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Published: October 5th 2018
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Von Cusco aus ging es am Abend nach unserer Vinicunca Wanderung mit einem lokalen Nachtbus sechs Stunden nach Puno, einer Stadt auf rund 4.000 Metern Seehöhe am Titicacasee. Im Bus zu schlafen war nicht unbedingt die Offenbarung, aber wir waren nach all den Wanderungen rund um Cusco, Machu Picchu und Vinicunca müde genug um binnen weniger Minuten wegzudösen. Als wir dann um 05:30 Uhr in der (auf den ersten Blick wenig charmanten) Hafenstadt ankamen, konnten wir unseren Augen kaum glauben: Der See in der Morgendämmerung hatte wahrlich eine magische Anziehungskraft.
Vom Busbahnhof aus machten wir uns dann mit einem Taxi auf dem Weg zu einem kleinen privaten Bootsanleger, von dort aus mit einem Motorboot durch die Schilflandschaft entlang zu unserer Unterkunft für eine Nacht: einer Strohhütte auf einer Strohinsel mitten im Titicacasee. Der See ist mit einer Fläche von über 8.000 Quadratkilometern der größte Süßwassersee Südamerikas (danke Wikipedia). Die Inselgruppe heißt Uros, dort leben ein bis drei Familien auf kleinen Inseln mit Strohhütten, gebaut auf Strohballen - auch genannt die Uros Floating Islands. Die Atmosphäre dort am See ist so gewaltig schön, so ruhig, abseits von allem Trubel, Massentourismus, Konsumwahn und moderner Technologie. Der perfekte Kontrast zu 10 Tagen Cusco
und Umgebung. Wer diese Inseln besuchen will, braucht nur wenig zum Glück: Zeit, offene Augen, wachsame Ohren, ein offenes Herz. Und unbedingt genug dickes Gewand zum warm Anziehen! Denn nachts wird es auf rund 4.000 Höhenmetern ohne Strom, gedämmte Wände oder Feuerstelle eiskalt...
So sehr wir die Zeit ganz allein auf unserer kleinen Insel in Uros genossen haben, so sehr wollten wir auch die umliegenden Inseln sehen. In einer Tagestour besuchten wir also eine der Hauptinseln, Taquile, und erfuhren dort über die lokale Bevölkerung, deren Traditionen und Handwerkskunst. Hier auf Taquile leben die Menschen ein glückliches und zufriedenes Leben, wie unser Guide auch betonte: Sie haben alles, was sie zum Leben brauchen. Genügend Essen, Trinken, Kunst, Musik, Brauchtum. Sie begrüßen Touristen und teilen ihre Kultur gerne, aber sie wollen keine Technologie und keinen Massentourismus.
Die Stadt Puno und die Region rund um den Titicacasee hat sich für den Erhalt der Tradition und gegen internationale Tourismusketten entschieden. Hier ist alles in lokaler Hand, ursprünglich und einfach, aber mit viel Herz. Und das spürt man. Außerdem wurde uns erklärt, dass die Völker hier nach wie vor nach den Prinzipien der Inkas leben: Du darfst nicht lügen, nicht stehlen und nicht
faul sein. Laut Überlieferungen, waren die Strafen bei Nichtbeachtung dieser Grundsätze sehr hart, daher gab es zu Zeiten des Inka-Imperiums auch kaum Gewalt, Aufstände oder Plünderungen. Denn wer diese Regeln bricht, bringt Schande über seine Familie. Die Konsequenz ist, dass die Mutter des Übeltäters all ihre Kinder von einer Klippe stoßen muss - laut dem Glauben der damaligen Zeit um das schlechte Blut auszulöschen. Auf dieser Geschichte basierend, ist die Erziehung der Kinder und die Beachtung dieser Grundsätze extrem wichtig und ein grundlegender Bestandteil der Kultur hier in Peru. Das bildet den Grundstein für das Zusammenleben in Frieden, mit Respekt und Nächstenliebe. Des Weiteren baut die Kultur hier sehr stark auf den spirituellen Werten der Inkas auf. Man respektiert
Pachamama, Mutter Erde, die alles mit uns teilt und uns ernährt, alles Endliche auf Erden, Flora und Fauna, Du und Ich, ebenso wie
Pachatata, den Erdenvater, den Geist, den Spirit, die Energie, das Unendliche das uns alle verbindet. Mehr denn je auf meinen Reisen spüre ich hier die Reinheit des einfachen Lebens, fernab von jeglicher Armut die wir mit unseren westlichen Vorstellungen auf diese Kulturen projizieren. Diese Menschen sind reich an allem das wertig ist. Sie leben im Einklang mit der
Natur und mit Respekt für alle Lebewesen. Sie verstehen, dass alles Eins ist.
Nach der Inseltour verbrachten wir eine Sonnenstunde auf unserer kleinen Strohterrasse, bevor wir bei Sonnenuntergang eine Rundfahrt auf einem traditionellen Boot aus Totora-Schilf machten. Unser Gastgeber, Darío, führte uns durch die “Nachbarschaft” und zeigte uns Pflanzen und Tiere, bevor er uns eine Stunde später mit Abendessen und Tee verköstigte. Wie schon zuvor in den kalten Nächten im Zelt, war auch hier auf der Schilfinsel ab Sonnenuntergang Nachtruhe - bei der Kälte gibt es auch wirklich nichts mehr zu tun außer sich unter dicke schwere Alpakadecken zu kuscheln und halbwegs warm eingepackt zu schlafen. Nach einem weiteren magischen Sonnenaufgang am Titicacasee hieß es am nächsten Tag schon wieder abreisen: Auf nach Arequipa, auf in ein etwas wärmeres Gebiet.
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