Ein paar (subjektive) Beobachtungen


Advertisement
China's flag
Asia » China
November 16th 2009
Published: November 16th 2009
Edit Blog Post

Nach genau zwei Monaten China sitze ich wieder einmal in einem Hardsleeper-Abteil. Das gibt mir die Gelegenheit, einige Beobachtungen festzuhalten. Selbstverständlich sind diese vollkommen subjektiv.

1. Laowai!



Chinesen sind wesentlich hilfsbereiter und freundlicher, als ich mir das vor Reisebeginn vorgestellt hatte. Allerdings sind sie vielfach auch schüchtern gegenüber Fremden. Man muss die Leute schon ansprechen, wenn man Hilfe benötigt.

Andererseits ist man für manche Chinesen eine Kuriosität, mit der man sich im Urlaub fotografieren lässt, um dann zuhause der staunenden Verwandtschaft die Fotos mit dem "Elefantenmenschen" zu präsentieren. Vielfach bekommt man den nicht wirklich als Gruß gemeinten langezogenen Ausruf "helloooooo!" zu hören, der in der Regel von einem kindischen Gekicher begleitet wird, egal ob man ihn ignoriert oder zurück grüßt. Vielen scheint dabei auch nicht klar zu sein, dass man weiß, wer gemeint ist, wenn sie "Laowai" sagen. "Laowai" wird jedoch auch vollkommen neutral als Anrede für den unbekannten Ausländer verwendet.

2. Heiße Nudeln



Wovon hat man sich in China eigentlich früher auf Reisen ernährt vor der Erfindung der Instantnudelsuppe? Die Fertiggerichte, die deutlich größer sind und eine bessere Auswahl bieten als unsere Fünf-Minuten-Terrinen werden an jedem Bahnhof und Busbahnhof n Mengen verkauft. Auch in den Zügen sind sie erhältlich. Sie dienen als Frühstück, Mittag- und Abendessen. In den Plastikbehältern sind neben Nudeln, Gewürzen und getrockneten Zutaten auch kleine Plastikgabeln (nein, keine Stäbchen!) enthalten, ihre Zubereitung könnte nicht simpler sein: Einfach mit kochend heißem Wasser aufgießen. Dies ist überall erhältlich. In jedem noch so simplen Straßenrestaurant gehört es zum kostenlosen Service und ein großer Boiler gehört in jedem Zugwaggon zur Einrichtung

3. Straßenverkehr



Wer direkt aus Europa kommt, dem muss der Verkehr auf Chinas Straßen wie das reinste Chaos vorkommen. Wer hingegen zuvor schon in Vietnam war, für den sind die Zustände in Chinas Straßenverkehr beinahe paradiesisch: Autos halten in der Regel ihre Spur ein und halten sich auch an rote Ampeln, Motorräder allerdings nicht immer und Fahrräder so gut wie nie.

Daher gilt es einige Regeln zu beachten, will man den täglichen Kontakt mit dem Straßenverkehr unbeschadet überstehen. Wie der elfköpfige und tausendarmige Bhoddissatva Avalokitesvara muss man seine Augen überall haben.

Die wichtigste Grundregel lautet: Der Stärkere .hat immer Vorrang. Busse und LKWs haben Vorrang vor PKWs. PKWs haben Vorrang vor Motorrädern. Motorräder haben Vorrang vor Fahrrädern. Fahrräder haben Vorrang vor Fußgängern und Fußgänger haben die Arschkarte gezogen. Beim Überqueren der Straße sollte man daher immer warten bis sich ein ausreichender Pulk gebildet hat bevor man dann Spur für Spur weiter geht, ähnlich wie das Spiel Frogger, nur im wahren Leben.

4. Meister Proper



Im Gegensatz zu Deutschland machen Glatzköpfe in China nicht nur Werbung für Putz- und Waschmittel, sondern auch für Orangensaft, Spülmittel, Handys (ok, Bruce Darnell macht auch Handy-Werbung), Kücheneinrichtung, Kleidung und vieles mehr. Bis heute habe ich nicht herausgefunden, ob es sich dabei immer um den selben Glatzkopf handelt oder ob es mehrere sind. Vielleicht steckt ja eine Verschwörung der Triaden dahinter? Heute war ein Glatzkopf im Abteil nebenan. Ich hätte ihn fragen sollen.

5. Applaus! Applaaaus!



Anscheinend erhöht es die Chancen, dass potentielle Kunden bei einem bestimmten Laden einkaufen, wenn zwei bis drei der Angestellten draußen vor der Türe stehen, Werbeslogans rufen und dabei ständig in die Hände klatschen. Naja, irgendwie muss man die Angestellten ja beschäftigen. In den meisten mittelgroßen bis größeren Geschäften herrscht eine Überbeschäftigung. In Kaufhäusern stehen manchmal sogar zwei Verkäuferinnen vor jeder Abteilung und warten auf Kundschaft. In anderen Ländern muss man die Verkäufer mit der Lupe suchen.

6. Eintritt



In China bezahlt man nicht einfach Eintritt. Man bezahlt in der Regel Zwei-, Drei oder gar Viertritt. In Deutschland zahlt man bekanntlich einmal sein Eintrittsgeld beim Betreten eines Parks, Zoos, Museums oder einer ähnlichen Einrichtung. Nicht so in China. Die übliche Verfahrensweise ist die, dass man am Eingang, beispielsweise der tigersprungschlucht oder auch einer größeren Parkanlage Eintritt zahlt. Kommt man dann an eine Pagode oder einen Tempel oder will man einen Extraweg benutzen (beispielsweise hinunter in die Schlucht), bezahlt man wider extra. Will man auf die Toilette bezahlt man hierfür extra, will man eine bestimmte Brücke betreten, so zahlt man auch hierfür gesondert. Die Höhe der Eintrittspreise wirken dabei auch ein wenig willkürlich. Mal verlangt ein Tempel 6 RMB, mal 30, mal 100. Bezüglich Unterkunft und Essen, kann man in China immer noch recht günstig leben. Was die Eintrittspreise betrifft, übersteigt China aber oft das westliche Ausland.

7. Da bleibt einem doch die Spucke weg!



Wer in China auf der Straße spazieren geht, wird regelmäßig ein Geräusch wahrnehmen, ein lautes Röcheln meist gefühlte 10 cm neben dem Ohr, gefolgt von einem kräftigen Ausspucken. China ist das einzige Land, in dem ich bisher offizielle Spucken-verboten-Schilder geseen habe. Daran halten tut sich aber keiner. Das Spucken ist in jeder Altersgruppe vertreten, in jeder Schicht und bei Männern und Frauen. Statt sich die Nase zu putzen, wird lieber mit kräftigem Druck das Sekret auf das Trottoir gesprüht. Wenn man hingegen ein benutztes Taschentuch in die Hose steckt, wird das als äußerst ekelhaft empfunden. Auch sollte man ein Schnäuzen bei Tisch tunlichst vermeiden und hierfür das Stille Örtchen aufsuchen, wobei das auch nicht mehr so still ist. Zumindest auf der Herrentoilette sind links und rechts ebenso die bekannen Röchel- und Spuckgeräusche zu hören.

So, jetzt gehe ich was essen. 😉

Advertisement



Tot: 0.045s; Tpl: 0.008s; cc: 7; qc: 28; dbt: 0.0217s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1mb