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Published: October 4th 2008
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freitag, 03.10.08 am montag, bereits am morgen im bett, höre ich den regen draussen - sch....! denn genau an diesem montag fahre ich mit dem zug nach koya-san - gemäss schriftlichem und mündlichem reiseführer eine superschöne strecke im regen. na ja, so schlimm war es gar nicht - vor allem der letzte teil von hashimoto über gokurakubashi nach koya-san ist wirklich wundervoll, zuerst ein schmalspurbähnli und dann eine standseilbahn! die steilen mit einer art tannen und bambus bewachsenen hänge sind mystisch von nebelschwaden umgeben, dazu ein feiner nieselregen - eigentlich eine ganz schöne stimmung. und schliesslich bin ich im zug ja im trockenen und im fukuchi-in gibt es mehrere heisse bäder, die ich dann auch vor dem nachtessen noch intensiv nutze...
der fukuchi-in ist ein shukubo, d.h. ein tempel, der übernachtungsmöglichkeiten für pilger und touristen anbietet, dabei ist das nacht- und morgenessen inklusive und wohl auch darum sauteuer. somit hatte ich am montag zum znacht mein erstes original japanisches nachtessen, welches sehr fein, aber grösstenteils nicht definierbar war. aber das ist ja eigentlich auch schnuppe, solange es fein ist... das morgenessen am dienstag war dann irgendwie ähnlich. es ist schon eigenartig, obwohl ich praktisch fast alles auf dem 'tisch'
rocks
at umi-kongo sehr fein fand, hatte ich nachher das gefühl, etwas süss-fettiges essen zu müssen - ist das wirklich nur jahrelange konditionierung und 'erziehung'?
als ich vor ein paar tagen die reise nach koya-san geplant hatte, war der dienstag der schönste tag gemäss wetterbericht - offenbar ist die wettervorhersage etwa gleich falsch wie in der schweiz, denn dank einem taifun vor der küste japans regnet es den ganzen tag praktisch ohne unterbruch. am morgen habe ich mir sogar einen regenschirm gekauft...! trotzdem spaziere ich durch das städtchen entlang von vielen schönen tempeln zum och-no-in, ein friedhof-tempel mit unendlich vielen, uralten und moosbewachsenen gräbern und buddha-statuen in einem ziemlich alten wald mit riesigen bäumen. durch den regen werden die nassen grabsteine schwärzer und das grün der bäume scheint zu leuchten - so hat auch regen seine vorteile...
zwar ist das fotografieren mit nur zwei händen und schirm ziemlich doof und ich fluche innerlich nicht wenig für einen so heiligen ort, erreiche aber trotzdem den toro-do, den tempel mit der laternenhalle am hinter ende des friedhofs - wieder, wie schon in nara, faszinieren mich diese vielen, vielen laternen. und dieser ort wird auch fleissig von gläubigen besucht - so komme ich mir
sunset
on shiono-misaki als westlicher tourist etwas deplaziert vor und beobachte die szenerie mit respektvollem abstand aus dem hintergrund.
mit durchnässten turnschuhen mache ich mich wieder auf den rückweg zu meinen tempel - ha, das tönt noch cool - haue mich zum aufwärmen wieder in den heissen pool und mache ein mittagsschläfchen ohne bett... die japanischen zimmer mit den tatami-matten sind ja schon wunderschön, aber sich nicht jederzeit in ein kuschliges bett legen können, ist schon ein echter nachteil für mich! trotzdem, das leben auf diesen matten, praktisch immer im untersten meter im zimmer, ist ein sehr angenehmes gefühl - und mit der zeit würde sich wohl auch die mitteleuropäisch verkrüppelte beweglichkeit dem bodennahen leben anpassen... ;-)
auch das zweite nachtessen am dienstag ist wieder sehr fein, wenn auch schon ein bisschen repetitiv - vielleicht ist ja nicht gedacht, dass man zwei nächte bleibt...? aber ich habe mich glaub's nicht so schlecht gemacht, denn nach dem auschecken, als ich mich schon verabschiedet und umgedreht habe, ruft das fräulein hinter der theke mit dem typischen japanischen englischakzent 'sorrrry', rennt mir hinterher und schenkt mir ein set chop-sticks - für ein langes leben, sagt sie... sehr gut, denke ich, denn die standen noch
tombs
in koya-san auf dem einkaufszettel fürs verpflegen im shinkansen...
der erste teil der fahrt, wieder vom berg runter bis nach hashimoto, ist noch einmal von der mystischen seite. weiter fahre ich im bummler nach wakayama, studiere den lonely planet, wie's denn weitergehen soll, denn bei regen nach süden entlang der küste zu fahren, macht mässig viel spass, aber zurück nach osaka mag ich irgendwie auch nicht... und siehe da, kurz vor wakayama lugt die sonne durch die wolken - also beschliesse ich, nach süden nach kushimoto zu fahren, der südlichste punkt vom festland, wie die japaner sagen - als ob japan nicht nur aus inseln bestünde und folglich gar kein festland hat... ;-)
wie auch immer, die fahrt entlang der küste bei abendstimmung ist wunderschön, aber den ziemlich kitschigen sonnenuntergang direkt als rote kugel ins meer erlebe ich nur aus dem bus, der mich für die letzte strecke um die halbinsel von kushimoto nach shiono-misaki an den eben südlichsten punkt fährt - der kitsch bleibt somit leider vorerst ohne foto. am donnerstag abend plane ich dann mein tagesprogramm so, dass ich am abend an der westküste den sonnenuntergang erleben kann. leider hatten ein paar wolken am horizont genau die gleiche
idee wie ich...
dieses hostel ist auch ein minshuku, eine art b&b auf japanisch und inklusive nachtessen. zum znacht gab es eine weite palette von irgendwelchen fischstückchen, roh, gekocht, geräuchert und fritiert - lecker! am abend ist es stockdunkel und die milchstrasse kann wieder ohne probleme gesichtet werden. so schön, mongolische gefühle kommen auf... allerdings zirpen die grillen draussen so laut, dass ich kaum schlafen kann und der nahe gelegene leuchtturm lässt mein fenster alle 12 sekunden wie ein blitz erhellen... ;-)
übrigens werde ich hier noch zum frühaufsteher, denn die zeitzone ist irgendwie ein bisschen verschoben, dünkt mich. jedenfalls geht die sonne schon vor sechs uhr abends unter und morgens, wenn ich aufstehe ist immer schon hell, so kann das nicht weitergehen...!
am donnerstag stehe ich somit um sieben auf - und wie ich gehofft hatte, ist fast wolkenloser sonnenschein vor meinem fenster. auch der blick auf den pazifik von meinem zimmer aus lässt einen wunderbaren tag erahnen. nach dem japanischen morgenessen und einer kleinen unterhaltung mit einem anderen gast, dem 80-jährigen ehemaligen physikprofessor aus yakahama, miete ich ein velo, um die inselige landschaft zu erkunden. der stahlesel ist ein ziemliches geschwür mit nur einem gang
dinner
fukuchi-in und einem sattel, den man nur auf japanische grössen einstellen kann. somit stosse ich das velo beim kleinsten anzeichen einer steigung, um dann anschliessend auf der anderen seite den hügel wieder runter zu sausen - und steigungen gibt es viele, denn die strasse führt entlang der küste auf und ab...! aber die ausblicke entschädigen für alles - ich meine 'alles'! in meinem leben habe ich ja schon hie und da eine schöne küste gesehen, aber der ausblick bei umi-kongo mit diesem wetter ist atemberaubend schön - wieder einer der glücksmomente auf meiner reise!
gegen abend suche ich dann wie bereits angesprochen einen schönen strand für den sich anbahnenden sonnenuntergang und werde etwa einen kilometer westlich vom hostel fündig. ein traumhafter kiesstrand mit vorgelagerten felsen, die die brandung brechen, liegt zu meinen füssen... und wen treffe ich zufällig wieder? - den physikprofessor, der inzwischen auch einen namen hat, kazuyuki ogawa. dieser hat bereits das stativ für seine kompaktkamera aufgestellt (!) und strahlt mir entgegen. wir beginnen zu plaudern, geniessen den sonnenuntergang leider mit ein paar wolken und schauen den schiffen zu, die vor der küste wie klötzchen auf einem spielfeld von links nach rechts oder von rechts nach links geschoben werden. anschliessend spazieren wir zurück zum hostel, essen zusammen das zweite fischige znacht, trinken chli bier und plaudern weiter - ein sehr freundlicher alter professor!
heute, am freitag, gehe ich nochmals ans meer runter zu 'meiner' bucht, setze mich auf einen felsen, lausche der brandung und geniesse die letzten momente am meer. denn kurz vor mittag mache ich mich wieder auf den weg zum bahnhof von kushimoto und fahre der südküste entlang nach osten bis nach nagoya - hier lande ich in meinem ersten toyoko-hotel... so eine dusche und internet im zimmer ist eben doch auch toll...!
das wär's schon wieder - zurück in der zivilisation... die weitere reiseplanung ist noch nicht abgeschlossen. je nach wetter gehe ich in die japanischen alpen oder nach süden in richtung hiroshima - mal schauen, was der wetterbericht morgen meint.
liebe grüsse
dominik
koya-san - kushimoto bei flickr...!
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