Die Mineros von Potosi


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December 10th 2010
Published: December 10th 2010
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Es geht weiter Richtung Sueden. Mein naechster Halt war Potosi.
Die Stadt lebt einzig und allein von einem Berg namens Cerro Rico, der taeglich von 8000 Maennern auf der Suche nach Silber und Zink immer weiter durchloechert wird.

Als die Spanier 1545 am Berg Silber fanden, gab es kein Halten mehr. Potosi entwickelte sich zur groessten Stadt der westlichen Hemisphaere (groesser als Madrid oder Paris zu dieser Zeit).
Mit dem waehrend der Kolonialzeit gefoerderten Silber vom Cerro Rico, haette man eine Strasse von Potosi nach Madrid bauen koennen. Das Silber trug damit einen erheblichen Teil zum spanischen Staatshaushalt bei.
Man haette aber genausogut eine genau so lange Strasse mit den Toten bauen koennen, die in den Minen starben.
Die Spanier selber betraten den Berg nie, sondern liessen die indigene Bevoelkerung unter menschenverachtenden Bedingungen in den Minen schuften. Sieben Millionen Indigene starben unter den Konquistadoren im Berg.
Die Foerdermenge nahm jedoch irgendwann ab und Potosi verlor ein grossteil seiner Einwohner.

Auch nach der Unabhaengigkeit wurde weiter Silber und Zink gefoerdert. Die Erloese flossen allerdings in einige wenige Taschen der Minenbesitzer.
Als die Foerdermenge weiter abnahm, wurden die Minen "gnaedigerweise" der Arbeitern ueberlassen.
Seit den 90ern wird der Berg von einer Kooperative bewirtschaftet. Vier bis Sechs Mineros arbeiten in einer Gruppe auf eigene Rechung.

Die Arbeitsbedingungen haben sich leider in den 500 Jahren kaum veraendert. So wurde mir berichtet.
Davon musste ich mich natuerlich selber ueberzeugen. Also, der Berg ruft.

Ich habe dann eine von einem Ex-Minero organisierte Tour mitgemacht.
Wir sind dann einfach durch eine der 400 Eingaenge in den Berg gelaufen. Kontrollieren tut dort keiner.
Fortbewegung fuer Menschen ueber 1,60 m eher schwierig. Viel kriechen und rutschen.
Sicherheitsvorkehrungen gibt es keine, Luftzufuhr auch nicht. Ausser Presslufthaemmer gibt es keine Maschinen. Die Loren mit dem Gestein ( 1 t ) werden auf Holzschienen hinausgeschoben.
Ab und zu hoert und spuert man die Dynamitsprengungen (Dynamit konnte ich uebrigens vorher problemlos auf dem "Mercado de Mineros" kaufen. Wird gern als Geschenk angenommen, wenn man durch die Minen laeuft und mit den Mineros redet).

Die Maenner ueberstehen den Tag mit dem Kauen von Kokablaettern, welche Muedigkeit und Hunger betaeuben und Kraft geben.
Die Lebenserwartung eines Mineros betraegt ca. 50 Jahre (die meisten fangen mit 18 an).
Der Grossteil stirbt an Staublunge.
Bei Unfaellen wird nicht nach Verschuetteten gesucht, sondern nur fuer ihr Seelenheil beim "Diablo" gebetet.
Der Teufel ist der Gott der Mineros, da ihr Arbeitsplatz schon die Hoelle auf Erden ist.
Dem "Tio" wurden mehrere Statuen/Altare in den Minen gebaut, wo ihm Opfergaben gereicht werden um die Mineros zu beschuetzen: Kokablaetter, Zigaretten und ein 96 %iger (!!!!!) Schnaps den die Maenner nach der Arbeit trinken (Ich durfte mal nippen. Brennt einem wirklich alles weg, aber hat ueberrschenderweise noch Geschmack)

Also ein recht hartes, und wahrscheinlich kurzes Leben fuer einen monatlichen Durchschnittsverdienst von 400 $.

Ansonsten hat Potosi recht wenig zu bieten. Das Casa de Moneda war noch recht interessant, wo die Spanier das Silber zu Muenzen gepraegt haben. Die ganzen Maschinen sind noch erhalten.
Also Zelte abgebrochen und weiter nach Sucre.
Auf bald!


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