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Published: February 7th 2016
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Ich mag Shanghai inzwischen ziemlich. Doch was genau mag ich daran? Irgendwie mag ich diese Anonymität der Großstadt, das Gefühl, in der Metro zwischen tausenden von fremden Menschen unter zugehen. Es fühlt sich so an, als ob meine Seele baumeln lassen kann, denn sobald ich in der Metro stehe, kann ich mein Umfeld völlig ausblenden und mich nur noch auf meine Gedanken fokussieren. Die schiere Fülle an Individuen ist fast schon erschlagent, aber doch auf der anderen Seite sehr faszinierend. Übrigens ist die Rush Hour eigentlich ziemlich entspannend, weil man von der Masse getragen wird und sich nicht mehr wirklich selbst bewegen muss, haha. Natürlich kann es auch sein, dass die Metro furchtbar ist, aber da ich jedes Mal ewig mit ihr fahren muss, macht sie mein Unterbewusstsein schöner. Das mit dem weit weg von allem ist äußerst nervig. Die zwei Hauptgründe dafür sind erstens, dass ich jedes mal selbst bezahlen muss und zwar immer 8 yuan pro Fahrt (glaub ich ist das Max.) und zweitens, dass es unheimlich viel Zeit frisst. Es ist im Prinzip unmöglich für mich, Vormittags etwas anzusehen, da ich kaum Zeit hätte, weil es ja um 12 schon wieder Essen gibt. Und abends hab ich dann
das Problem, um 22:00 wieder Zuhause sein zu müssen, da die dann schlafen gehen. Ja genau, danach ist Schicht im Schacht. Nix geht mehr nach 10 Uhr abends. Darum kann ich mir nicht Sachen bei Nacht ansehen... das ist scheiße. Die einzige Möglichkeit für mich, etwas abends zu unternehmen, ist wenn ich bei jemandem übernachten darf. Dies tat ich bereits einmal bei Leons Familie und vom Freitag auf Samstag auch bei Thorbens, der inzwischen auch schon in Shanghai ist. Eigentlich ist es mir unangenehm, so etwas zu tun, denn die Familie kann nur sehr schwer Nein dazu sagen. Doch wieso überhaupt bei Thorbens? Nun ja, Zoe, dessen Gastschwester, hat Samst@ Geburtstag. Deshalb gingen wir von gestern auf heute mit ihr in einem Club feiern. Wir sind in diesem Fall Thorben, sie und ich, Leon musste um 23 Uhr schon wieder nach Hause, weil seine Gastmutter nicht will, dass er ohne Paul weggeht. Wahrscheinlich macht sie sich Sorgen oder so. Trotzdem haben wir uns um halb zehn zu viert in eine Bar gepflanzt und quatschten ein bisschen. War schwierig, weil in China Musik und alles andere grundsätzlich laut sein muss, hat aber trotzdem Spaß gemacht. Um viertel vor elf verabschiedete sich
Leon und wir machten uns auf ins Nightlife. Irgendwann kamen wir Zuhause an, ich durfte mein Schlafgemach aka die Couch beziehen und schlief ein. Lange währte mein Schlaf jedoch nicht, denn Zoe hat zwei Hamster (Erdnuss und Sesam), die morgens gerne im Hamsterrad rennen. Zudem lief ihre Mutter, glaube ich, durch den Raum. Um viertel vor zehn gab ich es auf und da Zoe auch schon wach war, ging ich duschen. Mir geht es heute prima, Zoe und Thorben eher weniger, haha. Trotzdem hat es allen Spaß gemacht. Natürlich war der Geburtstag noch nicht vorbei, bis zwölf versammelten sich einige Ihrer Freundinnen und Freunde (insgesamt waren wir glaube ich 11) und zum Mittagessen gab es echt leckere Sachen. Zwar sehr fleischlastig, aber lecker. Pizza unter anderem. Hier an dieser Stelle ein Einwand zu Müll etc., statt einer Tischdecke bekam der Tisch eine Plastikplane drüber, die dann am Ende zusammen mit den Knochen (...) und den Unmengen Papiertüchern entsorgt wurde. Zudem wurden Getränke (auch das Wasser!) aus Dosen getrunken. Es gab also keine großen Flaschen oder sowas, nur kleine Dosen. Um es jetzt kurz zu fassen, wir produzierten Massen an Plastikmüll. China Style. Danach ging es noch chinesisch weiter. Die Unterhaltungen
am Esstisch und anschließend auf der Couch, drehten sich meistens um Mobiltelefone. Die Freundinnen und Freunde von ihr starrten dabei unablässig auf die Bildschirme ihrer Geräte. So läuft Kommunikation 2016 in China. Das kann man so natürlich nicht sagen, aber ihr versteht was ich meine. War trotzdem cool, hätte aber noch cooler sein können. Was hab ich sonst noch so gemacht? Ich war im propaganda poster art museum, das war ganz lustig. Ich war noch mit Thorben, Zoe und Leon in einer fake Mall. Die hatten da wirklich alles. Lustig war aber, dass wir über einen Laden gestolpert sind, der im Schaufenster Mao Bibeln in allen möglichen Sprachen (auch Deutsch) anbot. Der Verkäufer jedoch, der diesen Betrieb, war der Beste. Er konnte super gut Englisch und hat uns sehr viel zu der Propaganda und China's Hardcorekommiezeit erzählt. Am besten war Der Satz: "This time all Chinese people have this book and red, look red book, red flag, red clothes, red double happiness, so stupid people!". In seinem Laden gab es noch chinesische Antiquitäten zu kaufen, fake war das Zeug wahrscheinlich nicht. Doch ich kann völlig nachvollziehen weshalb der Besitzer und sein Laden die Lieblingsaddresse für chinesische Kleinode der... Rolling Stones
ist. Das war echt der Wahnsinn, als er da das Bild von sich und der Band in seinem Laden raus holte. Sie haben ihm wohl schon zweimal besucht und ihm Vip Tickets geschenkt. Ansonsten sind die fake Malls nicht so berauschend. Was noch lustig war, war das Schild am Eingang. Auf diesem stand im Prinzip, schützt geistiges Eigentum und kauft keine gefälschten Produkte. Das ist so die ganze Strafe dafür, ein Schild mit einem Vorschlag. Was mir auch noch passiert ist, ist, dass ich einmal für eine halbe Stunde den Hobo gemacht hab und in der Metrostation direkt vor dem Service Centre aus einer Steckdose Strom für mein Handy geschnorrt hab, auf den Bildern könnt ihr den Platz sehen. Es hat die Sicherheitsbeamten gar nicht gekümmert und die Frauen, die mich ein bisschen verwirrt angeschaut haben, während sie vorbei gingen, hab ich nett angelächelt. Ein Großteil hat zurückgelächelt, haha. Am Sonntag waren wir vier noch bei der/den M50 Art Galleries und haben dort gemeinsam unseren Nachmittag und Abend verbracht. Es gab dort einige interessante und coole Objekte und insgesamt ist empfehlenswert, sich dorthin zu begeben. Das war im Prinzip auch das letzte mal gemeinsam mit Leon und Thorben. Denn Leon
machte sich auf zu seinem zweiten Homestay in Shenzhen nahe Hongkong. Dafür musste er Montag mittags zum Bahnhof. Am Abend des Montages gingen wir (Thorben, Lara und ihr Freund, Lucia, Zoe und ich) noch Lasertag spielen. Ich habe immer gewonnen, yeeeey! Weil wir uns um sieben Uhr abends getroffen haben, musste ich bei jemandem übernachten, zum Glück hat sich der Host von Lucia, die via Airbnb bei jemandem Zuhause schlief, dazu bereit erklärt, mich für eine Nacht bei sich auf dem Boden schlafen zu lassen - umsonst. Ich geb zu, dass es nicht die beste Nacht meines Lebens war, aber immerhin war es warm. Um sechs Uhr morgens saß ich dann wieder in der Metro. Lustig war, dass ich ca. 3 Stunden geschlafen habe und wir um zehn Uhr los mussten, um einen Freund von Curry zu treffen. Also stand ich früher als es mir lieb war wieder, mir diesmal total übermüdet, in der Metro. Wir aßen dann leckeres traditionelles Shanghaiessen zu Mittag und danach wollte ich ins Rockbund Art Museum, ein ziemlich kompaktes, aber cooles Museum. Um drei-vier herum gingen wir zum foreign book store und dort blieben wir bis halb sechs. Gekauft habe ich mir dort "A Farewell
to Arms". Hemingway mochte ich schon immer, aber das Buch ist nochmal eine andere Dimension, finde ich. Abends aßen wir in einem chinesischen Steakhouse, das war schon ziemlich lustig... westliches Besteck und so. Naja, gesund war es jetzt nicht, aber man gönnt sich ja sonst nichts. Oder so ähnlich. Da Curry und ich ein bisschen kränkelten, waren die letzten Tage bis jetzt sehr ruhig. Bis auf Mittwoch, da traf ich mich nochmal mit Thorben und wir gingen auf ein paar Hochhäuser. Leider war das tatsächliche hinausgehen sehr kostspielig, weshalb wir uns lieber in den Bürokomplex der jeweiligen Gebäude mogelten. Wie dem auch sei. Heute Abend ist der Abend des chinesischen Neujahres, ich bin sehr gespannt was so passieren wird!
P.S.: im propaganda poster art Museum durfte man nicht fotografieren und sorry für die kreativen Titel
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