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Published: February 2nd 2009
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Parque Nacional Torres del Paine - Neun Tage (Traum)Trekking auf dem beruehmtesten Wanderweg Chiles
Der Parque Nacional Torres del Paine, anerkannt als solcher erstaunlicherweise erst seit 1959, liegt ca. 100 km noerdlich von Puerto Natales auf 51 Grad suedlicher Breite am suedoestlichen Ende des suedlichen patagonischen Inlandeises in Chile. Auf einer Flaeche von etwas mehr als lediglich 1.800 Quadratkilometern findet man hier ohne Frage eines der besten Trekkinggebiete unserer Erde. Die Landschaft koennte atemberaubender und vielfaeltiger kaum sein - senkrechte Felsnadeln aus Granit, riesige Gletscherzungen, Regenwald, Halbwueste, tuerkisgruene Seen, ... .
Neben den namensgebenden Torres Norte, Central und Sur, deren Anblick man am besten vom Mirador Torres oberhalb des gleichnamigen Campamento geniesst zaehlen u.A. zu den Highlights -
Die Ueberschreitung des 1.240 m hohen Paso John Gardner zum in den gleichnamigen See kalbenden Grey Gletscher. Immer wieder loesen sich von dessen Abbruchkante mal mehr und mal minder grosse Eisberge, die dann gemuetlich Richtung Sueden treiben. Mit etwas Glueck lassen sich diese am Campamento Grey direkt aus dem Zelt heraus bewundern.
Die Hoerner, die bizarren, von sedimentaerem Schiefer gekroenten, Felsformationen der Cuernos del Paine.
Das Valle de Frances - unter umgekehrten Vorzeichen, die Rollen von Darsteller und
Publikum sind vertauscht, fuehlt man sich hier wie auf der Buehne eines Amphitheaters aufgehoben. Wohin man auch schaut- Berge und (Haenge)Gletscher. Alle anderen Gipfel ueberragend - das eisgekroente Haupt des Cumbre Principal. Waehrend der neun Tage im Park habe ich dieses genau einmal, und dies am Tag der Abreise, (fast) ohne Wolken bewundern duerfen.
Die Tour -
Circuito Torres del Paine, Paine Circuit, The Q, wie auch immer man es nennen mag, in der Summe sind das, an acht bzw. neun Tagen gegen den Uhrzeigersinn gelaufen, inkl. Abstechern ca. 150 km. Alles hierfuer Benoetigte - Kocher + Gas, Lebensmittel, Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kleidung, Extras - traegt man mit sich auf dem Ruecken. Selbst wenn man sich beschraenkt, und das sollte man ganz unbedingt, kommt man so zu Anfang auf gut und gerne 25 bis 30 kg. Die ersten zwei, drei Tage sind verdammt hart, aber je laenger man unterwegs ist, desto staerker wird man selbst und desto leichter wird der Rucksack. Fuer den Ruecken zu Beginn zwar ein lediglich schwacher Trost, aber psychologisch gesehen unheimlich wertvoll.
Das Wetter, nun ja ... . Die Frage hiernach wird vor Ort scherzhafterweise als verboten angesehen. Aufgrund der unmittelbaren Naehe zum
Pazifik und zum suedlichen patagonischen Inlandeis stellt man sich aber besser gleich auf Alles ein - Sonne, Regen, Schnee, vor allem aber Wind. Immer wieder Wind ... . Wenn man Pech hat, erlebt man Alles im Laufe eines einzigen Tages. Das Gute daran - Nichts im Park dauert laenger als sechs Stunden, so zumindest die im Laufe der Tour von der Praxis widerlegte Theorie. Lediglich unterbrochen von nutzlosen Pausen waehrend der Nacht, sollte es zwei Tage durchgehend regnen. Davon abgesehen habe ich mal wieder ungemeines Glueck - neben dem obligatorischen Wind Schnee fuer lediglich zwei Minuten bei der Ueberschreitung des Paso John Gardner, ansonsten ueberwiegend Sonnenschein bei leichter Bewoelkung.
Ein exemplarischer Tag im Park -
Der Tag beginnt mit der Daemmerung gegen 5.30 Uhr. Geweckt vom Rauschen des Wassers, vom Wind, oder auch ganz einfach nur von den wieder einmal etwas zu lauten Campern gleich nebenan steht man in aller Ruhe auf und sortiert sich. Obligatorisch sind mehrere Haende eiskalten Wassers direkt ins Gesicht. Wenn man es bis jetzt noch nicht war, jetzt ist man definitiv wach.
Die Campamentos sind durchweg einfach und funktional gestaltet. Neben privaten, etwas besser ausgestatteten, fuer die man selbstredend bezahlen muss, gibt
es freie, von der CONAF verwaltete. Waschgelegenheiten in Form eines Waschbeckens gibt es lediglich dort, wo auch ein Refugio steht. Ansonsten muss hierfuer der nahe gelegene Bach, Fluss oder auch See ausreichen. Aehnliches gilt in vielerlei Hinsicht fuer die vorzufindenden Toiletten - es gibt sie in jedweder Ausfuehrung - mal, wie im arabischen Raum anzutreffen, als einfaches Loch im Boden, mal als Plumsklo, mal in gehobener Ausfuehrung aus Keramik. Allen jedoch mangelt es definitiv an Sauberkeit. Den negativen Hoehepunkt in dieser Hinsicht bildete definitiv die Toilette am Campamento Italiano, die mich doch sehr an Ewan McGregor in Trainspotting erinnerte.
Nach der notduerftigen Morgenhygiene wartet das Fruehstueck - eine Schale Porridge, fuer den Geschmack mit etwas Marmelade versetzt, ein Becher heisser Tee. Fuer den Start muss das reichen. Tagsueber haelt man sich an Nuesse und Trockenfruechte, auf jeden Fall aber an sehr viel Fluessigkeit.
Nach dem Fruehstueck will der Rucksack gepackt werden. Selbst mit einiger Routine braucht man hierzu aufgrund der Umstaendlichkeit jedweder Taetigkeit (inkl. Fruehstueck) bis zu zwei Stunden. Alles, aber auch wirklich Alles, wird vor allem aufgrund des akuten Platzmangels unheimlich kompliziert und aufwendig. Staendig raeumt man irgendwelche Sachen von links nach rechts, nur um sie dann
spaeter wieder zurueck nach links zu raeumen. Steht man dieser Tatsache anfangs jeweils staunend, unglaeubig, ja teilweise sogar ohnmaechtig gegenueber, so gewoehnt man sich mit der Zeit mehr und mehr daran. Es dauert so lange, wie es eben dauert ... .
Abmarschbereit macht man sich so gegen 8 Uhr auf den Weg. Je nach Etappe warten ca. 20 km und sechs bis sieben Stunden reine Gehzeit, bevor man gegen 15 Uhr das naechste Camp erreicht und die Ablaeufe vom Morgen in umgekehrter Reihenfolge wiederholt.
Nach dem Aufbau des Lagers macht man sich nach einer kurzen aber wohlverdienten Ruhepause an die Zubereitung des Abendessens. Egal in welchen Kochtopf man auch schaut, wahlweise gibt es Tuetensuppe oder Pasta. Der Geniesser hat Tomatensauce, Parmesan und weitere Gewuerze dabei. Dazu gibt es frisches Wasser aus dem nahe gelegenen Bach, Fluss oder auch See, das auch ungefiltert ohne Bedenken getrunken werden kann. Nach dem Essen wollen Topf und Loeffel gespuelt werden. Die Arbeit des heutigen Tages ist damit bewaeltigt. Als Belohnung wartet nun ein heisser Becher Cafe und ein(ige) Stueck(e) Schokolade.
Nach dem Essen nimmt man sich die Zeit fuer einen kurzen Spaziergang. Hier nutzt man die Gelegenheit, am Tag Erlebtes rueckblickend
zu verarbeiten. Zudem gilt es, die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu geniessen. Wenn man Glueck hat, gelingt bei besten Lichtverhaeltnissen noch das ein oder andere Foto.
Zurueck im Camp macht man sich bei Einbruch der Daemmerung gegen 21.30 Uhr so langsam bettfertig. Erschoepft aber uebergluecklich verzieht man sich einmal mehr in die wohlige Waerme seines Schlafsackes und erwartet voller Vorfreude den folgenden Morgen.
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Ariel
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Grey Gletscher
Hallo Stefan! Die Fotos sehen echt gut aus! Die Beste ist der "Grey Gletscher". Jemand hat mir gesagt dass hier in südamerika des Blaues des Himmel starker als in Europa ist. Was denkst du? Schöne Rückfahrt! Ariel