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Published: August 5th 2008
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montag, 04.08.08 so, hätte ich also die erste etappe geschafft! herzlich willkommen in moskau...!
nach mehrfach gescheiterten packversuchen während der letzten woche (der rucksack war immer zu klein...), habe ich am samstag nachmittag schliesslich einfach alles, worauf ich im moment nicht verzichten mochte, in den rucksack gestopft - und für die verpflegung einen zusätzlichen, wie sich im ausland herausstellte, verräterischen coop-sack eröffnet - interessanterweise steht auf dem coop-sack 'für geduldige.' - ob das ein omen ist...?
ja, ist es - aber alles der reihe nach. in basel also locker aufs richtige perron geschleppt, von sascha, der nur ein bisschen deutsch kann ins abteil VIII gewiesen, sass ich also da, und die fahrt konnte beginnen. vom lautstarken anderen schweizer im wagen zwei abteile weiter hinten hielt ich mich so gut es ging fern. sonst war nur noch der andere schaffner bereits im zug - sascha und er wechselten sich gelegentlich ab. die restlichen plätze waren noch leer und füllten sich erst mit der zeit in deutschland.
auch ich bekam ein gspänli - der gut 60 jährige wassili, der erstens kein wort deutsch sprach und zweitens die ganze zeit so tief atmete, als ob er gerade den mt. everest
besteigen würde - meine schnarchverdächtigungen erwiesen sich aber zum glück als unberechtigt. seine frau durfte aber nicht bei uns rein, denn eben, sie war eine frau - sie ging also ein abteil weiter zu einem anderen weiblein, aber verbrachte während des tages die meiste zeit bei uns - zum glück! denn die gute frau hat deutsche vorfahren, zwar aus dem 17. jh., aber immerhin - sie konnte recht gut deutsch und erzählte mir praktisch ihr ganzes leben, welches wohl auch irgendwann vor der stalinzeit begann - impressiv! es ist schon unglaublich unfair, wie das leben mit einem spielen kann...
und dann kam die geschichte mit der geduld - radwechsel beim zug mitten in der nacht. - ja, das geht, offenbar. und es dauert auch nur drei stunden... was soll's, beeinflussen kann man's ja eh nicht, und ob ich jetzt um 11 oder um 14 in moskau ankomme, ist ja eh egal. so höre ich mir also die lebensgeschichte der nicole an, so heisst die frau von wassili, schaue in die steppenartige landschaft in polen, irgendwann durch warschau, auf die grenze zu zu weissrussland. ich denke noch, locker, die russische grenze kommt ja erst später - und ich habe noch
packkontrolle
ob alles dabei ist? den halben tag zeit, die direktiven vom reisebüro für den grenzübertritt zu studieren... nix da - die grenze zwischen schengen und der ex-sowjetunion ist wichtiger als das bisschen grenzgeplänkel zwischen 'genossen'. das ganze prozedere dauerst 2.5 stunden, dabei fährt der zug durch stacheldrahtbewehrtes niemandsland mit virtuos gerächelten, an japanische gärten erinnernden sandlandschaften, wo offenbar fussspuren nachträglich leicht zu finden sind, wenn es denn doch ein hoffnungsloser, verzweifelter jemand auf gut glück versuchen würde... wie war das noch gleich mit dem kalten krieg...?
mit ca. 50 km/h fahren wir auf brest zu, die erste stadt in weissrussland nach der grenze. ob das am schlechten bahntrassee oder an den vielleicht nur behelfsmässig reparierten rädern lag, blieb vorerst im dunkeln... bis wir nach dem halt in brest in ein eisenbahndepot gefahren werden, wo die ganzen bahnwagen inklusive inhalt mit elektrischen wagenhebern um ca. 1.5 m angehoben wurden und ganz neue fahrgestelle bekam. dazu mussten natürlich die wagen von einander entkoppelt werden - um sie anschliessend wieder zusammen zu hängen. auf russisch geht das so: man fahre mit der lokomotive mit gutem schritttempo ohne unterbruch rückwärts alle wagen zusammen, bis der ganze zug auf einem offenbar unendlich starken prellbock auffährt und zum stehen
kommt - die freunde vom impulsgesetz können vielleicht erahnen, wie sich das im letzten wagen wohl angefühlt haben muss. ich war zum glück im ersten wagen, so dass wir es nur mit der 'leichten' lokomotive aufnehmen mussten.
jetzt schien aber alles gefixt - mit ca. vier stunden verspätung starten wir in die nacht richtung moskau! man hofft, noch etwas zeit einzuholen, um mit nur 2.5 stunden verspätung in moskau einzufahren. offenbar können die russen auch schnell, wenn sie wollen, unsere ankunft hier war nur noch gut 1.5 stunden zu spät!
und jetzt noch das vorerst letzte kapitel - wie man 99.50 fr. spart. der transfer vom bahnhof mit dem privatwagen von globotrain hätte 100.- gekostet. beim buchen damals dachte ich, so doof bin ich aber sicher nicht, ich habe ja den halben tag zeit, das hostel zu suchen... bewaffnet mit metroplan und den ersten rubel von der wechselstube am bahnhof wagte ich mich also in die schlacht. nach den ersten sprachproblemen am billetschalter und der netten unterstützung der dame, die hinter mir anstand, hatte ich also eine mehrfahrtenkarte für 20 fahrten zu total gut 10 fr. die richtige u-bahn fand ich recht schnell, zwei stationen gefahren, schnell die
ersten paar buchstaben der haltestelle entziffert und wieder raus - umsteigen klappte mit paar kleinen problemen, denn shit, hier ist einfach *alles* nur mit kyrillischen zeichen angeschrieben - im grunde weiss man nicht einmal, ob es sich um einen feuerlöschposten, ein wc oder sonst was, zum beispiel ein wegweiser, handelt, selbst wenn man dem kyrillischen alphabet mächtig wäre. aber ich kam an am 'tsvetnoi bulvar' - ohne zwischenfälle, bis jetzt. denn, darum mich zu kümmern habe ich im vorfeld nicht gedacht: was heisst 'ausgang' und wie sieht das verdammte schild aus? nur soviel: es ist weder grün noch heisst es exit, auch nicht eksit in kyrillischen zeichen, sondern... ich hab's schon wieder vergessen. jedenfalls marschierte ich einfach mal in eine richtung, kam durch tunnels in eine umsteigestation (die hier dann schon auch einen neuen namen hat, damit's ein bisschen spannend bleibt) und schliesslich irgenwo aus dem untergrund an die oberfläche - nur, wo bin ich wohl? wo ist norden? - keine sonne, kaum ein strassenschild... in welche richtung wohl der tsvetnoi bulvaar und mein hostel ist...
irgendwann war ich hier - jetzt weiss ich immerhin auch, dass ich meinen rucksack ziemlich weit tragen kann...
i've learned something today:
hostel-zimmer in moskau
besteht quasi nur aus einem bett... fahre *nie* u-bahn in moskau, wenn du nicht mindestens zweidrittel der kyrillischen zeichen innert nützlicher frist entziffern kennst...!
aber sonst bin ich wohlauf - und suche mir jetzt mal eine dusche.
liebe grüsse und bis später mal.
dominik
moskau bei flickr...!
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manolo
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Impressd!
Lieber Dominik Du hast mir mit deinem ersten Reisebericht den Nachmittag gerettet und mit einer von Spannung und Neugier kaum zu überbietender Art deine Reisenews mitgeteilt, dass ich schon sehr sehr sehr neidisch auf dich bin. Ohne Witz, aber ich denke seit deiner theoretischen Ankunftszeit in Moskau viel an dich und an das was du gerade machst. Sollte deine Reise wirklich so abwechslungsreich und spannend bleiben wie dein erster Reisebericht, dann wirst du im nächsten Jahr wohl sehr viel zu erzählen haben. Mach es weiterhin gut and take care! Schön von dir gelesen zu haben Alles Gute Manolo