinen Ziegelstein von Scheinen, die ich möglichst schnell irgendwo hin schiebe.
Mr Benedikt ist sehr frustriert, die Schule geht den Bach runter. Der Besitzer (es ist eine Privatschule) hat für seinen Wahlkampf viel Geld entnommen und gedacht, wenn er erst im Parlament ist, dann zahlt er alles zurück. Das ist aber nicht so und jetzt werden die Gehälter nicht regelmäßig gezahlt, die Lehrer verlassen die Schule, hohe Fluktuation, zu wenig Schüler. Außerdem hat der Besitzer einen Bauwahn, er hat in den letzten neun Jahren ungemein expandiert, sogar ein riesiges Gebäude gebaut, in dem Zeremonien stattfinden (braucht man nicht, denn die Halle, in der gegessen wird, geht genauso). Er hat jetzt keine Zeit mehr für die Schule, seine Frau leitet sie und die hat keine Ahnung.
Mr Benedikt hat sich in der Nähe ein Haus gebaut, das sehr groß ist, mit den typisch afrikanischen Sitzmöbeln - riesige Schlachtschiffe von Sofas und Stühlen. Draußen hat er ein Gehege für 40 Hennen und einen Gemüsegarten. Angela (11) und Irene (7) sind von der Schule heimgekommen, sie sind sehr zurückhaltend der Muzungo gegenüber.
Der Klosterhund ist auch in meiner Abteilung, er ist fast verhungert, denn er bekommt nur Ugali, den leckeren Brei aus Maismehl und Wasser, und hat nicht einmal dauernd eine Wasserschüssel gegen den Durst. Ich gehe mit ihm spazieren und teile mein Essen mit ihm. Mit schlechtem Gewissen, denn natürlich sollte ich hin gehen und irgendwelche hungrigen Kinder damit füttern. Aber der Hund ist so verzweifelt, und gleichzeitig so liebevoll, dass ich schwach werde.
Die Schwestern haben viele Bettelbriefe zu schreiben, sie brauchen für das KKH einen Verbrennungsofen, um die Abfälle zu entsorgen. Bisher ist das ein kleines Häuschen, aus dem ein Kamin ragt. Da ist eine Verbrennungskammer, in die die Abfälle gebracht werden, Kerosin drüber und fertig. Was nicht verbrennt, wird in ein Loch geschmissen, das daneben gegraben wurde. Direkt daneben ist eine Schule, und als mir das Wunderwerk der Technik gezeigt wurde, sammelten sich innerhalb von Minuten 20 und mehr Schüler. Kaum vorstellbar, dass sich die nicht für den Ofen interessieren, auch wenn da gerade kein Muzungu herumsteht. Ach ja, der Kindergarten ist auch gleich daneben. Habe ich erwähnt, dass der Kamin natürlich keine Filter hat???
Außerdem brauchen sie Infrarot Lampen, denn es sterben ihnen im Winter die meisten Frühgeborenen - einfach, weil es zu kalt ist. Im Winter (Juni) hatte es heuer minus 2 Grad, im ganzen KKH (und auch sonst) gibt es keine Heizung, Raumtemperatur 0°, die Mütter sind auch sofort nach der Geburt wieder warm angezogen, aber die Frühchen kann man nur einwickeln, und das ist zu wenig. Eine Wärmflasche zu kaufen geht nicht, was ich damals in Cusco problemlos erstand, um im Bett nicht zu erfrieren, ist hier unbekannt. Und wahrscheinlich auch nicht genug, um die Kleinen zu retten. Es gibt deshalb so viele Frühgeburten, weil die Menschen hier, um den Winter zu überleben, hart arbeiten, draußen auf dem Feld, auch die Hochschwangeren..... Ich finde es auch jetzt immer noch saukalt, besonders, weil es NIE einen Platz gibt, an dem man sich wieder aufwärmen kann. Es gibt nirgends Heizung. Und wenn man dann so langsam auskühlt, dann hilft auch eine Tasse heißer Tee nichts, oder eine Tasse heißes Wasser, das Getränk zum Abendessen. Mir die Haare zu waschen kostet Überwindung, selbst wenn es warmes Wasser gibt, aber keinen Föhn und nicht mal ein Handtuch, um die Haare einzuwickeln, meistens. Selbst in den Hotels, in denen ich mich manchmal von Afrika erhole, ist kein Föhn, denn Afrikaner rasieren fast alle den Kopf. Nur wenige Frauen lassen die Haare wachsen, aber das ist dann sehr arbeitsintensiv, denn wenn nicht sehr gepflegt wird, verfilzen die Haare zu einem undurchdringlichen Wust.
Als drittes wünschen sich die Schwestern eine Röntgenmaschine. Die Patienten mit Brüchen, die meist auf Motorrädern eingeliefert werden, können nicht versorgt werden, werden in andere KKH geschickt (teilweise über 100 km entfernt)), und bleiben dann gleich dort. Was man ja gut verstehen kann. Und die HIV Infizierten (hier werden über 600 versorgt) bekommen oft Infektionen. Und TB kann man hauptsächlich mit Röntgenaufnahmen einwandfrei diagnostizieren. Dann ist die Behandlung einfach und erfolgreich, aber es muss eine Diagnose her.
Die HIV Patienten haben eine eigene Abteilung, Behandlung ist kostenlos, Eingang ist hinten, etwas sichtgeschützt vom normalen Krankenhaus. HIV wird nach wie vor stigmatisiert, ist trotzdem weit verbreitet/steigend, weil es so viele junge Menschen gibt, die sexuell aktiv sind. Immerhin verbietet die katholische Kirche inzwischen Kondome nicht mehr direkt, sondern schweigt. Aber alte Pfarrer..... und der Leichtsinn... Das Gute am Ganzen ist, dass die Regierung inzwischen die Tabletten stellt, die HIV Infizierte brauchen. Sie kommen jeden Monat, werden untersucht, der Zustand ermittelt, die Tablettengabe angepasst und die nächste Ration ausgegeben. Solche, die extrem untergewichtig sind, bekommen eine Ration Nahrungsmmittel (Maismehl für mein Lieblingsessen, Zucker, etc), damit sie wieder zu Kräften kommen. (Ich frage mich allerdings, wer diese kleine Ration wirklich bekommt, da sitzt ja eine ganze Familie und die sind sicher auch alle hungrig.)
Gestern traf ich dann Bruder Kizito, er ist Schreiner, hat mir die Schreinerei gezeigt. Sie ist voller Maschinen (meist aus Deutschland) und ist der einzige Klosterbetrieb, der wirtschaftlich arbeitet. die anderen Werkstätten sind Automechaniker (außer dem Kloster hat niemand ein Auto), Installateur (braucht keiner, gibt nichts zu installieren) und Elektriker (nur wenige Häuser haben Strom). Das Kloster hat ein eigenes Wasserkraftwerk, und so eine sichere Stromversorgung. Die Schreinerei stellt Türen, Betten, Schreibtische etc her, hat viele Aufträge, auch vom Staat. Das verwendete Holz ist aus den Klosterwäldern, nur Mahagoni haben sie nicht, aber jede Menge Eukalyptus.
Kizito braucht für einen Mercedes Pick up Baujahr 1991 eine Dichtung und noch ein anderes Ersatzteil, so dass ich gestern auch damit beschäftigt war. Und dann hat er den Plan gefasst, dass er nach Deutschland kommen will, um mich zu besuchen. Bin gespannt, was daraus wird. Er wird leicht zu unterhalten sein, denn wenn ich eine Schreinerwerkstatt finde, die ihn rein lässt, dann ist er völlig glücklich.



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7th September 2019

Du kannst ja alles!
Finde ich toll, ehrlich, Kranken versorgen, Apfelbäume erhalten, Hunde versorgen, mechanische Sachen besorgen usw usw...ein echtes Allroundtalent!!!!!

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