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Adieu Florida – und damit Hitze, Schwüle und den kleinen Saugbiestern. Nein – nicht ganz. In Süd Carolina haben wir bei Columbia noch den Congaree Nationalpark als Joggingareal genutzt. Ein Feuchtgebiet mit schützenswerten alten Beständen von Laub- und Nadelhölzern. Eine 10 km-Runde, teilweise auf Holzstegen und über schmale Brücken, führte durch den Park. Wir hatten uns mit einem guten Repellent (Antimückenspray) vorher eingesprüht. Dennoch – ich sah, wie Hans einen ganzen Mückenschwarm hinter sich herzog. Ihhh…. Das ist bei mir bestimmt auch so! Also nichts wie Volldampf voraus. Pipi-Pause war nicht erlaubt – wäre eine schmerzvolle Erfahrung geworden. Unter ein bestimmtes Lauftempo durfte man auch nicht fallen, denn dann hockten sich die Saugviecher nieder und das bedeutete tausendfache Strafe. Es war eine schweißtreibende Angelegenheit. Danach testeten wir zum ersten Mal unsere neue Solardusche, die abgefüllt schon einige hundert Kilometer im Auto mitschwubberte. Mit viel Glück und ohne Mücken-Intervention auf freier Wiese waren wir wieder fit für die Weiterfahrt.
Nun besserten sich aber die Reiseumstände. Von Columbia ging es nach Nord Carolina zu den Great Smoky Mountains. Um die Berge sind große staatliche Wälder. Wir übernachteten im Pisgah Forest an einer Forststraße tief im Wald. Abends fing es an zu regnen.
Ein schönes Gefühl, im Trockenen zu sitzen. Wenn es auch ein bisschen unheimlich war. Denn rein theoretisch gab es ja Schwarzbären. Und es ist bestimmt ein Leichtes für die kräftigen Tiere, Eintritt in mein Zeltdasein oben im VW-Bus zu bekommen. Hans legte daher seine Trekkingstöcke bereit, um mich zu verteidigen – tapferer Hans. Meine Sorgen waren aber nicht tiefgehend, ich schlief bald darauf ein.
Der erste Tag galt der Erkundung der Great Smokies. Um ihn zu erreichen, benutzten wir den Blueridge Parkway (wörtlich übersetzt: „Blauer Gebirgskamm“). Kurioserweise ist der Parkway ein Nationalpark für sich und zieht sich von den Smokies/Nord Carolina bis zum Shenandoah Nationalpark/West Virginia über eine Länge von 780 km. Zugegeben – es ist eine bemerkenswerte Aussichtsstraße, die tatsächlich immer an der Bergkante entlang führt und parkartig wirkt. Ihr höchster Punkt liegt auf 1830 m Höhe. Der Beginn liegt in der Nähe des Eingangs zu den Smokies.
Wir besorgten uns im Besucherzentrum eine Wanderkarte und erhielten Tipps für Hikes und Joggings. Dann fuhren wir auf der einzigen Querpassage, der US 441, zum Newfound Gap, einem Einschnitt. Von dort ging es auf der Straße weiter zum Clingmans Dome, der höchsten Erhebung mit so um die 2060 m.
Der bekannte Appalachian-Hikingtrail führt auch über diesen Punkt und wir sahen zum ersten Mal einige unentwegte Backpacker, die sich auf die monatelange Tour gemacht hatten. Ich beneidete die Trekker nicht, denn in jenem Moment fing es schon wieder an zu tröpfeln. Die Hiker übernachten normalerweise im Zelt oder einfachen Sheltern, die aber auf einer Seite geöffnet sind. Da hilft nur eine große Plane….
Klar, dass die Smokies auch bejoggt werden mussten. War aber gemäßigter als gedacht. Unsere Runde auf dem Smokemont Trail führte uns auf etwa 9-10 km durch den frühlingshaften Laubwald. Fielen mir am Parkway noch die wilden Azaleen ins Auge, so sind es hier die Wildblumen, wie das Trillium oder Dreiblatt (siehe Bild), Hortensienbüsche oder auch der Dogwood-Baum (s. Bild). Schön muss es sein, wenn der Rhododendron erblüht, überall sieht man große Büsche.
Nachmittags sind wir dann ins Indianerreservat nach Cherokee gefahren. Ein nett gestaltetes Museum erzählt die traurige Odyssee des Stammes.
Die Cherokees zählten bei der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus (1492) zum zahlenmäßig mächtigsten Volk im Osten. Sie waren hauptsächlich im Süden der Appalachians beheimatet. Doch mit den Europäern kamen auch Krankheiten, wie Pocken oder Masern, die die Stämme dezimierten. Sie traten den Neuankömmlingen mit gemäßigter
Haltung entgegen – letztendlich wurden sie dennoch von den Weißen vertrieben.
Mit den Engländern gingen sie einen Pakt ein, gegen Erhalt von Waffen und Munition nichtenglische Weiße von ihrem Gebiet fern zu halten. Die Abhängigkeit vom Handel mit den Weißen (Kleidung, Waffen etc.) wurde immer größer. Intention der europäischen Mächte war, die Indianer sesshafter zu machen, um ihren Landverbrauch einzudämmen und Weiße anzusiedeln.
Auch im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775 – 1783) standen die Cherokee noch auf der Seite der Briten, die den Krieg verloren.
Der amerikanische Präsident Thomas Jefferson zeichnete 1802 ein Abkommen mit dem Staat Georgia. Die Cherokees sollten zwangsumgesiedelt werden. Dafür trat Georgia Land an die Staaten Alabama und Mississippi ab. Ein Aspekt kam dazu – Goldfunde auf Stammesgebiet. 1820 bildeten die Cherokees eine eigene Nation mit Selbstregierung, um sich zu stärken. Dennoch gab es gespaltene Haltungen. Ein Teil der Cherokees (die sogenannten westlichen Cherokees) stimmten der Umsiedlung zu und erhielten Land in Oklahoma. Der Rest widersetzte sich und reichte Klage vor dem Gericht ein. Letztendlich kam es trotz Zuspruch vom Obersten Gerichtshof dazu, dass die meisten Cherokee (18.000), von der Armee eskortiert, auf den Trail nach Oklahoma geschickt wurden (Trail of Tears – Pfad der Tränen). 4000
Indianer kamen dabei um.
Ein kleiner Stammesanteil konnte entkommen, das ist der heutige, in Cherokee angesiedelte, Eastern Band of Cherokee Indians.
Den Cherokees geht es heute vergleichsweise ökonomisch gut. Nähert man sich dem Ort Cherokee, so sticht das dominierende Casinogebäude ins Auge. Dies ist eine typische Einkunftsquelle für die Natives, wie die indianische Bevölkerung auch genannt wird. Auffällig sind moderne und aufwändig gebaute öffentliche Einrichtungen, wie z. B. auch das Museum.
Unsere Bikes kamen auf der US 129 zum Einsatz. Eine sehr kurvenreiche Straße (kann aber mit unserer Kyffhäuser Rennstrecke nicht mithalten) führt auf etwa 20 Kilometern am Südwestrand der Smokies entlang. Wir reihten uns in die Riegen der Motorradfahrer und Automobilisten ein, die die Straße bevölkerten. Nach 15 Kilometern wurden wir von der Polizei gestoppt und entschlossen uns zur Umkehr. Ein Kran hatte eine Stromleitung zu bergen. In der Nacht zuvor hinterließ ein Tornado eine Spur der Verwüstung mit umgeknicktem Strommast und zahlreichen entwurzelten Bäumen. Wie wir durch die Medien erfuhren, hatte besonders Alabama unter Hunderten von örtlichen Tornados zu leiden, die einen Blutzoll von 300 Toten forderten. Das waren in nur 12 Stunden die schlimmsten Unwetter seit 40 Jahren. Der Südosten der USA ist relativ schutzlos den
Wetterunbilden ausgeliefert. Kalte Polarwinde können ungehindert durch Bergketten auf die feuchtwarme Golfluft treffen.
Nächstes Ziel war der „Le Conte“, ein Gipfel knapp über 2000 m, der ein bisschen Harz-Erinnerung wachrief. Auf dem Alum Cave Trail ging es auf malerischem Pfad 8 km bis zum High Top, der uns eine Aussicht auf die sich weitläufig erstreckenden Smokies garantierte. 800 Höhenmeter brachten wieder etwas Hike-Kondition für vielleicht weitere Unternehmungen.
Zum Abschluss unserer Sportreihe kam wieder eine Bike-Tour dran. Der Cades Cove-Loop sollte uns vielleicht noch einen Blick auf die wilde Tierwelt in den Smokies erlauben. Und richtig – mit viel Glück erlebte ich einen etwa einjährigen Schwarzbären, der offensichtlich auf Suche nach der Mami war. So jedenfalls wertete ich sein Verhalten, als er sich suchend aufrichtete. Dann trottete er unverdrossen einfach über die Straße und verschwand im nahen Wald. Stolz zeigte ich Hans meine Aufnahmen. Er war auf Kriegspfad gewesen und hatte die 40 km Runde im Eiltempo zurückgelegt. Klar, dass man dann auch mal einen Jungbären übersieht…
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