oben drueber und so weiter...


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Morocco's flag
Africa » Morocco
March 23rd 2010
Published: March 26th 2010
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Zagora liegt hinter uns. Weit hinter uns. Wieder eine neue Welt, jetzt, da wir wieder vor dem Atlas sind. Genauer gesagt in Marrakesch. Genauer gesagt ich in Marrakesch. Michi auf dem Rad nach Essaouira.
Aber alles von vorn, bzw. hinten. Ich mein hinter dem Atlas wo wir unseren letzten gemeinsamen Teil der Reise angetreten sind.
In Zagora haben wir Hassan auf dem Campingplatz kennengelernt. Als Kind hat er hier gearbeitet. Inzwischen hat er mit seiner Familie eine eigene Agentur, die sich SAHARASTERN nennt und Reisen in die Wueste organisiert. Er lebt teilweise in Salzburg und spricht daher wirklich hervorragendes deutsch-oesterreichisch, was schoen zu hoeren ist, aus dem Munde eines Marrokaners noch dazu. Ja, den lernten wir kennen, und es stellte sich heraus, das er der Bruder von dem ist, der uns so unfreundlich aus seinem Laden gebeten hat. Aber das nur nebenbei.
In Zagora gings dem Michi ein paar Tage gar nicht gut. Warum? Weil er zu gerne Wasser trinkt, das aus der Leitung kommt. Bloederweise ist nicht jedes Leitungswasser gleich Trinkwasser und so hat es ihn ordentlich durchgeraeumt die kommenden zwei Tage und vor allem Naechte.
Ein Grund, warum wir das Angebot von Hassan annehmen, uns bis nach Ouarzzazate im Jeep mitzunehmen. Von da aus dann, wenn sich der Wogi erholt hat, radeln wir den Pass (2260m) hinauf, ueber den hohen Atlas drueber, und lassen uns dann bis nach Marrakesch hineinrollen... So der Plan.
Gesagt, getan. Am fruehen Morgen treffen wir uns, laden die Radl auf und machen uns auf den Weg nach Ouarzzazate. Die Strecke ist ganz schoen kurvig, mir wird leicht uebel.
Nach knapp drei Stunden kommen wir an. Sie nehmen kein Geld von uns an und wuenschen uns eine gute Weiterreise. Dann sind sie weg. Und wir da. Verwundert schauen wir uns wieder einmal an, und freuen uns ueber unser Glueckspilzdasein.
Ouzzazate ist eine schoene Stadt, gelegen an einem Stausee und ausgestattet mit einer der eindrucksvollsten Kasbahs des Landes.
Einige beruehmte Filme wurden hier, und in der umliegenden Gegend gedreht, unter anderem die Mumie, Laurence von Arabien, Kundun, Babel,...
Der Campingplatz ist allerdings der reine Wahnsinn. Nur Wohnmobile. Wohnmobile Wohnmobile Wohnmobile. Alle weiss, naja zu 99%. Und diese 99% sind zu 100% ausgestattet mit, na ratet mal...............Satellitenschuesseln. Diese werden uebrigens als erstes nach der Landung in die richtige Stellung gebracht. Abends dann, wirds schoen ruhig auf dem Platz,weil eben alle Camper in ihren Schiffen sitzen und sich wie zuhause fuehlen.
Franzosen uebrigens, haben einen lustigen Willkommensgruss. Nachdem die Satellitenschuessel ausgerichtet ist, schaut man sich um wer denn noch so alles da ist. Man kennt sich ja untereinander... Dann, hat man jemanden aufgestoebert beginnt das Ritual. Man gruesst erst zurueckhaltend, um sicher zu gehen das sich der Herr gegenueber auch erinnert... und dann, werden die Oberkoerper frei gemacht, man geht aufeinander zu begutachtet und begruesst zugleich um dann wieder zum Campingwagen zurueckzukehren und den Teppich auszurollen. Ich glaube das mit den Kuesschen rechts und links das machen die nicht mehr, die Franzosen, zumindest nicht die Wohnmobilfahrer.
Am Abend gehen wir in die Stadt, kaufen ein wenig Obst und Gemuese fuer die morgige Weiterfahrt ein, gehen Essen und aergern uns ein wenig ueber die Kinder, die staendig nach Stilos, Bonbons oder Dirhams fragen.

Frueh morgens gehts los, und wir stellen einen neuen Rekord auf. Um 11.00 Uhr haben wir schon dreissig Kilometer. Wir nehmen eine Seitenstrasse, die, laut Karte auch ca. 40 km Piste beinhaltet. Aber die Michelin-Karte gibt gruenes Licht, was soviel bedeutet wie "sehenswert". Deswegen, und auch, weil wir ein bisschen weg vom Wohnmobilwahnsinn wollen, entscheiden wir uns fuer diese Route.

Die erste Station ist Aït Benhaddou, ein Ksar (befestigtes Dorf) am Fuße des Hohen Atlas. Das Dorf besteht aus mehreren ineinander verschachtelten Kasbahs. Der Wandel vom Dorf zum Freilichtmuseum scheint unumkehrbar, aufgrund des seit Jahren sinkenden Wasserstands, der Abwanderung der Jugend in die Städte, der Witterung und der zusätzlichen Belastung durch immer größer werdende Touristenströme.
Wir fahren weiter, und die Strasse wird zur Piste. Der Sand wird mehr, die Autos weniger. Wir kommen vorbei an vielen kleinen Doerfern, und ich glaube mich an manche Filmszenen zu erinnern die hier gespielt haben koennten. Unglaublich, was unsere Augen zu sehen bekommen. Schluchten, Weiten, Gruene Oasen, kahle Berge, Sand,... alles in so schnell wechselnden Bildern das uns Ouarzzazate am Abend schon ewig weit weg vorkommt.
Zwischendrin wird wieder an einer Strasse gebaut, alles mit Lehm-Wasser-Matsche, was zu einer netten Anekdote aus dem Leben der "Wahnsinns" fuehrt. Wir kommen also zu dieser Baustelle und Michi faehrt eine Spur vor, der ich wohl besser haette folgen sollen. Ich tue es aber nicht. Suche meine eigene Spur, die mich im Lehm-Wasser-Matsch leicht versinken laesst. So leicht, das meine Raeder sich ploetzlich nicht mehr drehen. Ja, sie blockieren die Weiterfahrt. Ich versuche das 50 Kilo Gefaehrt ins Trockene zu schieben, aber das stellt sich als schwierig heraus, weil die Raeder ja nicht rollen. Ich schiebe und schiebe, und Wogi gibt Anweisungen wohin. "Ich verstehe nicht warum du durch den Matsch faehrst Katja. Siehst du denn nicht wo es trocken ist? Ich wuerde jetzt an deiner Stelle auf die andere Seite fahren, da, wo ich gefahren bin...." Ich steh mittendrin, und ich sehe ueberall nur Matsch. Da wo Michi gefahren ist und auch da, wo ich gefahren bin. Vielleicht ist das eine Frauentrotzreaktion, aber mir kommt es wirklich so vor, als waere auf der Seite wo ich gefahren bin weniger Matsch als auf der Seite wo Michi's Anweisungen hingefuehrt haetten. Also fahr ich auf die KatjaMatschseite zurueck und brauche weitere 5 Minuten um ins Trockene zu kommen. Da wartet dann der Wogi schon fragend warum ich denn nicht auf ihn hoere?
Gut. Jetzt muss das Rad erstmal sauber gemacht werden. Dieses Lehm-Wasser Gemisch ist wirklich hervorragend geeignet um Haeuser zu bauen. So schnell wie das trocknet und hart wird...
Mit der Gabel versuchen wir dann zwischen Reifen und Schutzblech zu kommen um zumindest das Rollen wieder zu ermoeglichen. Von der Baustelle aus, waehrend dem gabeln, blick ich schon mal in die Ferne, und sehe die Strasse, die hinauf zu einem Berg fuehrt.
Es geht weiter, hinauf, auf diesen Berg, vorbei an Eseln die Wasser und Holz schleppen, vorbei an Jeeps die den Sand aufwirbeln, welche unsere Gesichter magisch anziehen. Kreidefeiner Staub, wir koennen nicht mehr radeln, muessen schieben. Teilweise rutsch ich im Sand ab und lande mit dem Kinn auf dem Lenker. Gut das die Zunge noch nicht raushaengt.
Als wir oben ankommen erwartet uns ganz freudig ein Baggerfahrer. Unterhaelt sich ein wenig mit Michi und wuerd uns gern auf einen Tee einladen. Wir aber muessen weiter, es wird schon spaet und die Asphaltstrasse wartet schon, ca. 5 km weiter, so sagt man uns.
Nach weiteren 10 Kilometern hoere ich langsam auf zu hoffen das irgendwann noch Asphalt kommt. Wie bei einer Fata Morgana seh ich in der Ferne ab und zu den Asphalt hervorblitzen, wenn wir dann allerdings da sind, ist alles nur Staub. Loechriger Staub.
Ich bin kaputt. Immer wieder gehts richtig bergauf und mit meiner letzten Kraft trett ich dann in die Pedale in der Hoffnung, das hinter diesem Huegel der Asphalt oder eine Uebernachtungsmoeglichkeit kommt. Um kurz vor 7 dann, es daemmert schon, erreichen wir Telouet und finden ein kleines Hotel, wo wir dann im Essenssaal uebernachten koennen. Diese Michelin Karten haben schon recht, also zumindest was die gruenen Strassen betrifft. Eine traumhafte Radetappe heute, soviel gesehen, erlebt und erreicht. Wow. Aber mit den Asphaltstrassen und der Piste, das stimmt nicht auf der Karte. Da haben sie sich wohl vertan...
Sobald ich im Bett lieg schlaf ich kaputt aber zufrieden ein, der Wogi dann auch bald...
Am naechsten Morgen gehts weiter... Heute wollen wir ueber den Pass drueber kommen. Noch ca. 500 Hoehenmeter liegen vor uns, und irgendwo auch die Asphaltstrasse. Es geht so traumhaft weiter wie es gestern aufgehoert hat, nur kommen heute Schneeberge hinzu. Wir fahren zwischen den Bergen hindurch, bahnen uns den Weg hinauf, ueber den grossen Atlas. An einer Stelle kommt ein Fluss. Ohne Bruecke. Mit Wasser. Wogi faehrt vor und bleibt im Wasser stecken. Ich zieh vorsichtshalber lieber gleich mal die Schuhe samt Socken aus, und wate durch das angenehm kuehle Nass. Es geht bergauf, und wieder bergab, richtig bergab, was die 500 Hoehenmeter wachsen laesst. Als wir in eine kleinere Stadt kommen, geht mir ein Lichtlein auf... Michi, ich glaube das ist Telouet. Gestern abend, da waren wir irgendwo anders. Ploetzlich stimmt auch die Karte wieder...
Das ist schon interessant, wenn der eigene Verstand glaubt richtig zu liegen, sich sicher ist wie etwas sein muss. Da dreht man sich dann wirklich alles so hin, das es passt, auch wenn alle Anzeichen dagegen sprechen. Nach dem Motto: Was nicht passt wird passend gemacht. Wir werden eines besseren belehrt. Schoen.
Nachdem wir unseren Wasservorrat aufgefuellt, Brot und Shampoo eingekauft haben, geht es weiter. Bergab.
Aber irgendwann kommt der Punkt wo es wieder hinaufgeht. Und der endet fuer eine ganze Weile nicht mehr. Zwischendrin machen wir nochmal eine Pause, staerken uns mit Brot und Datteln und strampeln dann hinauf, auf ueber 2200m hin zu unserem hoechsten Gipfel der gemeinsamen Reise. Oben werden wir von einem Berber empfangen der uns auf einen Tee einlaedt. Immer noch glauben wir manchmal das das aus Freundlichkeit passiert. Aber, und das wissen wir jetzt wirklich, dem ist nicht so. Wenn man ein Angebot zum Tee annimmt, dann ist das auch ein Zeichen dafuer, die Absicht zum Kauf zu haben. Wir haben sie schon auch ein wenig, aber die Sachen gefallen uns nicht so recht. Als er uns dann noch zu seinem Berberfreund im anderen Laden fuehrt und ploetzlich 5 weitere Freunde um uns rumstehen wird es uns zuviel. Wir verabschieden uns, und ernten veraergerte Worte und Blicke. Es geht uns allerdings nicht mehr so nah wie bei manch anderer Verkaufsgeschichte. Viel mehr freuen wir uns nun ueber die laaaaaaaange Abfahrt. Marrakesch liegt auf ca 450 Meter und ist noch gute 90 km entfernt. Es geht runter. Also das ist wirklich ein tolles Gefuehl, vor allem wenn man weiss das man das alles raufgestrampelt ist. Ich denk mir immer wieder, die Auffahrt kann nicht so steil gewesen sein wie hier die Abfahrt. Ich kann grad einfach nicht glauben das ich ueber den hohen Atlas geradelt bin. Es geht bergab, vielleicht eine Stunde lang. Nur runter. Zwischendrin haben wir ein kleines Schockerlebnis. Denn der wilde Wogi hat sich so in die Kurve gelegt, das er den Schotter am Strassenrand streifte und danach auch den Asphalt. Hamdullilah, es ist nichts weiter passiert ausser ein paar kleine Schuerfwunden und eine leicht schmerzende Schulter.
Nach dieser Stunde allerdings, geht es wieder bergauf. Richtig bergauf. Nochmal ein Pass, der diesmal auf 1650m liegt. nix mit einfach runterrollen lassen bis nach Marrakesch. Wir sind wieder auf der Suche nach einem Ort, der einfach nicht kommen will. Aber diesmal schenken wir der Karte und dem was wir tatsaechlich sehen mehr Glauben als unserem Verstand. Es daemmert schoen langsam und wir entdecken unweit der Strasse ein Haus im Bau. Daneben steht eine Art Zelt, mit Mann und Hund davor. Wir werfen die Muenze und sie sagt uns das wir fragen sollen ob wir hier schlafen koennen. Michi fragt und der Mann laedt uns ein im Bau zu uebernachten. Wir haben ein ganzes Haus fuer uns, ohne Dach, dafuer mit Sternenhimmel. Toll. Am Abend gibts Couscous, und wir essen gemeinsam mit dem netten Herrn. Dieser kifft recht gerne, hat immer sein Pfeiffchen samt Mischung im Plastikbeutelchen an der Hand. Er ist hier angestellt als Guard, das heisst, er baut nicht am Haus weiter, er passt nur auf das keiner ohne Erlaubnis hier ist. Die Besitzer sind derzeit in Frankreich und kommen erst in 2 Monaten wieder, um am Haus weiterzubauen.
Madame, der Hund schlaeft zu unseren Fuessen und ist sehr bezaubernd am Morgen, laesst sich streicheln, laeuft hinterher und wedelt mit dem Schwanz.
Es geht weiter... Marrakesch wartet. Nachdem wir den letzten Pass erklommen haben, geht es wirklich bergab, oder geradeaus, bis nach Marrakesch hinein.
Ploetzlich ist man drin. Im Staedtewahnsinn. Und Staedtewahnsinn ist nicht gleich Staedtewahnsinn, vor allem nicht wenn diese Stadt Marrakesch heisst. Mensch, was hab ich mir alles fuer Bilder ausgemalt ueber diesen Ort, jahrelang, und ploetzlich ist man da. Und dann auch noch mit dem Fahrrad. Unglaublich. Wir radeln hinein, inmitten des Verkehrs der keine wirklichen Regeln zu kennen scheint. Wer bremst verliert, vielleicht. Ja, das koennte eine sein. Eine Regel.
Als wir damals im Vipassana Kurs in Barcelona waren, haben wir Mohammed kennengelernt, der uns seine Wohnung in Marrakesch angeboten hat. Er hat uns die Nummer seines Freundes aufgeschrieben. Den sollen wir anrufen, der hat den Schluessel und dann koennen wir in seiner Wohnung bleiben.
Wir schmeissen wieder eine Muenze und natuerlich gewinnt Wogi (man kann schon sagen das dies zu 90% so ist). Also muss ich mich auf die Suche nach einem englisch sprechenden Araber machen, der fuer mich dann Halid (den Mann mit dem Schluessel) anruft und ihn fragt wo und wann wir uns treffen koennen. Ich finde ihn gleich, und gemeinsam gehen wir in eine Teleboutique und rufen Halid an. Nach 5 Minuten ist er da, er arbeitet gleich um die Ecke, und wir fahren gemeinsam mit dem Radl zur Wohnung. Gross ist sie, mit Flachbildschirm und normalem Klo, grosser Couch und Aufzug. Toll. Wir sind in Marrakesch, haben eine eigene Wohnung, mitten in der Stadt und einen lieben Menschen um uns der sich alle Muehe gibt, das wir uns zuhause fuehlen.
Am naechsten Tag gehen wir in die Stadt, sehen den Schlangenbeschwoerern zu wie sie mit ihren Floeten die Kobras betoeren, laufen durch die Souks, hoeren dem besten Muezzin des Landes zu wie er zum Gebet ruft,...
Wir geniessen den Tag, lassen uns treiben und kommen abends angenehm geschafft wieder in der Wohnung an.
Ja, und nun zum Ende der Geschichte, die Geschichte vom "Ende" meiner Reise. Ich glaube ja nicht das eine Reise enden kann, ich reise auch zuhause weiter, ein wenig anders halt, deswegen halte ich die Gaensefuesschen fuer aeusserst bedeutungsvoll.
Mein Geld ist aus. Das ist der eine Grund. Es gibt auch einen weiteren Grund, der etwas schwerer zu beschreiben ist. Der Katja-Michi Grund. Wir gehen getrennte Wege weiter.... Wannwowie und ob sich unsere Wege wieder kreuzen das wird sich zeigen, inshallah, und dann schaun ma moi.... Es geht uns beiden gut damit und wir sind gluecklich und dankbar all der vielen gemeinsamen Erfahrungen und Eindruecke. Gluecklich darueber uns im Herzen zu tragen und irgendwie doch eins zu sein, mit allem was ist..................................


Additional photos below
Photos: 70, Displayed: 31


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das Haus ohne Dach...das Haus ohne Dach...
das Haus ohne Dach...

... mit Madame und Wogi


29th March 2010

Great!
Seems like you are having a great time from looking at the photos. I wish you all the best and lots of happiness!
3rd May 2010

Sauguad
cool -- ihr lebt's den traum bis jetz saugeile buidln hoffe ihr habts no a guade tour i werd de seitn weidasagn fui glück gerd

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