Januar - Juli 2016


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January 7th 2016
Published: January 7th 2016
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Das Neue Jahr faengt bei uns gleich mit einem echten Urlaubsabenteuerknaller an - wir werden in einem Canoe fuer drei Tage den Whanganui River hinunter paddeln. Wir sind aber nicht ganz allein, mit uns fahren noch 20 Freunde, 10 davon Kinder und Jugendliche!!! Der Plan ist, dass Tim und Linus zusammen in einem Boot sitzen (sozusagen eine Art Zwangstherapie, haha), Matt hat sich ein Kayak bestellt und ich werde mit meinen Freunden Douglas und dessen Sohn Fletcher einen Dreisitzer schaukeln. Jeder bekommt ein paar wasserdichte Faesser fuer's Gepaeck - die Jungs haben immerhin 7 Faesser in ihrem Canoe geladen, fast unsere ganze Habe!!! Am ersten Tag werden wir vom Canoe-Vermieter zum Fluss gebracht (1 1/2 Stunden Fahrt), nachdem die Canoes und Kayaks abgeladen und die Faesser verteilt und festgeschnuert sind gibts noch eine kurze Einweisung darueber, wie man denn eigentlich ein Canoe faehrt. Und dann gehts los. Ich soll steuern. Nach den ersten hundert Metern und ein paar 360 Grad Drehungen verwerfen wir diesen Plan. Ich werde zum paddeln eingeteilt. Die Jungs sind schon laengst ausser Sichtweite uuaaahhhh! Der Weg fuer heute ist der Laengste - 6 Stunden!!! Die gesamte Strecke ist aufgeteilt in 2-Stunden-Abschnitte, immer nach zwei Stunden gibt es einen Campingplatz zum Pause machen. Die ersten zwei Stunden vergehen auch ganz gut, alles ist noch unbekannt und aufregend. Fletcher ist ein echte Quasselstrippe und redet ununterbrochen von Bear Grylls (dem Ueberlebensexperten) und wie er plant einen Eel zu fangen (ein schlangenaehnlicher Fisch). Die zweite Etappe ist schon ein wenig schleppender, man muesste zwar nicht andauernd paddeln, aber wir wollen schliesslich irgendwann zum Endpunkt gelangen und der Fluss treibt uns einfach zu langsam. Meine Arme platzen nach vier Stunden paddeln!!! Fletcher bewegt sein Paddel nur noch zum Anschein und hinter mir Douglas ist auch immer wieder kurz vorm Eindoesen. Die zweite Pause wird sehr kurz, es ist immerhin schon spaet Nachmittag. Nach zwei weiteren Stunden Ueberwindung erreichen wir endlich unser Ziel fuer die erste Nacht, John Coull Hut Campsite. Da ist aber noch nix mit ausruhen!!! Die Canoes muessen entladen werden und alles den Hang hinauf zum Campingplatz gebracht. Danach natuerlich Zelte aufstellen und Essen kochen, nasse Waesche ausziehen und aufhaengen, Luftmatratzen aufpumpen und fuer die Nacht einrichten. Das mag ja alles eher nach einer Anstrengung klingen und nicht nach Urlaub - in einer Gruppe von Freunden geht das aber alles besser. Die Erwachsenen haben alle das ein oder andere Glaesschen mitgebracht und man hat mal hier ein Schwaetzchen und mal da. Nachdem alles sortiert und das Essen fertig ist, kehrt endlich Ruhe ein, wir sitzen zusammen, essen und trinken, die kids rennen frei umher (ja wie die Huehner durchs Gebuesch!), jedem brennen die Arme und sogar das Glas Wein wird zu schwer zum halten! Da gibts nur eines - austrinken und in den Schlafsack kuscheln. Das Kuscheln wird fuer mich eher zur Qual, meine Arme brennen so sehr dass ich um Mitternacht immernoch wach bin und erst nach einer Tablette schlafen kann! Der zweite Tag verspricht mehr Genuss - nur vier Stunden paddeln und ein paar Naturwunder am Weg. Ich muss noch erwaehnen, dass es bis zum Morgen unserer Tour fuer Tage in Stroemen geregnet hat. Seit wir auf dem Wasser sind, haben wir blauen Himmel und Sonne!!! Der Wetterbericht verspricht ein Fenster fuer drei Tage Sonne bevor das naechste Regengebiet kommt - genau drei Tage fuer unsere Tour, wenn das nicht Glueck ist!!! Zweiter Tag, Sonnenschein, Voegel zwitschern, Wasser rauscht, das Camp ist schon fleissig und grad als wir unsere Koepfe um 7 Uhr aus dem Zelt stecken, tragen andere schon ihre Faesser zum Laden zum Canoe. Naja, wir sind ja aber im Urlaub! Die Luft ist frisch und leider alles nass im Morgentau. Macht auch nix. Pfannkuchen und heisser Kakao zum Fruehstueck, alles einpacken, in die Faesser, umziehen in wassertaugliche Klamotten und ab zum Canoe. Die Jungs wollen heute ein Floss bauen - sie werden ihr Canoe mit einem anderen verbinden. Heute stehen keine Stromschnellen auf dem Plan, somit in Ruhe geniessen pur. Sonnencreme und Mueckenschutz werden stuendlich aufgetragen und trotzdem hat Tim rote Ohren, Linus eine rote Nase und meine Knie muessen heute ein wenig im Schatten bleiben. Der Whanganui River schlaengelt sich heute durch tiefe Schluchten, gruen mit Moos und Vegetation, rauschenden Miniwasserfaellen und gaehnenden Felsspalten. Fletcher redet immernoch, heute gehts um die Tiere in Neuseeland und wie die bloeden Opossums doch in Australien bleiben sollen. Douglas doest vor sich hin und manchmal muss ich schon ein wenig lauter rufen "rechts, mehr nach rechts!!!!". Nach zwei Stunden erreichen wir einen beruehmten Anlegeplatz, die Bruecke nach Nirgendwo. Die Geschichte erzaehlt, dass die Regierung Kriegsrueckkehrern ein Stueck Land im Wald versprochen hat, um ein neues Leben aufzubauen. Es wurde eine Strasse gebaut und bis zu 40 Familien begannen, den Wald abzuholzen um das Land zu kultivieren. Eine Bruecke wurde auch gebaut, jedoch noch bevor Fertigstellung wurde klar, dass das Land sich ueberhaupt nicht zum Kultivieren eignet und als die Bruecke fertig war zogen auch die letzten zwei Familien weg. Somit steht da mitten im Wald eine hohe Betonbruecke, die nichts verbindet. Heutzutage ist das die meistbesuchte Sehenswuerdigkeit in diesem Gebiet. Das ist wohl auch darauf zuruckezufuehren, dass man sie nur per Boot oder ueber eine stundenlange Wanderung erreichen kann. Fuer uns ist hier eine willkommene Abwechslung - nachdem die Arme ja moerderisch weh tun koennen wir mal unsere Beine benutzen und wandern zwei Stunden durch den Wald zur Bruecke und zurueck. Linus natuerlich nicht, der bleibt im Schatten beim Canoe zurueck zusammen mit den anderen Fusslahmen. Nach zwei weiteren Stunden paddeln, Natur bestaunen, von einem Canoe zum naechsten paddeln, essen, reden, Wasser spritzen (die meisten kids haben ihre Spritzpistolen dabei und somit bleibt keiner trocken!!!) zur Nachmittagsstunde erreichen wir unseren Campingplatz fuer die Nacht. Wieder heisst es alles ausladen und wiedermal alles einen steilen Weg nach oben zum Campingplatz bringen. Gleiche Geschichte wie gestern nur diesmal geht alles schneller, immerhin scheint noch die Sonne und jeder will ins Wasser!!! Erfrischt und einigermassen sauber wird zusammen gesessen, gekocht, getrunken und sogar getanzt! Mitten in der Nacht faellt eines der Opossums ueber unsere Muelltuete her und schiebt sie ueber die naechste Kliffkante ... naja das sortieren wir spaeter. Der dritte Tage verspricht viel Aufregung! Gleich am Start gibt es angeblich eine Stromschnelle und kurz vorm Pausenplatz nochmal eine groessere Stromschnelle. Nach der Pause erwartet uns ein Felsen im Fluss den wir unbedingt links angehen sollen, da sich schon einige Canoes um den Felsen "gewickelt" haben und das wollen wir ja nicht. Danach nochmal eine Stromschnelle und am Ende kurz vorm Ausstieg gibts die 50/50 Stromschnelle - das heisst die Haelfte unserer Canoes wird garantiert umkippen! Das ist natuerlich Anlass fuer wilde Spekulationen und Wetten, Strategien und Plaene darueber, wie man das am Besten angeht. Unser eher grosser Dreisitzer liegt zwar ziemlich stabil im Wasser, aber wir packen trotzdem alles in die Faesser (auch die Kamera, Wasserflaschen, Sonnencreme etc.) und schnueren alles extra fest ins Canoe. Die erste Stromschnelle ist schon aufregend und als wir nicht trocken aber immerhin in einem Stueck und immernoch ueber Wasser am anderen Ende rauskommen sind wir schon ganz schoen von den Socken. Die Jungs machen sich auch super - es sieht zwar so aus, als ob Tim am Ruder auch nicht wirklich weiss, was er macht, aber sie kommen heil am Ende raus! Nach einem ruhigen Stueck koennen wir schon von weitem das Rauschen der naechsten Stromschnelle hoeren aber auch mit "Hosen voll" gibts kein Zurueck. Wir paddeln wie die Weltmeister, weisse Wellenkronen links und rechts, Wellen rollen uebers Canoe, der Fluss schiebt uns an der Felswand entlang und um die naechste Kurve - und wir sind durch!!!!! Ich durchlebe das ganze Spektakel noch einmal als ich die Jungs beobachte, wie sie durch die Stromschnelle navigieren... oh Backe! Auch die beiden kommen gut ans Ufer! Als schon fast alle Canoes und Kayaks eingetroffen sind, Leute machen es sich gemuetlich zum Picknick und die Kayaker schaelen sich aus ihrem Spritzschutz, kommt doch ein Kayak Bauch oben dahergetrieben, drei Koepfe daneben ueberm Wasser... Da die Stroemung am anderen Ufer entlang treibt springen unsere vier Kayaker wieder in die Sitze und retten unsere Ungluecksraben. Im Schlepptau kommen die drei nun endlich auch ans trockene Ufer, das Canoe schwimmt mit allen Faessern drin aber Oberkante = Wasserlevel. Naja, das gehoert wohl dazu. Jeder ist jetzt natuerlich noch mehr aufgeregt darueber, was noch kommen wird... DIE 50/50!!!! Nach einem letzten Picknick machen wir uns auf den letzten Abschnitt unserer Reise. Innerhalb der naechsten zwei Stunden passieren wir so viele Stromschnellen und Felsen und Steine, ich kann nicht mehr auseinanderhalten, was jetzt nun was war. Die Jungs haben das einzigste blaue Canoe in der Gruppe und sind somit gut fuer mich im Auge zu behalten! Das andere Auge hab ich natuerlich in meinem Canoe. Was natuerlich gar nix hilft, wenn unser Ruder Douglas aus Spass eine andere Strecke waehlt - jeder vor uns faehrt rechts und wir links. Wir schrammen ueber Steine und Steine und noch mehr Steine. "Ich bin ja schliesslich kein Schaf - die folgen einander!" meint Douglas als ich mich beschwere. An zwei anderen Stellen bleiben wir mitten im Fluss (wegen dem niedrigen Wasserstand) auf Steinen stecken und Douglas springt raus um uns anzuschieben. Nach einer Stunde und einem Stueck superruhigem Wasser hoeren wir wieder das vielversprechende Rauschen einer grossen Stromschnelle! Wir sind ja nun trainiert und haben einen Plan. Als eines der ersten Canoes fliegen wir der Stromschnelle entgegen (man sollte versuchen, schneller als das Wasser zu fahren, so die Anweisungen). Senkrechte weisse Wellen zur Linken, unser Canoe dreht leicht rechts, sieht alles gut aus. Wir huepfen hoch und runter in unserer Schale und dann treffen wir eine weisse senkrechte Welle genau in der Mitte auf unserem Weg nach unten. Nicht wirklich optimal denk ich mir noch und eine Flut von Wasser waescht ueber uns. Wir sind ja aber immernoch oben, werden wohl ein wenig Wasser schoepfen muessen. Im naechsten Augenblick lehnt sich unser Canoe nach links, Fletcher dreht sich um und guckt mich an mit weit aufgerissenen Augen, ich lehn nach rechts und fuer eine scheinbar lange Weile (aber in echt nur fuer Sekunden) bilde ich mir ein, dass wir das noch retten koennen. Als die rechte Seite unseres Canoes senkrecht steht und ueberkippt, gebe ich diesen Gedanken auch auf und "gleite" ins Wasser. Das alles natuerlich inmitten der Stromschnelle mit Wellen rundherum. Fletcher laesst sein Paddel los und benimmt sich wie eine kleine Maus - was rette ich nun? Douglas zieht Fletcher am Kragen zu sich und somit kann ich meines und Fletchers Paddel halten. Das Canoe treibt ein Stueck vor uns und als ich die Leine unter mir spuere kann ich wenigsten am Canoe ziehen und wir ziehen alles in eine ruhige Bucht am Rand. Wow! Fletcher zittert wie Espenlaub und braucht wohl eine Pause auf einem der Steine am Rand. Nach ein paar aufmunternden Worten und wie tapfer er doch war und wie wir das alles super gut gemeistert haben hebt sich sein Stolz merklich und er kann nicht warten, bis wir wieder loskoennen. Da gibt es nur ein Problem, das Canoe ist voll Wasser. Douglas kuemmert sich um die Faesser, die zwar alle noch da, aber wild durcheinander geraten sind und ich beginne das Wasser auszuschoepfen mit einer aufgeschnittenen Milchflasche. Ich haette nicht gedacht, dass das so schnell geht - in ein paar Minuten sind wir wieder fit! Am anderen Ufer koennen wir noch einige andere Canoefahrer sehen, denen es wohl aehnlich ging. Weiter unten am Fluss ist nun auch der dritte Dreisitzer Bauch oben angestrandet... aber alle sind wohlauf und ausser zwei Hueten ist noch alles da. Ich weiss nun nicht so genau was ich von der naechsten Stromschnelle halten soll, schliesslich soll ja die 50/50 noch kommen. Wir sind zwar jetzt erfahren im Umkippen (und es ist nicht wirklich schlimm), aber andererseits hatten wir unseren Teil... Die Jungs uebrigends sind wiedermal heil durchgekommen! Mit gemischten Gefuehlen paddeln wir noch eine weitere Stunde... die Jungs experimentieren und drehen rueckwaerts mitten in einer Stromschnelle, ich denk die haben wirklich mehr Glueck als Verstand! Und dann ploetzlich kommt ein Schild "Pipiriki" das uns den Endpunkt unserer Reise ankuendigt. Na wie jetzt. Wo ist den der Felsen und die 50/50??? Im Nachhinein haben wir wohl alle alles abgemixt ... die Stromschnelle an der wir gekippt sind und so viele andere, war wohl die beruehmte 50/50! Von unseren 8 Canoes sind 5 gekippt, die Jungs waren unter den dreien, die es "trocken" durchgeschafft hatten! Kompliment! Die vier Kayaks hatten natuerlich keine Probleme. Nachdem alles wieder an Land gezogen, ausgepackt, umgezogen und auf den Anhaenger geschnallt war, sind wir mit dem Bus der Verleihfirma wieder zurueck gefahren. Ich habe gestern 8 Ladungen in der Waschmaschine gewaschen!!! Halleluja was fuer ein Abenteuer....

Heute sind Tim und ich nach Waimangu gefahren, dort gibts ein aktives geothermales Tal durch das man auf einem zweistuendigen Wanderweg spazieren kann. Diesmal hatten wir auch Freunde dabei - Karen mit Tochter Gina und Matt's Bruder Alastair mit seinen Toechtern Morgan und Hailey... Linus ist zu seinem Freund Russel nach Rotorua gefahren und somit mal fuer eine Woche gefluechtet!


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