Advertisement
Published: October 5th 2018
Edit Blog Post
Fünf Tage Wanderung auf 3.000+ Höhenmetern mit 70 Kilometern Fußweg und einem Pass auf 4.600 Metern über dem Meeresspiegel. Der Salkantay Trek hat es wirklich in sich. Die Belohnung folgt dafür am letzten Tag: Machu Picchu!
Wie bereitet man sich auf so einen Trek vor? In erster Linie mit viel Recherche. Was für Peruaner wohl etwas leichter zu bewältigen scheint, weil sie die Höhenluft gewöhnt sind, ist für uns “Flachland-Europäer” eine echte Herausforderung. Unsere Wandergruppe bestand aus sieben Abenteurern aus Frankreich, Spanien, Schweiz, Griechenland, Mexiko und Österreich. Wir waren eine facettenreiche Truppe, zwischen 23 und 53 Jahre alt, und haben uns auf Anhieb gut verstanden. Mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen: Machu Picchu.
Der Salkantay Trek startet auf rund 3.900 Höhenmetern und führte uns in einer ersten Tagesetappe zum Bergsee Humantay auf 4.200 Metern. Das ist so quasi der Aufnahmetest um zu sehen, wie der Körper auf die steilen Anstiege in der Höhe reagiert. Hat man das erst mal geschafft, folgt am nächsten Tag die wohl schwerste Etappe: 22 Kilometer Fußmarsch, Überquerung des Salkantay Pass auf über 4.600HM und anschließender Abstieg auf 2.900HM zum Camp. (Das sind flotte 700HM Aufstieg und 1.700HM Abstieg an einem Tag) Für uns war
das trotzdem ohne Frage der beste Tag von allen: Das Gefühl mitten im Hochgebirge unter diesen schwersten Bedingungen zu wandern ist unschlagbar. Die Ausblicke ins Tal und auf die umliegenden Fünftausender sagenhaft. Oben am Salkantay Pass angekommen umarmten wir uns innig und feierten wie Helden. Unser Guide, Aldo, zelebrierte den Moment mit uns mit einem Quechua Ritual bei dem wir unsere Dankbarkeit an Mutter Erde
Pachamama ausdrückten. Wir bauten gemeinsam ein Steinmännchen mit ein paar vergrabenen Coca-Blättern zum Schutz unserer Liebsten. Kurze Zeit später machten wir uns zum Abstieg bereit - immerhin lagen noch lange fünf Stunden Fußweg vor uns bis zum nächsten Nachtlager, wo wir wieder unsere Zelte aufschlugen.
Damit ihr euch das besser vorstellen könnt: Die Wandertage am Salkantay Trek beginnen um 04:30 und enden um ca 17:00 Uhr. Nach dem Abendessen ist dann auch gleich mal Nachtruhe angesagt um fit für den nächsten Tag zu sein. Bei 0 Grad in dieser Höhe ist einem aber eh nicht nach mehr zumute als schnell in alle verfügbaren Lagen Gewand zu schlüpfen und sich in den Schlafsack im Zelt zu verkriechen. Bequeme Nächte sind das nicht, aber es reicht um dem Körper etwas Erholung zu gönnen.
An Tag
3 kam dann erstmal der Abstieg auf rund 2.000 Meter, hier kamen wir dann binnen weniger Minuten vom kargen Hochgebirge ins Dschungelfieber. Eine aussichtsreiche Wanderung mit einer Vielzahl an Orchideen, Bromelien, Vögeln, exotischen Obstbäumen (Mango, Avocado, Granadilla, Zitrusfrüchte...) und Krabbeltierchen sollte folgen. Natürlich nicht zu vergessen: Mosquitos und Sandfliegen. Neben diesen kleinen Muntermachern, erfrischte uns alle paar Stunden ein tropischer Regenschauer, bevor die Sonne wieder mit voller Kraft vom Himmel brannte.
An Tag 4 folgte die letzte Wanderetappe bis nach Aguas Calientes, dem Bergdorf von dem aus man Machu Picchu besteigt. Dieser letzte Tag hatte es gewaltig in sich, vor allem weil wir die ersten 3 Stunden einer Erdstraße folgten die relativ stark befahren ist und ordentlich Staub aufwirbelt. Und als wäre das nicht genug, brannte die Sonne gnadenlos auf uns herab und es gab keine Möglichkeit zur Einkehr, kaum Schatten und nur eine Lösung: möglichst rasch weiter gehen. Danach folgte eine lange (gefährliche!) Strecke bei der wir Bahngleisen folgten, wobei mich ein Zug einmal fast mitgenommen hätte als wir eine Zugbrücke entlang der Gleise überqueren mussten... Insgesamt wieder 22 Kilometer zu Fuß bis zu dem letzten steilen Anstieg in das Bergdorf. Wir waren kaputt, ich sags euch... Der
beste Trost an diesem Abend war das kuschelige Bett im Hotelzimmer, die warme Dusche und ein Ziel vor Augen: Machu Picchu!
An Tag 5 war es endlich so weit: Um 03:00 Uhr war Tagwache, dann hieß es für uns zur Busstation bzw. zur Wachthütte vor dem Wanderweg rauf zu Machu Picchu zu gehen um dort Stellung zu beziehen. Machu Picchu ist derart stark frequentiert, dass man sich 2 Stunden vor Öffnung der Tore einfinden sollte um einen guten Platz zu bekommen und die Ruine zumindest kurz abseits des Massentourismus zu besichtigen. Und tatsächlich: Minuten nachdem wir um 03:30 auf den Straßen Aguas Calientes Platz bezogen haben, kamen die nächsten Wanderer aus allen Richtungen und es bildeten sich unfassbar lange Warteschlangen... Als um 05:30 der erste Bus abfuhr und sich die Tore der Wachthütte öffneten, hatten sich die Warteschlangen wortwörtlich durch den ganzen Ort gebildet. Das Warten hat sich für uns mehr als gelohnt: Wir waren sowohl beim Wandern als auch beim Bus die ersten und konnten somit als komplette Gruppe um 06:30 Uhr fast alleine Machu Picchu betreten. 15 Minuten später war dann schon die Hölle los....
Jetzt kann man sich natürlich fragen: Wozu diese ganze
Tortur? Reicht es nicht einfach, mit den Öffis nach Aguas Calientes zu fahren und dann einen gemütlichen Tagestrip nach Machu Picchu zu unternehmen? Meiner Meinung nach nicht... Das Erlebnis des 5-Tages-Treks ist einmalig und neben einer körperlichen Herausforderung auch definitiv Balsam für die Seele. Die Kraft der Berge, die beeindruckenden Landschaften, die Flora, Faune, Klimazonen - Kälte, Nässe, Sonne, Wind - all das bespielt tagelang alle Sinne und macht ein sehr intensives Erleben (mit allen Höhen und Tiefen) möglich. Wer das Glück hat mit einer tollen Gruppe zu wandern so wie ich, bekommt diesen Bonus noch dazu. Für mich war Machu Picchu nach der Wanderung eigentlich schon nebensächlich, wir wollten nur noch gemeinsam als Gruppe ankommen. Zum Glück waren wir so motiviert um 03:00 Uhr aufzustehen und stundenlang in der Kälte zu warten, sonst hätten wir die Ruine nicht für ein paar Minuten alleine genießen können. Das war schon ein gewaltiges Gefühl. Ehrlich gesagt war die restliche Besichtigung dann etwas ernüchternd, denn neben der plötzlich einsetzenden Müdigkeit, war auch das Gedränge und Gewusel mehr als anstrengend. Nichtsdestotrotz: Machu Picchu ist so oder so ein Erlebnis sondergleichen.
Nach diesen fünf unvergesslichen Tagen verabschiedeten wir uns mit den Worten “tupananchiskama" -
bis wir uns wieder sehen. In Quechua verabschiedet man sich nämlich immer nur auf ungewisse Zeit, denn niemand weiß, was das Leben bringen wird...
>
Advertisement
Tot: 0.615s; Tpl: 0.023s; cc: 7; qc: 44; dbt: 0.1769s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1;
; mem: 1.1mb