Advertisement
Published: April 29th 2009
Edit Blog Post
Bonjour,
Ein neues Trimester hat angefangen! - und damit wird auch klar, dass meine Zeit hier in Frankreich nur noch sehr begrenzt ist. Von den vollen 6 Monate die ich hier bleiben werde sind, bereits vier vergangen.
…und ich habe das Gefühl, dass es noch soviel hier zu erleben gäbe, aber nicht einmal für ein Drittel meiner Pläne die Zeit reichen wird - wenn überhaupt.
Mitte März (mittlerweile auch schon eine Ewigkeit her), fanden die Abschlussprüfungen meines ersten Trimesters an der EM Lyon statt. Am Tag meiner letzten Prüfung, wurde schnell noch mein Trekkingrucksack gepackt und kurz darauf mit EasyJet an die Atlantiküste geflogen. Genauer gesagt war unser Ziel Bordeaux.
Eine traumhafte Stadt, die noch beeindruckender wirkte, da für uns damit endgültig das Ende des (eisigen) Winters eingeläutet war. Mit Temperaturen von bis zu 25° im März wurde nun mein Reisefieber geweckt, dass bisher viel zu wenig befriedigt worden war.
Am Tag darauf entdeckte ich vermutlich (einen der) schönsten Orte Frankreichs - die Dune de Pilat. Mit 120m die höchste Sanddüne Europas, sieht auf Bildern vll gut aus, entfaltet ihre echte Wirkung aber erst wenn man auf ihr steht. Wenn man exakt am Kamm der Düne sitzt und weit
unter sich Menschen sieht, die diese besteigen wollen, hinter sich den blauen Atlantik weiß und vor sich ein unglaublich großes Waldgebiet erstreckt, fühlt man sich wahrlich nicht mehr Frankreich - nein, nicht einmal mehr wie in Europa.
...ich verbinde Bordeaux seitdem nicht mehr mit Wein, sondern eben mit dieser Sanddüne - obwohl der Wein auch nicht zu verachten ist!
Danach ging es Richtung Süden und so auch zu dem eigentlichen Ziel unserer Reise - dem Baskenland. Biarritz, Bayonne, St. Jean-de-Luz sind alles Orte die man unbedingt einmal gesehen haben sollte.
Da ein Freund von mir, den ich in meiner Zeit in Marokko kennen gelernt habe, in dieser Gegend wohnt, konnten wir ihm ebenfalls einen Besuch abstatten und ließen uns auch gleich noch das Nachtleben im nahen San Sebastian auf der spanischen Seite der Grenze zeigen.
Von dort ging es weiter nach Bilbao - das weit mehr zu bieten hat als nur das Guggenheim Museum!
Nach ein paar abschließenden Tagen in Madrid, wo ich wieder eine Freundin besuchte, ging es schlussendlich wieder back home nach Lyon.
Nach einem kurzen Abstecher daheim, startete ich den zweiten Teil meines Urlaubs - es ging wieder zurück nach Spanien. Diesmal nach Barcelona, wo
ich mit meiner Freundin einige nette Tage verbrachte. Gaudi lässt grüßen!
Nun sind aber die Ferien vorbei und die école hat wieder voll gestartet. Die Kurse werden noch bis Ende Juni laufen, aber im Gegensatz zum ersten Trimester lassen mir diesmal die Kurse nicht sonderlich viel Freizeit… Case studies, Hausarbeiten, Präsentationen und Gruppenarbeiten halten einen ordentlich auf Trab - Großteils natürlich auf Französisch.
Überhaupt habe ich derzeit wenig mit Englischsprachigen Studenten zu tun.
Mittlerweile habe ich doch sehr gute Bekannte und Freunde welche in Lyon tatsächlich leben und französischsprachig sind (was nicht unbedingt nur Franzosen inkludiert). Generell habe ich hier einen sehr bunten kulturellen Mix an Leuten kennen gelernt, welche nur zum Teil selbst auf Austauschsemester sind.
Naturgemäß ist besonders der arabische Raum, West- und Zentralafrika aber auch Asien sehr stark vertreten. Erstmals konnte ich mit Leuten aus Usbekistan, Mongolei, Kamerun, Angola etc wirklich ausführliche und interessante Diskussionen führen. (aus Kasachstan so und so ;-))
Für mich heißt in Frankreich leben dadurch nicht nur die französische Kultur kennen lernen, sondern die gesamte Frankophonie (und darüber hinaus!).
…die Arbeitsweise (insbesondere im universitären Bereich) ist leider aber nach meinen bisherigen Erfahrungen seeeeehr anders als im disziplinierten und termingenauen Österreich.
So
sehr mir auch die relaxte Lebensweise der Franzosen gefällt - im Arbeitsleben ist sie einfach komplett fehl am Platz.
Derzeit arbeite ich in einem Finance-Kurs in einer Gruppe mit 4 Studenten aus Kamerun zusammen (da ich nach einigen negativen Erfahrungen mit französischen Studenten mich diesmal an Ausländer halten wollte)… aber ich muss sagen, dass die nicht ganz geklappt hat.
Weder Pünktlichkeit noch Zuverlässigkeit scheinen in Frankreich als sinnvolle Tugenden gesehen zu werden (und leider scheint dies abzufärben, auf Leute die schon länger im Land leben). Zudem scheinen Studenten der bekannten „Grandes écoles“ keinerlei Interesse zu haben gute Noten zu bekommen - Durchkommen ist das Einzige was zählt. (was für einen Austauschstudenten, der sich gerne auch Kurse anrechnen lassen würde, nicht sonderlich hilfreich ist)
Man kann es den Studenten aber auch nicht verübeln - für französische Firmen zählt nicht was und wie gut man etwas studiert hat…. sondern WO…
Große Reisepläne für die verbliebene Zeit habe ich noch keine geschmiedet (was sich bei mir aber ohnehin schnell ändern kann…), aber derzeit genieße ich eher noch die Zeit mit Freunden und versuche mich ein bisschen auf mein Französisch zu konzentrieren, was - trotz Reisen und Feiern - ja der eigentliche Zweck
meines Aufenthaltes ist.
In diesem Sinne…
Bonne journée!
Advertisement
Tot: 0.086s; Tpl: 0.011s; cc: 7; qc: 40; dbt: 0.0496s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1;
; mem: 1.1mb