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Published: November 28th 2009
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Oktoberfest (40)
So sehen also richtige Deutsche aus... Man hat ja vielleicht schon mal von den deutschen „Kolonien“ im Süden Brasiliens gehört . Weit weg ist das jedoch -Blumenau z.Bsp ist solch eine Stadt wo man noch deutsche Kultur, Sprache und Traditionen findet- dort wo’s sogar mal kalt wird! Hier im Nordosten bei beständigen 28° und Sonne, Forró (regionale Musik-dazu später mehr), Eselskarren zwischen Autos auf unbefestigten Straßen , Tapioca für 20 Euro-Cents am Straßenstand (lecker Essen -auch dazu später mehr), Kokosnüssen und dem unfassbar charmanten und fröhlichen Treiben einer chaotischen Stadt eines wunderschönen Schwellenlandes, war die von uns regelmäßig ins Land geschmuggelte Rittersport Schokolade bisher jedoch das einzige was einen an irgendetwas Deutsches erinnerte.
Tja, weit gefehlt - auch hier gab es ein Oktoberfest!!! Und so fuhr ich spontan an einem Sonntag Morgen zusammen mit 4 Freunden los in das ca 100 km im Inland gelegene Guaramiranga wo das hochgelobte Oktoberfest Cearás schon seit 2 Tagen stattfand und auch noch den Montag andauern sollte, denn der war mal wieder frei aufgrund eines der Millionen Feiertage in Brasilien, die netterweise immer auf einen Montag fallen und somit ein langes Wochenende bescheren. (Sehr lange eigentlich, denn Freitags hat man als Austauschstudent ja traditionell auch keine Uni!) In dem netten Örtchen
Oktoberfest (32)
...und das sieht auch ganz stark nach einer typisch deutschen Sache aus. :) wo ich ganz am Anfang ja schon mal ein Wochenende verbracht hatte war es wieder richtig schön; die Natur ist nun mal einfach schön. Komplett überlaufen war es dort - Tausende Menschen wollten scheinbar mal „so richtig deutsch“ feiern. Und es war ein lustiger Anblick. Krampfhaft hält man am Bayer oder traditionellem Scharzwälder als Vorzeigedeutschem fest und dass wir immer aus geschmackvoll verzierten Krügen anstatt normalen Ikea Gläsern trinken ist wohl auch fest verankert im brasilianischen Bild von einem Deutschen. Tagsüber gab es sogar einen kleinen Festumzug und ansonsten eben ein buntes Treiben auf der Straße oder wo man eben untergekommen war. In unserem Fall schliefen wir mit ca 30 Leuten bei einem Freund eines Freundes des Cousins der Tante einer Freundin von der Mutter irgendeiner Freundin eines Freundes. So ungefähr…aber egal; in Brasilien ist man Freund wenn man der Freund eines Freundes ist; und so waren wir herzlich willkommen bei einer Familie die ich bis dahin noch nicht kannte. Sämtliche Matratzen, Betten, Sofas und Hängematten ausgebreitet hatte so jeder einen Schlafplatz und bekocht und verköstigt wurden wir auch noch hervorragend! Abends startete dann das eigentliche Fest mit Livemusik - ich war gespannt was man nun also so auf dem
Uni
Sie ist rosa und es gibt Palmen...einigermaÃen studierbar dort! :) Oktoberfest hört; vermutete schon Schuhplattler, Schifferklavier oder Schlager. Wieder daneben gelegen -ganz rigoros- verzichtet der Nordestino hier auch bei aller Liebe dem deutschen Kulturgut zuliebe nicht auf seinen geliebten Forró. Das ist eben die regionale Musik die wirklich schön ist und die ich auch gerne höre. Aber irgendwann klingt eben alles gleich und nach einer Dauerbeschallung 24 Stunden am Tag mit immer der selben Musikart, ist es ganz egal wie schön die Musik ist, man bekommt einfach eine Allergie dagegen. Der dazugehörige Tanz ist ganz brasilianisch natürlich auch Pflicht und so wird man als Deutsche („aber du siehst gar nicht so richtig deutsch aus!“) auf dem Oktoberfest in Brasilien ohne Gnade zu Forró Klängen über den Matschplatz gezerrt. Es war spaßig und ein weiteres „Festa“ in toller Umgebung. Eine deutsche Klima- Erfahrung hatte ich dann in der Nacht, denn in den Serras wo wir waren wird es schon mal 15 Grad kalt in der Nacht und ihr lieben Leute ich bin erfroren. Ich schlief in Jeans, t-Shirt und dickem Pulli in meiner Hängematte, wo es sowieso mal frischer als im Bett ist in einem Haus was sehr offen gebaut war und somit überall Kälte reinkam. Was war das kalt, ich
Mein Zimmer
wichtigstes Utensil: Die Hängematte! konnte kaum schlafen und habe in meiner Verzweiflung-ich gebe es zu- sogar Bettdecken anderer geklaut; die haben sie sich jedoch irgendwann zurück geklaut. Irgendwann war es Gott sei Dank Morgen und mit der Sonne kam auch die Hitze wieder. Den Tag in brasilianischer Tradition haben wir mit in der Hängematte liegen, Musik hören, schnacken, essen und trinken verbracht, bevor wir abends dann totmüde aber glücklich wieder heimgefahren sind, begleitet von wunderschöner Forró Musik im Auto (Ironie!). Zu Hause gabs dann erst mal Vitamin C Bombe in Form von Maracuja pur und frischem O-Saft um der Erkältung vorzubeugen, die ich dank meiner deutschen Wetter Erfahrung schon kommen sah. Ich glaube mir gefallen die Wärme und Sonne doch erst mal noch besser - ist auch einfacher - ohne Jacke, ohne Pulli, immer short, T-Shirt und die obligatorischen Havaianas (Flip Flops). Jemand neidisch? 😉
Die Uni ist auch geschafft, Vorlesungen sind zu Ende und überall genügend Leistungsnachweise erbracht. Jetzt heißt es abwarten, auf die Noten und hoffen dass alles bestanden ist; aber müsste hinhauen - ich habe ein gutes Gefühl soweit. Die Zeit ging rasend schnell rum - 4 Monate sind aber auch nicht viel und ich muss sagen es war wohl
die richtige Wahl hier her zukommen. Wir mussten schon einiges arbeiten und es gab Zeiten wo es wirklich stressig war mit Präsis vorbereiten, Hausaufgaben machen, Klausur schreiben und ähnlichem Schnick Schnack. Aber im Großen war es wirklich zu schaffen, das Niveau ist unter dem in Deutschland, dank dem „jeitinho brasileiro“ kann man auch mal mit dem Prof aushandeln und die Zeit die wir effektiv im Unterricht saßen ist „überschaubar“. Da gibt es Leute die mehr machen müssen während ihrem Auslandssemester. Ein Zeitabschnitt ist nun also zu Ende und bevor es mit dem Praktikum losgeht, werde ich den ganzen Dezember inkl Weihnachten und Silvester erst ein mal in Chile verbringen. Dort sind 2 meiner besten Freundinnen aus Bremen und die werde ich besuchen und mit ihnen in den Norden in die Atacama Wüste und danach in den Süden Chiles reisen. Ich freue mich wie bekloppt und ich muss sagen auch die Aussicht auf ein Weihnachten mit weniger als 20° hat mich stark gelockt. Das bedeutet allerdings auch, dass ich mal noch einkaufen muss, denn eine Jacke besitze ich nicht, doch die könnte nötig sein! 😉
Anfang Januar werde ich zurück nach Fortaleza kommen - nur 2 Tage bevor Mama und Papa ankommen und wir 3 weiter Wochen reisen werden. Der Nordosten steht auf dem Programm - es ist unmöglich Brasilien in 3 Wochen kennenzulernen; deswegen werden wir uns auf dem wunderschönen Nordosten beschränken.
Nach diesen 2 Monaten Urlaub geht’s dann wieder los mit Arbeiten. Im Februar - nach Karneval (die Zeitrechnung in Brasilien ist unterteilt in „Vor“ und „nach“ Karneval) - werde ich mein Praktikum in einer kleinen Consulting Firma in Recife beginnen. Diese besteht aus 4 Frauen, 3 davon Psychologinnen die unter anderem Personalauswahl für andere Unternehmen machen, Strategieberatung , Entwicklung von Teams und Entwicklung von Führungskräften anbieten. Klingt wirklich interessant und geht ja auch stark in die Richtung was ich später mal gerne machen würde. Letzte Woche war ich für 4 Tage in Recife und hatte dort ein Vorstellungsgespräch, was eben glücklicherweise positiv verlaufen ist. Ich bin beruhigt und glücklich, dass ich ein hoffentlich tolles Praktikum habe und auch die Stadt Recife war sehr schön. Es gibt mehr alte Gebäude als hier in Fortaleza und Olinda ist ein wunderschöner kleiner Ort nur 6 km entfernt, in dem es nur so wimmelt vor erhaltenen alten Häusern, Kirchen und Straßen. Alles bunt und fröhlich, viele kleine Stände und einfach nett! Wohnen werde ich bei der Familie von Tulio, die auch super nett war, mich herzlich aufgenommen hat und mit mir sogar noch 2 Tage in einen anderen Staat nach Joao Pessoa gefahren ist und ich so auch noch Paraiba und seine Hauptstadt kennengelernt habe und am östlichsten Punkt Südamerikas war. Jetzt könnt ihr auf der Karte schauen wo diese Ecke ganz rechts ist! 😉
Beijos.
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