Uni ohne Uni


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October 8th 2012
Published: October 9th 2012
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Wenn ich schon keine Vorlesungen hab, dachte ich mir heute, hänge ich wenigstens so ein bisschen auf dem Campus rum, irgendwie muss ich meine Zeit ja auch rumkriegen. Bin mit Paulo nach dem Mittagessen zur Uni gefahren, wo er eigentlich ein Tutorium geben sollte. Typisch brasilianisch sind wir natürlich erstmal locker 10-15 Minuten nach Unterrichtsbeginn überhaupt erst losgefahren :D

Trotzdem war noch keiner seiner Studis da, also sind wir mal zum International Office gewandert (man, ist der Campus zu Fuß groß...) um zu gucken, ob "der Neue" da ist und ich mich mal bei ihm vorstellen kann. Denn mein bisheriger Koordinator Felix ist jetzt erstmal für ein paar Monate im Urlaub, nachdem er 18 Jahre durchgearbeitet hat! Allerdings hat er es nicht für nötig erachtet, wenigstens den Namen, geschweige denn die Emailadresse seiner Vertretung zu hinterlassen. Am Büro angekommen hing da ein Zettel, der uns mitteilte, dass das International Office nur noch von 9-12 geöffnet ist, da es zur Zeit keine festen Mitarbeiter gibt. Super. Ich fühle mich rundum betreut. Ich hoffe, ich finde bis Mitte November noch nen Verantwortlichen...

Auch später ist keiner der jüngeren Studis aufgetaucht und so haben wir mit ein paar von Paulos Kommilitonen rumgesessen und gequatscht. Mittlerweile habe ich das Gefühl den Fachbereich der Naturwissenschaften ganz gut zu kennen, während ich noch nicht mal weiß, wo sich mein eigener Fachbereich überhaupt befindet^^ Wir haben also die anderen Leute auf dem Campus beobachtet und mir wurde zu fast jedem Prof ne lustige Geschichte erzählt. Letztendlich durfte ich auch einen kennen lernen, obwohl das echt irgendwie eine Begegnung der anderen Art war. Und zwar gibt es in den Geowissenschaften hier zwei deutsche Professoren, auf dich ich selbstverständlich besonders aufmerksam gemacht wurde. Einem der beiden wurde ich dann auch persönlich vorgestellt, in der Hoffnung, dass er sich über deutschen Besuch vielleicht freut, da sein Portugiesisch äußerst schlecht ist. Ich weiß gar nicht, wie ich den Typen beschreiben soll. Ein uralter, humpelnder Mann, der von Brasilianern angesprochen scheinbar nichts verstand, da er immer mit was irgendwie anderem geantwortet hat. Dazu mit einem SO schlimmen deutschen Akzent und so holprig, dass ich dachte er lernt erst seit ein paar Tagen die Sprache (tatsächlich ist er wohl schon um die 30 Jahre da...). Aber selbst auf Deutsch war er nicht kommunikativ, er wirkte total abgelenkt, in seiner eigenen kleinen Gedankenwelt gefangen und konnte kaum nen klaren Satz sagen. Und Freude über netten Besuch sieht in meinen Augen auch irgendwie anders aus. Total verrückt. Ich frag mich, wie der Mann hier durchs Leben kommt ohne Portugiesisch zu sprechen (denn nach meiner Erfahrung ist das eigentlich nicht möglich) und vor allem, wie kann der Studenten unterrichten? Der versteht doch bestimmt nicht mal, was die in der Prüfung aufschreiben! Also ohne mich selbst irgendwie loben zu wollen, aber mein Portugiesisch ist echt besser als das von dem. Vielleicht sollte ich auch mal überlegen, hier zu unterrichten....

Ansonsten ist mir der Umgang zwischen Studenten und Profs sehr positiv aufgefallen. Alle Profs grüßen ihre aktuellen und ehemaligen Studenten herzlich, es wird sich geduzt und mit Vornamen angesprochen, die Profs erkundigen sich nach aktuellen Ereignissen (über die sie offensichtlich bei jedem Einzelnen bescheid wissen)... insgesamt ein wirklich freundschaftliches Verhältnis. Davon könnten sich in Deutschland vielleicht mal ein paar Leute ne Scheibe abschneiden. Ich bin nun schon darauf gespannt, meine Professoren kennen zu lernen und zu sehen, ob sie zu mir genauso nett sind 😊

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