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Published: January 15th 2009
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Bonjour à tous! Mittlerweile ist es ja schon knapp 2 Wochen her, dass ich in Lyon aus dem Flugzeug gestiegen bin und obwohl es eigentlich gerade einmal 2 Flugstunden von der Heimat entfernt ist, scheint trotzdem eine Welt dazwischen zu liegen.
Mit einem Schlag hat man eine neue Wohnung, eine neue Uni, neue Verantwortung und befindet sich plötzlich um Mitternacht in einer fremden Stadt auf der Suche nach seinem Hotel für die erste Nacht… zudem hat der Aufenthalt denkbar schlecht begonnen, da ich am letzten Tag vor meinem Abflug noch von der Grippewelle heimgesucht wurde und überhaupt erst 10 Std. vor dem Abflug zum Packen begonnen habe. Mit dem permanenten Gedanken, dass man bestimmt ein Duzend Sachen für die nächsten 6 Monate vergessen hätte, fuhr ich dann aber schlussendlich noch leicht geschlaucht von Silvester zum Airport.
Zwei Wochen sind nun vergangen, ich bin kerngesund, habe mich wunderbar eingelebt, mein neues Zuhause eingerichtet und das Lyonaiser Nightlife erkundet. Aber alles der Reihe nach…
Ich lebe derzeit in einem Vorort von Lyon, in Ecully, einem der wohlhabenderen banlieues im Nordosten der Stadt (also die Gefahr in eine der berüchtigten französischen Straßenschlachten zu geraten, dürfte eher gering sein), doch wie der
Name vermuten lässt, ist der Ort doch etwas entfernt vom Zentrum und so ist man abhängig von der Zuverlässigkeit der Busse. Ich hoffe sie streiken nicht irgendwann…
Das Studentenheim ist wunderbar, sehr schön in einem bewaldeten Park gelegen, nur 5min entfernt von meiner Uni. Das Gebäude wurde zum Glück erst vor wenigen Jahren erbaut und somit ist alles in Top-Zustand.
Meine „Uni“ - die EM Lyon - ist genau genommen keine Universität sondern eine private
grande école, auf dessen Unterscheidung in Frankreich ein hoher Wert gelegt wird. Da ich mir schon mehr als einmal den Fauxpas geleistet habe, mich zu versprechen, was mir sowohl Professoren als auch den Studenten, die im Gegensatz zu uns Austauschstudenten die verhältnismäßig hohen Studiengebühren zahlen müssen, eher übel nehmen, bleibe ich mittlerweile meist bei
business school oder schlicht
école.
Generell ist die Qualität der Kurse sehr gut. Meine ersten Fächer wurden allesamt in Klein- und Kleinstgruppen von internationalen Professoren aus der Praxis unterrichtet, die Raumausstattung ist sehr modern und das Angebot ist vielfältig. Da hier gerade einmal gut 1.000 Studenten unterrichtet werden, war natürlich insbesondere das Campusleben für mich ein totaler Kulturschock. Die Atmosphäre ist sehr familiär gehalten, sowohl Professoren als auch Studenten kennen
einen schnell beim Namen und man trifft seine neu gewonnen Freunde praktisch täglich an der école.
Obwohl die EM Lyon sehr international ist (ca. ein Drittel der Studenten kommen aus dem Ausland), ist die Anzahl der eigentlichen Austausch- und ERASMUS-Studenten sehr gering. Gerade einmal 27 haben inkl. mir dieses Trimester hier gestartet - ein bunt zusammen gewürfelter Haufen aus Tschechien, China, USA, Libanon, Kanada, Brasilien, Schweden etc… und ja, ich, aus Österreich. Und so lernt man sich natürlich sehr schnell gut kennen!
Gesprochen wird - ganz im Gegensatz zu allen ERASMUS-Klischees - sehr viel französisch, wodurch meines mittlerweile schon wieder etwas an Schwung gewonnen hat. Erstaunlicherweise gibt es aber trotz allem aber auch viele Studenten, die teils ihr komplettes Studium hier in Frankreich absolvieren (wollen), ohne ein Wort Französisch zu sprechen…
Die ersten Unterrichtseinheiten in Französisch für mich selbst waren natürlich am anfangs sehr experimentell, wenn auch durchaus machbar. Die Workload dürfte aber recht hoch sein.
Der Start eines Auslandssemester ist - wie mache es selbst erlebt haben - eine anstrengende Sache. Nachdem einem erstmal die eigene Uni bzw. die generelle Bürokratie eine ganze Reihe von Steinen in den Weg legt, geht es ja erst richtig los.
Wer
einmal ein Bankkonto in Frankreich eröffnen wollte oder eine Versicherung abschließen musste ist wirklich nicht zu beneiden. Ein halbes Duzend Formulare sind an verschiedenen Stellen einzureichen, nur damit man einem schlussendlich mitteilt, dass doch noch die Kopie des Wohnungsvertrages fehlt…
Gleiches gilt für die Mobiltelefonie: Mittlerweile hatte ich die zweifelhafte Ehre hautnah zu erleben aus welchem Grund die EU die 3 großen französischen Mobilfunkprovider zu einer saftigen Kartellstrafe sowie einer wegen Wettbewerbsbehinderung verurteilt hat. Es dürfte aber wohl nichts daran geändert haben, dass die Mobilfunkkosten in Frankreich zu den höchsten (und in-transparentesten) der Welt zählen dürften: unverschämte 55 - 60 cent / Minute werden hier bei einer prepaid-Karte verlangt (wenig erstaunlich unterscheiden sich die Betreiber untereinander nicht einmal im Centbereich) und liegen damit ÜBER den Kosten meiner europaweit maximalen Roaminggebühren. Zudem weist bspw. ein 5-10€ Guthaben eine sagenhaft lange Gültigkeit von 7 bzw. 14 Tagen auf (!).
Da in meiner neuen Herberge außerdem so ziemlich alles, angefangen von der Bettdecke bis hin zu Kochtöpfen und Pfannen, gefehlt hat, habe ich mittlerweile ein halbes Vermögen bei Carrefour hinterlassen.
Zum Abschluss noch ein paar erfreuliche Worte… ;-)
Die Stadt Lyon ist ein Traum! Auch wenn der Winter bisher sehr kalt
war (was aber im Rest Europas ähnlich sein dürfte) hat die Stadt einen unglaublichen Charme, der kaum mit einer anderen Großstadt (und ganz besonders nicht mit Paris) zu vergleichen ist. Sehr schön gelegen an der Mündung zwischen den zwei Flüssen Rhône und Saône, kann man sich stundenlang im Gewirr der netten Altstadt verlaufen um schlussendlich von der Kathedrale Notre-Dame de Fourvière, die über der Stadt auf einem Hügel thront einen wunderschönen Blick auf das verschachtelte Häusermeer von Lyon zu haben.
Bars und Clubs gibt es hier ohne Ende, von denen ich erst einen Bruchteil selbst ausprobiert habe. Sagenhaft ist ebenfalls die Anzahl an Studentenorganisationen an meiner business school, von denen sich die Hälfte als einziges Ziel die Organisation von Studentenparties gesetzt hat. Wenn man es wie ich nicht ohnehin schon längst getan hat, ist spätestens ein Auslandssemester der richtige Zeitpunkt, sein Studentenleben noch einmal so richtig auszukosten!
Und in diesem Sinne… ich muss weg…Prost, Cheers und
Santé!
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