100% Schottland - kostenlos, aber nicht umsonst!


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Published: June 23rd 2013
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In der Tikibar mit meinen KollegenIn der Tikibar mit meinen KollegenIn der Tikibar mit meinen Kollegen

von links: Andrea (Italien), ich, Isa, Montse (Spanien)
Neue Woche, neues Glück. Nachdem letzte Woche so voller Katastrophen war, war diese Woche richtig ruhig, ja fast schon langweilig. Letzten Endes haben wir natürlich für alles eine Lösung gefunden und es hat sich alles geklärt. Und jetzt weiß ich, dass ich auch in Extremsituationen einen kühlen Kopf bewahren kann. Da nächste Woche Susans letzte Tage auf Arbeit sind, habe ich mal mit meiner Abteilungsleiterin geredet - ich war doch etwas besorgt wie es weitergehen sollte, immerhin war ich sowas wie Susans Arbeitspartnerin und ich kann ja schlecht alles alleine machen. Wie es aussieht gibt es auch immer noch keinen Nachfolger, stattdessen wird ein Großteil der Arbeit an das Büro in Dublin abgegeben. Dann wird es für mich wohl eher langweilig...

Am Freitag hatten wir mittags einen Feueralarm. Normalerweise ist immer mittwochs Probealarm (bei dem ich jedes Mal hochschrecke, weil die Alarmglocke genau über meinem Schreibtisch ist), also haben wir uns alle ratlos angeguckt als der Alarm losging und überlegt, ob nicht doch evtl. Mittwoch ist. Leider nein, also alle raus auf die Straße und dann warten warten warten. Wir haben eine Stunde in der Kälte gestanden bis wir endlich wieder rein durften. Wie sich herausstellte, hatte jemand aus den anderen Büros im Gebäude geraucht. Hmpf. In der Zwischenzeit war ich halb verhungert, denn ich hatte gerade mein Mittagessen in die Mikrowelle gestellt, als wir raus mussten. Nach Feierabend waren wir alle zusammen in einer Hawaii-Bar um Susans Abschied zu begießen. Da ein paar Kollegen noch auf eine andere Party eingeladen waren, sind wir später noch zusammen in einen irischen Pub mit Livemusik weitergezogen. War also ein sehr netter Abend und mal ausnahmsweise nicht nur unter Praktikanten!

Gestern haben Isa und ich einen schönen Tagesausflug gemacht, mit dem gleichen Unternehmen, mit dem Thomas und ich schon die enttäuschende Highland-Tour gemacht hatten. Aber ein paar andere Praktikanten haben die Tour zu Loch Lomond ausprobiert und mir versichert, dass die viel besser ist - und das war sie auch. Abbey Tours sei dank, haben wir sowohl die Fahrt selbst als auch alle Eintritte unterwegs umsonst bekommen. Erster Stopp war Stirling, dort haben wir uns das Schloss angesehen, leider hat es fast die ganze Zeit geregnet, was der Freude leichten Abbruch getan hat. Auf dem weiteren Weg zum Loch Lomond, was übrigens der größte See Großbritanniens ist, ist es jedoch weitgehend aufgezogen und die Sonne kam raus. Am Loch hatten wir ein leckeres Mittagessen im Sonnenschein und dann sind wir noch auf einen netten Aussichtspunkt geklettert - wunderschön. Leider hat es auf dem Weg zurück zum Bus wieder angefangen zu regnen... Der letzte Halt war an der Glengoyne Distillery - einer typisch schottischen Whiskybrennerei. Dort haben wir eine Führung bekommen und (mehr oder weniger) gelernt, wie Whisky hergestellt wird und wann er Scotch heißen darf und natürlich gab es auch eine Kostprobe. Unser Guide für den Tag war echt cool drauf, wir haben uns nett mit ihm unterhalten und am Ende hat er uns sogar noch Wandertipps gegeben für Isas und meine Schottlandrundreise (die auch schon nächstes Wochenende beginnt - die Zeit verfliegt nur so!).

Für abends hat uns Jona Karten für ein Ceilidh (sprich: Kielie) besorgt, das ist ein schottischer Gesellschaftsabend mit Livemusik und schottischem Tanz. Das Coole war, dass das eine geschlossene Veranstaltung für Mitwirkende des Edinburgh International Film Festivals war, also nur geladene Gäste rein durften! Stattgefunden hat das ganze im Hub, das war früher eine Kathedrale, wird aber schon seit Jahrzehnten als Restaurant, Café und Veranstaltungsort genutzt. Entsprechend war innen alles schick und hübsch beleuchtet. Privatveranstaltung hieß auch, es gab alle Getränke (von Wasser über Bier und Wein bis echt starken Cocktails) und Essen kostenlos! Das Essen war auch typisch schottisch: Haggis, Kartoffelbrei und Rübenbrei (Haggis, Neeps and Tatties). Vorm Eingang wurde Dudelsack gespielt, drinnen spielte eine traditionelle Band mit Gitarre, Schlagzeug und Geige. Die Musik war echt super und mal eine willkommene Abwechslung zu dem ganzen Einheitsbrei. Die Hauptattraktion des Abends war schließlich das Ceilidh-Tanzen. Der Schlagzeuger hat immer erst die Formationen angesagt, damit man sich entsprechend zusammenfinden kann, denn Ceildhs werden in großen Gruppen getanzt. Dann hat er angesagt wie der aktuelle Tanz funktioniert bevor die Musik losging und sich alle wild herumgewirbelt haben. Das Schöne war, dass die meisten nicht so genau wussten, was sie da taten und man ständig mit wildfremden Menschen tanzen musste. Es war so ein riesen Spaß, so ein Durcheinander und so anstrengend! Das muss ich unbedingt bald wieder machen. Zum Glück gibt es hier regelmäßig irgendwelche Ceilidh-Abende. Da man sich die Tänze und Musik schwer vorstellen kann, habe ich ein bisschen gefilmt und die Sachen zu einem Video zusammengeschnitten - guckt hier:



Leider war um 1 Feierabend - einfach weil das Gesetz es so vorschreibt (Pubs schließen ebenfalls um 1). Auf Disco hatte ich keine Lust, also wollte ich nach Hause. Normalerweise würde ich die Strecke laufen, sind nur 45 Minuten, aber nach dem vielen Tanzen waren meine Beine einfach zu schwer. Dummerweise habe ich nicht dran gedacht Kleingeld für den Nachtbus mitzunehmen (man muss das Geld hier passend haben, weil die Busfahrer kein Wechselgeld rausgeben). Da mir 10 Pfund (das war das Kleinste was ich hatte) zu viel waren für eine Busfahrt, habe ich angefangen die Leute auf der Straße anzuquatschen ob sie mir den Schein wechseln können. Das konnte keiner so direkt aber letztendlich hat mir einer das Geld einfach geschenkt. Das heißt, ich hab am Ende nicht einmal meinen Bus selbst bezahlt. Das war definitiv der beste kostenlose Tag, den ich je hatte - und rundum schottisch: mit Schloss, Loch, Whisky, Schottenrock, Dudelsack, Ceilidh, Kilt und Haggis. Mehr Schottland kann man glaube ich nicht in einen Tag packen! 😊

Eine Sache noch: Ich habe endgültig festgestellt, dass ich doch ganz schön weit im Norden wohne. Jetzt an den längsten Tagen des Jahres wird es nachts echt nicht mehr komplett dunkel. Es bleibt immer wenigstens ein bisschen Licht am Horizont über. Schon gruselig, 20 Stunden Tageslicht zu haben und selbst die restlichen 4 Stunden keine komplette Dunkelheit....


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Wallace MonumentWallace Monument
Wallace Monument

zu Ehren von William Wallace, schottischer Freiheitskämpfer
Glengoyne DistilleryGlengoyne Distillery
Glengoyne Distillery

die allerletzte Flasche vom 40-jährigen Whisky - kostet auch nur läppische 3.750 Pfund


9th July 2013

Das Ceilidh-Video finde ich toll! Das Tanzen erscheint wie ein ziemlich chaotischer Ur-Squaredance, sogar einen Caller gibt es, der ansagt, was man machen soll....Am Ende stellt sich noch raus, daß die Schotten den Squaredance erfunden haben....
21st July 2013

Ich vermute ja ganz stark, dass irgendwelche schottischen Auswanderer den Ceilidh mit nach Amerika gebracht haben und der durchaus Einfluss auf den Squaredance hatte. Bleibt zu recherchieren.

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