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Der Campingplatz
mit vielen alten Bäumen, die Schatten spenden. Gestern ist die Vor-Weltmeisterschaft im Drachenfliegen in Laragne zu Ende gegangen. Und die absolute Sensation ist: Scott hat gewonnen!!! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Er ist der EINZIGE von allen Piloten, der noch nie in Europa, noch nie in den Alpen geflogen ist. Und er hat all den Jungs, die hier seit Jahren fliegen und das Gebiet beinahe schon wie ihre Westentasche kennen, eine lange Nase gemacht. Und ist dabei ein echter „sportsman“ geblieben, hat nie am Start gedrängelt, immer anderen geholfen, und war bei allem stets relaxt und - was das Allerbeste ist - hat an jedem Flug richtig Spaß gehabt. Ich glaube, vor der Bekanntgabe der endgültigen Ergebnisse gestern Abend war ich mindestens so aufgeregt wie er, und als wir erfahren haben, dass er tatsächlich gewonnen hat, war der Jubel riesig. Ich freue mich irre für ihn. Wirklich, klasse Leistung, Respekt!
Aber wie lief denn nun der Wettbewerb? Nun, das Wetter wollte nicht so recht mitspielen. Wir hatten zwar jeden Tag herrliches Wetter, Sonnenschein und Wärme, nur leider gab es an sehr vielen Tagen Überentwicklungen. Soll heißen: Aus den hübschen Kumulus-Wölkchen, die wir Flieger so lieben, weil sie uns die Thermik anzeigen, werden
Briefing
Links die Landkarte mit der Tagesaufgabe, rechts das Taskboard mit allen Infos. Die Frau mit dem Basecap ist übrigens Heather, die Organisatorin des Wettbewerbs. hohe und bedrohliche Gewitterwolken. Da gibt es nur eins: landen gehen. Denn in einer Gewitterwolke gibt es viele Arten zu sterben (Blitzschlag und Hagel sowie Sauerstoffmangel und Eiseskälte in großer Höhe), aber praktisch keine zu überleben.
Natürlich waren die Überentwicklungen im Wetterbericht. Es wurde daher versucht, die Aufgaben so zu stellen, dass die Piloten nicht ausgerechnet in die Gewitter hineinfliegen. Aber so genau lässt sich der Ort eines Gewitters nicht vorhersagen, und im Endeffekt mussten viele Aufgaben einfach nur abgebrochen werden. In so einem Fall geht ein Funkspruch an alle Piloten, und es steht ihnen dann frei, landen zu gehen oder weiterzufliegen. Tatsächlich zu Ende geflogen werden konnten nur drei Aufgaben, wovon die letzte gestern stattfand.
Für mich war fliegerisch nicht allzu viel drin. Mir waren die Bedingungen sehr oft zu hakelig, und so kam ich nur noch zu einem weiteren Flug. Der war allerdings wunderschön. Ich startete nach den Wettbewerbspiloten am Chabre, flog vom Start aus nach rechts und erwischte einen starken und einfach zu zentrierenden Bart, der mich bis an die Wolkenbasis brachte. Ich flog die Ridge entlang Richtung Osten und dann eine Stunde lang kreuz und quer spazieren. Es war der erste Tag, seit ich
Scott am Start
Der Pre-Worlds-Champion!!! aus Australien zurück bin, an dem ich wieder so richtig Spaß am Fliegen hatte. Alle anderen Tage waren mehr Stress und Aufregung als alles andere gewesen. Die beiden Flüge in Greifenburg, die kurz gewesen waren, und von denen der letzte in einer Bruchlandung endete, die Flüge in Annecy, bei denen mein Drachen einen Linksdreher hatte, der Flug hier, bei dem ich nicht sicher gewesen war, ob ich es zum Landeplatz schaffen würde... Und nun wurde ich für alles entschädigt, es war einfach nur traumhaft. Ich wusste wieder, warum ich mir die ganze Aufregung, den Stress mit dem Material antue, warum ich alles hingeschmissen habe.
Ich hätte stundenlang weiterfliegen können, aber irgendwann wurden mir die Wolken dann doch etwas hoch und gewittrig, und ich machte mich auf den Weg zu Landeplatz. Die Bedingungen waren super, eine riesige Wiese mit zwei Windsäcken, eine leichte Brise aus dem Süden - und was mache ich??? Verbocke die Landung total! Normalerweise bin ich in der Landeeinteilung tendenziell immer zu hoch und zu schnell. Also wollte ich tiefer und langsamer fliegen. Was ich machte, war aber dann wohl doch ein Wenig zu viel des Guten. Viel zu langsam und viel zu tief versuchte ich, meine
Landeplatz
Auf dieser riesigen Wiese direkt am Campingplatz landet man, wenn man vom Chabre gestartet und hochgekommen ist. Sonst muss man woanders hin. letzte Kurve zu machen. Weil der Drachen langsam war, bekam ich ihn kaum um die Kurve, und weil ich tief war, berührte ich in der Kurve mit der Flügelspitze den Boden. Slaaam!!! schlug ich auf dem Boden auf und erschreckte alle Anwesenden fürchterlich. Ich kam glücklicherweise mit einem superdicken blauen Knie und einer aufgeschürften Schulter davon, am Sunny waren zwei Steuerbügel durch und der Herzbolzen sowie eine Verbindung vom Steuerbügel zum Kielrohr kaputt.
Mein Fazit aus meiner Fliegerei in den letzten beiden Monaten ist: 1. Der Sunny und ich scheinen irgendwie nicht zusammen zu passen. Der Crash lag nicht am Drachen, klar. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass unsere Beziehung unter keinem guten Stern steht. Ich werde mich aller Voraussicht nach von ihm trennen und mir einen anderen Drachen kaufen. Es tut mir irgendwie weh, scheint mir aber die beste Lösung zu sein. 2. Meine Landeeinteilungen sind im Moment einfach nur gruselig. Wenn mir eine gelingt, kann ich nicht so genau sagen, woran es denn eigentlich gelegen hat, und wenn eine missrät, mutmaße ich auch eher, als dass ich tatsächlich weiß, was Sache ist. Also: Landetraining ist angesagt. Zunächst ein paar Landeeinteilungen mit Funkbetreuung durch einen Fluglehrer oder
Laragne - Hauptstrasse
Ein ganz normales kleines Dorf in Südfrankreich. guten Piloten, dann (ganz im Sinne eines „fading out“) nur noch mit Beobachtung und Feedback durch einen solchen. Es ist nötig, und ich tue mir keinen Gefallen, wenn ich es nicht tue. Denn die ganze Aufregung vor den letzten Flügen rührte eigentlich nur von meinem Unbehagen bei der Landung her.
Jedenfalls: Mit meinem dicken blauen Knie konnte ich nicht richtig laufen, an einen Startlauf oder eine Landung war damit nicht zu denken. Also war mal wieder Arbeit angesagt, und am Donnerstag unternahm ich mit Belinda eine wunderschöne Fahrt über kleine Sträßchen durch die nahe gelegenen Berge und in zwei mittelalterliche Dörfer, St.-André-de-Rosans und Rosans. Abends genehmigten wir (Davis, Belinda, Jack, Jamie, Carl und ich) uns ein leckeres, dreigängiges französisches Abendessen. Zweieinhalb Stunden saßen und schlemmten wir.
Gestern war dann der letzte Wettbewerbstag, anschließend die Siegerehrung und Abschlussparty. Morgen geht es für mich zurück nach Hause.
Wer noch mehr über die Pre-Worlds erfahren möchte, kann mal auf
Jamies oder
Jeffs Blog und natürlich auf der
offiziellen Wettbewerbshomepage sowie auf dem
OzReport nachschauen.
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Dirk
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hi
Hi Katha, ehrlich gesagt schaue ich jetzt seit Deiner Rückkunft aus Aussi das erste Mal in Deinen Blog. Ich dachte er sei nur für Down Under eingerichtet worden; Windfried gab mir jetzt den Wink. Ich freu mich auf Dich am Tegelberg, und ich habe Martin heute eine eigene Funke bestellt - sollte also nix im Wege stehen für das Supervising. Ich schau nach dem Sting für Dich, Windi bringt ja den Clubbi mit. Alles Liebe, Dirk