Nicaragua bis Panama


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Nicaragua's flag
Central America Caribbean » Nicaragua
December 23rd 2016
Published: January 3rd 2017
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Nach unvergesslichen Tagen auf einem Festival auf der Isla de Ometepe in Nicaragua, mieten die Schweizerin Simone und ich uns einen Roller und erkunden samt Rucksäcken den Rest der Insel, auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Dass wir beide niemals zuvor einen Roller gefahren haben, interessiert die Vermieter recht wenig, dafür bekommen wir aber eine kleine Fahrstunde gratis dazu und los geht es. Es gibt eindeutig keine bessere Möglichkeit, die Insel zu erkunden. Wir kommen bei abgelegenen Dörfern vorbei, fahren regelrecht durch den Dschungel und landen schlussendlich in einer Hippie Community, in welcher wir für 5 Dollar eine Hängematte mieten und die Nacht im Freien verbringen. Interessiert bestaune ich das Angebot des seit 2002 bestehenden Outdoor Hostels, welches von gratis Yoga Kursen über Pflanzenheilkunde sowie Bienenzucht bis hin zu ausgesprochen gutem Organic Slow-food reicht. Ich bleibe nur über Nacht in dieser doch sehr abgeschiedenen Welt und mache mich am nächsten Morgen auf den Weg richtung Panama. Weit komme ich nicht, da ich kurzerhand einen Zwischenstop in San Juan del Sur einlege. Ich habe über die vergangenen Wochen so viel über diese unglaubliche Partystadt am Strand gehört und konnte meinen Ohren anfangs nicht trauen. San Juan del Sur? Wirklich? Zuletzt besuchte ich San Juan im Jahre 2009 und es waren einige Surfer aus aller Welt hier, aufgrund der guten Wellen, jedoch gab es kein einziges Hostel, wir mussten damals privat unterkommen und auch sonst war uns beiden 18-jährigen Mädchen ehrlich gesagt zu wenig los. Schnell zogen wir damals weiter. Heute gibt es „Sunday Funday“, ein „Pool Crawl“ sozusagen, wo man statt von Pub zu Pub von Poolparty zu Poolparty zieht, jedemenge Alkohol und Partyleute inklusive. Jedes dritte Haus ist ein Hostel , jedes zweite eine Bar. Amerika hat dieses stille Örtchen entdeckt und ich traue meinen Augen kaum, was sich in 7 Jahren tun kann!

Bereits nach einer Nacht ziehe ich weiter, denn ich möchte zu Weihnachten in Panama sein, ein weiter Weg liegt vor mir. Ein Weg mit einigen Hindernissen, wie sich herausstellt. Nach einem langen Irrweg durch San Joses Busterminals lande ich endlich im letzten Bus Richtung Grenze, um dort herauszufinden, dass das Immigration Office eine Stunde zuvor geschlossen hatte und bis 6 Uhr morgens nicht öffnen wird. Sieben Stunden warten. Meine erste Intention ist, ein Hotel aufzusuchen, jedoch erscheinen mir diese äußert unsersiös, bzw tummeln sich ca 15 Taxifahrer um mich und möchten mich in ein besseres,
entfernteres Hotel bringen. Ich weiß mittlerweile, dass den Taxifahrern hier alles zuzutrauen ist, außer einem verlorenen Touristen ehrlicherweise zu helfen, somit drehe ich rasch um und begebe mich an die panamesische Grenze, wo selbst zu dieser Uhrzeit einiges los ist. Ich treffe Luis, einen Venezulaner, welcher mit mir im Bus war und ebenfalls bis zum nächsten Tag warten muss. Luis wirkt auf mich vertrauenswürdig. Er hat in Venezuela Personalmanagement studiert, sich jedoch immer schon politisch engagiert und musste somit im Zuge der Krise mitsamt Ehefrau und Kindern nach Panama fliehen. Ich erfahre viel über die derzeitige Situation in Venezuela. Weiters werde ich der lokalen Marktfrau Maribel vorgestellt. Maribel ist aus Nicaragua und arbeitet seit 15 Jahren an der Grenze, sie weiß, wie der Hase hier läuft. Sichtlich beruhigt und nicht mehr ängstlich nehme inmitten der Gemüsestände, die Ratten um mich herum ignorierend, Platz, und warte auf den Morgen. Nach ca 1h sehe ich einen Backpacker, er wirkt jung und noch verlorener als ich. Wie es unter Backpackern üblich ist, grüße ich ihn auf englisch und stelle ihn meinen neuen Freunden vor. Sebastian ist aus Belgien, 18 Jahre alt und wurde in Panama ausgeraubt, somit möchte er so schnell wie möglich zurück nach Costa Rica. Er ist sichtlich verärgert, 100 Dollar wurden ihm geklaut. Als ich ihm jedoch erkläre, dass der Dieb weder seine Kamera gestohlen hat, noch seine Kreditkarten, somit sicherlich ein armer Kerl war, der das Geld nötiger hatte als er selber, wirkt er entspannt. So hätte er den Vorfall noch nicht gesehen. Nach einer weiteren halben Stunde beschließt er voller Elan, doch noch eine Woche in Panama zu bleiben und lässt mich und meine Freunde zurück am Gemüsestand. Wie komme ich nun dazu, mitten in der Nacht, gestranded zwischen zwei Ländern, so eine positive Energie zu verbreiten? Ganz einfach, in Utila, Honduras, habe ich von einer Backpackerin eine schöne Geschichte gehört. Hier in Utila, auf derselben Insel, wurde vor mehreren Jahren ein amerikanischer Einwanderer ausgeraubt. Er lebte bereits seit vielen Jahren in Honduras, sprach gutes Spanisch und kannte die Kultur. Er wurde von einem Taxifahrer entführt und mit einem Messer bedroht. Er solle ihm alles geben, was er habe. Da dem Amerikaner, welcher sich bereits in seinen späten 40ern befand, nichts anderes einfiel, entgegnete er seinem Kidnapper ruhig, aber bestimmt: „Wieso brauchst du das Geld. Was fehlt dir? Du wirkst nicht wie ein Dieb, wie kann ich dir Helfen?“. Der Einheimische ist erstaunt und erwiedert traurig, seine kleine Tochter sei schwer Krank und er könne sich die notwendige Behandlung nicht leisten. Wenn ihr nicht bald geholfen würde, sterbe sie bald. Der Amerikaner schlug folgendes vor; er solle ihn mit zu sich nachhause nehmen, ihm seine kranke Tochter zeigen und er versprach ihm, für eine anständige Behandlung inklusive der entsprechenden Kosten zu sorgen. Der Kidnapper nahm ihn mit nachhause, in einem kleinen Hinterzimmer fand der Amerikaner tatsächlich eine schwer Kranke 10-jährige vor. Er erfüllte all seine Versprechen mithilfe seiner Familie in den USA und der Entführer und der Entführte wurden gute Freunde. Natürlich ist es mit derlei Geschichten immer so, dass man nicht mehr genau sagen kann, wie wahr sie wirklich sind. Jedoch bin ich überzeugt davon, dass die Geschichte einen wahren Kern hat und alleine wenn die Grundaussage stimmt, ist es eine schöne Geschichte. Sie bringt uns Reisenden bei, durch eine noch so ärgerliche Situation nicht den Mut zum Weiterreisen und den Glauben an die Menschheit zu verlieren.

Nach weiteren 4 Stunden Warten bis zum Morgengrauen ist es endlich soweit und ich bekomme einen frischen Ein- und Ausreisestempel und kann mich somit auf den Weg in mein zweites Heim, Aguadulce machen.

Was ich daraus gelernt habe? Grenzübergänge am Vormittag zu bestreiten, wenn nicht mit einem teuren Touristenshuttle organisiert und: wirst du ausgeraubt, siehs positiv, du hast gerade jemand anderen glücklich gemacht und ihm vielleicht sogar geholfen.

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