L´Università dei pazzi!


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November 13th 2011
Published: November 13th 2011
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Neben all der Feierei, den Reisen und sonstigen Aktivitäten besuche ich natürlich auch ab und zu eine Einrichtung namens UNI. Ob sie diesen Namen und alle damit verbundenen Assoziationen (z.B. Bildung) wirklich verdient ist allerdings äußerst fragwürdig.
Zunächst sei die Internetpräsenz (www.unina.it) der besagten Hochschule erwähnt, die eher an die Website der Bildzeitung erinnert als an eine offizielle Internetseite, und zwar in so kleiner Schrift, dass man Schwierigkeiten hat, die Buchstaben auseinanderzuhalten. Hat man – durch Zufall oder Können – den winzigen Button „english“ gefunden, wird man direkt wieder enttäuscht: nur die allernötigsten Informationen sind übersetzt. Viel Spaß an dieser Stelle denjenigen, die zuhause nicht Italienisch studieren, sondern Medizin, Jura oder sonst was, und deren italienischer Wortschatz logischerweise gleich null ist.
Nach 2 ½ Monaten finde ich noch immer keine Kurse auf Anhieb und plane dafür mindestens eine halbe Stunde ein.
Die schönen alten Gebäude, in denen die Fakultäten untergebracht sind, entschädigen erstmal für die bisherigen Unannehmlichkeiten. Im Übersetzungskurs Französisch kann man, anstatt zuzuhören, auch den Vesuv, Capri oder die Schiffe beobachten. Die „sanitären Einrichtungen“ sollte man dabei weniger erwähnen: Seife? Nö. Papier? Fehlanzeige. Spiegel? ... Aber Kloschüsseln gibt´s. Das ist doch was.

Die Kurse an sich sind recht interessant und zum Glück auch gut verständlich für ausländische Studenten. Die Professoren sind sehr nett und bemühen sich, besonders erwähnt sei der nette Musikprofessor, der uns regelmäßig mit deutschen Zitaten beglückt und erzählt, wie gern er denselben Musikunterricht wie in Deutschland auch in Italien hätte. Alles in allem sind die Dozenten sehr hilfsbereit, einziger Störfaktor: sie haben keine Ahnung! Nicht von anderen Kursen, am wenigsten aber von den Eigenen. „Wie viele Punkte ihr für diesen Kurs bekommt? Keine Ahnung, also da müsst ihr jemand Anderen fragen. Bleibt die Frage, wen wir denn nun fragen sollen. Letztendlich fanden wir dann einen Dozenten, der keinen Unterricht gibt, dafür aber alles wusste. Die Logik blieb uns an dieser Stelle verborgen.

Wie bereits erwähnt, ist der Unterricht an der Uni interessant und angenehm. Und manchmal auch sehr seltsam. Wenn zum Beispiel die Tür aufgeht und ein Obdachloser in der ersten Reihe Platz nimmt, um einem klassischen Violinenstück zu lauschen, und der Dozent sich freut, dass die Zahl der Interessierten steigt. Oder wenn ein 8-jähriger Junge mit Fliegerbrille hineinspaziert und zu selbiger Musik zu tanzen beginnt, und der Professor ihm 10 Cent schenkt, damit er wieder geht. Dann sind es stets nur die Erasmusstudenten, die sich wundern. Der Rest des Kurses kennt diese Personen. Sie kommen öfter, haben wir gelernt. Deshalb wundern wir uns jetzt auch nicht mehr. Über nichts. Nicht über alte Kioskbesitzer, die nach Facebooknamen fragen. Nicht über Hunde, die durch Discos laufen. Nicht über U-Bahnstrecken, die nicht eingezeichnet sind, aber existieren. Auch nicht über U-Bahnstrecken, die eingezeichnet sind, aber nicht existieren. Über gar nichts mehr. Nichts funktioniert richtig, aber trotzdem funktioniert alles. Neapel war die richtige Wahl. Prädikat: abenteuerlich! 😊


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