Part III: Kiwiana!


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February 16th 2014
Published: February 16th 2014
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South HeadSouth HeadSouth Head

Hokianga Harbour
Sobald das Auto vollständig ausgestattet ist, alle nötigen Vorbereitungen getroffen sind und auch die Pläne wie es wann wohin gehen soll, geht es los. Es ist ein recht merkwürdiger Moment, als ich den Van, den ich übrigens Kahurangi (Maori für "Alte Dame") getauft habe, rückwärts aus der Einfahrt des Hostels, in dem ich mich über zwei Wochen eingelebt habe, setzte. Paul, ein junggebliebener Halb-Maori und Tony, der einizge Angestellte des Besitzers Jack, verabschieden mich. Auch Loic, ein Belgier, mit dem ich eine regelrechte Billiardfreundschaft aufgebaut habe, ist dabei.

Ich lenke ein und gebe Gas - weg. Allein und auf der Straße. Auf dem Weg in Richtung Abenteuer und in die Ungewissheit. Irgendwie spannend. Ich entscheide mich für den Highway 12 über Kawakawa. Dort stehen die Hundertwasser Toilets. Eine Spur von Kultur hier in diesem Land, das an wirklich alter Geschichte nicht sehr reich ist. Neuseeland ist erst Mitte des 19. Jahrhunderts von den Briten annektiert worden, die Geschichte ist also wirklich jung und es muss genau wie es für uns ein Grund ist, wegen der grandiosen Natur nach Neuseeland zu kommen, ein echter Grund für die Kiwis sein, wegen der Geschichte Europa zu besuchen. Erst etwa ein Jahr zuvor bin
ich mit Hundertwasser in Wien in Kontakt gekommen, einer der Orte seines aktivsten Wirkens. Am Ortsausgang steht eine Tramperin. Sie streckt ihren Daumen heraus, für einen kurzen Moment blicken wir uns in die Augen und ich fahre an ihr vorbei. Ich traue mich nicht, anzuhalten. Im Rückspiegel sehe ich wie sie mir hinterherblickt und enttäuscht ihr Schild, welches "Cape Reinga" zeigt, sinken lässt. Dieser Moment wird noch wichtig sein für mein weiteres Neuseelandabenteuer, deswegen erwähne ich das hier.

Wenig später halte ich n einer kleinen anglikanischen Kirche, die sich sehr charmant in ihre Umgebung einfügt. Nur kann ich nirgendswo einen Ort entdecken, frage mich also, wozu die Kirche dann so groß ist, denn so viele Landwirte kann es hier doch nicht geben. Dann erinnere ich mich an Nils Holgersson, dessen Familie auch in eine solche Landkirche geht. Wie dem auch sei, diese Kirche sieht nett aus. Nach mehr oder weniger einer Stunde erreiche ich den Hokianga Harbour. Dieser Meeresarm reicht beinahe bis in die Mitte Northlands hinein und schmückt sich mit weißen Stränden und ringsherum wachsendem Regenwald. Am South Head bringe ich mein Vehikel zum Halt. Dieser Aussichtspunkt liegt wenige Kilometer ausserhalb von Omapere und bietet echt unglaublich schöne
Te Mahua NgatereTe Mahua NgatereTe Mahua Ngatere

zweitgrößter Kauribaum
Ausblicke über den die Mündung des Hokianga Harbour. Folgt man dem Highway 12 gen Süden - es geht nur nach Süden - erreicht man nach kurzer Zeit schon den Kauri Forest. Dort sollen nun also die größten ihrer Spezies stehen, die Kauri Trees, eine neuseeländische Art. Am größten aller Kauris fahre ich vorbei, aus welchem Grund auch immer, vielleicht habe ich genug von "immer weiter, höher, größer, besser", stattdessen sehe ich mir die Nummer 2 an. Dieser Baum nennt sich "Te Matua Ngahere" (Father of the Forest). Es ist ganz okay, doch irgendwas erinnert mich hier zusehr an die USA. Die Art und Weise, wie diese Scenic Reserves angelegt sind. Soetwas gibt es in Deutschland nicht, abgesehen davon, dass wir sowieso nur zwei oder drei Nationalparks haben (Mecklenburgische Seenplatte, Sächsische Schweiz und Wattenmeer meine ich zu wissen).Auf dem Parkplatz vor dem Walkway sitzt ein Mann in einem Auto und kassiert zwei Dollar dafür, dass er dein Kennzeichen notiert und aufpasst, dass niemand einbricht. Ich fühle mich zu der Zeit, zu der ich dort bin etwas müde, aber ihm muss es noch schlimmer gehen. Den ganzen Tag dort zu sitzen und die zwei oder drei Autos zu beobachten. Er hat bestimmt eine Menge Zeit, an seinem Lebenswerk zu arbeiten.

Nachdem ich mich wieder vom Kauri Forest verabschiede, führt mich der Highway 12 weiter nach Dargaville. Dargaville ist eine kleine verschlafene Stadt, die sich selbst Kumara-Hauptstadt der Welt nennt. Kumara, das ist eine Art von Süßkartoffeln und somit ich mir auch gut vorstellen, dass diese Selbstkategorisierung nicht gerade für viel Unterhaltung und Amüsement steht.
Also geht es weiter, nicht einmal Kumara probiere ich, wirklich neugierig bin ich auch nicht. Aber das gibt es überall in Neuseeland und ein kleiner weiser Jan aus der Gegenwart wirft hier mal ein, dass auch noch der große Moment der Kumara für mich kommen wird.
Wie kann eine Landschaft so kontinuierlich langweilig sein, frage ich ich mich immer wieder. Dabei werde ich so etwas vermutlich vermissen, wenn ich wieder in Deutschland bin. Sanftgrüne Hügel und Schafe und Kühe ringsherum. So muss es auch in Irland und Schottlands Highlands aussehen. Ich passiere Wellsford und gelange schließlich nach Warkworth, wo ich mich mit Marcus verabredet habe. Wir treffen uns beim Supermarkt und kaufen noch ein, bevor er mir
einen guten Spot zeigt, an dem ich die Nacht verbringen kann. Er arbeitet derweil auf einer Farm und beschäftigt sich auch mit dem Ausrüsten seines Autos, das der übrigens auf
meine Idee "Izzy" getauft hat (Marke: Izusu - wahnsinngin kreativ). Die kleine Einfahrt in der ich übernachte ist die Zufahrt zu einer Weide und da ich direkt am Tor stehe, kann ich anfänglich schlecht einschlafen, denn die Kühe sind ganz neugierig und stehen die ganze Zeit am Auto.

Am nächsten Morgen geht es weiter nach Helensville, wo mich die erste unangenehme Überraschung mit meinem Auto erwartet. Nur kurz auf dem Parkplatz eines Supermarkts geparkt und schon ist die Batterie leer, obwohl ich nicht einmal das Licht über Nacht angelassen habe. Eine nette Frau hilft mir, nachdem ich mir ein Boosterkabel an der Tankstelle gekauft habe. Ich lasse die Batterie wechseln, nur für den Fall, dass ich an einem ungünstigeren Ort stecken bleibe und davon gibt es in Neuseelands verlassenen Landschaften eine Menge.
Also trotz der Versicherung, dass die Batterie neu sei, ist sie leer. Nicht so koscher. Dass der vorherige Besitzer Mechaniker gewesen sein soll, kann ich also auch nicht mehr so ganz glauben. Mich führt es zwangsläufig nocheinmal durch Auckland, wie erwartet grau und laut, doch nur um noch ein paar Erledigungen zu machen. Meine Einsamkeit beginnt zum

Die friedliche Hügellandschaft mit sattgrünem Gras. Das ist Waikato.
ersten Mal, mich zu stören. Ich wünsche mir jemanden auf den Sitz rechts neben mir, aber dort ist niemand. Alles klar, denke ich mir dann, es sind nur Hirngespinste und ich werde es doch wohl aushalten, für ein paar Wochen allein zu sein... Südlich von Auckland fahre ich durch Pukekohe und biege dort auf die Rural Road nach Port Waikato ab. Diese Straße habe ich als sehr schön in Erinnerung, sie schlängelt sich einsam und ruhig am Waikato River entlang. Ich bin nun nicht mehr im Northland und auch nicht in der Region Auckland sonder habe vor kurzen die Grenze zum Waikato-Waitomo-Distrikt überschritten. In Port Waikato verbringe ich die Nacht im lokalen TOP 10 Holiday Park. Dort treffe ich zwei Tschechen, älter als ich, ein Paar, die hier auch nur reisen und nicht arbeiten wollen. Wir unterhalten uns nicht lang aber da wir am nächsten Morgen das selbe Ziel haben, entschließen wir uns, gemeinsam zu gehen. Das Ziel heißt Wetterspitze. Der erste Herr der Ringe Drehort auf meiner Reise. Die Straße weist keinerlei Beschilderung auf, kein Hinweis auf einen mit Touristen überfüllten Ort, an dem man Frodos Spuren verfolgen kann. Nein, hier muss man selbst sehen, wie man die Wetterspitze

Irgendwo hier wurde die Szene mit der Wetterspitze aus Herr der Ringe gedreht.
findet. Urplötzlich endet auch die Teerung der Straße und man kommt nur noch über Schotter weiter. Die Kreidefelsen, die links der Straße aufragen, sind sehr beeindruckend und nach einer Weile meine ich etwas zu erkennen, was nach Herr der Ringe aussieht, doch das ist entweder eine kleine Einbildung oder ich falle Neuseelands Schönheit zum Opfer, denn hier sieht alles aus wie aus Herr der Ringe. Sogar auf der Nordinsel und die ist gar nicht so divers wie die Südinsel und da bin ich jetzt und ich kann wieder einmal aus der Gegewart auf das hier Erzählte zurückblicken und denke: Jan, du wusstest einfach nicht, wie viel besser es noch wird. Ja, man soll ja den Tag nicht vor dem Abend loben aber ich bin schon mehr rumgekommen und habe gelernt und vor allem erfahren, was es heißt zu begreifen und zu wachsen. Das mag ich am Reisen. Es erweitert Horizonte.

Am Ende der Schotterstraße gelange ich wieder auf den Highway, der mich direkt in die nächste Stadt Hamilton führen würde, wenn ich nicht kurz vorher wieder abbiege. Diesmal lande ich nach deutlichem Empfehlen der Dame in der I-Site von Huntly in Rangiriri. Lange ist mir nicht klar, warum sie

Eine Gedenkstätte für den verstorbenen Maori-König Tawhiao.
mir diesen Abstecher ans Herz gelegt hat, denn Rangiriri besteht aus zwei Straßen, einem Friedhof auf der linken, einem ehemaligen Hotel (jetzt Informationshaus) und einer Straßentoilette auf der rechten Seite. Eine kleine Randbemerkung: Die öffentlichen Toiletten in Neuseeland sind speziell, sie reden nämlich mit dir. Man stellt sich davor, drückt auf den Knopf "OPEN" und dann ertönt eine Stimme, die dir ankündigt, dass deine Zeit in diesem kleinen Häuschen auf 10 Minuten begrenzt ist. Dann werde die Tür automatisch geöffnet. Und wenn man noch nicht fertig ist? Und wenn es in Strömen regnet?
Naja, das muss dieser Fortschritt sein, von dem alle reden.

Ich gehe in das Informationshotel hinein und plötzlich begreife ich, warum mir dieser Ort empfohlen worden ist. Es wird mir erklärt, dass hier die wichtigsten Schlacht zwischen Maoris und Briten stattgefunden hat und zwar vor etwa 150 Jahren. Weiter die Straßen runter befindet sich auch eine Pa, das sind die Gotteshäuser der Maori. Dort befindet sich die Gedenkstätte für den damaligen Krieg und auch der Friedhof ergibt plötzlich Sinn:
Es ist ein Soldatenfriedhof.

Etwas weiter südlich in Taupiri befindet sich ein weiterer wichtiger Ort für die Maoris. Der heilige Berg der Maorikuktur, unscheinbar, denn es

Von diesem Graben aus haben die Maori versucht sich gegen die von dem Fluss dahinter angreifenden Briten zu verteidigen.
handelt sich genau genommen um einen Hügel, der nicht höher als 150 Meter zu sein scheint. Merkwürdig, diese Maoris. Zu Füßen des Berges befindet sich ein Friedhof und steigt man aus, dann hört man gelegentliches Hupen vom nahen Highway, denn es ist üblich, dass zum Gruß der Ahnen gehupt wird, wenn man am Friedhof vorbeifährt. Das finde ich schon wieder cool! Ganz speziell. Allerdings werden Touristen nicht gerne gesehen, deswegen habe ich mich schnell wieder aus dem Staub gemacht. Auf dem State Highway 23 gelangt man dann wieder an die Küste und endet schließlich in Raglan, DER Surferlocation schlechthin. Nicht SoCal oder die Australier, nein, in Neuseeland liegt das Surferparadies. Surfen kann ich nur leider nicht und es zu lernen ist zu teuer um so lange ohne Arbeit an einem Ort zu bleiben. Dummerweise sind alle Hostels in Raglan ausgebucht und auch der Campingplatz ist an diesem Abend nicht das Richtige für mich, denn ich bin eine ganze Weile nur allein gewesen und suche nach Gesellschaft. Also fahre ich weitere 17 Kilometer zu einem Hostel an der Manu Bay und verbringe die Nacht dort, sehr cool. Organic Food und Solar Power werden dort ganz stark genutzt. Am nächsten Morgen reise

Selbige Gedenkstätte.
ich weiter gen Süden und gelange nach Kawhia, dem Landungsort des ersten Wakas. Wakas sind die Kanus der Maoris und der Legende nach ist eben dort in Kawhia das Kanu mit den ersten Maori gelandet. Mir wird klar, dass zumindest die Nordinsel voller wichtiger Orte für die Maori ist. Weiter geht es nach einer weiteren Odyssee über Schotterstraßen durch die Wildnis und vorbei an vielen unendlich abgelegenen Bauernhöfen.

Otorohanga heißt das nächste Ziel - die KIWIANA-Stadt des Landes! KIWIANA! KIWIANA! Alle sind verrückt nach Kiwiproduckten, das heißt, die ganze Stadt ist darauf angelegt, nur Kiwiprodukte zuverkaufen und alle Klischees über Neuseeland zu erfüllen. An der Hauptstraße reihen sich Bilder von den typisch neuseeländischen Dingen: All Blacks, Schafe, Pavlova, Bumble Bees, Kiwis, Maoris, Hokey Pokey, Jandals, Gummistiefel, Edmonds, Paua, Silver Fern und so weiter und so fort. Ich denke die erklärungsbedürftigsten Worte sind Pavlova, Jandals und vielleicht Paua. Also Pavlova ist ein viel zu süßer Kuchen, der rundum in Kiwi- und Erdbeerscheiben gedeckt wird. Jandals, das sind einfach nur Flipflops und Edmonds ist der Dr.Oetker Neuseerlands. Er kommt aus Christchurch und als er eines Tages in Lyttleton das perfekte Backpulver gemixt hatte, brach ihm der Laden ein vor lauter überwältigter

Der Friedhof in Taupiri, heilig für die Maori.
Hausfrauen.
Ebenfalls in Otorohanga ist ein Kiwihouse und da begebe ich mich an einem Morgen hin. Und, woohoo, ich sehe einen Kiwi in Neuseeland! Wahnsinn. Das Beste in Otorohanga ist aber die Tafel, die in der Fußgängerzone steht: Kiwiexpressions. Also, hier kommen nun also die ungewöhnlichsten Ausdrücke, die es nur in Neuseeland zu hören gibt:

Bob's your Uncle - roughly translates as: "There you go, that's all there is to it. Just press this big red button that says "Launch the MIssilie and Bob's your uncle. "" Versteh ich auch nicht, aber ich denk mir, das ist so ein Ausdruck, wenn jemand zu verplant ist um das Offensichtliche zu erkennen.
Bun in the oven - schwanger
tracksuit - Pullover
to chunder - erbrechen
eh? - am Ende eines Satzes, wenn eine Antwort erwartet wird. (This would be a better gift, eh?)
Gimme ist denk ich bekannt, aber gizza bedeutet hier "give us a"
Hooray - Kiwi for Goodbye
Naff off - Get lost - Piss off.
She'll be right - Passt schon.
Suck the kumera - to die
wet blanket - Spaßbremse
Wally - dummer Mensch

Und das sind nur ein paar. Ich habe als letzte Bilder die Tafels mit den Kiwiwörtern hochgeladen, viel Spass beim Lesen 😊

Nachdem ich Otorohanga verlasse, fahre ich an den Waitomo Caves vorbei, die sich bei viel Geld ausgebenden Touristen großer Beliebtheit erfreuen. Dann komme ich zu den Marokopa Falls und anschließend nach Awakino, ein kleiner Ort im Nirgendwo, von dem eine 47km lange Schotterstraße wieder zum State Highway 3 führt. Dort laufen mir mehrmals ganz knapp wilde Schafe vor dem Auto her. Sie müssen wild sein, denn hier ist nirgendwo auch nur der Ansatz einer Farm zu sehen. Also vermutlich sind sie entkommen und schlagen sich jetzt allein durch.
Sobald ich den Highway erreiche, heißt es: TARANAKI! Doch darüber handelt es im nächsten Blog. 😊


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Der Blick vom Pirongia Forest Park gen Ozean.


Dieser Berg wird von den Maori "Schlafende Frau" genannt - erkennt ihr warum?


Marae sind die Versammlungshäuser der Maori. Dort werden auch Kampfpraktiken gelehrt.
KIWIANA!KIWIANA!
KIWIANA!

All diese Dinge sind typisch neuseeländisch.



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