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Published: August 9th 2009
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Roadtrip von Salta nach San Miguel de Tucumán (mit Zwischenstopps in Cachi, Molinos, Cafayate und Tafi de Valle) Der argentinische Wein ist ziemlich schwer und nach unserem Abschiedsschlemmerabend in Salta, den wir mit Rotwein und Sex on the Beach gefeiert haben, brummt mein Kopf im Takt des Motors, als Chrissi am Montagmorgen unseren weißen Renault Kombi startet.
Chrissi ist aber fit und so begeben wir uns auf die Ruta 40 - eine Straße, die sich von der argentinischen Grenze zu Bolivien bis fast nach Feuerland 5000 km durch Argentinien schlängelt. Die Ruta 40 besteht teils aus Feldwegen, Schotterpisten, Wasserlöchern und manchmal auch aus asphaltierten Straßen. Den Großteil der Strecke kann man mit normalen PKWs befahren, gewisse Teile sind aber nur mit 4WD passierbar.
Als wir losfahren, kommen wir gleich auf eine Schotterpiste, unterbrochen von Wasserlaken, die so groß wie kleine Seen sind, wir fahren vorbei an Wasserfällen, mehrfärbigen Felsen, abenteuerlichen Brücken und plagen uns schön langsam mit maximal 30 km/h auf über 4000 Meter. Irgendwann zweigen wir von der „guten“ Straße ab und fahren einen (ein bisschen kriminellen) Feldweg entlang in den Nationalpark Los Cordones.
Christoph Kuhn, Korrespondent des Zürcher Tagesanzeigers schreibt in seinem Artikel
„Das große Talent, die Schwermut leicht zu nehmen“ im aktuellen MERIAN Argentina:
„(…) Die Natur hält Überraschungen bereit, die manchmal so spektakulär sind, dass sie den Reisenden die Welt vergessen lassen. Sie versetzen ihn in Tagträume, in denen die Realität und das Ersonnen tatsächlich miteinander verschmelzen. (…)“ Als wir bei einem kleinen Rastplatz Halt machen, klettere ich auf die umliegenden Felsen. Von dort aus hat man einen unglaublichen Ausblick auf die umliegende Felsenlandschaft des Nationalparks. Weit und breit ist kein Mensch, irgendwo blökt ein Schaf und als mir der Wind in die Haare fährt, schlägt mir mein Herz bis zum Hals…ich muss an Christoph Kuhns Text denken…hier vergisst man wirklich die Welt…
Nachdem wir stundenlang keine Menschenseele gesehen haben, können wir unser Glück kaum fassen, als unser Leihauto (bereits am ersten Tag!!!) streikt und wir hinter einem Felsen eine picknickende argentinische Großfamilie entdecken. Wir müssen ziemlich ratlos vor unserer offenen Motorhaube gestanden sein, denn ohne unser Zutun tummeln sich bereits nach kurzer Zeit zwei Familienväter, ein Großvater und ein paar Kids um unser Auto. Irgendwann kommt auch die Oma dazu, macht sich Sorgen, ob wir denn schon Mittag gegessen hätten und macht Fotos von uns und dem Auto.
Der Motor
Unsere Route von Salta nach Tucumán...
...ACA und YPF sind Tankstellen, die eingekreisten Ps wären die Polizeikontrollen :) ist überhitzt (kein Wunder bei der Straße und dem steilen Weg), die 3 Fachmänner bringen aber unseren Ventilator wieder in Gang und so können wir, nachdem wir unserem Motor eine Stunde Pause gönnen, wieder weiter fahren. Der Motor stirbt zwar noch ca. 4 Mal ab, aber wir bewahren die Ruhe (zum Glück hab ich ein bisschen bolivianische Lockerheit mitgenommen…) und fahren weiter bis zu dem hübschen Örtchen Cachi.
Dort funken wir gleich Ariel (der nette, mittelalterliche Señor, der uns das Auto vermietet) an und berichten von unseren „problemas“. Innerhalb weniger Minuten organisiert uns Ariel einen Mechaniker, der bereits über unser Problem bescheid weiß und innerhalb einer Stunde alles in Ordnung bringt - wir sind happy und feiern erstmal bei einem ordentlichen Abendessen 😊
Am nächsten Morgen machen wir uns topmotiviert auf, die Routa 40 weiter zu erkunden. Wir fahren 3-4 Stunden, ohne einen Menschen oder ein anders Auto zu sehen (der Feldweg, den wir fahren wäre ohnehin zu eng, um bei einem anderen Auto vorbeifahren zu können…), durch steinerne Meere, vorbei an Feldern mit haushohen Kakteen, durch Mondlandschaften und Esel, Pferde, Kühe, Ziegen und ein Wildhamster kreuzen unseren Weg. Die Straße ist dermaßen schlecht, dass wir nicht viel schneller
als 20 km/h fahren können.
Als wir in dem winzigen Kaff Molinos zum Mittagessen halt machen, läuft grünes, schaumiges Wasser aus der Motorhaube…was für ein Glück, dass wir gleich neben einem Mechaniker zu stehen kommen - momentan unsere bevorzugte Männergattung…
Irgendein Schlauch für das Motorkühlwasser hat einen Bruch (oder so) erlitten, also könnten wir beim Weiterfahren einen Motorschaden haben (nicht sehr empfehlenswert, in dieser Abgeschiedenheit…) Also rufen wir wieder Ariel an und erzählen von unserem „otro problema“. Kein Problem für Ariel - 5 Stunden später steht er mit einem neuen Leihwagen in Molinos - wir bekommen wieder das gleiche Auto - nur in dunkel (kann die Farbe leider nicht benennen...Chrissi meint es waere Antrazit...)
Nachdem wir so lange in Molinos gewartet haben, wollen wir nicht im Dunkeln durch die schöne Landschaft bis Cafayate fahren, also gibt uns Ariel das Auto gratis einen Tag länger und wir bleiben eine Nacht in Molinos - wir sind offensichtlich die einzigen Touristen hier, es hat nur ein Restaurant offen und wir sehen auch nur ein Hostel weit und breit…
Die nächsten beiden Tage verlaufen ohne Probleme. Die Landschaft verändert sich zunehmend - wir kommen in die Weingegend von Cafayate. Endlich kommen wir
auf Straßen, auf denen wir ein bisschen schneller fahren können, aber mehr als 60 km/h geht auch nicht…die Ruta 40 hat es wirklich in sich, mein rechter Fuß am Gaspedal zuckt schon auffällig 😊
In der Bodega (Weingut) de las Nubes testen wir uns durch diverse Weinsorten und kaufen natürlich auch gleich ein. Der Argentinische Rotwein ist sehr lecker - aber auch dementsprechend schwer 😊
Unsere Gourmetreise geht weiter, wir genießen lecker Lomos am Kaminfeuer in Tafi del Valle und entdecken ein Cafe mit dem besten Apfelkuchen der Welt.
Der letzte Tag mit unserem mittlerweile schon lieb gewonnenen Auto beginnt ganz gut - wir kurven durch grüne Landschaften, die uns ein bisschen an zu Hause erinnern. Wir unterhalten uns gerade darüber, wo und wann wir unser Mittagessen einnehmen wollen, als wir in eine unerwartete Polizeikontrolle geraten (zum Glück ist Chrissi gefahren, hab nämlich meinen Führerschein in Cochabamba vergessen - Ariel hat uns kurzerhand alle Polizeikontrollen auf unserer Strecke eingezeichnet und gemeint: „No hay problema!“)
Blöderweise entdecken die Polizisten aber, dass die Versicherung unseres Autos seit einer Woche abgelaufen ist…
Wir rufen wieder Ariel an…“tenemos otro problema…“ Diesmal siehts aber nicht so gut aus für uns. Ariel diskutiert ewig am
Telefon mit den Polizisten, das Auto wäre ja versichert, die Papiere sind aber in Buenos Aires. Er ist kurzzeitig auch ratlos, verspricht aber uns gleich wieder anzurufen. Wir hängen ca. eine Stunde bei der Polizeikontrolle ab, unterhalten uns mit den Polizisten über die Preise von Bier in Deutschland und befinden, dass dies eine adäquate Situation ist, um auf unseren eisernen Mannerwafferlvorrat zurückzugreifen.
Wie durch ein Wunder regelt Ariel alles, faxt die wichtigen Dokumente und so kommen wir doch noch rechtzeitig zum Mittagessen 😊
Wir fahren durch Villa Nougués, der Ort besteht ausschließlich aus geschätzten 20 Villen, stolpern beim viertgrößten Christo der Welt bei San Javier vorbei und gönnen uns dann ein ordentliches Autoabschiedsmittagessen. Nach dem Polizeischock haben wir extremen Hunger - aber wer konnte damit rechnen, dass das Milanesa, das ich bestelle, so groß ist, wie der Abdruck eines Elefantenfußes??? Chrissi ist stolz auf mich, weil ich ziemlich viel schaffe…aber unmöglich alles…(siehe Foto). Ich bin so voll, dass ich fürchte, nie wieder in meinem ganzen Leben wieder etwas essen zu können…ich schaffs genau bis zum nächsten Mittagessen 😊
Am Abend schlendern wir durch San Miguel de Tucumán, die Hauptstadt der Provinz Tucumán und geben ohne weitere Probleme unser Auto
ab.
Unser Roadtrip hat sich trotz der Pannen voll und ganz ausgezahlt, sonst hätten wie nie so viel von der Landschaft gesehen, hätten nicht überall stehen bleiben können, wo es uns gerade gefallen hat und gerade die Autopannen haben das ganze erst spannend gemacht 😊 Wir haben uns schnell an den Luxus gewöhnt, mobil zu sein und unsere Rucksäcke nicht immer herumschleppen zu müssen. Trotzdem freuen wir uns schon auf unser nächstes Abenteuer - eine 24 h Busfahrt zu den traumhaften Wasserfällen von Iguazú…
Hasta luego,
Clara
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