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Published: February 17th 2007
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Nachdem ich mir Chapada angesehen habe geht es ab ins Pantanal. Es hat sich kein weiterer Teilnehmer fuer meine Viertagestour ins Pantanal gefunden, so dass ich ganz alleine mit meinem "privaten" Guide Alex hinfahre! Juhu! Alex spricht sehr gut Englisch, er hat es aber niemals in der Schule gelernt, sondern es sich voellig selbstaendig beigebracht. Im Moment ist er auch gerade dabei sich Deutsch beizubringen. Er hat drei Jahre lang Biologie studiert und kennt alle Pflanzen und Tiernamen auf Portugiesisch, Deutsch, Englisch und in der Wissenschaftlichen Bezeichnung... Ausserdem ist er ein laessiger Typ, so dass es an meinem Guide nichts auszusetzen gibt.
Wir fahren die Transpantananeria bis zur Pousada Rio Claro runter von wo aus wir alle unsere Aktivitaeten starten werden. Ganz am Ende muessen wir vom Auto auf einen Traktoranhaenger umsteigen, weil einfach kein Auto durch diesen Sumpf durchkommen wuerde.
Hier treffen wir Tatiana, sie hat eine Zweitagestour bei einem anderen Veranstalter gebucht: wie der Zufall es so will ist sie auch in Erlangen zur Schule gegangen, so dass wir gleich etwas zu plaudern haben. Tatiana hat neben Deutsch auch Spanisch als Muttersprache, kann aber durch austauschen von Schluesselwoertern und abaendern der Endungen ein ganz brauchbares Portugiesisch hinkriegen,
oder Portignol, wie sie gesagt hat... Andere Backpacker die keine Spanisch-Muttersprachler sind, sind hier in Brasilien uebrigens ziemlich aufgeschmissen, denn sie verstehen nicht was gesagt wird. Obwohl die Brasilianer eventuell begreifen was der Spanisch sprechende Gringo zu sagen hat, fehlt der sprachliche Rueckkanal...
In den Fluessen im Pantanal gibt es fast ueberhaupt keine Stroemung und das Wasser hat eine tiefschwarze Farbe. Wenn ich meinen Blick nach vorne richte sehe ich wie sich die Baeume links und rechts neben dem Fluss fast perfekt im Wasser spiegeln, wenn ich nach hinten blicke sehe ich wie die Wellen die das Boot ins Wasser drueckt mit dem Bild der Baeume spielen. Ein Blick zur Seite offenbart die perfekte Symmetrie von Spiegelbild und Bild und wenn ich meinen Kopf umdrehe (was bestimmt sehr lustig aussieht), dann bin ich mir nicht mehr ganz sicher wo oben und unten liegt... Wenn das Boot langsamer wird und sich dem Ufer naehert und die Wellen langsam zur Seite schwappen hat man den Eindruck in einem See aus Quecksilber zu schwimmen. Es ist niemals leise hier, man hoert die ganze Zeit Vogelgezwitscher. Die Ufer sind gesaeumt von Eisvogelnaestern und zwischen den Baeumen fliegen die Voegel hin und her.
Mit blutigen Fleischstuecken als Koeder angeln wir nach Pirranhas. Im Moment ist nicht die beste Zeit dafuer, da das Wasser relativ hoch steht und sie genuegend Nahrung finden... Pirranhas werden durch Laerm angelockt und so klopfen wir gelegendlich mit unseren Angelruten aufs Wasser. Alex ist recht erfolgreich und zieht drei Pirranhas heraus. Bei mir fressen sie immer nur das Fleisch vom Hacken runter... Ganz am Ende ziehe ich sogar einen heraus, aber gerade als ich ihn mir schnappen moechte springt er in hohem Bogen zurueck ins Wasser. Als Alex einen Kaiman erspaeht, spiesst er einen Pirranha auf einen Stock und lockt das Reptil zum Boot. In hohem Bogen springt der Jacare aus dem Wasser und schnappt sich den Imbiss. Ich versuche es auch, bei wirkt es aber nicht ganz so beindruckend. Alex streichelt und spielt mit dem Kaiman... Das ist nicht ganz ungefaehrlich, sein Onkel - passenderweise Jaca genannt - hat ein Jacare einen Finger abgebissen... Als die Daemmerung einsetzt faerbt sich der Himmel Lila und wir geniessen eine ruhige Fahrt zurueck...
Abends essen Tatiana, Alex und ich zusammen ein Abendessen und anschliessend packt Alex die Gitarre aus. Er spielt und wir alle singen englische und brasilianische Pop-Songs... Alex
kannte sogar "Schnappi, das kleine Krokodil", "99 Luftballons" und natuerlich "Hier kommt Alex" von den Toten Hosen, beim Text gings allerdings etwas holprig zu... Anschliessend gehen wir zum Pool und singen und reden weiter... Ich glaube wir sind so bis 3 am morgen dort gehockt...
Am naechsten Tag, nach einem etwas verkaterten Fruehstueck, machen wir eine weitere Motorbootfahrt. Am Rand des Flusses sehen wir einen Falken auf einem Baum sitzen... Wir schmeissen einen Pirranha ins Wasser und beobachten, wie sich der Vogel auf seine Beute stuerzt...
Doch nicht nur auf dem Wasser gibt es viel zu sehen, wir machen auch einige Wanderungen durch das Sumpfgebiet. Der groesste Teil der Flache hier ist mit Gras bewachsen, aber es gibt aber immer wieder kleine Waeldchen in denen neben Schlangen, Jaguars, Tapiren und Aeffchen vor allem Mosquitos hausen. Ich habe schon gewusst dass man sich hier gut mit Insektenschutzmittel eindecken sollte, aber ich bin nicht sorgfaelltig genug vorgegangen: die Rueckseite meiner Arme habe ich nicht eingesprueht - die Mosquitos haben buchstaeblich ihre Chance gewittert und tausende haben mich gestochen. Das Blut floss meine Arme runter... Diese Muecken fliegen auch nicht weg wenn man mit den Armen herumwuchtelt oder sich mit der
Anhaenger festgebunden
Der Bolzen ist herausgesprungen, so haben sie den Anhaenger einfach festgebunden... anderen Hand naehert. Man kann also einfach mit der Hand ueber die Haut fahren und dabei alle Mosquitos zu Mus machen. Blutmueckenmatsch ist ekelhaft. Trotzdem lohnt es sich hier herumzulaufen denn man kann fantastisch Tiere beobachten und auch ueber die Pflanzen hat Alex viel zu erzaehlen. Zum Beispiel zeigt er Tatiana und mir eine Frucht die frueher von den Indianern in Ritualen verwendet wurde. Mit dem Saft der Pflanze bemalten sie ihre Gesichter und ihre Koerper. Der Saft der Frucht ist voellig klar, so wie Wasser, und die Zeichnungen werden erst einige Stunden spaeter sichtbar. Die Indianer bemalten sich nun und tanzten sich anschliessend einige Stunden lang in Extase und auf einmal erschienen die Malereien auf ihren Gesichtern.
Spaeter machen Alex und ich noch eine Reittour. Beim Reiten ist mir aufgefallen, dass Pferde eigentlich ein ziemlich fortgeschrittenes Transportmittel sind. Sie haben eine Einparkautomatik, koennen sich dank ihres Antriebssystems problemlos auch durch unzugaengliches Gelaende bewegen, sind sich ihrer eigenen Breite bewusst (aber sie wissen nicht wie gross und Breit der Passagier ist. Aber das ist technisch gesehen nur ein Offsetfehler in der Boundingbox) und verbrauchen als Treibsstoff nur unmittelbar hier im Pantanal vorhandenes Material... Oh Gott es muss paradiesisch sein,
hier ein Pferd zu sein. Einfach alles ist aus Essen! Stellt euch vor, der Boden ist mit Spaghetti bewachsen, die Fluesse sind aus Limonade, die Baume aus Schokolade, alle Blumen sind Suessigkeiten und Straucher sind aus frischem Gebaeck. So sieht ein Pferd das Pantanal! Und wenn es hungrig ist, muss es nur anhalten und etwas zu sich nehmen... Es war nicht immer leicht mein Pferd vom Essen abzuhalten.
Am Morgen des dritten Tages sahen sich Alex und ich von einem Ruderboot aus den Sonnenaufgang an. Der Sonnenaufgang war natuerlich schoen, aber das wirklich beeindruckende war, dass die Stille der Nacht von einem Moment auf den anderen von lautem Vogelgesang aufgefressen wurde - naemlich in dem Moment als die Sonne ueber den Horizont spaehte... Einfach unglaublich schoen...
Am Nachmittag machten wir noch mit einem Paar und ihren Kindern in einem VW-Bus einen Ausflug ueber die Transpantaneira, der einzigen Strasse hier im Norden des Pantanals. Manchmal kriegt man hier eine Annaconda zu sehen, da sich Repilien gerne auf den warmen Steinen der Strasse sonnen... Auch liegt die Strasse etwas hoeher als der Rest des Pantanals und so ist die Transpantaneira haeufig ein trockener Zufluchtsort fuer alle moeglichen Tierchen. Wir haben
leider nichts spektakulaeres entdecken koennen, aber immerhin haben wir viele schoene Voegel gesehen und einen tollen Sonnenuntergang geniessen koennen.
Das Pantanal ist auf jeden Fall eine Reise wert und man kann hier sicherlich sehr viel Zeit verbringen, denn es gibt eine Menge zu sehen. Vor allem fuer Vogelfreunde ist es wohl sehr interessant, denn es gibt wohl wenige Ort mit einer solchen Artenvielfalt.
OK: Das war's fuers erste mit Reiseberichten aus Brasilien. Ich habe noch einiges mehr zu schreiben, aber ich werde nicht mehr dazu kommen, da ich nur noch kurze Zeit hier bin und nur noch wenig Zeit habe. Wenn ich in Deutschland bin kommt der Rest!
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