Shangri-La


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April 23rd 2008
Published: July 20th 2008
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Nach der spektakulären Anreise war die Ankunft im 3000m hoch gelegenen Zhongdian erst einmal ein kleiner Antiklimax. In dieser wilden, himalayischen Berglandschaft ist das letzte was man erwarten würde eine mittelgroße, moderne Stadt mit Boutiquen und gut sortierten Supermärkten. Hat man sich jedoch von der ersten Verwunderung erholt und von einigen vorgefertigten Klischeevorstellungen befreit, konnte man schnell entdecken warum die Stadt Zhongdian vor einigen Jahren in das mystische Shangri-La umbenannt worden ist. Das Paradies ist es vielleicht nicht, aber es ist ein wunderbarer Ort zum wohlfühlen und verweilen.
Shangri-La ist durch und durch tibetanisch geprägt. Photogene Frauen mit bunten Kopfbedeckungen bevölkern die Straßen, in den Restaurants bekommt man Yak Steak und Buttertee serviert, Lärm und Hektik sind weit weg in flacheren Gefilden. Die Neustadt Shangri-Las (und Neustadt ist hier wirklich zutreffend, kaum ein Gebäude scheint älter als 5 Jahre zu sein) ist etwas steril, aber nicht unattraktiv, mit breiten, ruhigen, gepflegten Straßen und modernen Backsteingebäuden, die ein wenig die traditionelle Architektur imitieren sollen.
Die Hauptattraktion ist jedoch die kleine, bilderbuchmäßig restaurierte Altstadt mit ihren Pflastersteingassen und pittoresken Holzhäusern, die inzwischen fast allesamt Pensionen, Cafés oder Souvenirshops beherbergen. Auch diese Sanierung hat augenscheinlich erst in den letzten Jahren stattgefunden, dementsprechend ist Shangri-La eine sehr neue, frische Touristenattraktion, die in den Reiseführern - auch den aktuelleren - noch gar nicht in großem Maße gewürdigt wird. Natürlich ist das ganze keine authentische Tibeterfahrung, aber wir reden hier von China, und da muss man schon froh sein, dass Shangri-La nicht zum Kitschjahrmarkt umfunktioniert wurde, sondern sich eine sehr friedliche Atmosphäre bewahren konnte. In der Altstadt kann man immer noch die Einheimischen beim Wasserholen betrachten, oder wie sie in den Gassen ihre Wäsche oder sogar ihre Haare waschen. Die Cafés und Souvenirläden sind in tibetanischer, nicht in Han-chinesischer Hand und die Einheimischen sind sehr freundlich - und wirken sogar richtig glücklich - woran man erkennen kann, dass der Massentourismus noch nicht Einzug gehalten hat, was sich in den nächsten Jahre allerdings garantiert ändern wird. Dass im Moment keine großen chinesischen Tourgruppen die Idylle stören und kaum mehr als eine Handvoll westlicher Traveller in der Stadt sind hat allerdings auch externe Gründe. Zum einen der sich vor den Olympischen Spielen verschärfende Tibetkonflikt. Die Grenzen nach Tibet sind dicht, und auch der Überlandtrip nach Westszechuan scheint im Moment off-limits zu sein. Es kursieren im Internet sogar Gerüchte, dass Shangri-La off-limits sei, aber das stimmt ja nun eindeutig nicht. Wahr ist jedoch, dass Shangri-La im Moment sozusagen 'the end of the road' ist, von Decin einmal abgesehen.
Zum anderen ist da das Klima. Im strahlenden Sonnenschein tagsüber ist es angenehm, nachts und im Schatten ist es jedoch auch Ende April noch bitterkalt hier, und mein erster Kauf war ein billiger, aber ungemein wertvoller, warmer Fleece.
Die Starattraktion Shangri-Las ist das 5 km nördlich der Stadt gelegene, alte tibetanische Kloster, gut mit dem Fahrrad zu erreichen, auch wenn der letzte Kilometer auf Pflastersteinstraße etwas holprig ist. Dieses, in der desolaten Landschaft, mit schneebedeckten Bergen im Hintergrung gelegene Bauwerk sieht ein wenig aus wie eine kleine Version des Potala Palastes in Lhasa, und ist ein unfassbar pittoresker, faszinierender Ort, obwohl das Innere des Klosters etwas verlassen wirkt, mit nur wenigen Mönchen in ihren Safranroben.
Ansonsten verbrachte ich den Großteil der Zeit in der Altstadt mit ihren zahlreichen Cafés, wo Pizza und Espresso Macchiato ebenso häufig auf den Speisekarten vertreten sind wie Yak Fleisch und Buttertee. Eine Art der Globalisierung mit der ich leben kann, schließlich bin ich Traveller und kein Anthropologe.
Doch obwohl die meisten Cafés mit westlicher Küche und Backpacker Service werben sind sie eher auf chinesische Touristen zugeschnitten, es sind keine klassischen Travellerhangouts wie man sie in den Touritenzentren Südostasiens findet. Das einzige Café mit diesem Anspruch ist das Noah's und befindet sich außerhalb der Altstadt. Hier gibt es eine ordentliche Selektion an Second Hand Büchern, aber ansonsten ist es nichts besonderes, das Essen ist dürftig und überteuert. Dennoch ist es seltsamerweise der Ort in Shangri-La, der die meisten Westler anzieht.
Man muss allerdings sagen, dass auch die Cafés in der Altstadt, so nett und freundlich sie auch sind, im allgemeinen in punkto Essen und Preisniveau keine Offenbarungen sind.
Dennoch gibt es ein paar, die aus verschiedenen Gründen empfehlenswert sind. So das Fragrant Valley, das einen sehr guten Cappuccino macht (18Y) und in dessen Restaurant im 2.Stock ein zartes, saftiges Yak Steak mit frischen Waldpilzen serviert wird (35Y), wobei an der Sauce noch gearbeitet werden könnte.
Ebenfalls sehr nett was das Ambiente angeht ist The Compass, ein etwas stilvolleres Restaurant mit Heizstrahler im Raum und ausschließlich westlicher Küche. Hier machen sie einen hervorragenden Espresso Macchiato (16Y), das Essen jedoch ist hoffnungslos überteuert, mit Gerichten ab 30Y aufwärts, und keineswegs gut. Der Veggie Burger schmeckte fade und die Pommes waren zwar schön dick und hausgemacht, aber leider nicht durch und knusprig.
Für tibetanische Küche ist das sehr schön eingerichtete, gehobene Potala Restaurant eine gute Wahl, allerdings nicht wenn man alleine is(s)t. Die Preise, die zunächst hoch scheinen relativieren sich sehr, wenn man die gigantischen Portionen betrachtet. Die leckeren Momos (18Y) und die mit gehacktem Yak gefüllte Quiche (20Y) hätten eine ganze Reisegruppe satt gemacht.
Ein sehr willkommener Fund war der Shangri-La Wine&Cheese Shop, ein winziger Laden, der eine wunderbare Cheese&Cracker Platte für 25Y anbot. Der Käse aus Yakmilch, der seit wenigen Jahren in einem Dorf nahe der Stadt mit westlichem Know How hergestellt wird, war absolut deliziös - ein sehr kräftiger Hartkäse, der geschmacklich den besten Bergkäsen Dalmatiens oder Sardiniens ähnelt. Wein wird in dieser Gegend seit französischen Missionarszeiten angebaut, der lokale, rote Shangri-La Wein ist jedoch sehr fruchtig und süß. Aber die meisten Altstadtcafés haben gute Weinkarten mit trockenen chinesischen Rotweinen, aber auch australischem Shiraz und sogar deutschem Riesling zu überraschend günstigen Preisen.
Es gibt in der Altstadt ein gutes Dutzend allesamt mehr oder weniger neuer Pensionen, die meist sehr einladend ausschauen. Gleich das erste Zimmer, das ich mir anschaute, im Qang Sheng Yuan GH gefiel mir jedoch sehr gut. Es war brandneu und gemütlich mit großem Bett, dicken Decken, Heizdecke, Parkettboden, und netten kleinen Details wie individuell einstellbaren Bettlampen. Das Badezimmer, ebenfalls sehr modern, kam mit großem Waschbecken, westlicher Toilette und Warmwasserdusche. Für 75Y gab es keinen Grund hier nicht zu übernachten.





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