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Hallo ihr Lieben in der Grossen weiten Welt,
heute melden wir uns aus
Uyuni zurueck, einem kleinen, grauen, vom eisigen Wind gepeinigten Ort im Suedwesten
Boliviens, der sich in den letzten 15 Jahren zu einem der typischen Basislager des globalen Rucksacktourismus entwickelt hat. Mit Internet-Cafés und Pizzerien, mit Nippesläden und Tourveranstaltern. Mancher Einheimischer muss bei dem vorherrschenden Speiseangebot denken, dass Pizza und Pasta die landestypischen Speisen aller Laender der Welt sind.
Fuer den allergroessten Teil der Reisenden ist
Uyuni auch nur Ausgangs- und Endpunkt fuer eine Fahrt ueber den groessten Salzsee der Welt und durch eine surreale Landschaft auf fast 5000 Meter ueber NN.
Fuer die, die dauerhaft dort leben, sieht das Leben anders aus. Die Luft ist duenn auf 3600 Metern, der Weg ins bolivianische Kernland weit und von Schlagloechern uebersaet. Das einzige was auf den Feldern waechst ist
Quinoa - Fleisch liefern die
Lamas die durch die Hochebenen ziehen und die wenigen wachsenden Graeser abfressen. Abgesehen von Land- und Viehwirtschaft bleibt nur der Abbau von Salz und der Tourismus. Salz ist durch die weiten Wege auch kein grosses Geschaeft, pro 25 Kg gereinigtes und mit Jod angereichertes Salz bekommen die Kooperativen gerade einmal 1 US$, bleibt also nur
noch der Tourismus.
Deshalb verwundert es nicht, dass in
Uyuni ueber 40 Agenturen Touren in die Umgebung anbieten. Das Angebot der Veranstalter ist fast immer das Gleiche und auch die Preise schwanken nicht besonders. So hat man als Reisender die Qual der Wahl. Nach 3 Agenturen haben wir unsere Entscheidung getroffen. Der Preis war in Ordnung (72 US$ fuer 4 Tage Tour mit Uebernachtung und 3 Mahlzeiten pro Tag), der Jeep machte einen soliden Eindruck und sie hatten sogar eine vegetarische Speisekarte!
Am naechsten Morgen (Samstag 5.05.) ging es um 10:00 Uhr zum Buero des Veranstalters und dort haben wir unsere Reisegefaehrten getroffen und auf den Fahrer gewartet. Ausser uns Beiden und Susanne, die am dritten Tag nach
Chile abgebogen ist, waren noch zwei Schweizer und eine Italienerin an Bord. Um 10:30 Uhr fuhren dann
Juan (Fahrer, Mechaniker und Reiseleiter) und seine Frau
Fabiana (Koechin und Musikverantwortliche) vor. Unser Gepaeck wurde auf dem Dach des Toyotas verzurrt und los ging die Fahrt.
Das erste Ziel war der
Zugfriedhof suedoestlich der Stadt. Scheinbar wird hier einfach alles was man nicht braucht in der Wueste abgeladen. Egal ob es sich um Hausmuell oder alte Lokomotiven handelt. Danach ging es zurueck durch den
Ort in Richtung Salar. Am Rande des Salzsees haben wir kurz in
Colchani gehalten. Der Ort lebt nur vom Salz: sei es mit Jod angereichert in Tueten, oder als Schnitzereien fuer die vorbeikommenden Touristen. Das Salz wird nach wie vor von Hand abgebaut. Von Maennern die mit Schaufeln und Eispickeln das Salz zerkleinern und auf LKW's verladen. Die Gesichter mit Tuechern verhuellt und die Augen von billigen Sonnenbrillen unzureichend geschuetzt stehen sie jeden Tag in der blendenden Weisse aus reinem Salz und arbeiten bis am Abend die Sonne sich dem Horizont naehert und die Temperaturen rasend fallen.
Die zum Trocknen aufgeschuetteten Salzberge sind das erste Ziel der Tourjeeps im Salar und nach ein paar Fotos geht es dann weiter zu dem
Salzhotel .
Das
Salzhotel steht mitten im Salz und ist auch ganz aus Salz gebaut. Das einzige was nicht aus Salz ist sind die Tueren, die Fenster und das Dach. Von dem Hotel ist nur noch das Restaurant in Betrieb, da das Hotel aufgrund von Umweltauflagen nicht weitergefuehrt werden durfte. Von dem Hotel aus sieht man zwar noch vereinzelt Berge am Horizont aufragen, aber an vielen Stellen erstreckt sich das Salz bis zum Horizont und so ist der Platz
um das Hotel ein Tummelplatz fuer Touristen auf der Jagd nach dem verruecktesten Foto.
Im Zentrum des Salars ragt die Insel
Inca Huasi wie eine Ritterburg aus dem Salz. Je weiter man sich ihr naehert, desto besser erkennt man, dass die vielen Zacken keine Zinnen sondern Kakteen sind. Viele von ihnen ueber 10 Meter hoch und ueber 1000 Jahre alt. Die Insel wird von fast allen Touren angefahren und beim Blick von dem Gipfel der Insel aus, ueber das Salzmeer bis zu den verschneiten Andengipfeln wird klar warum jedes Jahr mehr Menschen in den
Salar de Uyuni kommen. Hier scheinen die Ordnungslinien der Welt zu zerfasern, man fuehlt sich winzig klein und weiss nicht was von dem was man sieht Wirklichkeit und was Illusion ist.
Von der Insel aus geht es dann weiter in Richtung Sueden. Wuerde man von der Insel gerade aus weiter durch den Salar fahren wuerde man nach
Llica kommen. Dieser Ort ist aber fuer den Tourismus von untergeordneter Bedeutung, erwaehnenswert ist er aber durch den dort beheimateten Fussballclub
Bayern Munich .
An der Insel wurden wir dann zum ersten Mal von Fabianas Kochkuensten verwoehnt. Ein beeindruckender Ort fuer ein Mittagessen. Auf der einen Seite eine Insel
mit Kakteen, auf der Anderen Salz bis zu den fernen Gipfeln am Horizont.
Nach dem Mittagessen ging es dann weiter zum Suedufer der Salzpfanne. Dort stand das Salz noch unter Wasser und dadurch verstaerkte sich der Eindruck von einem Verschwinden des Horizontes noch mehr.
Nachdem wir den Salar verlassen hatten, fuhren wir in das neu gebaute Salzhotel und bezogen dort die Zimmer fuer die Nacht. Der Sonnenuntergang ueber dem Salz war phantastisch, aber der kalte Wind trieb uns schnell zurueck in das Hotel und so sassen wir dort vor dem Fenster und beobachteten wie es immer dunkler wurde und die ersten Sterne am Himmel auftauchten.
Das Hotel besteht, so wie das Alte mitten im Salar, fast ganz aus Salz. Der Boden, die Waende, die Tische und Stuehle, sogar die Betten bestehen aus Salz! Zum Glueck waren Decken und Matratzen nicht aus Salz und so haben wir nach einem leckeren Abendessen und einem netten Abend mit unseren Mitreisenden tief und fest geschlafen.
Am naechsten Morgen wurden wir noch vor Sonnenaufgang geweckt und hatten so die Moeglichkeit die Sonne ueber dem Salzsee aufgehen zu sehen. Ein unglaubliches Farbenspiel bei dem die Farben so intensiv geleuchtet haben, dass man es fast fuehlen konnte.
Zuerst ein saphirblauer Schimmer der von immer heller werdendem Lila und spaeterem Himbeerrot abgeloest wurde. Kurz bevor die Sonne ueber den Horizont tauchte, faerbte sie den Himmel noch tieforange, das sich dann in der gleissenden Helle des neuen Tages verlor.
Bei der Weiterfahrt fuhren wir an
Quinoafeldern vorbei und
Juan erklaerte uns viel ueber Anbau und Ernte dieses Getreides. Nachdem wenig spaeter der Ort San Juan passiert war tauchten wir ein in eine Wueste aus Sand und Geroell. Wie armselig ist der Farbbegriff braun um die Landschaft zu bezeichnen! Wir fuhren durch ein braunes Land das sich in tausenden von Farbschattierungen vor uns auftat und ueber dem sich ein leuchtend blauer Himmel woelbte. Unterbrochen wurde das Braun und Blau nur von den schneebedeckten Gipfeln und dem Rauch der von dem Vulkan
Ollagüe aufstieg.
Nach einem halben Tag kamen wir an die
Lagua Cañapa und wurden dort wieder mit Essen versorgt. Wieder ein traumhafter Ort, umringt von Andengipfeln und mit Blick auf rosa leuchtende Flamingos. Nach dem Mittagessen liess sich sogar noch ein Fuchs blicken!
Weiter ging die Fahrt an verschiedenen kleinen Lagunen vorbei in denen sich immer mehr Flamingos tummelten. Dabei unterscheidet man drei Arten von Flamingos.
Chileflamingo (P. chilensis), Gelbfußflamingo (P. andinus) und Kurzschnabelflamingo (P. jamesii) . Alle drei stehen bunt gemischt im flachen Wasser und fressen Krebstiere, Insektenlarven und Algen.
Nach den Lagunen ging es wieder in die Wueste, vorbei an bizarren Sandsteinformationen von denen die wohl am meisten fotographierte der
Arbol de Piedra (Steinerne Baum) ist und ueber Sandduenen bis wir am Abend auf 4270 Metern ueber NN die
Laguna Colorada erreichten.
Ein unglaubliches Schauspiel. Eine Lagune in der das Wasser rot leuchtet und weisse Boraxinseln auftauchen und in der sich rosa Flamingos tummeln. Eingebettet in gelbes Hochlandgras und mit Blick auf verschneite Berggipfel. Sogar ein paar Lamas waren am Rand der Lagune anzutreffen und zwei standen sogar im Wasser.
Das Wasser der Lagune hat seine Farbe durch den hohen Kupfergehalt des Wassers und des Schlammes. Wird dieser vom Wind aufgewirbelt leuchtet das Wasser rot auf.
An der Lagune haben wir dann auch uebernachtet. Wir kamen in den Genuss in einer der wenigen Huetten untergebracht zu sein dessen Aufenthaltsraum beheizt war. Nach dem Abendessen sind wir frueh ins Bett gegangen, da das Wecken am naechsten Morgen auf 5:00 Uhr angesetzt war. Wir haben dank vielen Decken und zwei Liter Waermflaschen in der Nacht nicht gefroren. Aber am
naechsten Tag war uns allen empfindlich kalt. Dick eingemummelt sassen wir im Jeep und froren waehrend unser Atem an den Scheibe eine Eisschicht bildete. Sinn und Zweck dieses fruehen Aufstehens war das Geysirfeld
Sol de mañana, das wir nach der Ueberquerung eines ueber 5000 Meter hohen Passes erreichten.
Die Fontaenen sehen im Licht der aufgehenden Sonne einfach am Besten aus. Auch kondensiert das mit 180 Grad aus der Erde schiessende Wasser sofort und bildet eine mehr als 10 Meter hohe Dampffahne. Der Geysir ist kuenstlich entstanden, als Versuche unternommen wurden die Erdwaerme zu nutzen und dazu ein 180 Meter tiefes Loch in die Erde gebohrt wurde. Kaum weniger beeindruckend sind aber die natuerlich entstandenen Lavaschlammloecher in der Naehe, in denen das Wasser blubbert und in Nebelschwaden aufsteigt.
Das Fruehstueck gab es dann an den Thermalquellen
Termas de Chalviri. Das 30 Grad warme Wasser wird in einem Becken aufgestaut und wer will, kann dort ein Bad nehmen. Nach dem Fruehstueck, Langos und Kaffee, ging es dann weiter in die
Daliwueste. Sie heisst so, weil es eine Vorlage fuer Bilder des spanischen Malers haette sein koennen. Sandduenen, Felsen und Steine. Auch hier ist die Vielzahl von Brauntoenen beeindruckend.
Da aber noch mehr
Beeindruckendes auf uns wartete sind wir bald wieder weitergefahren und gegen 9:00 Uhr an der
Laguna Verde angekommen. Wir konnten das Phaenomen das der Lagune den Namen gibt kurz beobachten aber leider nicht fotographieren.
Die kristallklare Lagune schimmert, wenn der Wind Plankton, Blei, Kalzium und Schwefel aufwirbelt und die Sonne das Wasser bescheint, smaragdgruen auf.
Aber auch klar ist die Lagune sehr schoen, besonders wenn sich darin der Vulkan Lincancabur spiegelt. Ueber diesen Vulkan verlaeuft die Grenze zwischen
Bolivien und
Chile und hier ist fuer Reisende nach
San Pedro de Atacama das Ende der Tour erreicht. Auch auf die, die die Tour in drei Tagen machen, wartet dort ein Jeep der auf direktem Weg in 10 Stunden zurueck nach
Uyuni faehrt.
Da die Schweizer zurueck nach
Uyuni gefahren sind und Susanne auf den Bus nach
San Pedro wartete, sind wir zu fuenft im Jeep zurueck nach Norden gefahren. Durch die
Daliwueste, zur
Laguna Colorada, und von dort ueber verschiedene kleine Doerfer nach
Villa Mar .
Im Gegensatz zu dem Direktjeep haben wir unterwegs oft angehalten um zu fotographieren und
Juan hat uns viel ueber das Leben im
Altiplano und die dort vorkommende Fauna und Flora erzaehlt.
In
Villa Mar haben
wir dann die letzte Nacht verbracht und sind am naechsten Morgen durch das
Valle da las Rocas und
San Christobal zurueck nach
Uyuni gefahren.
Viele Gruesse und bis bald,
Raphael & Silke
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