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Published: September 14th 2008
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Nach zwei erfolglosen Versuchen hatte ich am dritten Morgen dann tatsaechlich Erfolg und es gab eine Faehre nach Sumatra.
Sumatra - sechstgroesste Insel der Welt und der westliche Teil von Indonesien. 1.700km lang und bei Strassen die eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30km/h erlauben also theoretisch in 57 Stunden zu durchqueren...knapp zweieinhalb Tage. Aber das ist wohl eher theoretisch.
Meine Faehre landete im Hafen von Medan und nach einer zweistuendigen Busfahrt waren wir dann auch tatsaechlich IN Medan. Da Medan aber nicht viel mehr beherbergt ausser Gummifabriken (die fuerchterlich stinken) und viel Verkehr habe ich gleich die Weiterreise in Richtung Sueden in Angriff genommen. "Ich" heisst in diesem Fall eigentlich viel mehr "wir", denn auf der Busfahrt habe ich Maxine kennengelernt, eine 40-jaehrige Britin, die gerade durch Asien rast. Sie hat in den 3 Tagen zuvor den Weg von Phnom Penh ueber Bangkok bis in den Norden von Malaysia hinter sich gebracht - gute 2000km. So ganz geheuer war sie mir nicht, aber zu zweit reist es sich auf jeden Fall billiger als allein. Nachdem uns unser Trikshawfahrer "Bakkhu Schumacher" wie ein Berserker zu verschiedenen Busbahnhoefen gebracht hatte, haben wir dann tatsaechlich noch einen der letzten Busse an dem Tag bekommen. Der Bus
war sogar klimatisiert, nicht komplett ausgebucht (man hatte uns vorher bereits zwei Plastestuehle im Gang angeboten) und relativ guenstig. Nach 20min Fahrt wussten wir auch wieso, denn der Bus war unter anderem das Zuhause einer kompletten Kakerlakenkompanie, die in den Sitzpolstern hauste. Zum Glueck dauerte die Fahrt nur 5 Stunden. In Parabang angekommen bestand die letzte Tagesaufgabe noch darin, ein Zimmer zu finden - 0:30 ist das nicht ganz so einfach und die Alternativen sind eher ueberschaubar. Deshalb haben wir ein Zimmer direkt am Busbahnhof genommen, dass eher durch Schlichtheit und ein "lebhaftes" Badezimmer hervorstach.
Am naechsten Morgen ging es dann mit der Faehre ueber den Lake Toba zum Staedtchen Tuk-Tuk. Lake Toba ist der groesste Kratersee der Welt und ist dementsprechend der Ueberrest eines erloschenen Vulkans. Die Insel habe ich ein wenig mit dem Fahrrad erkundet und muss im Nachhinein sagen, dass die ausgewiesenen Sehenswuerdigkeiten allesamt ziemliche Reinfaelle sind. Entweder es gibt nicht wirklich was zu sehen ausser ein paar anscheinend zufaellig herumliegenden Steinen oder halb verfallener Huetten. Aber es war nett zu sehen, wie die Bakkhu ihr Alltagsleben gestalten und nicht an jeder Ecke von einem Mofafahrer angeschrien zu werden. Definitiv ein angenehmer Kontrast zu den Touristenzentren
in Thailand und Malaysia. Das war vor einigen Jahren - vor Tsunamis und muslimischen Rebellen - offensichtlich noch anders, denn an den Strassen stehen auch etliche verwaiste Hotels, die von anderen Zeiten kuendigen. Derzeit scheint es sogar deutlich weniger Touristen als Gasthaeuser zu geben.
Nach Sumatra kommt man allerdings auch nicht wirklich wegen der Sehenswuerdigkeiten sondern wegen der Natur und der Abenteuer auf dem Weg dahin. Und die meisten Abenteuer liegen tatsaechlich eher auf dem Weg, wie ich bei meiner Weiterreise feststellen durfte. Nachdem ich es gerade so puenktlich zum Busbahnhof geschafft hatte, musste ich feststellen, dass der Bus planmaessige drei Stunden Verspaetung hat. Also ein Buch in die Hand nehmen und hoffen, dass der Strom nicht ausfaellt. Der Bus kam dann nach vier Stunden und die Fahrt konnte losgehen. Bereits nach einer knappen Stunde schlugen die zahlreichen Kurven einer Hollaenderin auf den Magen und sie benoetigte fortan zahlreiche Plastiktueten. (die gesamte Reisezeit betrug letztendlich knapp 18 Stunden und muss fuer sie eine wahre Qual gewesen sein) Nach einigen weiteren Stunden blieb der Bus ploetzlich mit merkwuerdigen Geruechen stehen und im Cockpit brach gebremste Panik aus. Die Gerueche kamen von einem kleinen aber feinen Feuerchen ausgeloest durch einen Kabelbrand
in einem der Scheinwerfer, das anscheinend auch einen Hydraulikschlauch angegriffen hatte. Aber so richtig wurde keiner der Passagiere unruhig und nach einer guten halben Stunde Werkzeuggeklapper und Klebeband konnte die Fahrt weitergehen. Die Strassen waren atemberaubend und es ist mir immernoch ein Raetsel wie die Busfahrer auf diesen 5m-breiten und unuebersichtlichen Strassen LKWs ueberholen bzw. Bussen im Gegenverkehr ausweichen konnten. Das ganze hat auch nicht immer wirklich funktioniert und so blieben wir nach einem Ausweichmanoever im Morast stecken. Gegen 2:30 schien unser Fahrer dann ein wenig muede zu werden, denn urploetzlich schallte indonesischer Techno in ohrenbetaeubender Lautstaerke durch den Bus und haette wohl auch blinde Passagiere im Gepaeckabteil geweckt. Trotz aller Umstaende (oder auch gerade deshalb) sind wir am naechsten Tag, nach 18 Stunden Fahrt und somit nur 6 Stunden zu spaet, heil in Bukittinggi angekommen.
Bukittinggi selbst ist ein kleines Staedtchen ein wenig suedlich des Aequators und ich war somit zum zweiten Mal in meinem Leben in der suedlichen Hemisphaere unterwegs! In der Naehe existiert eine Felsenschlucht, die man theoretisch durchwandern koennte, wenn der Weg nicht mitten im Fluss entlang fuehren wuerde. Keine Ahnung wer sich das ausgedacht hat, aber ich habe es dann angesichts des Muells im
Flussufer doch sein lassen. Dafuer gibt es noch ein paar japanische Bunkerbauten, die sich wunderbar zum Verlaufen eignen und jede Menge frecher Affen, von denen sich mancher Taschendieb noch einige Tricks abschauen koennte. Am Nachmittag setzte dann leider ein ziemlich kraeftiger Regen ein, so dass das weitere Erkunden der Stadt auf den Folgetag verschoben werden musste. Auf der To-See-Liste standen noch der Zoo, ein altes niederlaendisches Fort und der Basar. Alle drei Sachen habe ich mit Soleda aus Frankreich und Joni aus Finland in Angriff genommen. Der Zoo war leider eine etwas traurige Angelegenheit, denn die Tiere waren in kleinen, dreckigen Gehegen untergebracht und sahen nicht wirklich gut aus. In der Mitte des Zoo befand sich dann auch das angebliche Fort...es bestand aus einem quadratischen Betonbau, der definitiv nicht aus dem Jahr 1825 bestand und auch in keinster Weise wie ein niederlaendisches Fort aussah. Wir hatten allerdings auch nicht viel Zeit uns darueber Gedanken zu machen, denn urploetzlich waren wir die Hauptattraktion. Eine ganze Horde Kinder mit Schulheften stuerzte auf uns zu und interviewte uns mit vorgefertigten Fragen. Die Jungs und Maedels waren gerade dabei Englisch zu lernen und sollten ihr erlerntes Wissen nun an der zukuenftigen Zielgruppe testen: Touristen.
Also beantworteten wir geduldig die immer gleichen Fragen und durften uns am Ende wie Beruehmtheiten fuehlen, als wir jedes der Hefte unterschreiben mussten und fuer Photos posierten. Nach ungefaehr 20 Unterschriften habe ich mir bereits gewuenscht, ich haette nicht mit meinen richtigen Namen sondern mit einem kurzen Kuenstlernamen wie "Tim" oder "Jo" unterschrieben...
Da sich am Nachmittag bereits wieder dunkle Regenwolken formierten, habe ich relativ schnell den Weg zum Busbahnhof angetreten und kam gerade rechtzeitig um 17:00-Bus nach Dumai zu bekommen. "Gerade rechtzeitig" bedeuted in Indonesien natuerlich, dass ich gegen 18:00 angekommen bin. Der Bus fuhr dann sogar erst 18:30 los und obwohl die Serpentinen unterwegs eindeutig nicht fuer einen Bus gemacht waren und wir einige Male zuruecksetzen und rangieren mussten, hat es der Busfahrer irgendwie geschafft die 1,5 Stunden gutzumachen, denn wir kamen puenktlich in Dumai an. Es ist wohl besser, dass ich fast die gesamte Fahrt ueber geschlafen habe und den Kamikazefahrer nicht bei der Arbeit beobachten konnte.
In Dumai galt es nur noch die Faehre zurueck nach Malaysia zu bekommen und wie schon zuvor gab es deutlich weniger Faehren als erwartet. Aus 3 Faehren pro Tag wurde eine aber dafuer war der Preis ploetzlich doppelt
so hoch. Es scheint, dass heutzutage Fliegen die preisguenstigere Alternative ist, weshalb sich das Faehrgeschaeft nicht mehr so recht lohnt. Aber immerhin war die See ruhig, es gab einen alten Hollywoodblockbuster zur Unterhaltung und sogar eine warme Mahlzeit. Was will man eigentlich mehr..?
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